Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!

Innenpolitik Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!

Edita
Edita
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 04.12.2014, 17:43:26
Irgendwann dürfte kein anderer Ausweg mehr bleiben als eine Fachklinik, zumal wenn betreuende Eltern usw. wegfallen. Olga


Es gibt keine Fachkliniken für geistig Behinderte, jedenfalls nicht in Deutschland, in den Niederlanden ist man da, wie so oft auf medizinischem Gebiet, schon viel weiter, ob es die Fachkliniken schon gibt weiß ich auch nicht, aber es gibt beim Studium für Humanmedizin an den Universitäten Lehrstühle für Geistigbehinderten-Heilkunde!

Es hängt wirklich viel von der Einstellung und dem Menschenbild des Arztes ab, und das ist ja bei uns Nichtärzten auch so, wie er mit behinderten Menschen umgeht, von den meisten geistig Behinderten kann man da gar nichts erfahren, höchstens von den Betreuern, aber Körperbehinderte werden ja sehr oft, und auch von Medizinern, ein bißchen wie geistig Behinderte behandelt!

Edita
ingo
ingo
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von ingo
als Antwort auf Edita vom 04.12.2014, 18:09:37
Mit jedem Beitrag von Dir verstehe ich ja besser, was Du im Hinblick auf Deine Tochter hauptsächlich meinst, Edita.
Kann es sein, dass wir in der Ärzteschaft das gleiche Problem haben, wie z.b. bei Lehrern? soll heißen: Bei Lehrern mangelt es zunehmend an pädagogischen Fähigkeiten, weil m.W. nur ein Semester Pädagogik Plicht ist. Da kommen also Fachleute an Schulen, die u.U. nicht mit Kindern umgehen können. Und nun der Bogen zu den Ärzten: Da haben wir auch immer mehr "Fachleute". Sie können hervorragend mit Computern umgehen; aber etliche von ihnen müssen erst lange lernen, wie man mit Patienten, speziell mit behinderten Patienten, umgeht. Manche von ihnen lernen das nie. Dieses Problem könnte gelöst werden, wenn ein Fach "Umgang mit Patienten" zu einem Pflichtfach an den Unis würde; und das nicht nur ein Semester lang.
Ich glaube, dass die langjährig berufserfahrenen Ärzte und Ärztinnen, und da in erster Linie die, die nicht ständig auf ihr Bankkonto schielen, die besten Voraussetzungen für den Umgang mit behinderten Patienten mitbringen. Diese erfahrenen Ärzte werden vermutlich auch die Termine an diese Patienten wohlüberlegt legen. Wäre ich so ein Arzt, würde ich die wirklich schwierigen Fälle außerhalb der üblichen Sprechzeit bestellen. Mit diesem kleinen "Kniff" wären die von Dir beschriebenen Probleme keine mehr. Und weil ein Arzt nicht jeden Tag in diese Situation kommen wird, wäre das für die Praxis auch kein Problem.
mane
mane
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von mane
Hallo Edita,

in Bielefeld gibt es eine Klinik nur für Menschen mit Behinderung:

Zenrum für Behindertenmedizin

Zentrum für Behindertenmedizin

Eine Klinik nur für Menschen mit Behinderungen – das gibt es deutschlandweit nur in Bielefeld. Hier werden jedes Jahr rund 1.600 Patienten mit akuten Beschwerden behandelt, die aufgrund körperlicher oder geistiger Behinderungen besondere Pflege und Behandlungen brauchen. Weitere Schwerpunkte sind die Behandlung von Suchtkranken und Menschen mit HIV und AIDS.
Besonderen Bedürfnissen gerecht werden

Das Zentrum für Behindertenmedizin gliedert sich in eine internistische und eine chirurgische Abteilung. Ärzte und Pflegekräfte verfügen über Spezialwissen und Erfahrung mit behinderungstypischen Krankheitsbildern und Problemen. Sie zeigen Geduld, Toleranz und Respekt gegenüber dem „Anderssein“, und nehmen sich ausreichend Zeit, die Menschen mit Behinderungen während ihres häufig längeren Genesungsprozesses zu begleiten.

Bei der Patientenversorgung können fast alle medizinischen Fachgebiete berücksichtigt werden, da auch Konsiliarärzte zur Verfügung stehen. Ferner sind durch die Fachabteilungen des benachbarten Ev. Krankenhauses Bielefeld Diagnostik und Versorgung auf hohem Niveau für nahezu jedes Krankheitsbild sichergestellt.
geschrieben von Krankenhaus Mara


Für unser mehrfach behindertes Enkelkind gestaltet es sich ebenfalls schwierig, Ärzte zu finden, die umfassend informiert sind. Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben es jedoch geschafft, welche zu finden, die über den Tellerrand hinausschauen können. Dafür nehmen sie auch weite Wege in Kauf.
Die Kleine geht in eine Förderschule, weil sie wegen ihrer geistigen und körperlichen Behinderung nicht in der Lage ist, in einer Regelschule optimal gefördert zu werden. Für sie ist "Inklusion" nicht das, was sie braucht. Meine Kinder haben die Befürchtung, dass immer mehr Förderschulen geschlossen werden, wie es bereits an vielen Orten geschehen ist.

Liebe Grüße,
Mane

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von Edita
als Antwort auf ingo vom 05.12.2014, 10:43:36
Mit jedem Beitrag von Dir verstehe ich ja besser, was Du im Hinblick auf Deine Tochter hauptsächlich meinst, Edita.


Nein lieber Ingo, es geht mir hierbei eben nicht um meine eigene Tochter, denn wir sind dank meiner Hartnäckigkeit und meiner langjährigen Erfahrung recht gut mit Ärzten ausgestattet, es geht darum, daß Ärzte und die Bundesärztekammer sich schon etliche Jahre über " dieses Problem " im Klaren sind und wissen, und auch fordern, daß da etwas geschehen muß, aber die Kassen und auch die Politik das Problem einfach ignorieren!
Weißt du, es werden ja " geistig Behinderte " nicht nur so geboren, man kann es ja auch durch Unfall oder Krankheit werden, und da die technische medizinische Versorgung immer besser wird, werden auch die geistig Behinderten immer älter, früher waren sie in großen Verwahrungsheimen versteckt, aber heutzutage leben sie immer öfter mit uns und unter uns und somit sind sie auch auf die normale medizinische und ärztliche Regelversorgung angewiesen, die sich aber nicht den neuen Bedürfnissen angepaßt hat oder angepaßt wurde! Zitat :

" Nach Beobachtung der Berliner Nierenfachärztin und Professorin für medizinische Grundlagen für die Pflege, Jeanne Nicklas-Faust, betreiben die Mediziner wegen der größeren Unsicherheit mehr Diagnoseaufwand. Andererseits gebe es auch Fälle, in denen etwa eine Magenspiegelung immer wieder verschoben werde, weil sie einen Behinderten stärker belaste.

Nicklas-Faust kennt das Problem auch als betroffene Mutter. "Man muss sehr gut abwägen und trennen: was will ich und was ist gut für mein Kind." Zwar sei inzwischen rationaler und ethischer Konsens, dass auch für geistig Behinderte alles medizinisch Notwendige getan werde, aber tatsächlich hänge viel vom Menschenbild der behandelnden Ärzte ab. "Es gibt eine Tendenz, nicht unbedingt alles zu tun, was möglich ist. "

Viele Mediziner sind mit der Behandlung geistig behinderter Patienten überfordert

Edita
ingo
ingo
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von ingo
als Antwort auf Edita vom 05.12.2014, 11:40:58
Manchmal merke ich, dass ich mich trotz aller Bemühungen offenbar nicht verständlich genug ausdrücke, Edita. Ich meinte, dass ich Deinen Blickwinkel besser verstehe, nachdem ich gemerkt habe, welche Art Erfahrung Du mit Deiner Tochter gemacht hast.
Meine Hauptaussage steht dann im Rest meiner Antwort. Vergiss bitte den von Dir zitierten Satz. Der ist für das Thema unwichtig.
Edita
Edita
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von Edita
als Antwort auf ingo vom 05.12.2014, 11:48:48
Ingo - wir schreiben halt so lange, bis wir es uns gegenseitig deutlich gemacht haben, wir haben ja Zeit, odrrr?

Edita

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von Edita
als Antwort auf mane vom 05.12.2014, 11:32:24

Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben es jedoch geschafft, welche zu finden, die über den Tellerrand hinausschauen können. Dafür nehmen sie auch weite Wege in Kauf.
Mane
geschrieben von mane


Mane - das haben wir, als Mausi noch klein war, auch so gemacht, vor 38 Jahren war die Situation ja noch viel schlimmer, was hat man da über Epilepsie und Autismus gewußt - nichts, außer daß man die Leute mit schweren Medikamenten zugedröhnt hat, eine Neurologin im Epilepsiezentrum KORK wollte das, sie hatte schon angefangen damit, mit meiner Tochter auch machen, aber da habe ich rebelliert, da ist sie mir über den Mund gefahren und hat gemeint : " was wollen sie überhaupt??? Anfälle kann man nur so unterdrücken ! "
Das hat mir gereicht, beim Prof. Dr. Matthes vorgesprochen, er hat verstanden worum es mir ging und hat mir dann eine Kollegin in Stuttgart vermittelt, die genau auf meiner Wellenlänge lag, nämlich - Anfälle unterdrücken JA - aber nicht um jeden Preis, es muß noch was von der Persönlichkeit des kleinen oder großen Menschen übrig bleiben! Bei ihr waren wir 18 Jahre in Behandlung, leider konnten wir mit ihrer Hilfe die Anfälle auch nicht in den Griff bekommen, aber Mausi war wenigstens ein Mensch ! Das Medikament, was sie letztlich von ihren Anfällen befreit hat, ist erst im Jahre 2000 auf den Markt gekommen und Ende 2001 haben wir es dann bekommen1

Dir auch liebe Grüße, Edita.
Edita
Edita
Mitglied

Re: Der Nächste bitte ! - Aber ohne geistige Behinderung - bitteschön!
geschrieben von Edita
als Antwort auf Edita vom 05.12.2014, 12:12:46
So - bei der Beschäftigung mit diesem Thema habe ich entdeckt, daß es eine
Bundesarbeitsgemeinschaft Ärzte für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung e.V.
gibt, kurz - BAG e.V. genannt!
Mitglieder dieser AG machen es sich zur Aufgabe, Zitat :

" Die BAG setzt sich für die gesundheitlichen Belange von Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung ein, um die medizinische Versorgung zu verbessern und ein Leben in weitestgehender Autonomie und Würde zu ermöglichen. "

Aber wie schwierig es ist Kollegen hierfür zu gewinnen zeigt die gegenwärtige Mitgliederzahl, nämlich klägliche 173!
Nichtsdestotrotz finde ich es mal wichtig, überhaupt eine solche Adresse zur Verfügung zu haben, über das Impressum kann man dann nämlich, im Falle eines Bedarfs, Kontakt mit denen aufnehmen um an Adressen und anderen Infprmationen zu gelangen!

Über die BAG e.V.

Edita

Anzeige