Innenpolitik Organspende

RE: Organspende
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 04.04.2019, 22:35:55
Wieso machen eigentlich so viele Menschen einen Kult um ihren unversehrten Körper.

 
Es geht um das Recht auf Selbstbestimmung. Und das will der Herr Span so per Gesetz einfach mal aufheben. Das ist aber ein fundamentales Recht und keine "Bedienmasse" des Staates. Nur der betroffene Mensch hat das Recht über sich selbst zu bestimmen, er ist kein Selbstbedienungsladen wo jeder mal zugreifen kann weils ihm so gerade mal paßt. Und alles weil der Herr Span nicht bereit ist dafür mal wirklich zu werben und was gescheit zu regeln, damit der Mensch sich sicher sein kann nicht nur als "Ersatzteillager" noch auf Vorrat gehalten zu werden.

Oder möchtest du die Wiedereinführung der Totdesstrafe - die Weltbevölkerung wächst und wächst. Da kommt es auf ein Paar mehr oder weniger doch nicht an. Und Organe hätte man dann auch genug - sogar nach Wunsch.....
RE: Organspende
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silva1 vom 05.04.2019, 00:01:59

hm ... abgesehen davon, dass ich daran zweifle dass es  den "würdevollen" Tod wirklich gibt oder ober eher eine erfindung der Literatur ist, so ist es doch auch ein Unterschied, ob ein Mensch künstlich am Leben erhalten wird, um organe zu entnehen oder ob er lebt - das heisst, dass seine Vitalfunktionen da sind und seine organe selbständig arbeiten.

Zum Sterben: ich habe so einige Menschen sterben sehen bzw tot aufgefunden - wirklich würdevoll war das nie, ganz ehrlich .. ich möchte das nicht weiter beschreiben und würdevoll ist vielleicht nur die Gnade, im Schlaf zu sterben

An Menschen, die dem Tod näher sind als dem Leben, werden vor organentnahme so viele Untersuchungen vorgenommen, um den finalen Herztod zu diagnostizieren - zB salziges Eiswasser (da besonders kalt) , das mittles einer Kanüle ins Ohr gespritzt wird -  wenn da auch nur ansatzweise eine Regung oder ein Impuls des Gehirns nachweisbar ist, wird nicht entnommen -  wird nichts wahrgenommen, dann wird dieser nur noch durch Maschinen a, Leben gehaltene Körper auch nichts mehr spüren, wenn ihm Organe entnommen werden.

Warum wohl ist man in Deutschland so rückständig und ausgerechnet im immer noch recht katholischem Spanien an Platz eins, was Spenderorgane angeht? Sicher nicht nur eine Frage des Systems und der Struktur der Kliniken sondern auch am gesellschaftlichen  Miteinander ...
Hier ein interessanter zeitungsartikel dazu

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Organspende
geschrieben von Mareike
als Antwort auf novella vom 05.04.2019, 11:22:25
Organvergabe - Wie lässt sich Missbrauch verhindern?

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pippa
pippa
Mitglied

RE: Organspende
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.04.2019, 11:59:09

Ich sehe das auch so, @ WoSchi. Der „würdevolle Tod“ ist eine Erfindung des Menschen, genauso wie die „ewige Liebe“. 

Wir müssen uns mit der Endlichkeit abfinden, ob wir wollen oder nicht. Was hat das mit Würde zu tun? 

Würdig werden nur die Menschen sterben, die so alt sind, dass sie glauben, alles erlebt zu haben und daher zu müde zum Weiterleben sind. Das habe ich ein einziges Mal erlebt.

Selbstverständlich habe ich seit vielen Jahren einen Organspende-Ausweis.
Pippa

novella
novella
Mitglied

RE: Organspende
geschrieben von novella
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.04.2019, 11:40:49

Nein, Herr Spahn hebt das Recht auf Sebstbestimmung keineswegs auf. Du hast das Recht, dich frei  für oder gegen eine Organspende zu entscheiden, hast also durchaus das Selbstbestimmungsrecht.

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Organspende
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.04.2019, 11:59:09

Nach meinen Informationen sind in Spanien Organentnahmen bereits nach einer so genannten "Todesfeststellung" bei Herzstillstand zulässig.
Weitere Details kann man zweifellos ergoogeln.

Zum würdevollen Tod:
Es sind die Hinterbliebenen, die mit den würdelosen Umständen hadern.

 


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RE: Organspende
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf novella vom 05.04.2019, 12:22:59
Nein, Herr Spahn hebt das Recht auf Sebstbestimmung keineswegs auf. Du hast das Recht, dich frei  für oder gegen eine Organspende zu entscheiden, hast also durchaus das Selbstbestimmungsrecht.
Doch er hebt sie auf, denn nach deiner Zustimmung suchen sie wenn's sein muß wie verrückt. Aber nach deinem Widerspruch wenn überhaupt nur sehr, sehr lax. Und damit ist deine Würde als Mensch nix mehr wert.

Es geht hier nicht um die Organspende an sich - hier soll ein Teil des Grundgesetzes ausgehebelt werden auf eine sehr schnöde Art und Weise. Und dagegen verwahre ich mich - nicht gegen die Organspende, denn dann hätte ich zum jetzigen Zeitpunkt keinen Spenderausweis.
RE: Organspende
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 05.04.2019, 12:25:35

Der Mensch wird zum Ersatzteilspender degradiert.....

pippa
pippa
Mitglied

RE: Organspende
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.04.2019, 12:46:45

Doch er hebt sie auf, denn nach deiner Zustimmung suchen sie wenn's sein muß wie verrückt. Aber nach deinem Widerspruch wenn überhaupt nur sehr, sehr lax. Und damit ist deine Würde als Mensch nix mehr wert. von Dicker
 


Woher weißt du das? Bis jetzt ist das Gesetz doch noch nicht einmal verabschiedet, oder habe ich das verschlafen?
Pippa
RE: Organspende
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 05.04.2019, 12:25:35

In Spanien hat man viel mehr Erfahrungen mit Organentnahme usw -  woher Du diese Info hättest, wüsste ich gerne.

Llies bitte den Artikel, den ich verlinkt habe ...  einige Fakten lassen einen doch sehr nachdenklich werden

Auf eine Million Einwohner kommen hierzulande nur 10,8 Spender. Der EU-Schnitt liegt bei 19,5. Und der Organspende-Primus Spanien bringt es auf eine Quote von 39,7. Das ist europäischer Rekord – und noch mal eine Steigerung um zehn Prozent. Obwohl das Land nur halb so viele Einwohner hat wie Deutschland, wurden dort im vorigen Jahr 1851 Spender gezählt. Die Zahl der transplantierten Organe lag bei 4769. Das entspreche 13 Transplantationen pro Tag

Warum ist das katholische Spanien beim Organspenden so viel besser? Fragt man Experten, wird sofort auf die unterschiedlichen Systeme verwiesen. In Spanien dürfen jedem Hirntoten Organe entnommen werden, wenn er oder seine Angehörigen dem zuvor nicht ausdrücklich widersprochen haben. In Deutschland ist es andersherum: Hier darf gar nichts entnommen werden, wenn es vorher keine Einwilligung gab. „Die Widerspruchslösung lebt in gewisser Weise von der Passivität der Menschen, die Zustimmungslösung leidet darunter“, sagt Axel Rahmel, der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Für die hohe Quote in Spanien sei aber ein ganzes Bündel von Faktoren verantwortlich.


In Spanien ist auch die Klinikstrukturen anders. So gibt  es dort nur 186 Entnahmekliniken, in Deutschland sind es  1326.

Durch die Konzentration würden Patienten, die sich als Organspender eignen, eher identifiziert. „Wenn in den meisten unserer Kliniken gerade einmal alle fünf oder sechs Jahre eine Organentnahme stattfindet, fehlt es einfach an Erfahrung"!


Auch bei den Transplantationsbeauftragten der Krankenhäuser gibt es Unterschiede. In Spanien sind es umfassend ausgebildete Intensivmediziner, die dafür eigens freigestellt werden. In Deutschland wird diese Aufgabe oft nur quasi nebenbei erledigt. Und: In Spanien sind die Transplantationsbeauftragten der Organspendeorganisation direkt unterstellt. Hierzulande lege man, um sich nicht dem Verdacht einer Einflussnahme auf Angehörige auszusetzen, Wert auf Unabhängigkeit, sagt Rahmel. Dabei müsse es aber auch bleiben, so der DSO-Mediziner.
Einer Studie zufolge wird in Deutschland bei Todgeweihten die Therapie früher als etwa in Spanien auf reine Palliativbetreuung, also Schmerzlinderung, umgestellt. Eine nicht unwichtige Rolle spielten dabei Patientenverfügungen ohne klare Äußerung zu Organspenden, sagt Rahmel. In Spanien führe man die Intensivtherapie öfter bis zum Nachweis des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls fort – eine Voraussetzung für jede Organspende.
 
 
Hinzu kommt aus Sicht des Experten ein „ganz anderer gesellschaftlicher Konsens“. Politiker in Spanien priesen die hohe Spendebereitschaft als Beleg für den sozialen Zusammenhalt des Landes. Spanische Kliniken seien stolz darauf, viele Organspender vorweisen zu können. „Bei uns gibt es da eher eine Hemmschwelle.“ Viele Klinikmitarbeiter täten sich schwer damit, Angehörige auf die Möglichkeit einer Organspende anzusprechen. Auszeichnungen für besonderes Spenden-Engagement würden hierzulande nicht im Eingangsbereich, sondern allenfalls im Verwaltungstrakt ausgehängt – in der Sorge, Patienten und Angehörige könnten befürchten, das Klinikum sei weniger an bestmöglicher gesundheitlicher Versorgung als an der Gewinnung von Spenderorganen interessiert. Dabei sei das Gegenteil richtig, sagt Rahmel. „Häuser mit einem hohen Organspendeaufkommen haben eine Top-Intensivmedizin und setzen sich bis zuletzt ganz besonders für ihre Patienten ein.“ Ohne Spitzenmedizin seien Organspenden gar nicht möglich.

 


 

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