Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ich war ein langjähriger EU-Fan

Internationale Politik Ich war ein langjähriger EU-Fan

JuergenS
JuergenS
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Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von JuergenS

und habe bis vor einiger Zeit die EU als vorbildhaft betrachtet und diese auch bei ST verteidigt.

Nunmehr setze ich meine rosarote Brille ab und muß -schon länger- bekennen, dass die EU in der jetzigen Form, auch in einer kosmetisch aufgehübschten Form, eine Farce wäre.

Ohne viel Text, es entsetzt mich:

*dass Schengen nicht funktioniert

*dass GB austritt

*dass die Solidarität in vielen Fällen nicht existent ist, zu Lasten von Deutschland

*dass der EURO unvorbereitet eingeführt wurde

*zu viele Mitglieder neu aufgenommen wurden


Die EU muß offensichtlich nochmal von vorne anfangen, wahrscheinlich hatte doch De Gaulle recht, der eher für ein Europa der Vaterländer war als ein solches, wie wir es jetzt haben.

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adam
adam
Mitglied

RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von adam
als Antwort auf JuergenS vom 08.09.2017, 08:33:41

Wer sich derartig über die EU "entsetzt", läutet bestenfalls den endgültigen Untergang Europas in Bedeutungslosigkeit ein. Europa hat keine Zeit für einen Neuanfang und derzeit trägt nicht Deutschland die Lasten der EU, sondern die Staaten an deren Aussengrenzen, wie Italien, Ungarn und Griechenland, aber auch Österreich und die ehemaligen Staaten der Donaumonarchie. Wie man einen Verlust des Schengenabkommens bedauern und gleichzeitig ein Europa der Vaterländer ansprechen kann, erschließt sich mir nicht.
Deutschland kuschelt sich sehr sicher in die Mitte Europas, hat jahrelang die Außenstaaten im Stich gelassen, bis seine Regierung den Flüchtlings- und Immigrantenrun auf Europas Mitte ausgelöste.

Als die Grundsteine der EU gelegt wurden, ging das nur zu Lasten der übrigen Gründungsmitglieder, auch zu Lasten von Ländern, die später beitraten, aber nicht im Geringsten zu Lasten von Deutschland. Es existierte, nach der Verantwortung für zwei Weltkriege, nur durch den Vertrauenvortschuß der übrigen Europäer. Deutschland wuchs mit Europa, wuchs in seine Vorteile hinein, hatte Jahrzehnte zusätzliche Vorteile, weil es nicht souverän war und keine Verantwortung tragen mußte und wurde, wieder mit Vertrauensvorschuß, wieder vereint. Auch vom Euro hat es profitiert.

Wenn es der EU, ihrem Überleben, dem Überleben Europas dient, muß Deutschland bezahlen, wenn notwendig, bis "die Schwarte kracht". Damit sind nicht Reparationen an Polen oder Griechenland gemeint, sondern wirtschaftliche, finanzielle Unterstützung der EU und des Euro. Zuviel kann es nicht sein, weil Deutschland noch jede Menge Dank an Europa schuldet. Europa, die EU bedeutet Frieden und Wohlstand, das kleinkarierte Geschwätz vom Europa der Vaterländer das Gegenteil.

--

adam



 

JuergenS
JuergenS
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RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf adam vom 08.09.2017, 10:48:04

deine Meinung nehm ich zur Kenntnis, als Geschwätz würde ich andere Meinungen nie einstufen, keiner äussert leichtfertig hier eine Meinung.

Ein neuer Anstoss ist heute dazu gekommen:

Eagl wie das entstanden ist, aber Erdogan hört mit Beleidigungen der BR nicht auf, sondern weitet sie ständig aus. Ich kann nachvollziehen, dass nun Merkel und Schulz die ohnehin merkwürdigen Verhandlungen zwischen der EU und der Türkei überdenken oder stoppen wollen. Ausser von Österreich gibt es dazu keine Solidarität.

 


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Tina1
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RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von Tina1

"Gregor Gysi Im Jahr 1996 sagt die Zukunft des Euro exakt voraus!"

Wenn man sich die Rede von Gysi 1996 anhört, da muss man leider feststellen, dass die
Gefahren die er bei  einer Euroeinführung gesehen u. geäußert hat, tatsächlich eingetreten sind.
Er war nicht der einzigste der die Gefahren benannt hat. 
Tina
 




 
adam
adam
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RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von adam
als Antwort auf JuergenS vom 08.09.2017, 11:20:10
deine Meinung nehm ich zur Kenntnis, als Geschwätz würde ich andere Meinungen nie einstufen, keiner äussert leichtfertig hier eine Meinung.

heigl,

du hattest die EU zum Thema und darauf habe ich geantwortet. Dabei hatte ich vermieden, deine Meinung als typisch rechtspopulistisch zu bezeichnen. Auch das wirst du zur Kenntnis nehmen müssen.

Was Erdogan anbelangt und seine Beleidigungen in Richtung Deutschland, kann ich auch die großen Töne, die Merkel und Schulz geredet haben, nur als populistisches Geschwätz, ohne Wert, bezeichnen. Beide, besonders aber Martin Schulz als Europapolitiker, wußten/wissen, daß die Beitrittsverhandlungen über den EU-Beitritt der Türkei Verhandlungssache mit der EU sind und Deutschland da nur eine Stimme hat. Es ist auch ein Unterschied, ob man gegen Erdogan oder gegen die Türkei spricht. Die Hälfte der Türken hat Erdogan nicht gewählt. Die Interessen dieser Türken gilt es für die EU zu vertreten. Erdogan geht, die Türkei bleibt und einem vernünftigen Deutschen, auch Politiker, tut das Gerede von Erdogan nicht weh. Der Mann hat sehr viel Angst.

--

adam
JuergenS
JuergenS
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RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf adam vom 08.09.2017, 12:14:07

o.k., müssen tu ich gar nichts, nehme dein Wissen und deine Meinung zur Kenntnis. Servus


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JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf JuergenS vom 08.09.2017, 13:09:03

übrigens ist mir egal, was Gysi irgendwann vorausgesagt hat.
Ich lebe im Jetzt und heute und bin sicher, Gysis Ratschläge, alle befolgt, wären noch schlechter gewesen als der jetzige Zustand der EU, die ja renoviert werden kann, aber unter anderen Voraussetzungen als die, die in den 90er Jahren geherrscht hatten.

RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 09.09.2017, 14:50:17

Ich bin immer noch ein EU Fan, aber wahrscheinlich aus purem Eigennutz. Ich bin aber ein entschiedener Gegner einer gemeinsamen Währung aus zwei Gründen.
1. ist der Euro ungeeignet für manche Länder
2. ist eine gemeinsame Währung kein Garant für einen Zusammenhalt, im Gegenteil.

Warum ich an eine Europäische Union nicht glaube:
1. wir haben kein gemeinsames Wirtschaftssystem,
2. wir haben kein gemeinsames Rechtssystem
3. wir haben keinen europäischen Pass
4. wir sprechen verschiedene Sprachen
5. wir haben andere Mentalitäten

Das sind die Punkte die mir, ohne nachzudenken, einfallen.
Bruny

adam
adam
Mitglied

RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.09.2017, 15:41:13

Bruny,

bis auf den Pass, der aber eine Formsache wäre, gelten deine Punkte 1 bis 5 auch für die Bundesrepublik. Und der geht es gut.

Am gemeinsamen Rechtssystem innerhalb der EU wir gearbeitet und eine abgestimmte Wirtschaft ist im Gespräch. Der wichtigste Punkt pro EU ist aber, daß ein Europa der Einzelstaaten in der Welt keine Stimme hat, wie man es bei der Wirtschaftskraft erwarten sollte. Schon heute wird Europa bei weltpolitischen Fragen, z.B. Korea, ausgegrenzt und hat auch nichts mehr vor der eigenen Haustür zu sagen. Siehe Syrien.

Die EU ist also für Europa eine Sache des Überlebens. Dazu gehört dann auch militärische Macht, um so manches begehrliche Mütchen zu kühlen und auch, um bei Verbündeten, innerhalb der Nato und überhaupt, ein Wörtchen mit zu reden. Gerade jetzt wäre es doch gut, wenn man einem Trump sagen könnte, daß er den Einsatz von Nuklearwaffen vergessen kann, wenn er in Zukunft noch auf Europa zählen möchte. Von der Existenz einer starken EU wird in Zukunft vieles abhängen, auch das viel besprochene Wertesystem.

Edit: Noch ein Nachsatz. Das alles ist mit den Europäern durchaus zu machen. Sie wollen offene Grenzen und den Euro, sie wollen Freizügigkeit für Arbeitsplätze und Wohnen, sie wollen die Migration in ihren erarbeiteten Wohlstand stoppen und sie wollen etwas dafür tun und zwar jeweils vor Ort. Was sie nicht wollen, ist von der Politik, allein für die Wirtschaft gegängelt und am Rand liegen gelassen werden. Sie wollen auch nicht "mit genommen werden", wie die Politik es zugesteht, die Europäer wollen selber bestimmen was passiert.

--

adam

JuergenS
JuergenS
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RE: Ich war ein langjähriger EU-Fan
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf adam vom 09.09.2017, 19:42:36

ja das is ja allles schön und wünschenwert, aber die 28 sind demnächst nur 27 und können sich in vielen Punkten gar nicht einigen, ignorierst du das?

Deutschland profitiert vielleicht von der EU, aber was ist die noch wert, wenn jeder sein eigenes Süppchen kochen will?


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