Internationale Politik Simbawes Tragödie

libelle
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von libelle
als Antwort auf Karl vom 17.04.2009, 19:50:45
Diese ‘erst einmal chaotische Phase’ dauert aber nun schon 29 Jahre !
Eine ganze Generation ist in dieser Zeit herangewachsen.
Das Land war zur Zeit der Übernahme (1980) in einem so guten Zustand, wie kein anderes afrikanisches Land. Es hatte eine Analphabetenquote von unter 10%, die niedrigste auf dem ganzen Kontinent.
Rhodesien war ein blühendes Land.

Nein Karl, auch ich glaube nicht, dass wir der Kolonisation immer und ewig die Schuld geben können;
so z.B. nicht für die verheerend hohe Zahl der HIV Infizierten

--
libelle
Karl
Karl
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von Karl
als Antwort auf libelle vom 17.04.2009, 20:12:21
Hallo Libelle,


ich glaube auch du unterschätzt einfach die Bedeutung der Kolonisation und was es beinhaltet, wenn die eigene Kultur zerschlagen und eine neue übergestülpt wird. Eine Generation ist nichts und zu glauben, dass solche Wunden in einer einzigen Generation heilen, ist schon Wundergläubigkeit.

Diese meine Meinung bedeutet nicht, dass ich Mugabe für einen guten Politiker halte, das Gegenteil ist der Fall. Es ist für mich aber schon deprimierend zu sehen, wie hier in diesem Thread tatsächlich rassistische Argumentationen hochgeholt werden, so nach dem Motto, die Weißen hatten das im Griff, die Schwarzen schaffen das nicht. Diese Meinungen teile ich nicht und halte sie für wenig reflektiert.
--
karl
uki
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von uki
als Antwort auf Karl vom 17.04.2009, 21:06:03
eine zum Thema passende Url
über Simbabwe

ich finde, es steht lesenswertes drin, sofern man interessiert ist.
--
uki

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Karl
Karl
Administrator

Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von Karl
als Antwort auf uki vom 17.04.2009, 21:38:45
Danke für diesen Link, uki. Nur ein Auszug hier:

Grundinformationen[/url]]Das Erbe der Vergangenheit: Die ungleiche Landverteilung

Die British South Africa Company hatten schon früh begonnen, die besten Ländereien weißen Siedlern zu geben. Das Land wurde in "europäische" und "afrikanische" Gebiete aufgeteilt ("Tribal Trust Land-TTL"). Die weißen Siedler eigneten sich über die Hälfte des wertvollsten Agrarbodens an, während die Schwarzen in landwirtschaftlich minderwertigen Reservaten zusammengepfercht wurden. Auf diesen Böden war nicht einmal die reine Subsistenz möglich, sodass die Schwarzen gezwungen waren, Lohnarbeit für die weißen Siedler zu verrichten. 1930 wurde die soziale Ungleichheit durch das Gesetz über die Landverteilung (Land Apportionment Act, 1969 bestätigt im Land Tenure Act) gesetzlich festgeschrieben. Kurz vor der Unbhängigkeit (1980) besaßen 6,9 Millionen Schwarze genauso viel Land, wie 0,26 Millionen Weiße.

Das Schlimme daran ist, dass sich an diesen Zuständen bis heute nur sehr wenig geändert hat. Zu vorsichtig und zurückhaltend war die Umverteilungspolitik der Regierung Mugabe. Allerdings: Das Lancaster-House-Abkommen (1979) hatte ausdrücklich geregelt, dass keine weißen Farmen verstaatlicht werden dürfen. Sämtliches Ödland liegt heute noch in den ehemaligen TTLs (heute: Communal Lands) der Schwarzen; 98 Prozent des intensiv nutzbaren Bodens im "europäischen" Gebiet (Commercial Lands).

1986 war die Lage etwa so:
"1986 lebten vier Mio. Schwarze in den ehem. TTLs (16,3 Mio. ha) und 0,4 Mio. Weiße auf 14,8 Mio. ha Commercial Land. In der ´weißen´ Landw. erreicht das BIP pro Kopf ca. 850 US-$, in der ´schwarzen´ Landw. 120 US-$. Während die communal farmer i.d.R. nicht den staatlichen Mindestlohn von ca. 100 DM (bei Lebenshaltungskosten des BRD-Niveaus) erreichen, ist die Mehrzahl der 4.500 weißen Großfarmer Dollarmillionär." (Nohlen 1993, S. 750). So wundert es nicht, dass Mugabes Agrarpolitik Ende der 80er Jahre von den weißen Farmern als "Glücksfall dieser Welt" gelobt wurde.
geschrieben von [url=http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Simbabwe/grundinformationen.html

.... und dann die neuere Entwicklung:
In den 90er Jahren wuchsen die sozialen Spannungen im Land. Zu gewaltsamen Unruhen kam es 1998 nach der Erhöhung von Lebensmittelpreisen. Erstmals nach der Unabhängigkeit musste die Regierung zur Bekämpfung des Aufstands Truppen einsetzen. Für mehrere Monate wurde die Universität in Harare, das Zentrum der Unruhen, geschlossen. Präsident Mugabe beschuldigte die weißen Siedler, hinter den Unruhen zu stecken. Er kündigte Enteignungen von weißen Großfarmen an.
geschrieben von Fortsetzung


Es ist klar, dass die weißen Farmer Gift und Galle spucken, dass sie die Ausbeutung nicht weiter fortsetzen durften.

--
karl
libelle
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von libelle
als Antwort auf Karl vom 17.04.2009, 23:17:35
...es gibt wohl kaum noch weiße Farmer dort, die Gift und Galle spucken.
Die allermeisten von ihnen haben das Land verlassen!

Simbabwe war einst die Kornkammer Afrikas, bevor dort die ‘majority rule’ zum tragen kam. Mugabe hat ein Land übernommen, dass alle, wirklich alle Chance hatte, sich weiter zu entwickeln, zum Nutzen seiner Bürger.
Es waren die Weißen, die den größten Teil des Bruttosozialproduktes und der Nahrungsmittel erzeugten. Sicher, mit der Arbeitskraft der Nichtweißen. Aber diese hatten ein regelmäßiges, relativ hohes Einkommen und durften wählen. Ein Recht, dass für jeden galt, der Einkommenssteuer zahlte.
Ausserdem hatte die Regierung Ian Smith damals (1965) einen langsamen Übergang der Macht auf die afrikanische Bevölkerung vorgesehen.

29 Jahre ist das her und übrig geblieben davon ist nichts.

...doch, die afrikanische Bevölkerung hat jetzt die Macht, und wird von ihrer eigenen 'Elite' systematische zu Grunde gerichtet.

Wie lange wird der jetzigen Regierung noch zugeschaut auf ihrem Weg, dieses Land in den Abgrund zu führen? Wie lange wird es noch dauern, bis der Weg endlich freigemacht wird, um dort wieder anzufangen, wo man 1980 schon einmal war?

--
libelle
hockey
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von hockey
als Antwort auf libelle vom 18.04.2009, 00:20:12
deine zusammenfassung und die von medea passen leider nicht in das konzept von karl und anderen die ihr wissen nur aus buechern oder zeitungen usw haben (mir wurde geschrieben von olga 64 sie lernt mehr aus buechern ueber ein land als jemand der laender besucht oder auf dem continent gelebt hat) Jeder der eine andere Meinung hat wird sofort als
Rassist Neokolonalist usw hingestellt. Zimbabwe hatte hatte damals die besten Aussichten fuer alle die dort lebten. ( Rhodesia und danach Zimbabwe haben fleisch und lebensmittel in andere laender africas exportiert)Leider hat sich Mugabe und seine Grupppe so entwickelt wie die um Idi Dadda Amin und Emperor Burkassa Central African Empire. So wie Idi Amin die Pakistaner (Ismaelis) als Schuldige des wirtschaftlichen zusammenbruches von Uganda machte( uebrigends war es ein herrliches land und sehr reich, die University war beruehmt nicht nur in Africa, und die mediz. versorgung gutfuer alle) so sind es fuer Mugabe jetzt die Weissen und besonders die Briten.

es gruesst der canadische "Pirat"
--
hockey

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erde
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von erde
als Antwort auf hockey vom 18.04.2009, 00:51:06
Du hast Recht, auch libelle, denn so kenne ich das Land auch von früher. Wenn auch nur zu einem Kurzbesuch von SA aus. Allerdings auch aus Gesprächen mit ehemaligen Farmer von dort.
Das war 1969.
Diese Entwicklung zum Heute hat dem Land nicht gut getan.
--
erde
Medea
Medea
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Re: Simbawes Tragödie
geschrieben von Medea
als Antwort auf libelle vom 18.04.2009, 00:20:12
So ist auch meine Betrachtungsweise Libelle -
alle Weißen, ein Cousin hatte eine große Farm
im ehemaligen Rhodesien, waren bereit, mitzuarbeiten und dem Land nach der "Übergabe" in afrikanische Hände, selbstverständlich in aller Interesse, weiter zu helfen und zu schaffen.

Ich teile nicht die Theorie, daß ein Land erst einmal im Chaos versinken muß, wenn dann wie Phönix aus der Asche Neues entstehen soll. Der Blutzoll ist viel zu hoch - siehe gerade auch in Simbabwe, wo ...zig Tausende einer anderen Ethnie hingeschlachtet wurden.

M.
Karl
Karl
Administrator

Simbawes Tragödie beginnt mit dem Einfall der Briten
geschrieben von Karl
als Antwort auf Medea vom 18.04.2009, 07:49:06
Gut, dann wiederhole ich mich auch:

Die British South Africa Company hatten schon früh begonnen, die besten Ländereien weißen Siedlern zu geben. Das Land wurde in "europäische" und "afrikanische" Gebiete aufgeteilt ("Tribal Trust Land-TTL"). Die weißen Siedler eigneten sich über die Hälfte des wertvollsten Agrarbodens an, während die Schwarzen in landwirtschaftlich minderwertigen Reservaten zusammengepfercht wurden. Auf diesen Böden war nicht einmal die reine Subsistenz möglich, sodass die Schwarzen gezwungen waren, Lohnarbeit für die weißen Siedler zu verrichten. 1930 wurde die soziale Ungleichheit durch das Gesetz über die Landverteilung (Land Apportionment Act, 1969 bestätigt im Land Tenure Act) gesetzlich festgeschrieben. Kurz vor der Unbhängigkeit (1980) besaßen 6,9 Millionen Schwarze genauso viel Land, wie 0,26 Millionen Weiße.
geschrieben von s.o.


Hier gibt es also eine größere Fraktion, die bedauert, dass die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung ein Ende hat und die davon ausgeht, dass die Folgen mehrerer Generationen solcher Unterdrückung in einer einzigen Generation überwunden werden können. Leute, die Zeit der weißen Überheblichkeit sollte endgültig vorbei sein. Und - ja - wir haben uns noch immer für die Kolonialisierung, die Ausbeutung und Ausblutung bedeutet hat, zu verantworten.
--
karl
hockey
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Re: Simbawes Tragödie beginnt mit dem Einfall der Briten
geschrieben von hockey
als Antwort auf Karl vom 18.04.2009, 07:57:24
Karl
komm mal von deinem hohen ross runter. Jeden der nicht deiner Meinung ist gleich als Rassisten hinzustellen ist die alte methode.
Heute werden viele der Einwohner von Zimbabwe von ihrer Regierung weit schlimmer ausgebeutet und behandelt, als du dir ueberhaupt vorstellen kannst. Was du ueber einige hier schreibst das sie die unterdrueckung weiterwollen ist nicht nur falsch sondern auch eine luege.
Warum liest du nicht mal was Amnesty International ueber Zimbabwe unter mugabe schreibt.?
Warum liest du nicht von P. Scholl-Latour das afrikanische totes lied??
Auch empfehle ich von Romeo Dallair das Buch Shake hands with the devil
Da du und viele ihr wissen und ihre ideen ueber africa und andere continente scheinbar nur aus Buchern oder Zeitungen haben wird das vielleicht etwas den horizont erweitern.
-
der canadische pirat
hockey

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