Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.10.2019, 15:58:09

Es ist ja nicht so, dass ich dann nie mehr was über das Thema erfahren habe, sondern mich würde die Antwort auf meine Frage interessieren, die ich da unten gestellt habe.

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 28.10.2019, 16:13:58

nun ich dachte, Ausüge aus Geschichstbüchern der DDR, die zum Unterricht verwendet wurden, geben da die ehrlichste  Antwort

olga64
olga64
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von olga64
als Antwort auf Monja_moin vom 27.10.2019, 16:38:50

Ich erlebte das ähnlich wie Monja.
Auf dem Gymnasium, das ich ab 1954 besuchte, waren andere, jüngere LehrerInnen als in der Volksschule,d eren Personal sich grossenteils noch aus Nazi-Beständen rekrutierte.
Geschichte war ein sehr wichtiges FAch und mich hochinteressant, weil ich dadurch (bis heute) lernte, dass alles in einem Zusammenhang steht.
Es wurde auch viel über die Nazizeit und die Verbrechen an Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen usw. im Unterricht gesprochen.
Auch das Buch von Anne Frank las ich damals und insbesondere das SChicksal der Geschwister Scholl und deren Freunden war wichtiger Bestandteil. Wie wurden ja auch in München aktiv und hier hingerichtet.
Ferner erfolgte zu dieser Zeit auch der obligatorische Besuch im KZ Dachau, was für mich und mein weiteres Leben prägend war.
Schlimm habe ich nur in Erinnerung, dass zu Hause keine Möglichkeit bestand, sich mit den Eltern auseinanderzusetzen, auch deshalb, weil diese noch in diesem Nazitum verhaftet waren und irgendwann auch rumlästerten, wie sich die Verhältnisse an deutschen (bayerischen) Schulen veränderten.
Da ich aber innerhalb der Verwandtschaft einen Opa und einige Tanten hatte, die das ganz anders sahen, stellten meine Eltern auch ihre Hetze irgendwann ein, zumal mein Vater dann 1959 recht plötzlich verstarb. Olga


Anzeige

pippa
pippa
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von pippa
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2019, 16:30:53

Auch in meinen Schulen wurde das sog. dritte Reich totgeschwiegen.

Doch in meinem Elternhaus saugte ich das Wissen darüber fast mit der Muttermilch auf.
Selbstverständlich las ich das Tagebuch der Anne Frank und auch die weiße Rose. Ich besuchte das Theaterstück Anne Frank, was mich lange Zeit verfolgte.

Auch war ich ab meinem 6. Lebensjahr in den „Falken“ (Jugend- und Kinderorganisation der SPD).
Aus diesem Grund herrschte bei mir bereits als Kind kein Mangel an politischem Wissen, was meine Lehrer (manche noch Überbleibsel aus eben jenem Reich) manchmal zur Weißglut brachte.

Bis heute glaube ich, dass das „Nichtwissen“ gewollt war, jedenfalls in der Nachkriegs-BRD.
Pippa
 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von olga64
als Antwort auf pippa vom 28.10.2019, 17:23:26
 
Bis heute glaube ich, dass das „Nichtwissen“ gewollt war, jedenfalls in der Nachkriegs-BRD.
Pippa
 
Auch ich denke so. Kein Wunder, das war ja eine Generation wo alle behaupteten, keine Nazis gewesen zu sein, nie etwas von den abgeführten Juden gesehen zu haben usw.usw. Solche Leute hatten sicher auch grosse Scham und einen sehr ausgeprägten Verdrängungsmechanismus im eigenen Leben.
Aber dann kam ja die aufmüpfige Generation der 68er, die mit diesen Eltern abrechnete. Oft zu einem hohen Preis: viele von uns waren dann bis zum Tod der Eltern auf Distanz zu ihnen, weil sie sich nicht damit abfinden konnten und wollten. Olga
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von dutchweepee
Zum wiederholten Mal in diesem Jahr haben im Elsass Unbekannte einen jüdischen Friedhof in schockierendem Ausmaß geschändet. Von einer Welle antisemitischer und rassistischer Handlungen ist die Rede.
  • Schmierereien auf dem Friedhof von Westhoffen  | Foto: Präfektur Straßburg
    Schmierereien auf dem Friedhof von Westhoffen Foto: Präfektur Straßburg

Auf dem israelitischen Friedhof von Westhoffen, eine halbe Stunde von Straßburg, wurden am Dienstag auf 107 Gräbern Hakenkreuze und die Zahl 14 entdeckt. Unter Neonazis steht die Zahl für "Auf Deutschland". Unter englischsprachigen Rechtsextremen steht sie auch für einen suprematistischen Slogan aus 14 Wörtern.

Ähnliche Schmierereien befanden sich am Dienstagvormittag auch am Rathaus und der Synagoge von Schaffhouse-sur-Zorn, das weiter nördlich liegt. Den Behörden zufolge dürften beide Taten in Zusammenhang stehen: Zunächst waren die Schmierereien in Schaffhouse-sur-Zorn entdeckt worden. Dort fanden sich Hinweise auf die Tat in Westhoffen.

Quelle: Unbekannte schänden mehr als 100 jüdische Gräber im Elsass

Anzeige

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Fast 20 Jahre prangerte in Berlin Charlottenburg auf einer Bodenplatte mitten auf dem Walter-Benjamin-Platz ein Zitat des Antisemiten und Faschistenfreundes Ezra Pound
Der US-Amerikaner siedelte 1908 mit seiner Frau über nach Venedig, pemdelte fortan zwischen Italien und den USA - er 1972 in Venedig.Er unterstützte Mussolini und die italienischen Faschisten. Pound blieb auch nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Italien und verbreitete über Radio Rom antiamerikanische, rassistische und antisemitische Propagandareden. Pound macht die Juden für die Herrschaft des Wuchers, lateinisch usura, verantwortlich. „Der Jude“, der internationale und amerikanische Kapitalismus, hatte nach seiner Meinung auch den Zweiten Weltkrieg verursacht. 1938 wurde er in die American Academy of Arts and Letters gewählt.

Der fragwürdige Spruch, der da in Berlin auf der Steinplatte prangerte . lautet:

„Bei Usura hat keiner ein Haus von gutem Werkstein. Die Quadern wohlbehauen fugenrecht, dass die Stirnfläche sich zum Muster gliedert.“

Usura (lateinisch für Zinswucher) spielt auf das unheilvolle Klischee von den Juden als „Wucherern“ an.
Lange hat man über die Entfernung dieser Steinplatte debattiert. Nun wurde die Platte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entfernt. Von wem? Eine Investmentgesellschaft soll sie entfernt haben ...

r ...



Der Architekt des Platzes, Hans Kollhoff, hatte den Vers als Kunst am Bau entworfen, mit der er seine Wertschätzung einer tradtionellen Bauweise kommentieren wollte. Schon zur Eröffnung im Jahr 2000 stand der Walter-Benjamin-Platz wegen seiner neoklassizistischen Gestaltung und den Anklängen an die Architektur des Totalitarismus der 30er-Jahre in der Kritik. Den Vorwurf, hier ein antisemitisches Zitat verbaut zu haben, hat jedoch Kollhoff zurückgewiesen. Das Architekturmagazin „Arch+“ hat den Platz im vergangenen Jahr in einer Ausgabe zu „Rechten Räumen“ als einen von vielen Orten in Europa identifiziert, die totalitären Herrschern huldigen oder neu-rechten Mythen öffentlichen Raum bieten.
(Quelle: WELT.DE)

Walter Benjamin war Sohn aus einer assimilierten jüdischen Familie und wurde 1892 in Charlottenburg geboren. Er war ein deutscher Philosoph, Kulturkritiker und Übersetzer der Werke von Honoré de Balzac, Charles Baudelaire und Marcel Proust. Als undogmatisch positionierter Denker wird er durch die enge Freundschaft zu Theodor W. Adorno zum assoziierten Wirkungskreis der Frankfurter Schule gerechnet.. Im Berlin. Zu Beginn der 1930er Jahre verfolgte Benjamin gemeinsam mit Bertolt Brecht publizistische Pläne und arbeitete für den Rundfunk.  1933 emigrierte er vor den Nazis fliehend nach Paris.

Benjamin wurde später für drei Monate mit anderen deutschen Flüchtlingen im Lager Château de Vernuche in Varennes-Vauzelles interniert.Nach der Rückkehr aus dieser Haft im November 1939 schrieb Benjamin seinen letzten Text, die Thesen Über den Begriff der Geschichte. Benjamin flüchtete nach Lourdes, von wo er zunächst weiter nach Marseille reiste, bevor er im September 1940 mit Hilfe von Lisa Fittko den Versuch unternahm, nach Spanien zu gelangen und von dort über Portugal mit seinem USA-Visum auszureisen.
Im spanischen Grenzort Portbou, wo er trotz erfolgreichen Grenzübertritts die Auslieferung an die Deutschen noch immer befürchtete, nahm er sich in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 das Leben. Die wichtigste Quelle für seinen Suizid ist die mündliche Überlieferung des Abschiedsbriefs an Theodor W. Adorno, den er seiner Mitflüchtenden Henny Gurland diktierte. Den Gefährten wurde auf seinen Tod hin die Weiterflucht ermöglicht. Hannah Arendt berichtete Gershom Scholem in einem Brief vom 17. Oktober 1941 über Benjamins letzte Monate wie auch seinen Tod und erwähnte, Benjamin habe ihr gegenüber wiederholt Selbstmordabsichten geäußert.
 

Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Monja_moin

Alltäglicher Antisemitismus, Rassismus , Verbreitung von Haßparolen gibt es leider überall.
Auch hier bei uns.

So laß ich heute auf der Onlineseite unserer Gemeindeverwaltung, daß der oder die Täter gesucht werden, welche aktuell einen Gedenkstein an die Opfer des NS- Militärjustiz auf Sylt mit Haßparolen besprüht haben.

Die Ziffern 1312 sind deutlich zu lesen.
So steht z. B. die Zahl 1312 für das Akronym A.C.A.B. (englischer "All cops are bastards", übersetzt: "Alle Polizisten sind Bastarde" oder sinngemäß "Alle Bullen sind Schweine".)
Es handelt sich um Parolen, die besonders gerne unter Autonomen, Skinheads, Hooligans, Ultras und Personen mit fremdenfeindlichem, neonazistischem Gedankengut verwendet werden.
 
Ein Foto davon befindet sich auf dieser Seite.
Ich stelle nur den Link ein, ohne Bild, weil ich nicht weiß wie es sich mit dem Copyright verhält.

Haß- Parolen


Das gerade jetzt, wo in fast allen Medien an den Holocaust  und insbesondere die Befreiung von Ausschwitz erinnern wollen (oder gerade deshalb?)

Monja.

olga64
olga64
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von olga64
als Antwort auf Monja_moin vom 30.01.2020, 18:40:03

Ich erinnere mich, dass der Spruch "all cops are bastards" schon v or Jahrzehnten aus den USA zu uns rüberschwappte und wunderte mich schon damals, dass er besonders gerne von sich links bezeichneten Typen verwendet wurde, die ja ansonsten sich auch gerne gerade durch ihren Hass auf das kapitalistische Amerika auszeichneten. Aber vielleicht wussten sie gar nicht, wie dieser Begriff übersetzt wird und schlugen einfach mal zu, weil die cops so günstig im Wege standen.... Olga


Anzeige