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Gesundheit Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt

miriam
miriam
Mitglied

Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von miriam
Zwar gehöre ich nicht zu denjenigen die aus dem persönlichen Erlebnissen hier unbedingt gerne berichtet, tue es diesmal trotzdem, da vielleicht manche von Euch daraus einige Schlüsse ziehen könnten.

Am Sonntag vor zweieinhalb Wochen, bin ich in meiner Wohnung hingefallen, ein ganz schlimmer Sturz auf dem Rücken, der Schmerz hat mich vorübergehend unbeweglich gemacht.
Eine Nachbarin hörte mich schreien, verständigte ein gute Bekannte von mir die gegenüber wohnt und auch die Schlüssel zu meiner Wohnung besitzt – beide kamen sie also und verständigten den Notarzt.

Dieser rückte mit einer ganzen Truppe von Sanitätern an – man tat das was anscheinend Vorschrift ist: Notaufnahme ins Krankenhaus, leider eines welches sich zwar nah an meiner Wohnung befindet, doch gar nicht zu empfehlen ist.

In der Notaufnahme gab es nur eine sehr junge, m.E. unerfahrene Ärztin. Sie war die erste bei der ich feststellen musste, mit welchen Vorurteilen behaftet, sogar das medizinische Personal gegenüber älteren Leuten ist.

Ich schilderte ihr zum Beispiel über eine Grunderkrankung, sie fragte mich wann diese entdeckt wurde. Meine Antwort lautete:

- "Vor 30 Jahren."
Darauf die Ärztin:
-"Aha – und an das Datum können Sie sich wohl nicht mehr erinnern?"
Ich:
- "Doch, das war in Mai 1980!"

Da ich wegen des Schocks des Sturzes mich übergeben hatte, schloss die Ärztin daraus haarscharf, dass ich mit dem Noro-Virus infiziert sei.
Ich erwiderte ihr, dass dies nicht sein kann – und lieferte ihr Freihaus, alle Symptome die dagegen sprechen.

Die junge Medizinerin war zwar etwas erstaunt – verfrachtete mich aber trotzdem auf die Isolierstation.
(Hier angemerkt: ich habe 23 Jahre in der medizinischen Dokumentation gearbeitet, genau wie andere meiner damaligen Kollegen, haben wir uns durch das viele Dokumentieren bzw. das Erstellen von Informationen, eine gute Basis auf diesem Gebiet angeeignet).

Das Drama fing aber erst jetzt so richtig an: in meinem Quarantänezimmer, verfuhr man nach Vorschrift, und diese sagt anscheinend - ohne Ausnahmen zuzulassen - dass man dem Patienten gleich eine Infusion legen muss.

Ich wehrte mich und erklärte, dass man in meinen Armen, die beide Lymphödeme aufweisen, nicht einstechen darf – und schon gar nicht Infusionen legen kann, es würde ein Erysipel (Wundrose) dadurch entstehen.

Die sehr "angebrachte" Antwort auf diese zwar rein medizinische Erläuterung, wurde mit "Seien sich doch nicht hysterisch!" quittiert – und die Infusionsnadel samt Infusion, gelegt.

Ich hatte innerhalb einer Stunde das von mir prophezeite Erysipel – musste auch dann noch energisch darauf bestehen, dass die Infusion und die Nadel, entfernt werden müssen.

Inzwischen war die Nachtschwester anwesend, die versuchte den diensthabenden Arzt zu verständigen – und sollte mir dann von ihm ausrichten, "dass er sich nicht ans Bett des Patienten für jede Kleinigkeit begibt."

Dazu meine Anmerkung: ein nicht behandelter Erysipel, kann tödlich enden.

Ich wurde nach zwei Tagen entlassen, die Quarantäne war längst aufgehoben, man hatte mir sogar – dies Dank des sehr guten Stationsarztes – Antibiotika gegeben.

Als ich letzterem sagte, dass es sehr angebracht wäre das absolute Stiefkind der Medizin, also die Lymphologie sich anzueignen, gab mir dieser völlig Recht und wollte über die Möglichkeit einer internen Fortbildung nachdenken.

Was ist aber mein Anliegen bei diesem Thema?

- Wir müssen selber sehr gut Bescheid wissen über unsere Grunderkrankungen.
- Wir sollten es nicht zulassen, dass man uns – unter anderem im medizinischen Bereich – wie Ignoranten betrachtet bzw. behandelt.

Miriam


olga64
olga64
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von olga64
als Antwort auf miriam vom 23.12.2010, 17:03:08


- Wir sollten es nicht zulassen, dass man uns – unter anderem im medizinischen Bereich – wie Ignoranten betrachtet bzw. behandelt.Miriam[/color]

Wie wahr, liebe Miriam. Aber haben wir nicht frühzeitig gelernt zu kämpfen und werden es weitertun (und zwar auf allen Gebieten, wo uns etwas nicht gefällt)? Ihnen alles Gute und gute Besserung und fröhliche Weihnachten. Olga
Karl
Karl
Administrator

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von Karl
als Antwort auf miriam vom 23.12.2010, 17:03:08
Liebe Miriam,

zunächst ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, dass Du wieder zu Hause bist!

Deine Beobachtungen sind leider zutreffend. Ältere Patienten werden von jungen Ärzten oft sehr herablassend behandelt. Das sollten wir uns nicht gefallen lassen. Es ist auch wichtig, dass man über die verschiedenen Krankenhäuser in der Nachbarschaft informiert ist. Ich sollte mit meinem Sehnenriss auch zuerst in das nächst liegende Spital gefahren werden, habe aber ganz vehement auf der Uniklinik bestanden, weil wir dort immer gute Erfahrungen gemacht haben (was sich auch wieder einmal bestätigt hat). In einer Uniklinik besteht zudem der Vorteil, dass es für (fast) alles Spezialisten gibt, die bei Bedarf schnell gerufen werden können.

Ich wünsche Dir gute Besserung und entspannte, frohe Weihnachten!

Karl

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pippa
pippa
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von pippa
als Antwort auf Karl vom 23.12.2010, 17:28:02

Liebe Miriam,

nicht nur das Alter spielt eine Rolle, auch die Jahreszeit.
Wenn man nämlich das Pech hat, so gegen Jahresende als Notfall in ein Krankenhaus gebracht zu werden, dann kann es sein, dass die zuständige Abteilung aus Kostengründen einfach geschlossen wurde. Dann wird man nach qualvollen, weil schmerzhaften Stunden in der Notaufnahme in die nächst größere Stadt gefahren und alles geht von vorne los.
Nun soll mir mal einer erklären, wie man sich wehren soll, wenn man vor Schmerzen fast verrückt geworden ist. Im übrigen muss man sogar zwei Krankentransporte bezahlen, ob wohl man sich das nun weiß Gott nicht ausgesucht hat.

Ich freue mich sehr, wieder von dir gehört zu haben und wünsche dir gute Besserung und erholsame Festtage.

Pippa





miriam
miriam
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von miriam
als Antwort auf Karl vom 23.12.2010, 17:28:02
Danke Ihnen Olga - und danke dir Karl, lieben Dank auch an dich, Pippa

leider war ich machtlos in Bezug auf die Wahl des Krankenhauses, denn die Ambulanz hatte eigentlich ein anderes, sehr gutes Krankenhaus erst angesteuert.
Da war aber kein einziger Platz frei, auch nicht für Patienten die privat zusatzversichert sind.

Nun muss ich mich im Neuen Jahr mit meinem Hausarzt beraten, wie man dieses eine Krankenhaus in jedem Fall von der Liste streichen kann.

Zusätzlich ein interessantes Detail: als ich das Krankenhaus vor genau zwei Wochen verließ, entschuldigte sich der sehr gute Stationsarzt, dass er den Arztbericht (für meine beiden Ärzte und für mich), noch nicht fertig gestellt hat.

Dieser Bericht hat uns (die Ärzte und mich), noch immer nicht erreicht.
Der Grund liegt nah: wenn das Krankenhaus zugiebt, dass ein grober Fehler stattgefunden hat, riskieren sie einen Prozess.
Wenn sie die Wahrheit nicht sagen ... riskieren sie einen Prozess!

Dabei hatte ich den Stationsarzt zugesagt (aus eigener Initiative), dass ich nicht vorhabe rechtliche Schritte zu unternehmen. Und daran werde ich mich auch - aus Eigenschutz - halten.

Doch eines bleibt ihnen nicht erspart: wie der Bericht sich auch drehen und wenden wird, eine Gegendarstellung bekommen sie von mir ganz sicher.

Nochmals einen herzlichen Dank

Miriam
Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von Felide1
als Antwort auf miriam vom 23.12.2010, 17:03:08

Miriam,

anscheinend haben die Ärzte den hippokratischen Eid vergessen oder er gilt nicht mehr.

Gute Besserung Felide

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situ
situ
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von situ
als Antwort auf Felide1 vom 23.12.2010, 18:17:57
Ich muss leider beipflichten. Meine Mutter damals 85 Jahre alt hatte im Januar 2010 einen Schlaganfall und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Ich könnte einen Roman darüber schreiben was wir (mein Bruder und ich) dort erlebt haben. Jeden Tag war ein anderer AP an ihr. Es wurden 2 Darmspiegelungen vorgenommen und eine Untersuchung beim Frauenarzt. Und das bei einem Schlaganfall. Sie war gelähmt und musste künstlich ernährt werden. Jeden Tag war ein anderer Arzt (AP) zuständig und jeden Tag eine andere Auskunft über den Zustand. Wir mussten einen Platz im Pflegeheim suchen doch am nächsten Tag kam ein Anruf es sei doch nicht nötig da in den nächsten Tagen mit ihrem Tod gerechnet werden muss. Ein Tag später ein Anruf ob wir jetzt einen Platz im Pflegeheim gefunden hätten. Und so ging es weiter. Es war der Horror.
Im April ist meine Mutter dann nach 6 Tagen Aufenthalt in einem Pflegeheim verstorben. Ich habe von Ärzten und Krankenhäusern die Nase gestrichen voll.
uki
uki
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von uki
als Antwort auf miriam vom 23.12.2010, 18:09:32
Auch ich wünsche dir gute Besserung und trotz des Ärgers,
ein frohes Weihnachtsfest.

Liebe Grüße
uki
Michael
Michael
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von Michael
als Antwort auf miriam vom 23.12.2010, 17:03:08
Hallo Miriam,

mich würde mal interessieren warum du gestürzt bist. Nicht aus Neugierde, sondern mehr aus fachlichen Interesse. Schliesslich sollte man solchen Unfälle auch auf den Grund gehen. Es könnte auch eine versteckte Krankheit wie z.B. Schwindel dahinter stehen. Meiner Stiefmutter ist es vor vielen Jahren ähnlich ergangen. Sie wollte nachts auf die Toilette gehen und ist dabei schwer gestürzt. Nach ihren Angaben ist sie im Dunkeln über einen vorstehenden Teppich gestolpert. Die Folgen waren schlimm, zumal sie erst am Morgen von ihrer Nachbarin einer ärztlichen Versorgung zugeführt werden konnte. Ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt folgte, da sie schwere Prellungen an Schulter und Arm davon getragen hat. Das war dann der Auftakt zu mehreren schweren Stürzen in den nächsten Jahren, die zum Glück alle geheilt werden konnten. Die Ursache hat sich mir leider nicht erschlossen. Ich vermute aber Unachtsamkeit und Kreislaufprobleme.
Diese Vorkommnisse haben mich als Alleinstehender natürlich betroffen gemacht, da im Fall des Falles womöglich keine Hilfe zur Verfügung steht. Auch wir haben zwar ein Krankenhaus in unmittelbarer Nähe, doch hat dieses ebenfalls einen schlechten Ruf, wovon ich mich mehrmals überzeugen konnte.
Dazu kommt dass mir meist an Wochenenden oder Feiertagen etwas zustösst. Dann ist man auf die Notaufnahme der Krankenhäuser angewiesen und die ist dann meist überfordert oder unterbesetzt. So ist es mir erst letzen Sommer passiert, als ich mir den Fuss gebrochen habe. Allerdings hatte ich das Glück dass der Chefchirurg gerade Notdienst hatte.
Da man ja nicht jünger wird und sich solche gesundheitlichen Probleme sicher häufen, habe ich mir einen Notfallplan ausgedacht. Dazu gehört auch dass ich alle medizinischen Notrufnummern im Telefon speicherere
Auch eine gepackte Tasche mit allen notwendigen Utensilien für einen plötzlichen Krankenhausaufenthalt sollte man sich evtl. bereit halten. Wie sich gezeigt hat ist es oft dafür zu spät. Zusätzlich sollte man einen Zettel mit wichtigen medizinischen Informationen für die behandelnden Ärzte mit einpacken.
Das mag für einige von euch vielleicht übertrieben klingen, ist aber u.U. lebensrettend, zumal wenn man sich nicht mehr selbst äussern kann, wie z.B. bei einem Schlaganfall. Und den kann jeden von uns aus heiteren Himmel ereilen. Ich glaube das hat nichts mit Panikmache zu tun, sondern eher mit Vorsorge. Dazu gehört auch, so man hat, Angehörige zu instruieren, was im Notfall zu tun ist. Für Alleinstehende ist es natürlich schwieriger rechtzeitig Hilfe anzufordern, vorallem bei Krankheiten die einen ausser Gefecht setzen. Ein Notfallsender ist da oft die einzige Möglichkeit.
Doch will ich nicht schwarzmalen in dieser besinnlichen Weihnachtzeit und dir und allen Forumsteilnehmern weiterhin schöne und gesunde Tage wünschen!
LG
Michael









miriam
miriam
Mitglied

Re: Plötzliche Erkrankung im Alter – mit Krankenhausaufenthalt
geschrieben von miriam
als Antwort auf Michael vom 25.12.2010, 08:24:15
Danke dir Michael - vielleicht werde ich auf Einiges was du schilders, nochmals später eingehen.

Was mich betrifft: es gab keinen tieferen oder höheren Grund für meinen Sturz. Manchmal stolpert man ja über die eigenen Beine.

Doch grundsätzlich noch eines: dies war ja nicht das Thema dieses Threads.
Ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, wie man uns Ältere in dieser Gesellschaft einordnet – der Ausdruck wahrnimmt wäre hier fehl am Platze - bzw. welche Reaktionen aus diesen Vorurteilen entstehen.

Das eigene berufliche oder auch menschliche Unwissen, wird mit Leichtigkeit zur Seite geschoben, und im Falle der von mir hier geschilderten Gegebenheit, tritt die Autorität des weißen Kittels, der sogar Fehlentscheidungen zulässt. Und diese medizinischen Fehlentscheidungen, manche von ihnen auch Kunstfehler genannt, können fatale Konsequenzen haben.

Deswegen mein Hinweis: wir müssen über uns bzw. unsere Grunderkrankungen sehr gut informiert sein - und zumindest versuchen, uns gegen Behandlungsfehlern zu wehren.
Letztendlich ist die Zahl der Behandlungsfehlern als Todesursache, in Deutschland erschreckend: sie beträgt etwa 17.000 Fälle im Jahr.

Nun – dies sind alleine die so genannten Kunstfehler mit tödlichem Ausgang.
Über jene Fälle die nicht tödlich enden, habe ich jetzt keine statistischen Zahlen gefunden.

Miriam


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