Internationale Politik Am Beispiel Griechenlands

Mitglied_81b4260
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Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 16.02.2012, 18:26:25
Ich denke, dieser Vergleich mit Deutschland ergibt ein verfälschtes Bild, da es doch wesentlich auf die absoluten Werte ankommt. (Mir tut eine 20 %ige Erhöhung der Mehlpreise nichts, sehr wohl aber armen Leuten in sehr armen Ländern.)

Mikis Theodorakis bezichtigt in einem offenen Brief Politiker und Banken der Verschwörung gegen das griechische Volk.
Er ist trotz der "Verschwörungstheorie" für mich sehr aufschlußreich.
Karl
Karl
Administrator

Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.02.2012, 19:18:18
Verschwörung zum Ziel der Vernichtung Griechenlands ist auch m. M. n. Quatsch. Es ist die Selbstsucht und Gier der Waffenexporteure, die zur Ausbeutung und Plünderung Griechenlands führt.
Die großen Wunden unserer Wirtschaft waren die unangemessen Aufwendungen für den Kauf von Kriegsmaterial und die Korruption eines Teils des politischen und finanzvolkswirtschaftlichen Raums. Für beide dieser Wunden waren jedoch auch die Ausländer mitverantwortlich. Wie beispielsweise Deutsche, Franzosen, Engländer und Amerikaner, die aus dem jährlichen Verkauf von Kriegsmaterial Milliarden Euro zu Lasten unseres nationalen Reichtums verdienten. Dieser kontinuierliche Aderlass zwang uns in die Knie und gestatte uns nicht, voranzuschreiten, während er den fremden Nationen Reichtum brachte.
geschrieben von Mikis Theodorakis
Dem ist von meiner Seite nichts hinzuzufügen - doch vielleicht noch das: Wer seinen Handelspartner ruiniert, ist möglicher Weise bald selber bankrott. Karl
hobbyradler
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Mitglied

Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf Karl vom 16.02.2012, 19:24:49
Verschwörung zum Ziel der Vernichtung Griechenlands ist auch m. M. n. Quatsch. Es ist die Selbstsucht und Gier der Waffenexporteure, die zur Ausbeutung und Plünderung Griechenlands führt.
Die großen Wunden unserer Wirtschaft waren die unangemessen Aufwendungen für den Kauf von Kriegsmaterial und die Korruption eines Teils des politischen und finanzvolkswirtschaftlichen Raums. Für beide dieser Wunden waren jedoch auch die Ausländer mitverantwortlich. Wie beispielsweise Deutsche, Franzosen, Engländer und Amerikaner, die aus dem jährlichen Verkauf von Kriegsmaterial Milliarden Euro zu Lasten unseres nationalen Reichtums verdienten. Dieser kontinuierliche Aderlass zwang uns in die Knie und gestatte uns nicht, voranzuschreiten, während er den fremden Nationen Reichtum brachte.
geschrieben von karl
Dem ist von meiner Seite nichts hinzuzufügen - doch vielleicht noch das: Wer seinen Handelspartner ruiniert, ist möglicher Weise bald selber bankrott. Karl
geschrieben von Mikis Theodorakis


Ich meine man kann da schon einiges hinzufügen.

Das Zitat hört sich für mich wie das griechische Zugeständnis an, zu keinem Zeitpunkt in der Lage gewesen zu sein, eine selbständig handelnde Regierung zu besitzen. Doch die korrupten Abgeordneten müssen letztlich vom Volk in die Parlamente gewählt worden sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in den Regierungen nur Dumme saßen.

Vielleicht ist die Aussage in dem Zitat tatsächlich richtig, zumindest aber unvollständig. Haben andere EU Länder Griechenland behindert eine funktionierende Verwaltung und Wirtschaft aufzubauen? Eigentlich war das Voraussetzung zum Beitritt in die Eurozone.

Bei Radeltouren 2008 durch Griechenland habe ich vielfach an wenig frequentierten Straßen stolze Straßenneubauprojekte gesehen. Meiner Meinung nach sinnlose Projekte. Bereits damals dachte ich, dass diese nur gebaut werden um Subventionen der EU zu erhalten und einigen Baulöwen Profit zu verschaffen.

Wer von euch fühlt sich schuldig wenn ein Nachbar im Haus nebenan in Privatinsolvenz geht? Weil er mehr Geld ausgegeben als eingenommen hat, weil er sich jährlich einen neuen Mercedes, BMW oder Porsche zugelegt hat?

Ciao
Hobbyradler

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sammy
sammy
Mitglied

Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von sammy
Zitat von Mikis Theodorakis

Die großen Wunden unserer Wirtschaft waren die unangemessen Aufwendungen für den Kauf von Kriegsmaterial und die Korruption eines Teils des politischen und finanzvolkswirtschaftlichen Raums. Für beide dieser Wunden waren jedoch auch die Ausländer mitverantwortlich. (Zitatende)

Da stellt sich doch die Frage, mussten die unangemessenen Aufwendungen für Kriegmaterial geleistet werden weil den Griechen das Kriegsmaterial aufgezwungen wurde?
Hinsichtlich der Korruption muss man doch mal nachfragen, hätte nicht ausschließlich innerstaatlich gegen gesteuert werden müssen?

sammy
Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 16.02.2012, 19:24:49
"Es ist die Selbstsucht und Gier der Waffenexporteure, die zur Ausbeutung und Plünderung Griechenlands führt."
geschrieben von karl


Ist das nicht "etwas" zu stark vereinfacht?

Dazu sollte man wissen, dass die Militärausgaben Griechenlands etwa 4% des BIP des Landes betragen.
Ich glaube kaum, dass das die Hauptursache der Verschuldung des Landes ist - aber sicher EINE der Ursachen, denn der OECD-Durchschnitt liegt bei 1,7% des BIP.

Ich möchte auch daran erinnern, dass die Waffenexpoteure OHNE die unterschiedlichsten griech. Regierungen, die die Waffen unbedingt kaufen mussten - nichts verkauft hätten.
Ohne die Karamanlis und Stefanopoulos ... wäre nichts gelaufen.
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 16.02.2012, 19:24:49
]Dem ist von meiner Seite nichts hinzuzufügen - doch vielleicht noch das: Wer seinen Handelspartner ruiniert, ist möglicher Weise bald selber bankrott. Karl[/quote]

Karl, der international außenhandel ist doch keine wohltätigkeitsveranstaltung.
Da braucht einer was und der andere verkauft was.
Wenn sich einer dabei ruiniert, ist das sein problem, dann hat er eben schlecht gewirtschaftet oder den bedarf oder seine eigene wirtschaftskraft falsch eingeschätzt.
Fragt Dich Dein autohändler, wenn Du Dir einen teuren wagen kaufst, ob Du den auch halten kannst?
Nochmal zu Griechenland, die waffenkäufe fußen anscheinend auf alten verträgen, aus denen man nicht so einfach aussteigen kann, ohne dem lieferanten oder produzenten immens zu schaden.
Wie Klaus schrieb, sind sie nur marginaler teil des anscheinend völlig unwirtschaftlich gehändelten Griechischen staatshaushaltes.
Jetzt wird über die nächste rate an Griechenland verhandelt, mitte oder ende des jahres dann wieder über die nächste und so weiter und so fort.
Solide wirtschaftswissenschaftler schätzen, daß griechenland frühestens in 15 bis 20 jahren seinen staatshaushalt in den griff bekommen wird und schulden abzahlen kann.
Fazit:
weitere jahre kräftige milliarden verpulvern oder Griechenland abschreiben.
Was wird wohl besser sein?

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schorsch
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Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von schorsch
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 17.02.2012, 10:03:41
Ich vermute, dass keiner von denen, die jetzt verhandeln, zum Zeitpunkt der Schuldenfreiheit Griechenlands noch am Leben sein wird - und keiner und keine mehr von uns hier auch noch!
schorsch
schorsch
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Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von schorsch
als Antwort auf sammy vom 16.02.2012, 22:26:49
Kleine Ehrenrettung am Rande: Wäre Griechenland anno dazumal, als die Türken Zypern enterten, nicht bewaffnet gewesen, wäre heute ganz Zypern türkisch.
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 17.02.2012, 10:11:02
...und deshalb forderte wohl Obama die Europäer zu stärkeren militärischen Aufrüstung auf. Ist nicht die Türkei der Hauptabnehmer für deutsche Waffen - und ebenfalls bis zu den Zähnen aufgerüstet?
senhora
senhora
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Re: Am Beispiel Griechenlands
geschrieben von senhora
Nicht immer kann ich seine Meinungen und Haltung verstehen, in der Griechenlandkrise aber doch.
Kurt Biedenkopf:
Ohne die finanz- und wirtschaftspolitische Integration hat der Euro keine Zukunft.
Und dazu gehört eben auch, dass man als wirtschaftlich starkes Land nicht auf Dauer in ein wirtschaftlich schwaches Land exportieren kann, ohne es früher oder später wirtschaftlich und finanziell bei seinen Anstrengungen zu unterstützen, selbst wirtschaftlich stärker zu werden. Fehlt es an dieser Bereitschaft, bleiben die Exporterfolge langfristig Luftbuchungen.

Cicero:
Und das Bild vom rechtschaffenden Deutschland gegenüber dem gewissenlosen Rest in der Peripherie fällt in sich zusammen...

Kurt Biedenkopf:
Das Bild war immer falsch.
geschrieben von Cicero

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