Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik "Beamtenherrschaft" in Deutschland

Innenpolitik "Beamtenherrschaft" in Deutschland

schorsch
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hanspeter65 vom 04.01.2019, 16:33:32

Bitte nicht vergessen: Es gab Jahrhunderte lang keine Rechte für Knechte, Bergarbeiter, Fabrikarbeiter und andere "Leibeigene". Erst durch Gesellen-Vereine wurden Gewerkschaften möglich. Das Ziel war stets die Besserstellung der Lohnabhängigen. Es stimmt schon, dass die Gewerkschaften in den Boomjahren zu einer Macht kamen, die mittels Streikaufrufen ihre Lohnforderungen durchsetzen konnten. Ohne dieses Sich-wehren wären die oben Genannten immer noch "Unterhunde".

Von der Seite der Unternehmer her wäre es wünschenswert, jeweils ein Arbeitslosen-Reservoir von etwa 15 % der Arbeitsfähigen zu haben, damit sie, wenn ein Angestellter mit Lohnforderungen kommt, argumentieren können: "Wenn es dir nicht passt kannst du gehen; draussen warten 1 Million Arbeilslose!"

olga64
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf schorsch vom 04.01.2019, 16:56:42

So ist es, Schorsch - aber es hat sich viel geändert.
Auch aufgrund des demographischen FAktors werden die Arbeitslosen immer weniger und die freien Stellen immer mehr.
Und immer weniger werden Mitglieder in den Gewerkschaften, was auch dazu führt, dass sich immer mehr Betriebe aus den Tarifgemeinschaften verabschieden.
Auch das passt zu der heutigen Gesellschaft, wo insbesondere junge Menschen in ihren Start-up`s völlig losgelöst sich selbst ausbeuten und keinen Gedanken an eine Solidarität mit anderen verschwenden, keine Vorsorge für ihr Alter betreiben und oft nicht mal krankenversichert sind (wobei sie dann im Ernstfall wieder die Solidarität der anderen benötigen und abrufen).
Olga

ttrula
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von ttrula
als Antwort auf olga64 vom 04.01.2019, 17:03:13

Auch das passt zu der heutigen Gesellschaft, wo insbesondere junge Menschen in ihren Start-up`s völlig losgelöst sich selbst ausbeuten und keinen Gedanken an eine Solidarität mit anderen verschwenden, keine Vorsorge für ihr Alter betreiben und oft nicht mal krankenversichert sind (wobei sie dann im Ernstfall wieder die Solidarität der anderen benötigen und abrufen).
Olga
Sofern jemand nicht illegal unangemeldet mit Steuernummer eine Selbstständigkeit betreibt, gilt in Deuschland seit 2009 folgendes:

Pflicht zur Krankenversicherung für alle
Grundsätzlich besteht für alle eine allgemeine Krankenversicherungspflicht in Deutschland und dies unabhängig von der Berufs- bzw. Personengruppe:
Grundlage der Regelung zur Krankenversicherungspflicht bildet die Zuordnung zum jeweiligen Krankenversicherungssystem. Für Personen ohne gültigen Versicherungsschutz erfolgt diese Zuweisung aufgrund der letzten Zugehörigkeit zu einem der beiden Krankenversicherungssysteme. So sind Betroffene verpflichtet, sich privat absichern zu lassen, sofern sie zuletzt Mitglied in der Privatvorsorge waren. Wer noch nie Mitglied einer Krankenkasse war, wird in dem System versichert, dem er aufgrund des ausgeübten Berufs zuzuordnen ist (auch Rentner und Studenten). Nach der Krankenversicherungspflicht für Selbständige, Freiberufler und Beamte werden diese Berufe beispielsweise der privaten Krankenversicherung zugeordnet.

Da man die Versicherung nachweisen muss, ist es schwierig, unversichert zu bleiben.
Wer erwischt wird, und das sind in der Regel nicht legal Selbstständige, muss saftig hohe Beträge  nachzahlen.

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olga64
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf ttrula vom 04.01.2019, 17:14:10

Glauben Sie wirklich ,dass die Schilderung der theoretischen Gegebenheiten irgendjemand hilft?
Weshalb sind immer mehr Ärzte in ihrer Freizeit in Bussen unterwegs, um denen (kostenlos)  zu helfen, die keine Krankenversicherung haben? Das sind dann Solo-Selbstständige und Obdachlose, die kein Hartz IV beantragt haben (denn sonst bezahlt ja der deutsche Steuerzahler auch die Krankenversicherung).
Wem oder was soll dann hier jemand etwas nachweisen?
Die Nachzahlung von Beiträgen an die KV aus früheren Zeiten wurde entschärft, weil diese ja oft der Hauptgrund sind, dass sich die Leute nicht versichern (weil sie zuerst die Schulden zurückzahlen müssen).
Es gibt kein Gesetz und keine Vorschrift, wo nicht zuwidergehandelt wird, so auch in diesem Fall. Und da ist man dann schnell mit seiner Theorie am Ende, die nicht die Lebenswirklichkeit abbildet. Olga

ttrula
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von ttrula
als Antwort auf olga64 vom 04.01.2019, 17:41:48

Als Soloselbstständige kann ich dir zuverlässig sagen, dass legal arbeitende Soloselbstständige kaum eine Möglichkeit haben, ihrer Versicherungspflicht auszukommen. Allein schon deshalb, weil die Kassen den eingezahlten Betrag als Information ans Finanzamt durchreichen.

Von Obdachlosen und Sonstigen hattest du nicht gesprochen, sondern von jungen Startup-Betreibern. 
Angeregt, die Fakten zu ergänzen wurde ich durch deinen Satz in Klammern, in dem du behauptest, dass in der Folge Leistungen von uns Steuerzahlern erbracht werden müssen).

Die von dir erwähnten Medizinbusse für Obdachlose werden übrigens aus Spendengeldern und Sachspenden, sowie der von dir erwähnten ehrenamtlichen Arbeit finanziert. Eine Solidargemeinschaft wird hier also ungefragt nicht zur Kasse gebeten. Einige Ärzte aus meinem Bekanntenkreis spenden regelmäßig Sachleistungen. Diese Busse wurden in München übrigens auch zur medizinischen Hilfe für Asylsuchende beim großen Ansturm 2015 eingesetzt.

olga64
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von olga64
als Antwort auf ttrula vom 04.01.2019, 17:55:42

Sie scheinen wirklichvon den jungen Start-up-Leuten und den Influencern im Netz wenig Ahnung zu haben. Glauben Sie wirklich, die melden sich irgendwo an, wenn sie unter Pseudonym ihren Geschäften nachgehen.
Wäre vielleicht nicht schlecht, Sie würden mal einen Ausflug in die Realität nehmen.

In unserem Freundeskreis sind ebenfalls Ärzte, die mittlerweile pensioniert sind und sich um Menschen kümmern, die keine Krankenversicherung haben. Darunter sind Internisten, Zahnärzte usw. Sie haben dafür eigene Praxen, bzw. arbeiten sie bei befreundeten Ärzten, die diese zur Verfügung stellen.
Spenden sind meist nur nötig, wenn es sich um Arzneien handelt ,die sie dann von ebenfalls befreundeten Apothekern zur Verfügung gestellt bekommen. DAs Netzwerk ist hervorragend und die Hilfsbereitschaft dieser Ärzte enorm hoch.
Sehr oft kommen übrigens Bulgaren, Rumänen usw. zu diesen Ärzten, die aufgrund ihrer EU-Zugehörigkeit völlig legal bei uns leben, aber keine Sozialleistungen erhalten. Sie sind meist obdachlos und arbeiten als Tagelöhner; den Lohn daraus schicken sie meist zurück zu ihren Familien. Olga


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ttrula
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von ttrula
als Antwort auf olga64 vom 04.01.2019, 18:03:10

"Sie scheinen wirklichvon den jungen Start-up-Leuten und den Influencern im Netz wenig Ahnung zu haben. Glauben Sie wirklich, die melden sich irgendwo an, wenn sie unter Pseudonym ihren Geschäften nachgehen.
Wäre vielleicht nicht schlecht, Sie würden mal einen Ausflug in die Realität nehmen."

Oder - Vorschlag - du liest genauer? Ich sprach ständig und ausdrücklich von legal arbeitenden Selbstständigen.
Du relativierst deine Aussage immer weiter.
Über meine Kenntnisse im Bereich junger Medienschaffender und Start- oder auch Pop-Ups kannst du nur spekulieren. 
 

Edita
Edita
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von Edita

"  ..... Schätzungen zufolge sind zwischen 80.000 und mehreren Hunderttausend Menschen in Deutschland ohne zureichenden Krankenversicherungsschutz. Die Zahlen sind schwer zu verifizieren, die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein. Dabei gibt es seit 2007 in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht.
Betroffen sind beispielsweise zahlreiche Solo-Selbstständige, weil sie sich selbst in der Gesetzlichen Krankenversicherung den Beitrag nicht leisten können. Viele kommen mit ihrem Einkommen gerade so über die Runden, der Mindestbeitrag in der GKV von über 300 Euro ist da nicht mehr drin. Die Folge sind Beitragsschulden und ein nur sehr eingeschränkter Versicherungsschutz."

Quelle

Edita
ttrula
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von ttrula
als Antwort auf Edita vom 04.01.2019, 18:08:47

Edita, wieviele von 80.000 ist "zahlreich"?
Eingeschränkter Versicherungsschutz ist nicht gleichbedeutend mit kein Versicherungsschutz.

"Sobald der Versicherungsschutz ruht, bedeutet das, dass die Versicherung nur noch  absolut notwendige Leistungen übernimmt. Dazu zählen:

  • Schwangerschaft und Mutterschaft
  • Akute Erkrankungen und Schmerzzustände
  • Bestimmte Vorsorgeuntersuchungen, die in § 25, 26 SGB V definiert sind"

Quelle

Dass die Höhe der geforderten Krankenversicherungsbeträge für junge Unternehmer, bzw. Unternehmer mit wenig Einkommen (übrigens genauso für Rentner mit niedriger Rente) oft in soziale Schieflage führen, bestreite ich keineswegs.

Die pauschale Aussage von Olga wird allerdings dadurch nicht wahrer.

Nachtrag: Krankenkassen sind Solidargemeinschaften. Die Einen zahlen mehr ein als sie brauchen, die anderen weniger (bei kostspieligen Therapien oder eben bei ruhender Versicherung).
Ich finde Solidargemeinschaften extrem wichtig. Sie sollten in ihrer Funktion nicht dem Einbau von sozialspalterischen Hinweisen und Verdächtigungen dienen. 

 
hanspeter65
hanspeter65
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RE: "Beamtenherrschaft" in Deutschland
geschrieben von hanspeter65
als Antwort auf olga64 vom 04.01.2019, 16:48:49
Das ist ja mal was Neues, dass die faulen Beamten die fleißigen Angestellten zum Streik aufhetzen, sich selber zurückhalten (weil sie ja nicht streiken dürfen), aber später die Ergebnisse mit einsacken, für die sie keinen Finger krummgemacht haben (wie sie in ihrem gesamten Berufsleben nie einen Finger krummgemacht haben).
Fazit: Die Beamten sind die größten Schmarotzer und Feiglinge in unserem Staat.

Warum, Hanspeter65, bist du nicht selber Beamter geworden - Lehrer, Polizist, Richter z.B.??? Hättest du doch machen können, um all die unverdienten Privilegien mit zu genießen.
(Wie mich dieses ewige Beamtenmobbing langweilt, ist kaum zu beschreiben.)
Es kann ja sein, dass dieser HansPeter seinerzeit die Voraussetzungen für eine Beamtenlaufbahn nicht erfüllte oder gar die Aufnahmeprüfung nicht bestanden hatte. DAs führt dann zu lebenslangem Frust, wo jemand aber nicht die Schuld bei sich selbst sieht, sondern wieder mal grundsätzlich bei den anderen.
Man sollte solche Schilderungen aus dem persönlichen Jammertal nicht so wichtig nehmen, wie diese Autoren es gerne hätten.... Olga
               Hallo olga,Du hast den Finger in meine offene Wunde gelegt.Es ging mir                  leider wie Dir,ich konnte das Einmaleins nicht und damit war ich für die
               höhere Beamtenlaufbahn nicht qualifiziert genug.Lachen

                HansPeter

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