Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf

Internationale Politik Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf

olga64
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 12.11.2019, 20:05:07

Ich empfinde es aufgrund meiner Sozialisierung als verbrecherisch, wenn Menschen,die die Macht über ein Land und die dort lebenden Menschen haben, diese ausbeuten, schikanieren, betrügen usw. und dies alles, um sich selbst lebenslang diese Pfründe zu sichern.
Da mache ich auch keinerlei Unterschied zwischen Südamerika, Russland oder der Türkei, die alle geschlagen sind mit solchen MÄnnern.
Es stimmt natürlich ,dass auch für solche Figuren die Unschuldsvermutung bis zum  höchstrichterlichem Urteil gelten muss und immer "in dubio pro reo" Gültigkeit hat.
ABer meist haben gerade solche Machthaber mit diktatorischen Eigenschaften schon früh dafür gesorgt, dass sie sich den Prozedere internationaler Gerichte nicht beugen müssen und Zwangsvorführungen ja leider sehr selten, m.E. zu selten sind.
Sie benützen dann lieber von ihnen als "freie Wahlen" benannte Veranstaltungen, wo sie dann ebenfalls wieder ihre Spielchen treiben, bzw sich auch "scheuen" neutrale Beobachter zuzulassen.
Und es ist nun leider in Südamerika so, dass hier sehr oft sozialistische Herrscher auffallen, die dann oft auch noch - wie zB. Maduro in Venezuela begeisterte Anhänger und Unterstützer bei unseren Linken haben, was noch weniger nachvollziehbar ist. Wenn es diesen Linken wirklich um die Menschen ginge, wäre doch das Beispiel Maduro, der seine eigene Bevölkerung verhungern lässt oder in die Flucht treibt, abschreckend genug. Olga

dutchweepee
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf aixois vom 12.11.2019, 16:27:29
Ich will jetzt mal meinem Grübeln ein rasches  Ende bereiten und mir  untersagen, mir weiter irgendetwas vorzustellen oder gar statements verstehen zu wollen , was vielleicht in Zukunft Gegenwart werden könnte, oder aber auch nicht ...
Ich gehe daher schon heute mal „ganz offen“ mit diesen news um, und denke, dass das eine mit dem anderen, nichts,  aber auch gar nichts zu tun hat.
Umweltschutz, bedrohte Völker  … ja, da war mal was, kriege ich jetzt auch nicht auf eine Reihe …

Honni soit qui mal y pense !
 
Ja Ja Olga ...immer Putins Propagandatrolle mit ihren an den Haaren herbeigezogenen Verschwörungstheorien. Schlimm ist das! Verdirbt die ganze gute Stimmung um den grünglücklichen Elektroautohype:-)

Ich denke allerding, aixois ...Dein Verdacht geht in die richtige Richtung

bolivien-lithium.jpg
dutchweepee
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von dutchweepee

Screenshot aus einem Video, Twitter Evo Morales Ayma, Rede in La Paz, 05. November 2019

In westlichen Medien ist gemeinhin vom "Rücktritt" des bolivianischen Präsidenten Evo Morales die Rede. Das ist falsch

Boliviens gewählter Präsident Evo Morales ist in der Nacht zum heutigen Dienstag nach Mexiko evakuiert worden, nachdem ihm die mexikanischen Regierung Asyl gewährt hat. Die mexikanische Luftwaffe flog ihn aus Chimoré im Departement Cochabamba aus.

Morales hatte sein Amt am Sonntag inmitten einer Welle von Rücktritten von Ministern, Abgeordneten und regionalen Funktionären seiner "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) niedergelegt. Zuvor hatten die Oberkommandierenden der Armee und der Polizei ihn zu diesem Schritt aufgefordert, während Oppositionelle Vertreter des Regierungslagers massiv bedrohten.

"Schwestern und Brüder, ich gehe nach Mexiko, dankbar für die Selbstlosigkeit der Regierung dieses Brudervolkes, das uns Asyl geboten hat, um sich um unser Leben zu kümmern", schrieb Morales auf Twitter: "Es tut mir weh, das Land aus politischen Gründen verlassen zu müssen. Bald werde ich mit mehr Kraft und Energie zurückkehren."

Morales bekräftigte, dass "die Polizei sich gegen einen Präsidenten erhebt und die Streitkräfte den Rücktritt eines Präsidenten fordern, der das einfache Volk vertreten hat". Zugleich verteidigten Polizei und Streitkräfte neoliberale Politiker, die die Wirtschaftsmacht in ihren Händen halten, "und unterdrücken Menschen, die die Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden und Gleichheit verteidigen"....

Mehr dazu in der Quelle: Warum es in Bolivien einen Putsch gab

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teri
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von teri
als Antwort auf olga64 vom 12.11.2019, 18:34:28
Ist es wirklich zielführend, wenn man die Schuld an den korrupten Politikern in fast allen südamerikanischen (und auch afrikanischen) Staaten nun wieder mal dem IWF, den USA oder wem auch immer (aber nie Russland!) zuschreibt und damit versäumt, die nicht ausrottbaren Verbrechen der Regenten am eigenen Volk zu erwähnen?geschrieben von olga64
Merkwürdigerweise ist der Eindruck des Ökonomen, Volkswirtschaftler - und geopolitischem Analyst  Peter König  eine andere zu dieser Situation. Er war über 30 Jahre als Mitarbeiter der Weltbank weltweit international tätig.

Während dieser Zeit arbeitete er parallel ca. 10 Jahre bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, mit Fokus Umweltgesundheit, Wasser, Sanitärwesen und Hygiene. Seit seiner Pensionierung vor 10 Jahren arbeitet er vorwiegend als freier Berater für die Schweizerische Entwicklungszusammenarbeit.

Als Autor von von Bücjerm wie Implosion - An Economic Thriller about War, Environmental Destruction and Corporate Greed - Fiktion, zeigt er die auf Tatsachen über 30 Jahren Weltbank­erfahrung die um den Erdball basiert. Er ist auch Co-Autor von The World Order and Revolution - Essays from the Resistance .

Wie kommt das reichste eine Prozent der Welt­bevölkerung an sein ungeheureres Vermögen?

Der Makro-Ökonom und ehemalige Mitarbeiter der Weltbank Peter König berichtet über die wichtigsten Methoden der Besitz­konzentration und darüber, was viele nicht wissen: nämlich, dass das ganze westliche  in in privaten Händen ist.  Und genau ihnen unterstellt er skrupellose Korruption mit Hilfe Finanzieller Massenvernichtungswaffen.

Warren Buffett, eine der reichsten Personen auf dieser Welt, war es, der den Begriff „Finanzielle Massenvernichtungswaffen“ prägte. In einem Interview mit der New York Times am 26. November 2006 erklärte er dem Ökonomen Peter König freimütig:

„Es herrscht Krieg Reich gegen Arm. Es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die den Krieg begonnen hat und wir werden diesen Klassenkampf gewinnen“

teri
 
aixois
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 12.11.2019, 20:24:21

Einverstanden wenn das  Handeln als verbrecherisch  gebrandmarkt wird, nicht aber die Person allgemein, als "Verbrecher" tituliert wird.

Zustimmung auch, wenn die jeweilige "Ideologie" mit einem Diktator verbunden wird, nicht aber das Land und sein Gesellschaftssystem, wo man sich fragen kann, ob es jeweils um 'Sozialismus' und/oder 'marktwirtschaftlichen Neo-Liberalismus" geht. Aber das ist ein weites Feld ... Der Begriff "Bananenrepublik" ist  ja auch nicht nach irgendwelchen sowjetischen Einflüssen zur Förderung des Marxismus-Leninismus entstanden  !

Ich sage nur : „it takes two to Tango“,  zu jedem Bestochenen gehört immer auch einer der das "Geld" (die Macht/Einflüsse/Beziehungen) hat,  zu bestechen. Und dass  da in Bolivien  Unmengen an Transferrubel  an den eher undogmatischen Morales  geflossen wären,  muss ich wohl verpasst haben,  nicht aber, dass er sich mit WB und  IMF angelegt hatte und es erreichte, dass Gewinne im Land erwirtschafteten Gewinne im Land blieben, für soziale Ziele verwendet wurden  und nicht ins Ausland abflossen.
Und dass z.B. die gewaltsame Herstellung der alten Ausbeutungsordnung der weißen Eliten in Brasilien der Freundschaft Malsonaros mit Putins Russland  geschuldet wäre,  wurde von den mir zugänglichen linken Nachrichtenquellen auch unterschlagen, im Gegenteil, „die Linken“ behaupten gar, dass Malsonaro ein guter Freund Trumps sei  (Achtung: Ironie !).
Fazit: es ist nicht alles in einem Rechts-Links Schema zu erfassen.
Noch was zur besonderen deutschen (Anti-Korruptions-) Sozialisation:  Wann ist DE dem UN Antikorruptionsabkommen von 2003 beigetreten ?  Wie lange hat es gedauert, bis das Gesetz von 2013 (MdB Bestechung)bzw. 2015 (Privatwirtschaft)  endlich verabschiedet wurde ?  Wie viele MdBs wurden jemals wegen Bestechlichkeit angezeigt oder  gar verurteilt ?  Da kein Bestochener  immer eine Quittung ausstellt, ist eine Strafverfolgung so gut wie ausgeschlossen , sollte im Hinblick auf die vielen Schlupflöcher , eine Strafbarkeit überhaupt gegeben sein. Welches Unternehmen bezichtigt  sich nach dem „Geschäftsherrenmodell“ selbst der Korruption und welcher Staatsanwalt sieht ein öffentliches Interesse an der Korruption zwischen privatwirtschaftlich Handelnden ? Wie viele DE Exportverträge werden ausschließlich nach  Qualitätskriterien an Land gezogen ?
 
Wohlgemerkt: ich bin kein Befürworter der Korruption, nur lässt  sich – wenn man unvoreingenommen urteilen  will -  Korruption nicht einer  politischen Couleur versehen.
 
olga64
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 13.11.2019, 15:22:43

Jetzt ufern Sie aber ein wenig aus, wie ich finde:
Letztendlich leben wir also in ähnlich korrupten Strukturen wie diese aus Südamerika seit Menschengedenken bekannt werden?
Sie bemängeln, dass MdB`s nie wegen Bestechlichkeit angezeigt oder juristisch verfolgt wurden? Wo kein Kläger, da kein Richter  - oder soll man prophylaktisch einfach mal die Abgeordneten juristisch verfolgen? Und wenn ja, von welcher Partei, bzw. in welcher Reihenfolge?

Einfacher wäre es, wenn jeder normale Bürger strenge Massstäbe an sich selbst legen würde, z.B. in Sachen Schwarzarbeit: ich erlebe z.B. keinen Handwerker, der nicht als erstes die Frage an mich richtet: "brauchen Sie eine Rechnung" und wenn ich dies bejahe, sich verabschiedet und nicht wiederkommt.
Oder bei der Suche nach einer Putzhilfe diese absagen, weil sie schwarz arbeiten wollen. Da gäbe es noch viele Beispiele.
Alles Betrug am Gemeinwesen = Staat. Oder sehen Sie das anders? Olga


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dutchweepee
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf olga64 vom 13.11.2019, 16:22:41

In NRW stellen die Handwerker soweit ich es erlebt habe immer eine Rechnung und ich als Dienstleister arbeite auch nicht am Fiskus vorbei - wohnst Du in Fantasia-Land oder in Bayern?

olga64
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 13.11.2019, 17:29:25

Glauben Sie wirklich ,dass schwarz arbeitende Handwerker in NRW oder anderswo es zugeben würden ,dass sie keine Rechnung erstellen wollen? Glauben Sie ferner, dass die davon profitierenden Kunden ebenfalls wahrheitsgemäss erklären, es käme sie billiger, ohne Rechnung solche Arbeiten zu vergeben?
Problematisch wird es nur, wenn dann Pfusch gearbeitet wird und der Kunde keine Möglichkeit hat, zu reklamieren oder gar Schadensersatz zu verlangen.
In Bayern hängt dies natürlich auch sehr mit der extrem guten Konjunktur zusammen. Hier sind Handwerker für Arbeiten am und im Haus oder Renovierungen mittlerweile über Monate ausgebucht und da stellen die natürlich ihre Bedingungen, wenn sie sich bereiterklären, doch noch einen Auftrag zu übernehmen.
ABer das können Sie natürlich alles nicht wissen, weil Sie doch meist in einer anderen Welt leben als ich. Olga

aixois
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 13.11.2019, 16:22:41

Nein, das sehe ich gewiss nicht anders.

Ich möchte es nur nicht durch eine ideologische Brille sehen, denn weder in "linken" noch in "rechten"  Staatswesen ist die Korruption (oder weiter gesagt, das ungerechtfertigte Aneignen öffentlicher Mittel oder sonstiger, letzten Endes geldwerter, Vorteile) eine akzeptierte ordnungspolitische Komponente.
Wer mit dem Finger auf die "sozialistischen" korrumpierten Herrscher im globalen Süden zeigt, sollte zumindest daran denken, dass auch ein paar mehr oder weniger krumme Finger der Faust auch in den globalen Norden zurückweisen. Dieser nennt sich entwickelt. So sind auch die Systeme der Vorteilsnahme, eben verfeinerter, aber mit dem gleichen erhofften Ergebnis.

Ich will nur darauf hinweisen, dass keine Regierungsform dagegen gefeit ist, oder anders ausgedrückt, wir sollten nicht meinen, wir seien die besseren. Ob die Putzfrau schwarz arbeiten will  oder innovative Finanzjongleure in Zusammenarbeit mit (nach aussen alle sehr seriösen) Banken das grosse Rad durch cum- cum/cum-ex Erstattungsbetrug den Steuerzahler bewusst um 2-stellige Euro-Milliardenbeträge 'erleichtern', macht für mich moralisch gesehen keinen Unterschied.
Von  solchen Summen können die  Potentaten des "Südens" nicht mal träumen.
Von den bis heute nicht kontrollierbaren Steuerhinterziehungsoasen 'off-shore mal  ganz zu schweigen.
 
Macht ist der Gefahr der Korrumpierbarkeit ausgesetzt, „Amigos“ gibt es auch, aber nicht nur,  in Bayern. Auch in Bolivien, aber es lag nicht an der Korruption und auch nicht an den vorläufigen Wahlergebnissen, dass Morales vertrieben wurde, sondern – so meine  Überzeugung – an strategischen von aussen kommenden Überlegungen zur Sicherung  des Zugangs zu Rohstoffen (Lithium, das in Zukunft sehr teuer und knapp werden wird) deren Zugangskontrolle man  nicht einem indigenen, ‚unkontrollierbaren‘  Potentaten überlassen will.
 

 
olga64
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RE: Bolivien: Der Putsch der kein Putsch sein darf
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 13.11.2019, 18:36:21

Vielleicht können wir uns ja darauf einigen ,dass jeder Mensch korrumpierbar ist. Das geht ja schon los, wenn wir Kinder sind und uns bestechen lassen, brav zu sein, wenn dann eine Belohnung winkt.
Aber der Preis bei den Menschen ist natürlich unterschiedlich hoch: bei den sog. Mächtigen vermutlich höher als bei einer Putzfrau, die um ihren Lebensunterhalt kämpfen muss.
Bei selbst erklärten Sozialisten oder Angehörigen von christlichen Kirchen wirkt es m.E. besonders befremdlich, weil diese ja immer den Anspruch erheben, es besonders gut mit "denen da unten" zu meinen. Und irgendwann erfährt man dann wieder, wie raffgierig und focussiert auf das eigene Wohlergehen sie doch waren.
ABer wie gesagt - es ist sicherlich in jedem Menschen so angelegt.
Ich war viele Jahrzehnte Einkäuferin und auch uns ging und geht ja immer der schlechte Ruf voraus, dass wir uns auch kaufen lassen.
Die Versuche waren auch immer da und einige Male auch in meinem Berufsleben die Versuchungen gross. Ich wusste aber immer, dass ich dann sofort meinen Job losgeworden wäre; daraus hat die Unternehmensleitung ja nie ein Geheimnis gemacht und deshalb habe ich es unterlassen und mir den Ruf bei den Vertriebsleuten erarbeitet "nicht bestechlich" zu sein. Das war für mich ein grosses Kompliment. Olga


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