Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik CSU will, dass Deutsch gesprochen wird

Innenpolitik CSU will, dass Deutsch gesprochen wird

olga64
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von olga64
als Antwort auf Felide1 vom 09.12.2014, 10:08:18
Die Definition "deutsche Sprache" ist nicht irgendein Dialekt, der in Deutschland gesprochen wird, sondern Mittel-Hochdeutsch, wie es auch in unserem Schulen gelehrt wird. Dies ist auch wichtig, weil ja die diversen Dialekte oft schon nach wenigen Kilometern nicht mehr verstanden, bzw. anders gesprochen werden.
Es ist auch mittlerweile klar, dass jemand, der sehr dialektstark spricht, schlechtere Bewerbungschancen für sehr gute, oft international ausgerichtete Jobs hat. Es gibt z.B. in Baden Württemberg jetzt Möglichkeiten, sich den schwäbischen Dialekt - wenn er zu intensiv gepflegt wird - abzutrainieren.
Auch ist es richtig, dass nur auf der BAsis der deutschen Sprache - also nicht des Dialektes - eine Fremdsprache erlernt werden kann. Hat ja auch viel mit der richtigen Verwendung auch der eigenen Grammatik zu tun. Olga
Felide1
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von Felide1
Für die, die es interessiert wie sich die deutsche Sprache im Laufe der Zeit geändert hat.

http://www.rhetorik-netz.de/rhetorik/deutsch.htm

Kopiert: aus dem Link oben.

Nacheinander der Veränderungen seit 750 n.Chr. richtig einordnen zu können, teilen wir die Geschichte der deutschen Sprache in 3 Perioden ein:

•Das Althochdeutsche (etwa 750 bis 1100)

•Das Mittelhochdeutsche (etwa 1100 bis 1500)
mit dem Frühneuhochdeutschen (etwa seit 1350-1650)

•Das Neuhochdeutsche (etwa seit 1650)

Das heutige Deutsch wird im Anschluß besprochen.

Felide
olga64
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von olga64
als Antwort auf Felide1 vom 10.12.2014, 06:43:09
ich kann es bei mir sehr gut feststellen, wie sich meine deutsche Sprache im Laufe meines Lebens änderte: aufgewachsen (bis zur Schule) bin ich mit einem Mischmasch aus bayerisch-österreichisch. In der Schule war striktes Hochdeutsch-Gebot, das meiner bayerischen Mutter gar nicht gefiel - so redete ich dann zu Hause bayerisch und in der Schule und mit meinen Freunden hochdeutsch.
Da ich mein Elternhaus mit 18 Jahren verliess und später dann auch Bayern für einige Jahrzehnte, spreche ich heute nur noch kurzzeitig bayerischen Dialekt, weil es mir zu anstrengend ist.
Bei meinem Bruder ist es noch drastischer - er verliess mit Mitte 20 München (wo er geboren wurde) nach Berlin - der bayerische Unterton ist bei ihm und bei mir nach wie vor vorhanden - aber der Dialekt wird nicht mehr gesprochen - ist eine nostalgische Erinnerung an die Kindheit.
Mir fällt aber auch seit Jahren z.B. in München und in den öffentlichen Verkehrsmitteln dort auf, dass der bayerische Dialekt nicht mehr gepflegt wird. Dies hängt auch damit zusammen, dass gerade Bayern von "anderssprachigen" seit Jahrzehnten überrollt wird und eine Angleichung erfolgte, was ja gut und richtig ist.
Sogar in Oberbayern in den ländlichen Regionen ist bayerisch nicht mehr die "lingua franca", weil auch diese Landkinder mittlerweile andere Schulen besuchen (z.B. in den Städten), wo hochdeutsch gesprochen und gelehrt wird. Olga

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silhouette
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von silhouette
als Antwort auf olga64 vom 09.12.2014, 17:05:36
Die Definition "deutsche Sprache" ist nicht irgendein Dialekt, der in Deutschland gesprochen wird, sondern Mittel-Hochdeutsch, wie es auch in unserem Schulen gelehrt wird. Olga

Autsch!
adam
adam
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von adam
als Antwort auf silhouette vom 10.12.2014, 21:38:23
Hier das Vaterunser auf Mittelhochdeutsch. Dem Sinn nach könnte man die Sprache wohl verstehen.

Got vater unser, da du bist in dem himelriche gewaltic alles des dir ist,
geheiliget so werde din nam,
zuo müeze uns komen daz riche din.
Din wille werde dem gelich hie uf der erde als in den himeln, des gewer unsich.
nu gip uns unser tegelich brot und swes wir dar nach dürftic sin.
Vergib uns allen sament unser schulde,
also du wilt, daz wir durch dine hulde vergeben der wir ie genamen dekeinen schaden, swie groz er si:
vor sünden kor so mache uns vri
und loese uns ouch von allem übele.


Würde man allerdings vor Ort den Googleübersetzer bemühen, stünde man sicher schnell auf dem Scheiterhaufen.

--

adam
ingo
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von ingo
als Antwort auf Karl vom 08.12.2014, 10:22:37
Lieber Karl,
leider habe ich(mal wieder) keine Nachricht über Deinen Beitrag bekommen. Deshalb antworte ich erst heute. In der Sache sind wir absolut einer Meinung, Karl. Und Deine Freunde machen genau das, was mein Sohn mit seiner Familie in Australien getan hat und jetzt in Deutschland fortsetzt. Sie sprechen deutsch und englisch mit ihren Kindern. Genau sowas findet bei vielen ausländischen Familien in Deutschland allerdings nicht statt. Nun hat die CSU (mal wieder) einen, ich sag's mal, wie es ist, blöd formulierten Vorschlag gemacht. Das kann Absicht sein, um rechte Wähler zu gewinnen, oder es war einfach nur nicht bis zu Ende durchdacht. Egal; Der Grundgedanke, dass zugewanderte Familien viel öfter deutsch miteinander sprechen sollten, ist richtig. Dazu gehört für mich auch, dass die Kinder, die in die Schule gehen, ihren Eltern die Sprache auch zu Hause vermitteln sollten, statt alle Behördengänge mitmachen zu müssen. Genau da fehlt es leider vielfach an der Lernbereitschaft der Eltern. Ist nun mal so; das kann ich aus meinem ehemaligen Beruf im Sozialamt gut beurteilen. Ich bedauere sehr, dass Deutschland noch nie Druck beim Erlernen der deutschen Sprache gemacht und keine Sprachkurse angeboten und in vielen Fällen auch zur Pflicht gemacht hat. Wer in den USA, Australien, Neuseeland eingebürgert werden muss, muss nahezu perfekt die Landessprache sprechen, und das ist gut so. Unsere Krux ist allerdings, dass alle Regierungen in den letzten 20-30 Jahren viel Züge haben abfahren lassen und dass deshalb sowas, wie der CSU-Vorschlag nun eine Welle der Empörung auslöst. Besser wäre es, übe den Hintersinn dieses Vorschlages zu debattieren, statt sich wieder mal über Vordergründiges aufzuregen und damit das eigentlich Problem zum 100. mal zu verdrängen. Jeder Ausländer in Deutschland wird an vielen Stellen unserer Gesellschaft am Rande oder in der 10. Reihe stehen, wenn er Sprachprobleme hat. Das kann man nciht weglügen; aber es ist m.E. schon zu spät um das zu reparieren. Sehr, sehr traurig.

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olga64
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von olga64
als Antwort auf ingo vom 11.12.2014, 11:47:05
Auch in unserem Land werden Sprachkurse angeboten und zur Bedingung gemacht - sie werden auch sehr stark angenommen, so dass - zumindest hier in Bayern - derzeit keine Lehrer mehr gefunden werden, die hier unterrichten können.
Was Sie von Ausländern z.B. in den USA schreiben, ist so nicht ganz richtig: es gibt dort - insbesondere in Californien und auch in Florida - grosse Bereiche, wo überhaupt nicht mehr Englisch (Amerikanisch) gesprochen wird,da zu viele Latino dort leben und mittlerweile auch Chinesen. Diese Leute wollen aber auch meist nicht eingebürgert werden, weil sie sich seit vielen Jahren illegal dort aufhalten. Sie warten auf die von Obama vesprochene Amnestie, d.h., dass sie eingebürgert werden können, weil sie schon so viele Jahre in den USA leben.
Australien und Neuseeland sind sehr viel kleiner als die USA und machen schon bei der ersten Bewerbung die Auflage, dass jemand einen Englisch-Test bestehen muss (Schulenglisch gelernt in deutschen Hauptschulen hilft hier nicht) -dazu kommt noch der Beweis, dass genügend Geld da ist, um seinen Lebensunterhalt selbst zu finanzieren. Olga
ingo
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von ingo
als Antwort auf olga64 vom 11.12.2014, 16:02:16
-Ich meinte vom Staat bezahlte Sprachkurse, und das beginnend vor 20-30 Jahren. Die damaligen Versäumnisse sind nicht mehr aufzuholen. Dass heute Lehrer fehlen, ist kein Wunder, weil der "Rückstau" an nicht deutsch sprechenden Ausländern viel zu groß geworden ist. Die kann man nicht mehr "nachschulen".
-Ich meinte keine Illegalen in den USA
-Ob Australien und Neuseeland weniger Einwohner haben als Deutschland, ist für das, was ich beschrieben habe, unerheblich.
Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 11.12.2014, 16:26:30
Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten.
Ich habe die Frage in den Raum geworfen, mich aber trotzdem
erst einmal zurückgehalten, um mir eine Meinung zu bilden.

Ich kann vielen nur zustimmen, wenn ihr sagt, dass der Vorschalg wohl nur etwas ungünstig formuliert wurde. Im Nachhinein wurde dann ja zurückgerudert und nochmals darauf hingewiesen, dass ja nur dazu ANGEHALTEN wird.

Naja, die CSU ist/war zumindest damit in aller Munde, was meiner Meinung nach das Hauptziel dabei gewesen ist
momiji
momiji
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Re: CSU will, dass Deutsch gesprochen wird
geschrieben von momiji
als Antwort auf silhouette vom 08.12.2014, 10:42:10
Diesen zwei Lebenswelten kann ich ein kleines Beispiel beifügen.

Meine Schwester leitete jahrelang ein Kinderkrippe (Kita). Immer wenn ich Zeit hatte, besuchte ich sie dort und half ihr etwas aus.

Eines Tages bat sie mich, mit dem kleinen Niclas Spanisch zu sprechen, da er sich mehrheitlich sehr ruhig verhalte und kaum mit den anderen Kindern spreche. Also setzte ich mich mit einem Bilderbuch zu ihm und begrüßte ihn in seiner Muttersprache. Da schaute mich der dreijährige Knirps mit großen Augen an und sagte: „Ich verstaa kei Spanisch. Verzellsch mer s’Gschichtli bitte uf Tüütsch?“

Abends wurde er von seinem Vater abgeholt. Er rannte auf ihn zu und sagte: Papá, esa chica habla español. Pero le he dicho que no entiendo el español y que me cuente el cuento en alemán.

Auf die Frage nach dem Warum antwortete er: Aquí en la guardería sólo se habla alemán.

Für ihn stand also fest: In der Kita – Tüütsch, zu Hause – Spanisch.

momiji

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