Internationale Politik Globale geduldete Ausbeutung

Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Heute möchte ich ein wenig das Augenmerk auf die Salzbauern von Maras (Peru) lenken die in purer Handarbeit das Andensalz gewinnen. Frauen, Männer und Kinder ab 5 Jahren schuften Tagein, Tagaus für einen Hungerlohn und die eigene Cooperative betrügt die Indios. Sie haben ihnen ihre Identität genommen, hindern sie an Schulbildung, denn nur Analphabeten können betrogen werden. Jetzt verhindert diese Cooperative sogar den Wettbewerb um einen größtmöglichen Druck auf die Salzbauern auszuüben.
 
Ein Beispiel:
Die Cooperative bezahlt für 50 Kg 4,00 € an die Salzbauern, Sterneköche zahlen für 100 Gramm 24,00 Euro!

Ich habe hier nur ein winzig kleines Beispiel gebracht und während ich schrieb, habe ich darüber nachgedacht was passieren muss um ein wenig mehr Gerechtigkeit unter den Völkern unserer Erde zu generieren. Oder anders ausgedrückt, was wird passieren wenn sich alle ausgebeuteten Menschen zur Wehr setzen. Sehen wir das Elend nicht? Wollen wir es nicht sehen? Sind wir dermaßen egoistisch geworden?

Ich würde mich freuen auf Gleichgesinnte im ST zu treffen, die vielleicht auch ein paar Beispiele beitragen können, oder vielleicht auch kleine Lösungsansätze bringen können.

Bruny

Via
Via
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von Via
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 10:40:46

Auf "Geburtstage ..." habe ich gerade einen Beitrag veröffentlicht über den Inder Kaylash Satyarthi, der sein Leben einer Lösung des Problems der Kinderarbeit widmet.

VG - Via

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 10:40:46

Gott sei Dank mal ein anderes, ein grundsätzliches Thema, das es in der Welt häufig gibt.
Wir alle hier in den reichen Ländern sind die Nutznießer.

Mir fällt dabei ein, dass besonders in Deutschland geradezu ein Parademarkt im Mittelpunkt steht, die billigst hergestellten Markenprodukte wie Bekleidung und Schuhe, die von den label-Firmen zwar auch relativ günstig verkauft werden, aber mit einer z.T. gigantischen Gewinnspanne.

Aber Kaufverzicht unsererseits ist wirkungslos, es trifft die falschen.

Für sowas wäre die UNO zuständig, aber die müßte, wie die EU, aufgelöst und neu gegründet werden, unter ganz anderen Grundlagen.

etc. etc.


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RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Via vom 11.01.2021, 10:52:50

Danke @Via, ich habe gerade geguckt 😊. Ja das ist ein bemerkenswerter Mann und es ist richtig, man muss wütend werden um mehr Gerechtigkeit zu erreichen. Aber ich glaube es ist zu spät wenn ausgebeutete  Menschen wütend werden, siehe Chile, siehe Ecuador. Es ist nur ein kurzzeitiges Auflehnen und oftmals wurde auch dieses Auflehnen niedergeknüppelt.

Können wir helfen, indem wir den Fair Trade Handel stärken? Oder ist auch diese „Marke“ korrumpierbar?
LG Bruny

Klara39
Klara39
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von Klara39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 10:40:46
Sorry, Bruny, Du meintest bestimmt, für 50Kg Salz bekommen
die Salzbauern nur 4€?  Oder irre ich mich da?
Ich wundere mich sowieso manchmal, wenn in den Supermärkten
1Kg Mandarinen für 0,96€ angeboten wird, wie da wohl der
Pflücklohn aussieht. Aber darüber machen sich die wenigsten
Verbraucher hier einen Kopf - Hauptsache billig!!
Klara
RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Klara39 vom 11.01.2021, 11:16:45

Danke Klara, da ist wohl im Eifer des Gefechts der Gaul mit mir durchgegangen. Danke für die Richtigstellung. 
Du sprichst gerade den lächerlichen Preis von Mandarinen an. Wir zahlen in Spanien zwischen 1,69 und 1,99 Euro pro Kilo.
Die Ware die in den deutschen Supermärkten oder Discountern um diesen Preis angeboten wird stammt aus den Großplantagen um Almeria (die Plastikstadt) und diese Früchte sind zum einen totgespritzt und zum anderen werden sie unter menschenunwürdigen Zuständen geerntet. 
Billige Lebensmittel schaden der Gesundheit, aber anscheinend ist auch das egal 😡.
Bruny


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RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 11.01.2021, 11:10:30

Ja Jürgen, GsD ein anderes, aber leider kein entspanntes Thema. Aber vielleicht macht es den einen oder anderen hellhörig? Vielleicht denkt der eine oder andere über sein eigenes Einkaufsverhalten nach? Vielleicht trägt es auch dazu bei darüber nachzudenken wie ein Lebensmittel entsteht? 
Bruny

Via
Via
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von Via
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 11:15:09
Danke @Via, ich habe gerade geguckt 😊. Ja das ist ein bemerkenswerter Mann und es ist richtig, man muss wütend werden um mehr Gerechtigkeit zu erreichen. Aber ich glaube es ist zu spät wenn ausgebeutete  Menschen wütend werden, siehe Chile, siehe Ecuador. Es ist nur ein kurzzeitiges Auflehnen und oftmals wurde auch dieses Auflehnen niedergeknüppelt.

Können wir helfen, indem wir den Fair Trade Handel stärken? Oder ist auch diese „Marke“ korrumpierbar?
LG Bruny
Nicht die ausgebeuteten Menschen können mit ihrer Wut etwas erreichen, sie haben keine Macht.
Die Zahl derjenigen, die ihre Macht dazu benutzen, tatsächlich etwas zu verändern, ist immer noch viel zu klein.
Wir als Endverbraucher in den Industrienationen haben Einfluss, aber hier auch wieder nur die, die es sich leisten können.

Die "Marke" Fair Trade gibt es nicht eindeutig, das ist schon oft kritisiert worden, u. a. fand ich folgendes:


Wydick kritisierte:
·         Den geringeren Anteil der Bauern an der Wertschöpfung die Funktionsweise des Fairen Handels allgemein
·         Die Zertifizierung sei für die Kleinbauern extrem teuer
·         Die Produktions-Auflagen verringerten die Erträge
·         Den ärmsten der Bauern werde überhaupt nicht geholfen
·         Die ärmsten Länder seien am wenigsten beteiligt
·         Die sozialen Investitionen der Organisationen seien intransparent
·         Direkter Handel mit den Erzeugern sei effektiver und nachhaltiger
·         Hauptursache der Armut sei der Preisverfall durch Überproduktion, höhere Erträge über Fairtrade stimulieren die Produktion weiter
·         Ursache der Armut in der Dritten Welt sei nicht die Bezahlung der Bauern, sondern die politischen und sozialen Verhältnisse dieser Länder
·         Unter den 16 besten Methoden der Armutsbekämpfung sei der faire Handel der vorletzte hinsichtlich der Effizienz der Kosten.
 
Unklare Definition
Grundsätzlich wird am Fairen Handel die fehlende, eindeutige Definition kritisiert. Die Anzahl diverser Definitionen des „Fairen Handels“ ist fast genauso groß wie die Anzahl der unterschiedlichen „Fair-Trade“-Gütesiegel, die auf verschiedenste Produkte aufgebracht werden. Zudem gibt es keinen gesetzlich verbindlichen Standard; jede Organisation definiert ihre Kriterien selbst. Je nach Siegel gibt es unterschiedliche Kriterienkataloge, Überprüfungsverfahren und -zyklen. „Fairer Handel“ ist demnach vor allem Definitionssache.
 

Das Problem ist so vielschichtig, dass wir nur an Symptomen herumwerkeln können.
Eine grundsätzliche Lösung gibt es nicht, solange Firmen wie Nestlé und viele andere, besonders auch die Einkäufer großer Diskounterketten, ungehindert ihre "Macht" ausüben dürfen.

Mit diesem Thema werden wir uns wohl noch lange herumschlagen müssen.
VG - Via
RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Via vom 11.01.2021, 11:35:33

Stimmt vieles was Wydick kritisiert. Aber es gibt sie, die Einheimischen Menschen die sich um eine bessere Zukunft kümmern. Ein kleines, aufstrebendes Fair Trade Unternehmen konnte zwar den Bauern keine besseren Löhne auszahlen, aber sie haben sich verpflichtet den Kindern der Salzbauern eine Schulbildung zu ermöglichen. Wenn die heranwachsende Generation Lesen, Schreiben und Rechnen kann, dann bleiben sie trotzdem Salzbauern, aber Menschen mit ein wenig Bildung eignen sich weniger zur Ausbeutung.

Was wir als Verbraucher tun können, ist andere auf Missstände aufmerksam machen. Hoffentlich achtet ihr darauf wo euer Gemüse und Obst herkommt und wie es geerntet wird nämlich

HIER

yuna
yuna
Mitglied

RE: Globale geduldete Ausbeutung
geschrieben von yuna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2021, 11:29:15
[...]
Billige Lebensmittel schaden der Gesundheit, aber anscheinend ist auch das egal 😡.
Bruny
Hallo Bruny =)

Ein Problem ist auch, dass oft nicht mal Alternativen angeboten werden. Du hast dann zB nur diese billigen (oftmals schon matschigen) Mandarinen in den Märkten rumgammeln, Erweiterbar auf nahezu jedes Obst und Gemüse.
Im Endeffekt schützt nicht mal der Preis, was auch dein Eingangspost imho zeigt, davor, dass man mit dem Produkt einen weiteren Ausbeuter unterstützt, der einfach nur dreist/gierig genug war die Gewinnspanne noch größer ausfallen zu lassen.
Halbwegs safe ist man wahrscheinlich nur, wenn man sich auf regionale Lebensmittel beschränkt. =(

Eine wirkliche Lösungsidee hab ich da auch nicht, vor allem, da es sehr viele Menschen gibt die ohne das "billige" Obst und Gemüse, vermutlich gar keins im Korb hätten, weil sie es sich tatsächlich nicht leisten könnten. Und das beträfe leider auch andere Bereiche wie zB Bekleidung. Was keine Existenzberechtigung für dieses System ist. Meine nur, das wäre beim aktuellen Stand der Situation zu berücksichtigen.

Aktuell handhabe ich vieles einfach so, dass ich mich grob informiere wo was herkommt und was für Bedingungen dort herrschen. Sind die Bedingungen schlimm und gibt es keine Alternativen, dann fahr ich den Verbrauch so weit wie möglich runter (verzichte ggfs. komplett). Gibt es brauchbare Alternativen, steig ich um, solange das finanziell möglich ist. Aber es ist auch irgendwie lästig (vor allem, da man trz aller Kennzeichnungen und Recherchen keine wirkliche Garantie hat), teils wirklich mit Aufwand verbunden und ich mache niemandem einen Vorwurf der nicht immer Lust oder generell keinen Nerv dafür hat, ganz besonders, wenn man selbst schon am Existenzminimum rumkrebst. =/
 

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