Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Jeder 9. hat etwas gegen Juden !

Innenpolitik Jeder 9. hat etwas gegen Juden !

arno
arno
Mitglied

Jeder 9. hat etwas gegen Juden !
geschrieben von arno
Hallo,

ein in Berlin vorgestellte Erhebung der Universität Leipzig zu
rechtsextremistischen Einstellungen ergab, daß i. M. jeder neunte
Deutsche Vorurteile gegen Juden hat.

Besonders hoch ist dabei der Anteil mit 16,6 % in Bayern.

Am geringsten waren antisemitische Stimmungen in
Brandenburg (1,1 %) und im Saarland (1,5 %).

Warum gerade die Bayern antisemitische Positionen vertreten,
wurde nicht veröffentlicht.

Viele Grüße
--
arno
Karl
Karl
Administrator

Re: Jeder 9. hat etwas gegen Juden !
geschrieben von Karl
als Antwort auf arno vom 27.11.2008, 21:43:07
Hallo arno,


bei so einem schwierigen Thema wäre nun wirklich die exakte Fragestellung wichtig. Was wurde gefragt und wie wurde es gefragt? Ein Link zu deiner Quelle wäre sehr hilfreich.

Auch bist du sehr schnell bei der Gleichsetzung mit Antisemitismus. Was käme raus, wenn gefragt würde "Wie stehen sie zu den Schweizern" und jeder 5. in Südbaden sagen würde, die fahren mir zu schnell auf unserer Autobahn? Wären die Südbadener deshalb Antischweizer?

Da ich nicht weiß, auf welche Untersuchung du dich beziehst, darf ich fragen: Wenn sich jemand gegen die harte israelische Politik gegenüber den Palästinensern geäußert hat, wurde dies dann gleich als "Antisemitismus" gewertet?

Damit wir uns richtig verstehen. Ich weiß, dass es Antisemitismus gibt und diesen gilt es auf das Schärfste zu verurteilen. Mich erzürnt jedoch, dass mit dieser Keule häufig berechtigte Kritik an politischen Entscheidungen der israelischen Regierung tabuisiert werden soll. Und hier gilt es ebenso mutig Stellung zu beziehen gegen Unmenschlichkeit und gegen Rassismus.
--
karl
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Eine Anmerkung ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf arno vom 27.11.2008, 21:43:07
Eine Anmerkung

Was soll man dazu sagen?

Nachrichten dieser Art in den Medien sind mit besonderer Vorsicht zu genießen, denn es besteht der Verdacht, daß diese eifrig - gleichsam als Dauerbrenner - publziert werden, ohne daß vielleicht der Jounalist/ der redigierende Redakteur jemals diese Studie (welcher Art sie auch ist) in den Händen hielt. (Nicht selten reicht eine kurze Pressenotiz der entsprechenden Institution, um daraus einen Artikel zu machen.

Studien ... wer hat eine solche Studie mit welchen fragen und welcher Intention auf welcher Datenbasis erhoben? Verkürzt: Sagen Sie mir, welches Ergebnis Sie erwarten und ich liefere Ihnen eine Studie, die Ihnen das bestätigt. (Fragestellung, passendes Bewertungschema, Auswahl der Befragten etc.)

Dann ...
Was versteht man denn unter Juden? Menschen, deren Eltern jüdischer Herkunft/jüdischen Glaubens waren oder sind? (Die Frage nach der jüdischen Herkunft schiebt die eigentliche Fragestellung nach dem Jüdischen nur weiter in die vergangenheit.)
Ist es eine Frage gleichsam "kirchenrechtlicher" Art; d.h. ein bestimmter Akt (wie im Christentum die Taufe) ritualisiert den Beginn dieses Status. Oder ist es eine Frage der Identität, des Gefühls einer Zugehörigkeit?


In welchem Sinne verwendet man die Zugehörigkeitsbezeichnung Jude: Als konfessionelle Frage (so wie Katholik, Protestant) , als ... ja was eben?

Antisemitismus. Wer hat eigentlich die Deutungshoheit über das, was man als Antisemitismus landläufig bezeichnet? Was konkret wird denn als Antisemitsmus bezeichnet? Oder besteht nicht die Gefahr, daß dieser Begriff wie eine Argumentationskeule verwendet? (Ähnlich wie bis in die 90er Jahre der Begriff Kommunismus, heute Terrorismus etc.)

Wenn man mehrere jüdische Zeitungen/Zeitschriften in Europa liest (in deutsch etwa die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, Tachles, Aufbau etc.), so stellt man fest, daß selbst in diesen Zeitschriften verschiedene Dinge anders gesehen und gedeutet wird.
[...] dass mit dieser Keule häufig berechtigte Kritik an politischen Entscheidungen der israelischen Regierung tabuisiert werden soll. [...]

Nicht nur das ... selbst als jüdischer Mensch wird man dann als Antisemit bezeichnet ...
Und es gilt als gerade unverzeihlich, wenn ausgerechnet israelische Juden die Palästinenser-Politik des israelischen Staates kritisieren. (So sind z.B. bestimmte Details der Geschichte Israels tabuisiert ...)

Kleiner Exkurs: Solche kollektiven Verdrängungsprozesse finden etwa in türkisch-armenischen Geschichte statt; jetzt zwischen der Ukraine und Rußland ... etc.

Allein wie verschiedene europäische Staaten ihre Haltung und Politik während der Jahre 1933/39-45 beschönigen. Beispiel: Erst in den 90er Jahren hatte in Schweden eine junge Historikerin die Politik und Haltung der Schweden während des 2. Weltkriegs gegenüber Hitler-Deutschland untersucht. Es fiel u.a. das bekannte Wort der Nestbeschmutzerin.
Soll sich mal jemand in diesem Zusammenhang mit der Schweiz (u.a. Paul Grüninger), Frankreich, Holland befassen - offenbar haben noch mehr bzw. andere Gesellschaften ihr Problem mit der Vergangenheit!



Die Bertha
vom Niederrhein

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heijes
heijes
Mitglied

Re: Jeder 9. hat etwas gegen Juden !
geschrieben von heijes
als Antwort auf arno vom 27.11.2008, 21:43:07
Hallo Arno, ich kann mich da nur Karl und Frau Bertha anschliessen,
Ich habe den Artikel der FR gelesen und dort einen Hinweise auf den Auftraggeber der Studie gefunden. Die Studie wurde von der Friedrich Ebert Stiftung in Auftrag gegeben
und kann als PDF-Datei hier runtergeladen werden Bewegung in der Mitte / Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008

Und deshalb empfehle ich jeden erstmal diese Studie in Ruhe zu lesen.

--
heijes
Karl
Karl
Administrator

Re: Jeder 9. hat etwas gegen Juden !
geschrieben von Karl
als Antwort auf arno vom 27.11.2008, 21:43:07
Hallo arno,


danke für die Nachlieferung des Links. Es wird schon deutlich, dass tatsächlich viele Menschen pauschale Vorurteile haben.
--
karl
hugo
hugo
Mitglied

Re: Jeder 9. hat etwas gegen Juden !
geschrieben von hugo
als Antwort auf Karl vom 28.11.2008, 07:27:59
hm ich finde nicht nur diese "Erhebung" sondern auch die Art der danach öffentlich gemachten Details recht unverschämt, aufreißerisch,,

wenn ich da folgende -für mich als Nordostler besonders brisante- Sätze lese unter der

Überschrift: Jeder Sechste in MV befürwortet eine Diktatur

- 7,2 Prozent der Befragten im Land bejahten den Satz „Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung weit übertrieben worden

- 27,6 Prozent teilten Positionen wie „Das oberste Ziel der deutschen Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht“.

-Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß.überfremdet“ stießen bei 32,2 Prozent der Mecklenburger und Vorpommern auf Zustimmung

-Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns“. Hier lag die Zustimmung mit 16,6 Prozent in Bayern am höchsten

-Knapp 15 Prozent stimmten der These zu, Juden arbeiteten für ihre Ziele mehr als andere „mit üblen Tricks“.

die wissenschaftliche Aussagekraft dieser "Studie" scheint doch mehr als fraglich zu sein, schon durch die Fragestellung,,,

Ausländer gibts fast gar nicht auf dem Lande in Ostvorpommern, nach dem Ergebnis dieser Umfrage könnte man jedoch denken, das es hier fast keine Einheimischen mehr gäbe, aber genau diese wenigen seien befragt worden,,*g*

--
hugo

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Eine Anmerkung ...
geschrieben von schorsch
als Antwort auf niederrhein vom 27.11.2008, 23:55:33
Ich denke, die meisten - unterschwelligen - Vorurteile gegen "Die Juden" ist, dass "Die Juden" Christus getötet hätten. Sie vergessen dabei, dass Christus selber ein Jude war....

--
schorsch
arno
arno
Mitglied

Re: Eine Anmerkung ...
geschrieben von arno
als Antwort auf schorsch vom 28.11.2008, 09:41:42
Hallo, schorsch,

daß glaube ich nicht!
Vielmehr ausschlaggebend ist der schlimme Umgang
Israels mit seinen arabischen Nachbarn!
Die Folgen solchen Tuns weiten sich immer mehr aus
und werden auch uns noch zuschaffen machen

Viele Grüße
--
arno
Re: Jeder 9. hat etwas gegen Juden !
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 28.11.2008, 08:57:11
@hugo,
"die wissenschaftliche Aussagekraft dieser "Studie" scheint doch mehr als fraglich zu sein, schon durch die Fragestellung,,,
Sehe ich ähnlich.
Jeder sucht sich die Passagen heraus, die ihm passen.
So findet die Ostseezeitung diese Passagen, bei denen MeckPom als das Land der Rechtsextremen dargestellt wird, während z.B.Bayern dabei recht gut wegkommt.

STUDIE:"Eine Studie der Universität Leipzig zeigt, dass Rechtsextemismus vor allem in Mecklenburg-Vorpommern immer noch weit verbreitet ist. So stimmen zum Beispiel 32,2 Prozent der Nordostdeutschen dem Satz zu: "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.""

"In Sachsen-Anhalt hätten nur 9,7 Prozent, in Bayern 8,4 Prozent und in den anderen Ländern noch weniger Befragte Sätzen wie diesem zugestimmt: "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert."


Arno hingegen hat eine Stelle gefunden, bei der Bayern sehr schlecht wegkommt und thematisiert diese.
So kocht sich jeder sein eigenes Süppchen, weil solche umfangreichen Umfragen für "jeden Geschmack" etwas bereithalten.

Es lassen sich sicher noch weitere Stellen der Studie finden, die sich für bestimmte Zwecke nutzen lassen.
Z.B. --Hohe Quote an Antisemitismus bei Arbeitslosen (40,8%)
-- Höhere Quote an Antisemitismus u. Ausländerfeindlichkeit bei "Evangelen" im Vergleich zu "Katholen".
-- Gleichhohe Quote bei Rechtsextremismus in Ost und West.( In akt. Dokumenten wird immer nur von Rechtsextr. im Osten gesprochen.)
u.s.w.

Es ergeben sich viele Fragen, wie z.B.:
Wussten eigentlich alle, was Sozialdarwinismus ist- (aus der entsprechenden Fragestellung - "Recht des Stärkeren"- ist das schlecht ablesbar).
Deshalb sind auch die Ergebnisse bei niedriger Schulbildung besonders negativ.

Eines ist sicher - es gibt, wie in wahrscheinlich allen Staaten der Welt- unterschiedlichste Formen des Rechtsextremismus, des Chauvinismus , der Judenfeindlichkeit, der Moslemfeindlichkeit ...
Ob man nun allerdings aus dieser Studie ablesen kann, was man dagegen machen sollte und wo angesetzt werden könnte, wage ich zu bezweifeln.

Ich warne davor, bestimmte Bundesländer, bestimmte Glaubensgruppen, bestimmte demokratische Parteien( NPD/DVU halte ich nicht für demokrat. Parteien, obwohl sie zugelassen sind) durch gezieltes Heraussuchen von Erhebungszahlen negativ abzustempeln.




--
klaus
miriam
miriam
Mitglied

Re: Eine Anmerkung ...
geschrieben von miriam
als Antwort auf arno vom 28.11.2008, 09:49:56
Mit Verlaub Arno – ich frage mich was du dir dabei denkst, wenn du solche Revolvermeldungen wie zum Beispiel diese hier, im Forum veröffentlichst.
Schaut man sich einige Daten an – und ich muss davon ausgehen, dass du es im Vorfeld tust – dann fällt einem doch gleich auf, dass vieles einfach aus der Luft gegriffen ist. Cui bono?

Ich werde mich auch nicht auf Details dieser "Daten" einlassen, sondern einfach nochmals fragen: welche sind deine Kriterien und auch die einiger (wenige) anderer, nach denen du dich richtest wenn du uns solche Meldungen präsentierst?

Nach meiner Ansicht ist dieses Thema, hauptsächlich hier in Deutschalnd, von einer solchen Brisanz auch noch heute, dass man natürlich darüber und miteinander diskutieren soll – aber nicht indem man die Diskussion auf einer solchen falschen Basis aufbaut.

Möchte man sich tatsächlich mit dem Antisemitismus, mit seinen Erscheinungsformen, mit seiner Präsenz in Ländern in denen nie Juden gelebt haben befassen, dann kann ich zum Beispiel die Lektüre mancher Bücher oder Studien von Günther B. Ginzel empfehlen.

Hier ein sehr umfassend dokumentiertes Buch des Autors:

Antisemitismus. Erscheinungsformen der Judenfeindschaft gestern und heute (von Günter B. Ginzel)

Aus einem anderen Text zitiere ich folgende Passage:

Zitat:


"Außerdem ist davon auszugehen, dass die meisten Nichtjuden in Deutschland keine Juden persönlich kennen. Denn es gehört wohl zu den besonderen Verhältnissen hierzulande, dass das ‚verminte‘ deutsch-jüdische Feld für Interessierte fast allgegenwärtig ist, im Gegensatz zu den ihrer geringen Zahl nach in Deutschland fast unsichtbaren
Juden.
Entsprechend wird ihre Zahl, z. T. in Verbindung mit antisemitischen Klischees, bei Befragungen regelmäßig deutlich überschätzt.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass eine Auseinandersetzung mit der differenzierten Wirklichkeit
von Juden im heutigen Deutschland jenseits gängiger Klischees in der Öffentlichkeit und den Medien, aber auch auf wissenschaftlicher Ebene immer noch zu wenig stattfindet, wenn sich auch gerade im letzten Bereich eine positive Veränderung abzeichnet."


Zu meinem großen Erstaunen habe ich sogar in Wikipedia folgenden Titel gefunden, der Text bezieht sich auf ein Thema und nicht auf einem einzigen Autor:

Antisemitismus ohne Juden beschreibt die Tatsache, dass auch in Gegenden ohne jüdische Bevölkerung, Judenfeindlichkeit besteht oder sogar stärker ausgeprägt sein kann, als in Regionen mit einer jüdischen Gemeinde. Antisemitismus beginnt demzufolge nicht erst dort, wo jüdische Personen angegriffen werden, sondern bereits in der Verbreitung von antisemitischen Symbolen in Bildern und Sprache.

Fazit: ich bezichtige hier sicherlich niemanden des Antisemitismus - gebe aber zu bedenken wie leicht solche Texte wie von Arno hier eingebracht, Nahrung für falsche Tatsachen werden.



--
miriam

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