Internationale Politik Wieder Tote in Kundus

JuergenS
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Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf adam vom 03.04.2010, 10:31:31
Darf ich auch mal was sagen?

Klaus schrieb:
"Was war denn damals VÖLLIG ANDERS?"

Diese kritische Frage stell ich mir auch.
Anders war doch nur, dass Schröder/Fischer nicht auch noch beim Krieg in Afg. kneifen wollten(leider), und dass man von sicheren Gebieten wie die um Kundus ausgegangen war.

Letzteres ist Unfug, damals wie heute. Es ist und war Kriegsgebiet.

Und in einem Krieg wird geschossen, auch Irrtümer sind an der Tagesordnung. Deutschland muss sich entscheiden, entweder ist es ein Krieg, dann muß man mit Irrtümern bei Kämpfen rechnen, ohne ununterbrochen hinterher zu hinterfragen, was unsere Soldaten da wieder böses gemacht haben, oder, viel besser, raus aus Afg.
Dazwischen ist Sch.....
hafel
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Re: Off topic
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 03.04.2010, 10:19:03
@ Karl; damit am Anfang keine Missverständnisse aufkommen, auch ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Bundeswehr aus Afghanistan raus muss.

Nicht ganz nachvollziehen, kann ich Deine "Vorwarn-These". Um mit von z. Guttenberg zu sprechen, haben wir es in Afghanistan mit "kriegsähnlichen Zuständen" zu tun, meiner Meinung ist das sogar bitterer Krieg, Wer warnt da wem vor? Das ist doch kein Tanzschulkurs, wo man den Partner höflich auffordert oder bittet. Auch die Taliban hatten die Tanklastzüge OHNE Vorwarnung geklaut und die Fahrer geköpft. Und was hatten sie damit vor? Ölverteilung an die Armen? Das ich nicht lache. Die wollten damit OHNE Vorwarnung Unheil schaffen. Die hatten ihre Absicht auch nicht vorher angemeldet. Ich will jetzt gar nicht die Toten gegen einander aufrechnen, das führt zu nichts. Tatsache ist, dass die Taliban weniger auf punktuelle Vergeltung zielen, als vielmehr grundsätzlich töten. Egal wer vor die Flinte kommt, wenn es ein "Ungläubiger" ist, ist es schon recht.

Nur niemand hat bis jetzt klar umrissen WIE der Abzug der Bundeswehr erfolgen soll und wie man das Land verlässt. „Raus aus Afghanistan“ ist leider nur eine Redefloskel, die ich auch und viele andere im Inhalt ebenso unterstützen, nur es kommt auf das "WIE" an, und dazu schweigt alles. Ich auch, denn ich habe hier auch keine Lösung im Ärmel. Und wie sieht dann hinterher die Bedrohung durch die pakistanischen Kernwaffen aus? Das kann nur im Zusammenhang diskutiert werden.

Hafel
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Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.04.2010, 09:49:47
Ich habe im ST-Archiv nachgeschaut, ob tatsächlich VOR dem Krieg niemand davor warnte und niemand die tatsächlichen Motive und Hintergründe (und nicht nur die Bushsche Propaganda) darstellte. - Welch' Wunder, es gab einen - 'Hans' nannte der sich (vgl. das Thema Terror - und was nun?). Zu der Zeit, als 'Hans' seine Beiträge schrieb, stand er alleine auf weiter Flur. Seine Einschätzung der Lage: Der Krieg gegen Afghanistan ist lange geplant und wird geführt werden; 9/11 ist nicht der Grund, sondern der Anlass dafür, ist Teil der Verkaufe. - Zitat:
Hans antwortete am 01.10.01 (08:08):

Aus Besonnenheit und Umsicht hätte die US-amerikanische Regierung bisher noch nicht militärisch losgeschlagen, meinen viele. Aber ich glaube, dass der Krieg unmittelbar bevorsteht. Noch nie haben die USA Ruhe gegeben. Sie haben Kriege überall gegen ihnen nicht genehme Staaten geführt. Sie werden auch diesen führen. Das Attentat ist der passende Anlaß dafür.

Für diese Worte wurde 'Hans' kritisiert, ja beschimpft. - Noch ein Zitat:
Hans antwortete am 01.10.01 (12:07):

[...] Warum legen die US-Verantwortlichen nicht die Beweise gegen Bin Laden auf den Tisch, die sie doch angeblich haben? Warum lassen sie sich nicht auf Verhandlungen über seine Auslieferung ein? Warum lehnen sie es strikt ab, ihn vor ein internationales Gericht auf neutralem Boden zu stellen? Wer Rache und Vergeltung will und einen Kreuzzug führen will, der wird das Völkerrecht nicht achten und es erneut in den Schmutz treten. Ich unterstelle den US-Verantwortlichen, dass ihnen das Attentat hervorragend in den Kram paßt. Die Kriegsvorbereitungen laufen. Sie setzen auf Gewalt und wollen den Krieg. Wo ist der Unterschied zu den Terroristen?

Wo ist der Unterschied zu den Terroristen? 'Hans' kriegte keine Antwort auf diese Frage. - Übrigens... Bushs Krieger überfielen Afghanistan am 7. Oktober 2001 - rechtswidrig, mörderisch, in kolonialer Absicht, den Afghanen Tod und Not bringend. Wie konnte es sein, dass 'Hans' das alles wusste, die deutsche rot-grüne Regierung - jedenfalls tat sie so nach außen hin - aber nicht?

--
Wolfgang

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Karl
Karl
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geschrieben von Karl
als Antwort auf hafel vom 03.04.2010, 11:18:00
Nur niemand hat bis jetzt klar umrissen WIE der Abzug der Bundeswehr erfolgen soll und wie man das Land verlässt. „Raus aus Afghanistan“ ist leider nur eine Redefloskel, die ich auch und viele andere im Inhalt ebenso unterstützen, nur es kommt auf das "WIE" an, und dazu schweigt alles.
Das ist richtig. Unsere Demokratie funktioniert aber in der Theorie so, dass das Volk seinen Willen bekundet und die Politiker sich bemühen müssen, diesen umzusetzen. Nicht wir, sondern die Politik ist gefragt, konkrete Wege zum Ausstieg zu finden. Wir dürfen aber unseren Willen hierzu bekunden und stehen dazu sogar als Staatsbürger in der Pflicht.

Die Politiker sollten wissen, dass sie abgewählt werden, wenn sie diesen Krieg weiter führen. Wüssten sie dies und könnten sie sich darauf verlassen, dann wären deutsche Soldaten eher heute als morgen aus Afghanistan zurück. Es liegt also an uns, ihnen dies klar zu machen.

Ich bitte auch sehr darum, dass wir jetzt nicht in kleinlicher Parteipolitik darüber rechten, ob Rot/Grün an allem schuld ist oder nicht (ich persönlich glaube, ohne Rot/Grün wären unsere Soldaten auch im Irak gelandet). Es geht nicht um gestern, sondern um heute und morgen und da sollten alle an einem Strang ziehen und alte Fehler korrigiert werden.

@ wolfgang,


ich habe damals gegen Hans geschrieben, weil ich von 9/11 auch geblendet war, habe mich aber später korrigiert als deutlich wurde, dass Bush auch vor einem rechtswidrigen Überfall auf den am Anschlag unbeteiligten Irak nicht zurückschrecken würde.


Karl
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Re: Off topic
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 03.04.2010, 11:34:31
Nicht nur Du hattest gegen 'Hans' geschrieben. Fast alle schrieben sie gegen 'Hans', beschimpften ihn. Fast alle tuteten sie ins Horn der Bush-Krieger. - Übrigens... 'Hans' - ich weiß es aus erster Hand - machte in diesen Wochen eine schlimme Erfahrung. Er erfuhr, dass ein Mensch, der sich aus guten Gründen gegen die Propaganda der Kriegstreiber stellt, gnadenlos von der Meute verbellt wird.

Neuerdings macht 'Hans' wieder eine Erfahrung... Jetzt auf einmal sind alle gegen den Krieg - ein Krieg, dessen Begründung von Anfang an auf Lügen basierte, auf Lügen, die schon damals offensichtlich waren.

Wäre es nicht an der Zeit, Menschen wie 'Hans' zuzuhören, und sie nicht zu verbellen?

--
Wolfgang
Re: Wieder Tote in Kundus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.04.2010, 09:35:57
"Guttenberg ist Mitglied einer der zahlreichen fundamentalistischen Gruppierungen hierzulande - Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU) nennt sich sein Verein.
Er und seine Gruppierung stehen für den Krieg gegen Muslime. "


Müsstest du dann nicht der Vollständigkit halber auch die Chritlich Demokratische Union, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und die Partei Bündnis 90/ Die Grünen als fundamentalistische Gruppe im Krieg gegen Muslime bezeichnen?

Dann bleiben nur noch 2 Parteien, die konsequent gegen den Einsatz Deutscher in Afghanistan waren und sind - die Linkspartei und die NPD.

Nun musst du nicht glauben, dass ich die beiden letztgenannten Parteien in einen Topf werfen möchte.

In dem Moment aber, wo du eine Partei hier pauschal als "fundamentalistische Gruppierung" bezeichnest und die Mitglieder als Muslime-Feinde pauschalisierst, vergisst du, dass es in allen Parteien auch Gegner des Afghanistan-Einsatzes gab und noch viel mehr jetzt gibt.


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Karl
Karl
Administrator

Zum Thema
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.04.2010, 11:50:27
Hallo Wolfgang,


ich weiß sehr wohl, wer damals Hans war, und ich habe nicht vergessen, dass Du bei vielem (nicht bei allem) richtig gelegen bist. Du hättest damals wie heute einen besseren Stand, wenn Du es Andersdenkenden durch sprachliche Provokationen nicht immer wieder einfach machen würdest, vom Thema dadurch abzulenken, dass sie sich über Formulierungen aufregen und die Art der Diskussion anstelle der Inhalte zum Thema machen können.

Du solltest Dich freuen, wenn heute fast alle gegen den Krieg sind. Aber nicht die persönliche Befriedigung über das Rechthaben zählt, sondern es ist allein wichtig, was nun real in Zukunft passiert und da kann ich nur noch einmal an alle appellieren, Ihre Meinung gegen den Krieg auch zu schreiben, denn es ist wichtig, dass den Politikern die Meinung des Volkes um die Ohren geschlagen wird.


Karl
eko
eko
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Hinterher ist man immer klüger!
geschrieben von eko

Wenn ich die Beiträge so alle lese, bekomme ich bei manchen den Eindruck, als ob der jeweilige Artikelschreiber genau gewusst hätte, was die deutschen Soldaten in A. erwartet.

Hinterher zu sagen, was da alles falsch gelaufen ist und was man besser hätte vermeiden sollen, da gehört keine besondere Intelligenz dazu.

Ich vermag nicht zu beurteilen und nehme mir da auch kein Recht heraus, ob die Entscheidung der damaligen Bundesregierung richtig oder falsch war. Es gab eine Debatte und eine Abstimmung darüber im Bundestag. Jetzt die Politiker in die Pfanne zu hauen für diese Entscheidung, nachdem die ganze Sache in einem Desaster zu enden droht, ist nach meinem Empfinden einfach nur ganz billig.

Doch so einfach und billig liegen die Dinge nicht. Der Vergleich mit dem Krieg der Sowjetunion hinkt meines Erachtens. Er hinkt deshalb, weil die Sowjets andere Ziele verfolgten, sie wollten ihren Einfluss im asiatischen Raum verstärken und wurden von den Afghanen als Besatzer empfunden.

Die Amis hingegen wollten Rache nehmen für 9/11 und versuchten dementsprechend, die Taliban, denen sie die Hauptschuld gaben, zu entmachten. Das ist ihnen zu einem gewissen Teil auch gelungen. Und just in diese Zeit der Schwächung der Taliban fällt auch der Entschluss der damaligen Bundesregierung (Farbe spielt da keine wesentliche Rolle)sich am Wiederaufbau des geschundenen Landes zu beteiligen. An und für sich keine schlechte Idee, schließlich hatten die Afghanen schon immer eine gewisse Sympathie für Deutschland.

Wenn jetzt welche Leute kommen und so tun, als ob sie die heutige Lage vorausgesehen hätten, dann ist das meiner Meinung nach einfach nur unredlich und angeberhaft.

Es war eben nicht vorhersehbar, dass die Taliban in diesem Maße wiedererstarken würden. Maßgeblichen Anteil am Wiedererstarken haben meiner Meinung nach die Amis mit ihrer total falschen Taktik, nämlich brutale Gewalt auszuüben. Ihre Einsicht, dass sie damit nicht durchkommen, kam zwar, aber möglicherweise ist es dafür schon zu spät. Das Klima ist vergiftet, die Afghanen haben kein Vertrauen mehr.

Dieses schwindende Vertrauen ist der Grund für die vermehrten Übergriffe auf ausländische Kräfte, die eigentlich helfen wollten und in keinen Krieg verwickelt werden wollten.

Jetzt zu polemisieren und nur noch die Parole verbreiten "raus aus A." führt zu gar nichts. Hat schon mal jemand daran gedacht, die dort stationierten Soldaten nach deren Meinung zu fragen? Da sähe manches anders aus.

Rein aus logistischer Sicht wird das auch gar nicht so einfach sein, die Soldaten grad mal so nach Hause zu holen. Es mag sarkastisch klingen, aber wer als Soldat nach A. geht, muss wissen, was ihm droht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einfache Wehrpflichtige dahin abkommandiert worden sind und schließlich kann man dem auch entgehen, indem man Zivildienst schiebt. Aber dass alle anderen Nationen Opfer zu beklagen haben, während die Deutschen ohne einen Kratzer durchkommen, das ist halt auch nur Wunschdenken. Womit man mir bitte ja nicht Gefühllosigkeit unterstellen darf. Nur sollte man halt nicht so tun, als habe man das alles längst vorausgesehen.
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Hinterher ist man immer klüger!
geschrieben von rolf †
als Antwort auf eko vom 03.04.2010, 14:02:06
Stimmt, eko, aber:
»Maßgeblichen Anteil am Wiedererstarken haben meiner Meinung nach die Amis mit ihrer total falschen Taktik, nämlich brutale Gewalt auszuüben.«
Das war vorauszusehen, diese Taktik der technisch überlegenen US-Streitkräfte ist ja wirklich lange bekannt.
Daraus zu schließen, daß es für einen Wiederaufbau zu früh sei, wäre relativ leicht gewesen.
Ich kann ja auch nicht mein Auto reparieren, weil ich evtl. bald einen Unfall habe.
Ein Wiederaufbau kann doch erst nach dem Schaden erfolgen.
JuergenS
JuergenS
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Re: Hinterher ist man immer klüger!
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf eko vom 03.04.2010, 14:02:06
eko, du sagst:

"Wenn jetzt welche Leute kommen und so tun, als ob sie die heutige Lage vorausgesehen hätten, dann ist das meiner Meinung nach einfach nur unredlich und angeberhaft."

Das trifft nicht exakt zu, sondern die Lagebeurteilung damals, nicht heute, war falsch, es ging nur um Solidarität mit den USA.
Es war naiv,anzunehmen, damals, dass es in Afg. eine Region gibt, die "stabil" war.





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