Forum Soziales und Lebenshilfe Lebenshilfe Ist Gott ein Auslaufmodell?

Lebenshilfe Ist Gott ein Auslaufmodell?

olive
olive
Mitglied

Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von olive
Quasi als Weiterführung des langen Threads im alten Forum : " Glauben und Religion"

"Ja", meint Michael Schmidt-Salomon, Leiter der Giordano Bruno-Stiftung.

" Das Projekt Aufklärung muss vollendet und gegen seine Feinde verteidigt werden".

Er fordert deshalb eine alternative politische Leitkultur, die nicht auf alten Mythen beruht, sondern auf die besten Traditionen von Wissenschaft, Philosophie und Kunst zurückgreift.
Im beigefügten Link kann man per Real-Videoplayer die Sendung vom 1.4.2007 des Schweizer Fernsehens SFDRS anschauen.
Ich finde das Thema hochinteressant und es geht genau darum, dass der Mensch aus einer eigenen Moral heraus versucht, gut zu sein.
"was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu",
das hat ja schon mal jemand erwähnt.
--
olive
mart
mart
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von mart
als Antwort auf olive vom 13.04.2007, 19:06:57
Danke Olive für deine Einleitung.

Ich argumentiere im Folgenden als jemand, der 15 Jahre katholischen Religionsunterricht von ausgezeichneter Qualität erlebt habe.

Wenn Gott uns mit diesem Verstand ausgerüstet hat und die Gnade des Glaubens nicht jedermann zuteil wird, würde dieser Gott sich freuen, wenn Menschen sich des Verstands bedienen und ethisch handeln würden; nicht aus Angst vor Strafe im Jenseits, beim Jüngsten Gericht oder aus Angst vor seinem langen, mächtigen Arm mit dem Donnerblitz, der schon im Diesseits Menschen mit Krankheit und Katastrophen bestraft.

Und dann möchte ich nochmals auf Küngs Projekt Weltethos hinweisen, das möglicherweise für versch. Gläubige und Ungläubige ein gangbarer Weg wäre, friedlich und ohne sich den Kopf einzuschlagen zusammenzuleben.
yankee
yankee
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von yankee
als Antwort auf mart vom 13.04.2007, 19:30:50
Ich finde dieses Thema hoch interessant.
Die Überschrift finde ich, auf mich bezogen, überspitzt. Gott als die Allmacht über oder hinter der Schöpfung ist eine philosophische Frage, die jeder Mensch für sich selbst beantworten muß. Dabei geht es um die Kernfrage: Glaube ich an eine übergeordnete Macht oder nicht. Verstanden habe ich das Thema mehr in Richtung: Ist die Religion ein Auslaufmodell ?
Hier werden wir im Zuge der weltweiten Ereignisse ja täglich vom Gegenteil überzeugt. Der religiöse Fanatismus erlebt zur Zeit ja eine Art Wiedergeburt. Somit müsste die Frage doch eigentlich heissen: Ist die Religion in der westlichen Welt ein Auslaufmodell ? Hier würde ich ein klares Ja antworten. Die wirtschaftlich geprägte Denkweise gewinnt immer mehr die Oberhand gegenüber Moral und Ethik. Der Werteverfall in unseren Gesellschaftsstrukturen hat Dimensionen erreicht, daß ein Umdenken auf religiöse Basis erst nach einem Zusammenbruch des gegenwärtigen Systems möglich ist. Zumindest ist dies meine Auffassung.
--
yankee

Anzeige

Karl
Karl
Administrator

Link zur Diskussion im klassischen Forum 'Glauben und Religion'
geschrieben von Karl
als Antwort auf yankee vom 26.04.2007, 14:19:25
Ich verlinke hier einmal die angesprochene Diskussion im alten Forum.
--
karl
perle
perle
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von perle
als Antwort auf olive vom 13.04.2007, 19:06:57

--
perle

Ein Leben ohne Schöpfer — Warum?
Viele konzentrieren sich auf die Wissenschaft und tun Religion und Gott als unwichtig ab. „Je größer der wissenschaftliche Fortschritt ist“, heißt es in dem Werk Religion und Atheismus, „desto weniger Platz scheint es für Gott zu geben. Aus Gott ist ein Zwangsumsiedler geworden.“
Der Trend, die Religion oder Gott aufzugeben, wurzelt in der Philosophie von Menschen, die die reine Vernunft betonten. Charles Darwin meinte, die „natürliche Auslese“ erkläre die Welt der Lebewesen besser als die Existenz eines Schöpfers. Sigmund Freud lehrte, Gott sei eine Illusion. Und die Ansicht „Gott ist tot“ hat sich von der Zeit Friedrich Nietzsches bis in unsere Tage gehalten. Orientalische Philosophien sind nicht viel anders. Lehrer des Buddhismus behaupten, es sei nicht nötig, etwas über Gott zu wissen. In Bezug auf den Schintoismus sagte Professor Tetsuo Yamaori, dass „Götter nichts weiter als Menschen sind“.
Ist die skeptische Haltung gegenüber der Existenz eines Schöpfers jedoch berechtigt, selbst wenn sie weit verbreitet ist? Wahrscheinlich kennt jeder irgendwelche Beispiele für „wissenschaftliche Tatsachen“, die einst als unumstößlich galten, sich später aber als völlig falsch erwiesen. Ansichten wie „Die Erde ist eine Scheibe“ und „Das ganze Universum dreht sich um die Erde“ hielten sich jahrhunderte lang; aber heute wissen wir, dass sie nicht stimmten.
Wie verhält es sich mit wissenschaftlichen Vorstellungen aus späterer Zeit? Im 18. Jahrhundert konnte zum Beispiel der Philosoph David Hume — ohne zu akzeptieren, dass es einen Schöpfer gibt — für die komplexe biologische Gestaltung, die auf der Erde zu finden ist, keine Erklärung anbieten. Darwin versuchte mit seiner Theorie zu erläutern, wie sich Lebensformen entwickelten, aber er erklärte nicht, wie das Leben entstanden ist oder worin dessen Sinn für uns besteht.
perle
perle
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von perle
als Antwort auf perle vom 01.05.2007, 02:16:47

--
perle

Fortsetzung:
Demzufolge haben viele Wissenschaftler und Laien das Gefühl, es fehle irgend etwas. Wissenschaftliche Theorien mögen das Wie zu erklären suchen, aber im Mittelpunkt der Kernfragen steht das Warum. Sogar Personen, die in einem Umfeld aufgewachsen sind, in dem man an einen Schöpfer glaubt, empfinden so. Eine junge Geschichtsstudentin in Europa sagte: „Für mich ist Gott tot. Wenn er wirklich existierte, gäbe es in der Welt keine derartigen Missstände: Unschuldige Menschen leiden Hunger, Tierarten sterben aus. . . . Die Idee von einem Schöpfer ist Unsinn.“ Angesichts der Zustände auf der Erde können viele nicht verstehen, warum ein Schöpfer — vorausgesetzt, er existiert — nichts dagegen unternimmt.
Allerdings muss man zugeben, dass viele die Existenz eines Schöpfers deshalb ablehnen, weil sie nicht daran glauben wollen. „Selbst wenn Gott mir persönlich sagte, dass ich mein Leben ändern müsste“, erklärte ein Industrieller in Europa gegenüber einem Angestellten, „würde ich es dennoch nicht tun. Ich möchte so leben, wie es mir gefällt.“ Offensichtlich halten manche es mit ihrer Freiheit oder mit dem von ihnen bevorzugten Lebensstil für unvereinbar, die Autorität eines Schöpfers anzuerkennen. Sie mögen erklären: „Ich glaube nur das, was ich sehe, und einen unsichtbaren Schöpfer kann ich nicht sehen.“
Abgesehen von der Frage, warum Einzelpersonen „ohne Schöpfer leben“, bleiben Fragen über das Leben und dessen Sinn bestehen. Einen Tag nachdem der Mensch auf dem Mond gelandet war, wurde der Theologe Karl Barth über diesen triumphalen technischen Erfolg befragt. Er sagte: „Er löst keines der Probleme, die mich nachts wach halten.“ Heute fliegt der Mensch in den Weltraum und feiert Erfolg um Erfolg im Cyberspace. Trotzdem erkennen vernünftig denkende Menschen, dass ein Ziel nötig ist, etwas, was dem Leben einen Sinn verleiht.
Jeder aufgeschlossene Mensch sollte sich mit diesem Thema befassen. Wie es in dem Buch Belief in God and Intellectual Honesty heißt, zeichnet sich der „intellektuell ehrliche“ Mensch durch die Bereitschaft aus, „das zu überprüfen, was man für wahr hält“, und „anderen verfügbaren Beweisen ausreichend Beachtung zu schenken“.
Bei der Betrachtung des vorliegenden Themas können solche „verfügbaren Beweise“ uns helfen, zu erkennen, ob hinter dem Leben und hinter dem Universum ein Schöpfer steht. Und wenn ein Schöpfer existiert, wie soll man sich ihn vorstellen? Hat er eine Persönlichkeit, die zu unserem Leben in Beziehung steht? Das zu betrachten kann klären, wie unser Leben sinnvoller und lohnender werden kann.


Anzeige

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf perle vom 01.05.2007, 02:21:47

Das erste Wort (Befehl), das Gott an Adam richte: Denke!

schorsch
hema
hema
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von hema
als Antwort auf yankee vom 26.04.2007, 14:19:25
yankee, ich gebe dir recht.
--
hema
perle
perle
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von perle
als Antwort auf hema vom 02.05.2007, 09:49:06
@ schorsch
<"Denke!" >
Die Anregung und Zusammenfassung meiner Beiträge.
- -
perle
perle
perle
Mitglied

Re: Ist Gott ein Auslaufmodell?
geschrieben von perle
als Antwort auf olive vom 13.04.2007, 19:06:57
Was kann unser Leben sinnvoller machen?

WER hat nicht schon einmal von einem schöneren Leben geträumt, einem schöneren Leben zu Hause oder in einem tropischen Paradies? Bestimmt ist das bei den meisten irgendwann einmal der Fall gewesen.
Die Suche nach einem solchen Leben führte den französischen Künstler Paul Gauguin im Jahre 1891 nach Französisch-Polynesien. Aber schon kurz darauf war sein Traum vorbei. Sein einst ausschweifender Lebensstil brachte ihm und anderen Krankheit und Leid. Als er fühlte, dass er bald sterben würde, schuf er ein Gemälde, das man als ein „letztes Dokument künstlerischer Vehemenz“ bezeichnete. In dem Buch Paul Gauguin 1848—1903 — Bilder eines Aussteigers heißt es: „Geburt und Tod umspannen den Reigen menschlicher Tätigkeiten, der in diesem Bild zur Darstellung kommt. -.-.-. der Künstler legte es hier darauf an, das Leben als großes Geheimnis zu interpretieren.“
Gauguin nannte das Gemälde Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?

Diese Fragen klingen vielleicht nicht fremd. Viele vernünftig denkende Menschen haben darüber nachgedacht. Ein Redakteur eines Journals schrieb einmal nach einer Schilderung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts der Menschheit: „Betrachten wir den Menschen selbst, seine Probleme, seinen Platz im Universum, so sind wir wenig weiter als zu Beginn der Zeit. Wir stehen noch immer vor der Frage, wer wir sind, warum wir sind und wohin wir gehen.“

Es stimmt, einige sind völlig damit beschäftigt, für ihre Familie zu sorgen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Reisen zu unternehmen oder sich mit sonstigen persönlichen Belangen zu befassen, weil sie darüber hinaus keinen anderen Sinn im Leben kennen. Albert Einstein sagte einmal: „Wer sein eigenes Leben .-.-.-. als sinnlos empfindet, ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfähig.“ Viele denken ebenso und suche
n ihrem Leben dadurch einen Sinn zu geben, dass sie sich der Kunst widmen oder der wissenschaftlichen Forschung oder humanitären Aufgaben, um Leid zu lindern.

Wenn grundlegende Fragen über den Sinn des Lebens aufkommen, dann ist das nur allzu verständlich. Wie viele Eltern, deren Kind durch einen Unfall ums leben kam oder an einer Krankheit gestorben ist, fragen sich: „Warum gibt es all das Leid? Hat es einen Sinn?“ Mit ähnlichen Fragen befassen sich viele junge Männer und Frauen, wenn sie Armut, Krankheit und Ungerechtigkeit sehen. Unmenschliche Kriege veranlassen die Menschen, sich zu fragen, ob das Leben überhaupt einen Sinn haben kann.

Selbst wer solche Trübsale nicht erlebt hat, stimmt vielleicht Professor Freeman Dyson zu, der sagte: „Ich befinde mich in guter Gesellschaft, wenn ich erneut die Fragen stelle, die Hiob stellte. Warum leiden wir? Warum ist die Welt so ungerecht? Was ist der Sinn von Kummer und Schmerz?“

Fänden wir zufrieden stellende Antworten, so sähe die Lage bestimmt entscheidend anders aus. Ein Universitätsprofessor, der die Schrecken von Auschwitz miterlebte, bemerkte, dass „es nichts in der Welt gibt, -.-.- was jemand sogar unter den schlimmsten Verhältnissen soviel Überlebenshilfe geben kann wie der Gedanke, dass es einen Sinn im Leben gibt“. Er meinte, dass sogar jemandes psychische Gesundheit mit dieser Suche nach einem Sinn verknüpft sei.

Die Jahrhunderte hindurch haben viele mit Hilfe der Religion nach einer Antwort gesucht. Nachdem Gautama (Buddha) einen Kranken, einen Greis und einen Toten gesehen hatte, suchte er in der Religion Erleuchtung oder einen Sinn, aber ohne einen Glauben an einen persönlichen Gott. Andere haben sich an ihre Kirche gewandt.


--
perle

Anzeige