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Gruppenbeitraege Vor 50 Jahren: Jahrhundertereignis "Seegförni" am Bodensee

luchs35
luchs35
Mitglied

Der Reiter über den Bodensee
geschrieben von luchs35
Eine solche Seegförni hat wohl Gustav Schwab zu folgendem Gedicht inspiriert. Kein Schüler rund um den Bodensee kam wohl darum herum, es auswendig zu lernen .

Der Reiter und der Bodensee
Der Reiter reitet durchs helle Tal,
auf Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.

Er trabet im Schweiß durch den kalten Schnee,
er will noch heut an den Bodensee;

Noch heut mit dem Pferd in den sichern Kahn,
will drüben landen vor Nacht noch an.

Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein,
er braust auf rüstigem Roß feldein.

Aus den Bergen heraus, ins ebene Land,
da sieht er den Schnee sich dehnen wie Sand.

Weit hinter ihm schwinden Dorf und Stadt,
der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.

In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus,
die Bäume gingen, die Felsen aus;

so fliegt er hin eine Meil und zwei,
er hört in den Lüften der Schneegans Schrei;

es flattert das Wasserhuhn empor,
nicht andern Laut vernimmt sein Ohr;
kein Wandersmann sein Auge schaut,
Der ihm den rechten Pfad vertraut.

Fort gehts, wie auf Samt, auf dem weichen Schnee,
wann rauscht das Wasser, wann glänzt der See?

Da bricht der Abend, der frühe, herein:
Von Lichtern blinket ein ferner Schein.

Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum,
und Hügel schließen den weiten Raum.

Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn,
dem Rosse gibt er den scharfen Sporn.

Und Hunde bellen empor am Pferd,
und es winkt ihm im Dorf der warme Herd.

"Willkommen am Fenster, Mägdelein,
an den See, an den See, wie weit mags sein?"

Die Maid, sie staunet den Reiter an:
"Der See liegt hinter dir und der Kahn.

Und deckt' ihn die Rinde von Eis nicht zu,
ich spräch, aus dem Nachen stiegest du."

Der Fremde schaudert, er atmet schwer:
"Dort hinten die Ebne, die ritt ich her!"

Da recket die Magd die Arm in die Höh:
"Herr Gott! so rittest Du über den See!

An den Schlund, an die Tiefe bodenlos,
hat gepocht des rasenden Hufes Stoß!

Und unter dir zürnten die Wasser nicht?
nicht krachte hinunter die Rinde dicht?

Und du wardst nicht die Speise der stummen Brut?
Der hungrigen Hecht' in der kalten Flut?"

Sie rufet das Dorf herbei zu der Mär,
es stellen die Knaben sich um ihn her;

die Mütter, die Greise, sie sammeln sich:
"Glückseliger Mann, ja, segne du dich!

Herein zum Ofen, zum dampfenden Tisch,
brich mit uns das Brot und iß vom Fisch!"

Der Reiter erstarret auf seinem Pferd,
er hat nur das erste Wort gehört.

Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar,
dicht hinter ihm grinst noch die grause Gefahr.

Es siehet sein Blick nur den gräßlichen Schlund,
sein Geist versinkt in den schwarzen Grund.

Im Ohr ihm donnerts wie krachend Eis,
wie die Well umrieselt ihn kalter Schweiß.

Da seufzt er, da sinkt er vom Roß herab,
da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.

(Gustav Schwab)


Diesem Gedicht widmete der Bildhauer Peter Lenk diese Statue, mit der er gleichzeitig des Schriftstellers Martin Walser gedachte



Der Reiter über den Bodensee

Luchs
anjeli
anjeli
Mitglied

Zum Glück hatte ich nicht das Vergnügen dieses Gedicht auswendig lernen zu müssen
geschrieben von anjeli
ist ja wirklich lang und nicht so leichte Kost.
Ich kenne es, es stand schon mal hier in der Gruppe im Fokus.
Luchsi, schön, dass du an das besondere Eisvergnügen für die Menschen erinnerst.

Auch am Niederrhein war der Rhein still. Es herrschten in dem Winter vor 50 Jahren Temperaturen bis zu 28 Grad minus.

Eiszeit am Rhein

Viele Menschen kamen an den Rhein, um sich dieses Eisspektakel anzusehen.

Es waren dort mehr Eistouristen als in der heutigen Zeit bei Hochwasser. Erstaunlich, denn soviele Autos gab es ja damals noch nicht.
So wurden 5 Busse, die im Stundentakt fuhren, eingesetzt, um die vielen Eistouristen an den Rhein zu fahren.
Viele Menschen sprangen auch von Eisscholle zu Eisscholle.
Über tötliche Unfälle gibt es keine Berichte.

anjeli
chris
chris
Mitglied

Ich erinnere mich auch an 1963
geschrieben von chris
In goggle hab ich auch noch Bericht über die kalten Winter
gefunden. Meine Mutter hatte immer von 1929 erzählt, wo es
auch sehr kalt gewesen sein muss.

Das Gedicht kannte ich auch, hab es wohl schon in
einem Bericht vom Bodensee gelesen.

Chris

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luchs35
luchs35
Mitglied

Stimmt Chris
geschrieben von luchs35
1929 war eine sogenannte Teil-Gfrörni, also muss es auch ein eisigkalter Winter gewesen sein. Auf dem Bild mit dem Denkmal ist das auch verzeichnet. Viele Flüsse und Seen gefroren zu, der Bodensee aber nur teilweise.

Als Ergänzung zum Gedicht von Gustav Schwab habe ich folgendes noch gefunden:

Historischer Hintergrund dieses Gedichtes:
Überliefert ist, dass am 5. Januar 1573 der Elsässer Postvogt Andreas Egglisperger mit seinem Ross den zugeforenen Bodensee nach Überlingen überquerte.

Hieran erinnert auch der 6 m hohe Betonbrunnen in Überlingen in der Nähe der Seepromenade "Der Reiter über den Bodensee" vom Bildhauer Peter Lenk

Robert Schuhmann (1810-1856) vertonte dieses Gedicht 1840 in C-Dur für Singstimme und Klavier


Luchs
Ich habe lange gesucht,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
ob ich im Netz nicht eine Vertonung des Gedichtes finde, aber war leider nichts zu machen.

Doch Peter Lenk ist mir inzwischen ein lieber Künstler geworden.
Er zeigt in all seinen Werken Satire und eine große Kreativität.
Ob jeder das mag, kann ich nicht sagen. Schließlich kann niemand es allen Recht machen.
Doch die Bodenseeanlieger haben diesbezüglich viel Mut bewiesen.

Bei diesem Reiter hat er das Pferd als sehr widerstrebend gearbeitet und das mit Kufen an den Füßen, die auf den zugefrorenen See hinweisen.

Für den Reiter hat er sich offensichtlich Martin Walser ausgesucht, der am Bodensee in Nussdort wohnt.
Dieser hat ihm das, nachdem was man lesen konnte, nie wirklich verziehen.

Wer auch die Blogs über Konstanz gelesen bzw. die Clips angeschaut hat, findet dort noch die Imperia, den Kaiserbrunnen sowie den Laubebrunnen, von den Konstanzern "Triumphbogen" genannt und in Meersburg die Magische Säule.

Auch diese sind Satire pur.

Ich erinnere mich noch genau an den Winter 62/63. Es war furchtbar kalt und die Frage, ob die Kohlen reichen würde, ob noch einmal bestellt werden müssen und die extrem in die Höhe gestiegenen Preise für Kohle und Öl.
Es wurde viel auch noch mit aufzufüllenden Ölöfen geheizt.

Der Rhein zwischen Emmerich und Köln und der Duisburger Hafen war zugefroren.
Die 3 Eisbrecher hatten viel zu tun und warfen bis zu 25 cm dicke Eisschollen auf.

Ich setze hier einmal den Link des Kölner Stadtanzeigers mit den Berichten zu dieser Lage ein.

Danke Luchsi, dass Du diese Erinnerungen wieder hochgeholt hast.
Es tröstet mich sehr, dass es heute morgen um 7.30 Uhr in Freiburg "nur" - 10° auf meinem Balkon waren.

LG Meli

Kölner Stadtanzeiger
luchs35
luchs35
Mitglied

Der einen Freud - der andern Leid : Die Wasservögel litten
geschrieben von luchs35
Meli, die Erinnerungen sind rund um den Bodensee noch sehr lebendig. Im Momemt ist die Seegfrörni durch das 50-Jahrjubiläum brandaktuell. An mehreren Orten gibt es Ausstellungen und Zeitzeugen erzählen von freudigen, aber auch traurigen Erlebnissen.

Das habe ich noch beim Herumstöbern im Zusammenhang mit der Seegfrörni gefunden. Die Wasservögel werden bei dieser Naturkapriole weniger erfreut gewesen sein.

Die Wasservögel (Möven, Blesshühner, Schwäne und seltene Wildenten) drängen zu den immer kleineren offenen Wasserstellen, frieren fest und finden keine Nahrung mehr. Bei der Seegfrörne von 1963 wurden in der Umgebung von Konstanz die Wasservögel durch Tierfreunde, den Konstanzer Tierschutzverein, die Wasserschutzpolizei, Freiwillige Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, die Polizei, das Konstanzer Tiefbauamt, die Mannschaften der Fähre und durch Geschäftsleute gefüttert, gerettet und untergebracht. Die Jägervereinigung Konstanz versorgte aus dem Flugzeug, die Bundeswehr von Hubschraubern aus die Vögel mit Futter
geschrieben von Wiki:


Eine Vertonung des Gedichtes habe ich auch nicht gefunden. Wahrscheinlich stoßen wir eher mal zufällig darauf.

Luchs

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luchs35
luchs35
Mitglied

Rorschacher Aktion
geschrieben von luchs35
Ergänzend soll auch gesagt werden, dass es die Rettungsaktionen für die Wasservögel nicht nur auf der Deutschen Seite gab, auch entlang des Schweizer Ufers wurden breite Hilfsaktionen gestartet , wie aus dem nachstehenden Link aus Rorschsch hervorgeht.

Mir fiel in dem Zusammenhang auch wieder aus der Erzählung meiner Meersburger Schwiegermutter ein, dass sie bei ihren Spaziergängen auf dem zugefrorenen See immer einen kleinen Sack mit Futter dabei hatte.

Mit den kleinen Privataktionen zeigte die Seebevölkerung auch ihre Verbundenheit mit den vertrauten Wasservögeln.

Luchs
Ich hatte ja einen Spaziergang an den See gemacht,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als ich den Fasnetsumzug fotografierte und dabei auch die vielen Möwen gesehen, die in der Sonne saßen und dann schlagartig aufstiegen.

Es wurde auch da bereits gefüttert, doch davon wollte ich keine Bilder, denn Enten und Schwäne habe ich schon reichlich.

Doch der Flug der Möwen begeistert mich in seiner Eleganz immer wieder.

Meli

Möwen
luchs35
luchs35
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Möwen sitzen auf meinem Hausdach - rätselhaft
geschrieben von luchs35
In den letzten Tagen saßen bei uns jede Menge Möwen ringsum auf den Hausdächern. Ich habe schon überlegt, ob sie Futter suchen und dabei einfach vom Bodensee her dem Rhein abwärts folgen oder ob es bei uns einfach etwas wärmer als am See ist, obwohl es nur etwa 10 km landeinwärts sind.

Ich freue mich immer, wenn ich sie so elegant ansegeln sehe.
Dein Video, Meli, hat das auch schön eingefangen.

Luchs
luchs35
luchs35
Mitglied

Es ist vorbei
geschrieben von luchs35
Der Winter 2012/13 hatte zwar eine eisige Faust, trotzdem gefor der Bodensee nicht zu. An seichteren Stellen bildeten sich dünnere Eisschichten, zu schwach, um den Menschen die Freude eines Spaziergangs auf dem Eis zu machen. Vor allem wird sich diese "Seegfrörni" nur noch jenen als besondere Erinnerung einprägen, die sie miterlebt haben.

Die Möwen jedenfalls freuen sich, dass sie die Schiffe und Fähren begleiten konnten. Ob sie wohl in ihren Instinkten ahnen, welche Katastrophe für sie ein Winter wie 1963 gewesen wäre?



Aber auch die Menschen hatten diesen Winter Spaß an den Seevögeln, die so manches Brotbröckchen im Flug erhaschen konnten. Auf Schiffen, Fähren und Booten haben nicht nur Kinder ihr Vergnügen, hungrigen Vögeln Futterhäppchen zuzuwerfen. Kein Wunder werden die Wasserfahrzeuge nur zu gerne von den Möwen und lautem Gekreische begleitet.



Luchs

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