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Innenpolitik Wahlbeben in Großbritannien

luchs35
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von luchs35
Die Tories haben es allein Theresa May zu verdanken, dass sie ihre Mehrheit verloren haben. Außerdem ist auf sie wenig Verlass: Zuerst gegen den Brexit, bei Aussicht auf das Amt pro Brexit, dann gegen den Rat der Tories Wahlen, die sie zuvor großspurig abgelehnt hat.
Sie hat das Vertrauen verloren, und früher oder später wird es sie auch das Amt als Premierministerin kosten. Und die Brexit-Verhandlungen hat sie damit auch enorm verschlechtert.

Sie täte sich selbst einen Gefallen, wenn sie zurücktreten würde. Eine Thatcher - wie ihr schon nachgesagt wurde wegen ihrer Eiseskälte - wird sie nie.

Luchs35
olga64
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 12.06.2017, 16:34:39
Dieses Label "Iron Lady" versucht man ja seit Thatcher`s Zeiten jeder politischen Frau anzukleben, die in exponierter Stellung ist. Auch unsere Kanzlerin wurde damit schon von irgendwelchen Hinterbänkler-Politikern (männlich) beglückt.
Aber Luchs, wen sähen Sie denn als Nachfolger (auf die Schnelle, Zeit ist ja nicht) für Mrs May? Glauben Sie wirklich ,dass der schillernde und wankelmütige Boris Johnson, dessen Lebensziel es ja ist, Premier zu werden, das alles sauberer machen würde? Ich wage das sehr zu bezweifeln.

Hat eine Parallele zu den USA: gerne weg mit Trump - aber sieht eine Zukunft mit Pence besser aus? Olga
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 12.06.2017, 16:45:32
Wer sagt denn, dass Johnson die Regierungsgeschäfte übernehmen wird?
Das Problem liegt doch an den Verlusten an Sitzen, die kann auch Johnson nicht beizaubern, abgesehen davon, dass er gar keine Lust mehr auf diesen Posten zeigt.
Großbritannien ist mit seinem Wahlmodus nicht die USA. Da steht dann eher eine Übergangsregierung an, der Neuwahlen folgen können.

Luchs35

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olga64
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 12.06.2017, 18:04:56
DA bin ich aber, auch durch meine englischen Freunde, anders informiert. Für eine Übergangsregierung hat UK keine Zeit ,da in der nächsten Woche die Brexit-Verhandlungen beginnen sollen.
In den Startlöchern sollen Johnson und Osborne stehen, beide zögern aber noch, weil sie diese Verhandlungen, bei denen man eigentlich nur Fehler machen kann und wird, nicht führen möchte.
Deshalb wird wohl die Trümmerfrau May noch einige Zeit ihren Kopf hinhalten müssen.
Zusammen mit der DUP erreichen die Tories sehr wohl die nötige Member-Zahl im Unternhaus. Die Labours würden es nicht schaffen, auch wenn alle anderen Parteien (bis auf die Tories) zur Verfügung stünden. Allerdings erklärten die Parteien schon vor der Wahl, mit den Labours nicht koalieren zu wollen.

Das Wahlsystem in UK ist ähnlich dem in den USA, zumindest was die Wahlmänner anbetrifft, die es dort ja auch gibt. Es war ja mal das Mutterland für die ausgewanderten Menschen in die USA und wurde später eigentlich nur unwesentlich modifiziert.

Ein grosser Unterschied besteht natürlich in der Queen, die ihrerseits bereits Mrs May mit der REgierungsbildung beauftragt hat. Olga
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 12.06.2017, 18:28:08
Wie und mit wem der Brexit überhaupt durchgezogen wird, ist nicht so klar zu erkennen. Es ist nur inzwischen so, dass sich nicht mal die EU-Staaten einig sind, ob sie Großbritannien überhaupt in der EU halten wollen. Und Theresa May hätte bestimmt mit enormen Schwierigkeiten und Zugeständnissen zu rechnen. Sie hat auch die Situation im eigenen Land mit ihrem Vorpreschen bezgl. Neuwahlen verschärft.

So sieht die derzeitige Situation aus:

Da in Großbritannien keine Partei die Mehrheit erreicht hat, in dem Land aber ein Mehrheitswahlsystem besteht, spricht man nun von einem hung parliament (Parlament in der Schwebe). Anders als in Deutschland, wo politische Koalitionen gängig sind, sieht das britische Wahlsystem eigentlich nur eine Regierungspartei vor. Das Wahlverfahren wird auch als winner-takes-it-all bezeichnet. Aus der jetzigen Patt-Situation gibt es drei Auswege: Entweder wird eine Koalition gebildet, eine Minderheitsregierung oder es gibt Neuwahlen.

Ein hung parliament ist in einem Land mit einem Mehrheitswahlsystem eigentlich sehr selten. Das letzte Mal war es in Großbritannien 2010 dazu gekommen, davor 1974.

Luchs35
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 12.06.2017, 18:40:42
xxxx
Wie und mit wem der Brexit überhaupt durchgezogen wird, ist nicht so klar zu erkennen. Es ist nur inzwischen so, dass sich nicht mal die EU-Staaten einig sind, ob sie Großbritannien überhaupt in der EU halten wollen. Und Theresa May hätte bestimmt mit enormen Schwierigkeiten und Zugeständnissen zu rechnen. Sie hat auch die Situation im eigenen Land mit ihrem Vorpreschen bezgl. Neuwahlen verschärft.

Luchs35


Luchs, zuerst möchte ich Ihnen ganz ehrlich sagen,dass ich mit Ihnen ausgesprochen gerne politische Diskussionen führe, weil Sie zu den Diskutanten gehören, die gut informiert und auch nachdenklich Ihre Meinung äussern. Diese Form von Sachlichkeit mag ich sehr gerne.

Aber hier verstehe ich Sie leider nicht: mit wem der Brexit "durchgezogen" werden soll? Natürlich mit den verbleibenden EU-Staaten, den UK aufgrund eines Referendums Ende März 2017 den Austritt aus dieser Staatengemeinschaft verkündete.
Wer aus der EU will UK "halten"? Ein Referendum mit eindeutiger Willenserklärung ist eine demokratische Tatsache und eignet nicht sich dafür, es je nach Gusto zu interpretieren.
Es geht jetzt um die Modalitäten und die Vertragsgestaltung und vor allem um die Termingebundenheit, weil die Causa in weniger als 2 Jahren erledigt sein muss. Das wissen auch alle Beteiligten, inkl. UK. Wie nun deren Rollen in Bezug auf die Verhandlungen sein wird, kann keiner vorhersehen. Einen guten Spruch hörte ich von einem Briten: Keep calm and negotiate. So soll es sein. Olga

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luchs35
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Re: Wahlbeben in Großbritannien
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 13.06.2017, 17:36:51
Wie und mit wem der Brexit überhaupt durchgezogen wird, ist nicht so klar zu erkennen.


Da habe ich mich gestern missverständlich ausgedrückt. Ich meinte damit, ob Theresa May oder eine andere Person die Zustimmung des Unterhauses für die Verhandlungen bekommt, das ist ja erst seit heute klar: May hat die Zustimmung erhalten, nachdem sie erklärte, dass sie die "Suppe auslöffeln will, die sich eingebrockt hat".
Sie will nach wie vor einen harten Brexit, hat nun aber auch einen noch härteren Widerstand seitens der EU-Staaten.
Inzwischen hat May mit der nordirischen DUP verhandelt, besonders glücklich sah sie danach nicht aus. Aber auch da ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Die rechte DUP ist gegen eine feste EU-Außengrenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland. Sie befürchtet vor allem wirtschaftliche Einbussen.

Luchs35

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