Internationale Politik Ein deutsches Problem ??

luchs35
luchs35
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Ein deutsches Problem ??
geschrieben von luchs35
Wie sagte der ungarische Regierungspräsident Victor Orban heute bei der Pressekonferenz mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, als es um die Rolle Ungarn bei der Bewältigung der Flüchtlingsfrage ging: Das ist deutsches Problem! Fast bin ich gewillt, ihm Recht zu geben, denn was sich vor zwei Tagen am Schweizer Grenzbahnhof Buchs abspielte, gab mir doch zu denken.
Da kam aus Budapest der mit Flüchtlingen überfüllte „Wiener Walzer“, der in Österreich zweimal aufgeteilt wurde, in Buchs an, wo die Flüchtlinge mit Willkommenschilder, Getränken, Nahrung und Spielsachen für die Kleinkinder empfangen wurden. In Durchgangslager Altstätten war für den Empfang ebenfalls alles vorbereitet worden, um möglichst rasch die Asyl-Formalitäten durchführen zu können.
Polizei und Grenzbeamte blieben im Hintergrund, um die Leute im Zug nicht zu erschrecken. Presseleute aus der Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg waren anwesend, um den Empfang zu dokumentieren. Aus dem ersten Teil des Zuges stieg niemand aus, aus dem Minuten später einfahrenden zweiten Teil stiegen sechs Männer aus Bangladesh und Syrien aus.
Dem später einfahrenden 3.Teil des Zuges entstiegen ein syrisches Ehepaar mit zwei Kleinkindern und ein Afghane.
Der Rest der Flüchtlinge erklärte, dass sie nicht in die Schweiz, sondern unbedingt zu „Merkel“ und EU nach München wollen.
Die Schweizer ließen sie ziehen, ist ja auch kein EU-Land. Zurück blieben aber die vielen verdutzten freiwilligen Helfer, die wohl eher damit gerechnet hatten, dass viele der geplagten Menschen gerne ihre Reise beendet hätten.
Da kann man sich schon mal die nachdenkliche Frage stellen, ob die Flüchtlinge nicht doch ein "deutsches Problem" sind? Auf die Idee, die Schweiz mit Ungarn zu vergleichen, wird doch wohl niemand gekommen sein.

Luchs
Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 03.09.2015, 18:00:50
Luchs, ich befürchte das wird wieder so ein Bashing Thema werden. Aber ich bin Kummer gewöhnt und darum traue ich mich auch, Dir frisch und munter zu antworten. Ja, es ist ein deutsches Problem und es wird zum großen Problem werden. Deutschland kann und darf nicht alle benachteiligten, bedrohten und verfolgten Menschen aufnehmen. Und ich glaube zwar an die Hilfsbereitschaft meiner deutschen Mitmenschen, aber wie sich ja bereits aus der Vergangenheit gezeigt hat, ist nichts so wankelmütig wie der deutsche Mensch. Ich erinnere an Gastarbeiter, die erst willkommen waren und danach am besten ganz schnell abgeschoben werden sollten. Vor allem die türkischen Gastarbeiter.
Ich hoffe, ich löse jetzt keinen Massenprotest aus, aber als die Mauer fiel, konnte nicht genug gefeiert, geklatscht und was nicht alles getan werden. Und ein paar Jahre danach driften die Menschen auseinander, da hört man wieder die Ossis und die Wessis, da ist man sich alles andere als grün. Man erlebt es ja hier im ST fast täglich. Auch wenn ich es noch so falsch und fehl am Platz finde, ändern kann ich die Einstellung mancher Menschen nicht.
Und ich befürchte, auch diese Hilfsbereitschaft wird abnehmen.
Schuld an diesem Zustand hat für mich ausschließlich Frau Merkel. Es reicht nicht, ab und an ein paar markige Wörtlein zu sprechen. Sie hätte das Thema längst zur Chefsache machen sollen. Dies nicht zu tun und nicht zu handeln wird Folgen haben.
Bruny

P.S.: um Griechenland ist es dafür umso ruhiger geworden, wenn ich mir das als Randbemerkung erlauben darf
justus39
justus39
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Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von justus39
als Antwort auf luchs35 vom 03.09.2015, 18:00:50

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ehemaligesMitglied33
ehemaligesMitglied33
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Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von ehemaligesMitglied33
als Antwort auf justus39 vom 03.09.2015, 18:24:35
Hallo Justus, Bruny und Luchsi,
wo sind wir denn? Im Wandel der Zeiten,
sie werden uns viel Kummer und Sorge
bereiten, aber alles fließt und ist bald
vorbei. Es kommen andere Themen, wo Menschen
sich aufregen können. Das ist Fakt und NEWS
faszinieren immer, bringen Rekordhöhen an
wackeren Zuschauern, --- nehmt mich zum Beispiel,
ich trage zur Zeit Kopftücher (s.Bild), wurde
in der City gefragt, woher ich denn sei, weil
ich auch zierlich und schlank bin.
Also, Panta Rhei, in ein paar Wochen haben
wir wieder ganz andere ReizThemen, for better or
worse, ich weiß es nicht, hoffentlich drückt nicht
irgendein Idiot auf den roten Knopf, das wäre
fürchterlich.
Darum lebt doch Euer Leben, als wäre es der letzte
Tag--- EBENT..--, rät Witta
wandersmann
wandersmann
Mitglied

Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaligesMitglied33 vom 03.09.2015, 18:48:34
@ witta

Deine Nonchalance kann ich leider nicht teilen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in nur wenigen Jahren in einem anderen Europa und vor allem in einem anderen Deutschland leben werden. Diese Völkerwanderung wird Europa teilen, keine Frage. Und es wird Deutschland spalten.
pippa
pippa
Mitglied

Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von pippa
als Antwort auf wandersmann vom 03.09.2015, 19:09:11
Ja, es ist ein deutsches Problem und es wird zum großen Problem werden. Deutschland kann und darf nicht alle benachteiligten, bedrohten und verfolgten Menschen aufnehmen. i


Das große Problem der Deutschen ist wohl, dass sie immer alles übertreiben, gleichgültig ob etwas positiv oder negativ ist.
(Da nehme ich mich selber auch nicht aus.)

Vor allem die Medien übertreiben derartig, dass man das Gefühl hat, es gäbe überhaupt nichts anderes mehr auf der Welt. Alle, Medien und Politik werden nun so lange auf uns einhämmern, bis auch die tolerantesten Deutschen nichts mehr davon hören wollen. Und dann Prost Mahlzeit.
Pippa

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ehemaligesMitglied33
ehemaligesMitglied33
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Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von ehemaligesMitglied33
als Antwort auf wandersmann vom 03.09.2015, 19:09:11
Bedenk mal, lieber Wandersmann, ich bin schon
87 Jahre alt, im Mai würde ich 88, und dann
in zwei Jahren 90, Konjunktiv, wenn ich dann
überhaupt noch lebe. Nonchalance ist nicht das
Wort, ich sage eher Lebenserfahrung und Praxis.
Wir sind im Umbruch der Zeiten, wie es wird, wir
wissen es nicht und auch nicht, wer die Strippen
zieht, da hab ich Vermutungen, ganz gewiss ist es
die GIER einiger Menschen, die den Hals nicht voll-
kriegen können.
Und trotzdem leben wir und wollen uns dieses köstliche
Geschenk nicht verleiden lassen. Menschen mit Pessimismus,
wie ich das hasse.
Mut auf das Morgen, schön, dass Du bist geboren, Wandersmann,
ein ganz liebes WOLL von Dortmund-Witta
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.09.2015, 18:24:16

Ich hoffe, ich löse jetzt keinen Massenprotest aus, aber als die Mauer fiel, konnte nicht genug gefeiert, geklatscht und was nicht alles getan werden.

Ich weiß nicht so recht, was du damit andeuten willst. Geflohen (aus der DDR) wurde vor 1989. Dann wurden zwei Staaten zusammengelegt, die vorher von 2 verschiedenen Regimen regiert worden waren (Ultrakurzfassung, ich bitte die "Orthodoxen", nicht nachzukarten).

Auch ein Vergleich mit den Flüchtlingen, die 1945 in großen Massen aus inzwischen von den Russen oder Polen besetzten Gebieten in die nicht besetzten, vorzugsweise unter Verwaltung der Westalliierten und nicht der Russen stehenden Gebiete geflohen sind, würde ganz erheblich hinken.

Außer einem anfänglichen Unterbringungs- und Versorgungsproblem (das auch diejenigen hatten, die in ihrer Heimat bleiben konnten, die z.B. ausgebombt waren und nicht wussten, was sie an nächsten Tag essen sollten) gab es keines, keine Sprachbarriere, keine kulturellen Unterschiede außer ein paar unwichtigen regionalen Eigenheiten, keine Unterschiede in den Bildungsstandards, keine "Integrationsprobleme" usw. usf.

Diese 4 Kriterien, wahrscheinlich noch ein paar mehr, sind der Knackpunkt und ändern die heutige Situation im Vergleich zu damals ganz dramatisch, kurz- und langfristig, wie ich fürchte (genau wie wandersmann). Den Vergleich habe ich schon gehört und gelesen (nicht beim ST), und er ist gänzlich unpassend. Er wird allenfalls dazu benützt, das dumme Volk einzulullen und seine Ängste als unbegründet hinzustellen, weil es ja damals so gut geklappt hat.
Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Vielleicht ist es ein deutsches Problem.
Ich hoffe ein Problem, das alle gemeinsam lösen können.

Ich denke, wir Nachkriegskinder sind auch in gewisser Weise traumatisiert, denn sich vorzustellen, dass die Eltern und Großeltern tatenlos zusahen, oder schlimmer noch, selbst beigetragen haben, dass Millionen unschuldige Menschen getötet wurden, hat sich in unsere Köpfe gebrannt.

Deshalb können wir nicht tatenlos zusehen, wie Menschen, die auf der Flucht sind ,umkommen.
Ich bin zwar kein " Deutscher " da ich eine andere Staatsbürgerschaft habe. Aber ich fühle mich als Deutscher, denn Hamburg ist meine Heimatstadt, hier bin ich geboren und aufgewachsen.
Ich bin stolz auf meine Hamburger, die nach einem Aufruf einer Zeitung zu tausenden Decken, warme Kleidung, Spielzeug und andere Dinge anbrachten und die sich als Helfer engagieren.

Die deutlich sagen, diesmal werden nicht Menschen sterben, weil wir wegsehen. Wir machen es zu unserem Problem.
Hannes
Re: Ein deutsches Problem ??
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silhouette vom 03.09.2015, 19:48:56
Was ich damit andeuten wollte, Sil? Diese ewige Übertreibung, die nicht lange anhalten wird. Menschen in Not müssen geholfen werden, keine Frage. Aber Europa besteht nicht aus Deutschland und ich vermisse eine gerechte Verteilung.
Bruny

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