Internationale Politik Schlaflose Nächte für Emmanuel Macron

Hallo Achill,
welche Chancen man der Einen oder Anderen geben kann, wird die Zukunft erweisen. Marine Le Pen ging zwar aus dem desaströsen Fernseh-“Duell“ mit Macron sehr geschwächt hervor. Sie hat aber in der Zwischenzeit ihre Position in der Partei wieder gestärkt, nicht zuletzt dadurch, dass sie den Machtkampf mit Florian Philippot - lange Zeit ihr rechter Arm, Vordenker und Vertreter des europhoben Kurses im FN – gewonnen hat. Er hat die Partei verlassen.
Deine Einschätzung von Marion Maréchal-Le Pen teile ich insofern, als sie – im Gegensatz zu ihrer Tante - ohne Zweifel eine große politische Begabung ist und trotz ihres jungen Alters die Positionen des FN souveräner und fundierter nach außen trägt als die Tante. Ob sie die Partei intellektuell „hoffähig“ machen wird, bleibe dahingestellt. Jedenfalls erhält sie diese Qualität nicht durch vermeintliche Abschlüsse an den Grandes Ecoles „Polytechnique“ oder „ENA“. Sie hat keinen dieser beiden Abschlüsse. Sie hat einen Master-Abschluss als Juristin ganz wie der Großpapa und die Tante - angesichts der Unzahl von gerichtlichen Verfahren, denen diese Personen ausgesetzt sind, sicher eine gute Wahl ;:) Die ideologische Ablehnung des „Systems“ und der weitgehend auf den Beziehungsgeflechten der Absolventen der Grandes Ecoles beruhenden Machtstrukturen in Frankreich könnte diese ihre Entscheidung zuungunsten der „Eliteschulen“ mit beeinflusst haben. Sie hat sich übrigens nach ihrem (vorübergehenden) Rückzug aus der Politik wieder in einem Aufbau-Studiengang mit Schwerpunkt Wirtschaft und Englisch eingeschrieben, wo sie jetzt tüchtig lernt. Warum nicht, sie ist ja noch jung...
LG
 

Marine le Pen hat in der FN täglich weniger Anhänger. Aufgrund des frz. Wahlgesetzes (die berüchtigten Circonspsricptions electorales) wird die FN in der jetzigen Verfassung keine Chance mehr haben. In Frankreich findet die Wahl des Präsidenten nach dem absoluten Mehrheitswahlrecht in zwei Wahlgängen statt.  Es ist ausgeschlossen, dass die FN so wie sie sich jetzt anbietet jemals eine Chance haben wird den Präsidenen zu sellen. Aus dem einfachen Grund, da alle Parteien sich auf einen Kandidaten im 2 Wahlgang einigen, der nicht der FN angehört. 
Die FN wird sich einen neuen Namen geben, die Bezeichnung Front National ist zu aggressiv. Das weiß auch Marine la Bleue. Darüber spricht man im Augenblick in der FN. Marion Maréchal hält sich bedeckt - noch. Einhelliger Tenor der frz. Massenmedien: sie wird die FN verlassen und eine neue Partie gründen. Wann? spätesten 2018. Denn in der jetzigen FN wird sie mit Marine einen Klotz am Bein haben, den sie nicht abschütteln kann.
In der Süddeutschen gibt es einen sehr guten Kommentar über die aktuelle Situation der FN. Es genügt aber schon,den Figaro oder die Monde regelmäßig zu lesen.
 

Wens interessiert, hier ein Link zum franz. Wahlrecht
https://de.ambafrance.org/Wahlen-und-Wahlverfahren-in-Frankreich

Hallo Achill.
Wir wissen nicht, was in der Zukunft geschieht.  Manches vom dem, was du sagst,  ist plausibel.  Es sind aber Spekulationen.  Du weißt doch wie ich: die französischen Medien lieben die Spekulationen.  ich lese ja auch die französische Presse. Am liebsten den Canard enchaîné. ;:)
lg

Ich war vor kurzem in Fréjus, der erste Bürgermeister der FN. Fréjus macht einen sehr aufgeräumten und sauberen Eindruck. Mir gefällts besser als früher. Und die Einwohner sind begeistert von ihrem Bürgermeister. Das ist trügerisch, diese Ruhe und Sauberkeit. Ein zweischneidiges Gefühl. Doch da ich nicht da wohne....
Im Übrigen, den Canard gibts bei uns (in deutscher Sprache) leider nicht. Sie erscheint jeden Mittwoch, und jeden Mittwoch erzittern die Großen in Politik und  Wirtschaft. Unabhängig und reich. Satirisch bis zur brutalen Offenheit, Fillon machte sich jahrelang in die Hosen wenn sie erschien.  

Hundert Mitstreiter von Macron haben den Rückzug aus seiner BEwegung "La REpublique en Marche" angekündigt. Sie beklagen autoritäre Strukturen, die an die absolutistische Herrschaft in Frankreich erinnern. Die Abtrünnigen erklären, Macrons Beweung habe seit seinem Amtsantritt ihre Prinzipien verraten.
Drohungen, Einschüchterungen und hohes Elitedenken seen  an der Tagesordnung. DA es sich bei dieser BEwegung um vorwiegend junge und unverbrauchte Menschen handelte, wäre dies natürlich fatal auch für deren politisches Engagement in Frankreich.

Es wäre schade, wenn es so wäre und ein offenes Tor für Mme le Pen, die dies sicher benützen würde, um wieder an Popularität zu gewinnen. Olga

100 Mitglieder von 380.000? Dass es Widerstände in den eigenen Reihen gegen Macrons Arbeitsmarktpolitik geben wird und auch gegen seinen kompromisslosen Regierungsstil, geschenkt. Nochmal: Es gibt keine Alternative zu Macron, bei einer Machtüb ernahme durch die Altvorderen könnte Frankreich Staatsbankrott anmelden. Es geht nur mit Hilfe der Wirtschaft und der Arbeitgeber. Und Basisdemokratie in Frankreich? Ich lach mich tot. Wir haben ein präsidiales Regierungssystem in Frankreich. Ein anderes System will niemand Bei uns geht die Macht von den Banken und der Wirtschaft aus. Das eben ist der Fluch der bösen Tat, nämlich der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. 
Die deutsche Rüstungslobby macht was sie will. Sie liefert Waffen- und Waffensysteme überall hin und unsere Politik weiß von nichts? Ich lach mich nochmal tot. Das französische System, ist eindeutiger und deutlicher. Über die Rüstungsexporte entscheidet der Staatspräsident und damit ist die Verantwortung klar. Und bei uns?

Blindwütend gegen Le Pen gestimmt, selbst von der Linken, gehen nun langsam die Augen auf. Macron war schon vor der Wahl ein Neoliberalist und kann nun den letzten Rest sozialer Gerechigkeit kaputtmachen. 
Er hat übrigens nur Prozente im niedrigen zweistelligen Bereich erzielt, ist also kein wirkliches Abbild der Gesellschaftsmeinung.
Mir scheint aber, dass auch die Franzosen gerne jemanden wählen, über den oder die sie nach der Wahl grosszügig herfallen können.



 

Mir scheint aber, dass auch die Franzosen gerne jemanden wählen, über den oder die sie nach der Wahl grosszügig herfallen können.