Forum Kunst und Literatur Literatur Literarischer Adventskalender

Literatur Literarischer Adventskalender

longtime
longtime
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von longtime
als Antwort auf lotte vom 17.12.2008, 08:21:05



17. Dezember

Wenn ich schreibe,
statte ich mir einen
feierlichen Besuch ab.

(Fernando Pessoa)






Womit bewiesen ist, dass alle Schreibenden - na ja, Pessoa zumindest tut das hier Kund - sich selbst mit Ehrfurcht begegnen. Und alle, die lesen, diesen nicht immer für den Schreiber aufbringen können.


* ~ *

Ehrwürdige Merkwürdigkeit:

Chris Verfahren ist o.k.

Pessoas Satz ist auch sprachlich sinnvoll und richtig.

Worauf bezieht sich diese wunderliche Meckerei:

Womit bewiesen ist, dass alle Schreibenden - na ja, Pessoa zumindest tut das hier Kund - sich selbst mit Ehrfurcht begegnen. Und alle, die lesen, diesen nicht immer für den Schreiber aufbringen können.
lotte


*

Hier sind drei Sprach- oder Denkfehler enthalten:

* "Kund" - was heißt das?

* "diesen" - worauf bezieht sich das Dem.-Pron.? Auf Pessoa? Was Unsinn ist; weil niemand den Poeten kritisiert. Oder auf "Ehrfurcht"? Dann müsste es heißen: "diese" (fem.).

* Welche "Ehrfurcht" hier aber verletzt wird, kann man nur raten - außer, dass literarische Adventskalender hier wiederholt missbraucht werden für eigene, beleidigte Querelen.





--
longtime
chris
chris
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von chris
als Antwort auf longtime vom 17.12.2008, 08:53:50



18. Dezember

Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.

(R. M. Rilke)





longtime
longtime
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von longtime
als Antwort auf chris vom 18.12.2008, 07:04:48
A D V E N T
(von Rainer Maria Rilke)


Es treibt der Wind im Winterwalde

die Flockenherde wie ein Hirt

und manche Tanne ahnt wie balde

sie fromm und lichterheilig wird;

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen

streckt sie die Zweige hin - bereit

und wehrt dem Wind und wächst entgegen

der einen Nacht der Herrlichkeit.

**


I could not find an English translation of this beautiest snowing.

Therefore here this attempt:


A D V E N T
(from Rainer Maria Rilke)


The wind blows in the winter forest

a herd of flakes like a herdsman

and some fir anticipate that soon

she will be godly and holy lighted;

and listens into the far.

She stretches her twigs

towards the white roads - ready

and fights the wind and grows towards

the one night of glory.


--
longtime

Anzeige

lotte
lotte
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von lotte
als Antwort auf longtime vom 18.12.2008, 11:02:04

Dieses Gedicht hier ist doch zu und zu schön - sorry, wenn ich es mal kurz und prägnant einbringe ....


Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier -
dann steht das Christkind vor der Tür.
longtime
longtime
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von longtime
als Antwort auf lotte vom 18.12.2008, 19:15:09
Yeah & yes & jau:

(Zufallsversion. Tippfehler bitte melden!)

- Die Bekehrung des Kerzen als Muster wahren Lichterlebens.

Erst eins,
dann zwei,
dann drei -
jawohl: vor vier -
steht das Lottchen vor der Tür.

-
longtime
longtime
longtime
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 18.12.2008, 22:30:41
Solange ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein.
Von Jean Paul (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter)

Dieser Aphorismus wird häufig zitiert in Internet, ohne Quellenangabe.
Es hat schon etliche Dichter gegeben, die Bücher veröffentlicht oder auch gerade noch ein (letztes) Buch zu Ende geschrieben haben und sich dann umbrachten.
- Die Weisheit kann also sicherlich für Jean Paul und andere, glückliche Dichter gelten.

*

Klabund, ein Geist- und Stil-Verwandter, schrieb dem Dichter zu Ehren:

"Jean Paul ist (…) einer der größten deutschen Dichter überhaupt. Freilich, es ist nicht leicht, zu ihm zu gelangen. Er hat sein Schloß mit Dornenhecken, Fallgruben und Selbstschüssen umgeben. Sein Park ist von üppiger Wildnis. Gepflegte, glatte Wege gibt es da nicht. Rehe grasen vor seinen Fenstern. Und die Schwalben fliegen ihm ins Arbeitszimmer, und auf seiner Schulter sitzt, wenn er schreibt, eine Dohle. An den Wänden hängen Spinnweben. Nachts, wenn er im Garten wandelt, ist der Mond sein Gefährte. Seine Gefährtinnen sind Elfen, die ihn umspielen und deren schönste ihn menschlich liebt wie ein Mensch einen Menschen. Sie heißt Liane. Und da der Mond nun zum Zenith steigt und die Bäume von seinem Glanze tropfen, winkt sie leise den Genossinnen, und sie entschwinden, vergehen strahlend im Mondstrahl. Sie zieht den Dichter ins Moos hinab, wo die Leuchtkäfer zwischen ihren Küssen brennen. Und der Mond sinkt herab, und die Sonne steigt herauf. Wie eine rote Rose erblüht sie zwischen den Narzissen der Morgendämmerung.“

*
Aus Klabunds „Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart“

--
longtime

Anzeige

chris
chris
Mitglied

Re: Literarischer Adventskalender
geschrieben von chris
als Antwort auf longtime vom 19.12.2008, 10:21:47



19. Dezember

Solange ein Mensch ein Buch schreibt,
kann er nicht unglücklich sein.

(Jean Paul)




Ich weiss, ich bin heute zu spät dran.

lotte
lotte
Mitglied

Für Chriss
geschrieben von lotte
als Antwort auf chris vom 19.12.2008, 11:27:42
Zu spät ist nie zu spät für ein Liedchen ...
gesungen vo diesen hier:



Vielleicht singen sie sogar

Wer klopfet an?
'O zwei gar arme Leut!'
Was wollt ihr dann?
'O gebt uns Herberg heut!
O, durch Gottes Lieb' wir bitten,
Öffnet uns doch eure Hütten!'
O nein, nein, nein!
'O lasset uns doch ein!'
Es kann nicht sein.
'Wir wollen dankbar sein!'
Nein, nein, nein, es kann nicht sein,
Da geht nur fort, ihr kommt nicht 'rein


und so vereint sich erzgebirg`sche Volkskunst mit steiermärkischer Volksliedkunst
longtime
longtime
Mitglied

Re: Für Chriss
geschrieben von longtime
als Antwort auf lotte vom 19.12.2008, 12:15:58
Zu spät ist nie zu spät für ein Liedchen ...
gesungen vo diesen hier:




(...)




Wer genau hinkuckt, sieht sogr einen wunderschön aufgeputzten Stall im Hintergrund dieses trauten Bildchens.


Da könnte passen, was einem modernen Jetzzeit-
Menschen, keinem Bauern, keinem Sänger, auffällt in unserer Zeit:


Harald Schmidt:

Die Zeiten werden härter:

Dank Finanzkrise kommen viele zu den ganz elementaren Wurzeln und Werten von Weihnachten zurück und feiern wieder im Stall.

(18.Dezember 2008)



--
longtime
chris
chris
Mitglied

Re: Für Chriss
geschrieben von chris
als Antwort auf longtime vom 19.12.2008, 13:05:47



20. Dezember

… O weiße Weihnacht!
In mildem Leuchten
liegt ein heilig Kind,
Des Lächeln alles Leid
zur Glorie macht!

(Thomas Mann)





Zitat von Thomas Mann:

"Welch eine herrliche Gabe ist nicht die Phantasie,
und welchen Genuß vermag sie zu gewähren!"





Anzeige