Literatur Schöne Lyrik

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf pippa vom 06.04.2019, 11:50:03
P1060225.jpg
Mir kommt immer nur die vertonte Lyrik in den Sinn, und als ich nun Roxys Rose entdeckte, fiel mir natürlich das Heidenröslein ein.

Bitte, sehr es mir nach, wenn schon jemand anderes dieses Gedicht einstellte.
Gruß Pippa


Heidenröslein


Johann Wolfgang von Goethe, 1771 (1749-1832)1.

Sah ein Knab' ein Röslein steh'n,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und war so schön
Lief er schnell es nah zu seh'n
Sah's mit vielen Freuden
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden

.2. Knabe sprach: "Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden."
Röslein sprach: "Ich steche dich,
Daß du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden."
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.

3. Und der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihm doch kein Weh und Ach,
Mußt es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Und : es gibt drei verschiedene Melodien dazu, ich kenn sie, singe sie für mich ab und und zu an.
Das mit den dreien ist einmalig.! 
pippa
pippa
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von pippa
als Antwort auf JuergenS vom 06.04.2019, 12:08:00

Und : es gibt drei verschiedene Melodien dazu, ich kenn sie, singe sie für mich ab und und zu an.
Das mit den dreien ist einmalig.! von Heigl

Das mach ich genauso. Errötet

Gruß Pippa
pippa
pippa
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von pippa
als Antwort auf pippa vom 06.04.2019, 12:36:31

Als  wir vorhin wanderten ist mir noch ein wunderschönes Gedicht eingefallen, was ich seit meiner Kindheit sang, denn auch das wurde vertont und von dem ich daher noch alle Strophen auswendig weiß.

Wenn ich es singe, habe ich immer ein Tränchen im Auge, weil ich den Text so unglaublich schön finde. 



Joseph Freiherr von Eichendorff

Nachts


 Ich stehe in Waldesschatten
wie an des Lebens Rand,
die Länder wie dämmernde Matten,
der Strom wie ein silbern Band.

Von fern nur schlagen die Glocken
über die Wälder herein,
ein Reh hebt den Kopf erschrocken
und schlummert gleich wieder ein.

Der Wald aber rühret die Wipfel
im Traum von der Felsenwand.
Denn der Herr geht über die Gipfel
und segnet das stille Land.

Liebe Grüße
Pippa
 


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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf pippa vom 06.04.2019, 19:38:24
Ja, liebe Pippa, der Eichendorff hat es "drauf" gehabt. Von ihm wurden viele Gedichte vertont. Ein bekanntes auch "In einem kühlen Grunde, da steht ein Mühlenrad, mein Liebchen ist verschwunden, das dort gewohnet hat .........  Ich glaube, er war auch ein großer Naturliebhaber.

Liebe Grüße
Roxanna
CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf pippa vom 06.04.2019, 19:38:24

Liebe Pippa, ich hab das Lied mal gesucht, weil ich wissen wollte, ob ich es kenne,
aber leider  nicht......

Gefällt mir aber sehr !
 


LG
C.S.
CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf JuergenS vom 06.04.2019, 12:08:00

Von "Sah ein Knab`ein Röslein steh`n" kenne ich nur eine Melodie........

LG

C.S.


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aurora
aurora
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von aurora

Vielleicht gefällt dieses Gedicht von Goethe,der bekanntermaßen kein Kostveräcter war, dieses kleine...passend zum Frühling:

Wie du mir oft, geliebtes Kind,
ich weiß nicht wie, so fremde bist,
wenn wir im Schwarm der vielen Menschen sind,
das schlägt mir alle Freude nieder.
Doch ja, wenn alles still und finster um uns ist,
erkenn ich dich an deinen Küssen wieder.

aurora

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pippa vom 06.04.2019, 19:38:24

Guten Abend und DANKE, Pippa, für das Einstellen dieses wunderschönen Liedes. Wir haben es einst im Schulchor gesungen, es hat mich ebenfalls immer sehr berührt. Jetzt hast Du es zusammen mit CharlotteSusanne bei mir wieder ganz intensiv in die Erinnerung gebracht; ich habe mir sofort meine Mundharmonika hervorgeholt und mich sehr am Musizieren erfreut. 
Gruß von Herbstrose Gisela

Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Roxanna vom 06.04.2019, 09:04:16
Nachtgedanken.jpg
Denk' ich an Deutschland in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht,
ich kann nicht mehr die Augen schließen.
Und meine heißen Tränen fließen. 

Die Jahre kommen und vergehn!
Seit ich die Mutter nicht gesehn,
zwölf Jahre sind schon hingegangen;
es wächst mein Sehnen und Verlangen. 

Mein Sehnen und Verlangen wächst.
Die alte Frau hat mich behext,
ich denke immer an die alte,
die alte Frau, die Gott erhalte! 

Die alte Frau hat mich so lieb,
und in den Briefen, die sie schrieb,
seh ich, wie ihre Hand gezittert,
wie tief das Mutterherz erschüttert. 

Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
Zwölf lange Jahre flossen hin,
zwölf lange Jahre sind verflossen,
seit ich sie nicht ans Herz geschlossen. 

Deutschland hat ewigen Bestand,
es ist ein kerngesundes Land;
mit seinen Eichen, seinen Linden,
werd ich es immer wiederfinden. 

Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr,
wenn nicht die Mutter dorten wär;
das Vaterland wird nie verderben,
jedoch die alte Frau kann sterben. 

Seit ich das Land verlassen hab,
so viele sanken dort ins Grab,
die ich geliebt - wenn ich sie zähle,
so will verbluten meine Seele. 

Und zählen muß ich - mit der Zahl
schwillt immer höher meine Qual,
mir ist, als wälzten sich die Leichen
auf meine Brust - Gottlob! sie weichen! 

Gottlob! durch meine Fenster bricht
französisch heitres Tageslicht;
es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
und lächelt fort die deutschen Sorgen.

(Neue Gedichte, Zeitgedichte)


 
Sirona
Sirona
Mitglied

RE: Schöne Lyrik
geschrieben von Sirona
yellow-labrador-puppy-garden-696x399.jpg
SCHAU  ICH  IN  DIE  TIEFSTE  FERNE
Friedrich Hebbel
 
Schau ich in die tiefste Ferne
meiner Kinderzeit hinab,
steigt mit Vater und mit Mutter
auch ein Hund aus seinem Grab.
 
Fröhlich kommt er hergesprungen,
frischen Muts, den Staub der Gruft
wie so oft den Staub der Straße,
von sich schüttelnd in der Luft.
 
Mit den treuen, braunen Augen
blickt er wieder auf zu mir,
und er scheint, wie einst, zu mahnen:
Geh doch nur, ich folge dir!
 
Denn in unserm Hause fehlte
es an Dienern ganz und gar,
doch die Mutter ließ mich laufen,
wenn er mir zur Seite war.
 
Besser gab auch keine Amme
je auf ihren Schützling acht,
und er hatte scharfe Waffen
und Gebrauchte sie mit Macht.
 
Seine eignen Kameraden
hielt er mit den Zähnen fern,
und des Nachbars Katze ehrte
ihn von selbst als ihren Herrn.
 
Doch wenn ich dem alten Brunnen
spielend nahte hinterm Haus,
bellte er mit heller Stimme
meine Mutter gleich heraus.
 
Er erhielt von jedem Bissen
seinen Teil, den ich bekam,
und er war mir so ergeben,
daß er selbst die Kirschen nahm.
 
 
Wie die beiden Dioskuren
brachten wir die Tage hin,
einer durch den andern glücklich,
jede Stunde ein Gewinn.
  
Aber allzu bald nur trübte
uns der heitre Himmel sich;
denn er hatte einen Fehler:
diesen, dass er wuchs wie ich.
 
Und an ihm erschien als Sünde,
was an mir als Tugend galt,
da man mich ums Wachsen lobte,
aber ihn ums Wachsen schalt.
 
Immer größer ward der Hunger,
immer kleiner ward das Brot,
und der eine konnte essen,
was die Mutter beiden bot.
 
Als ich eines Morgens fragte,
sagte man, er wäre fort,
und entlaufen wie mein Hase;
doch es war ein falsches Wort.
 
Noch denselben Abend kehrte
er zu seinem Freund zurück,
den zerbiss’nen Strick am Halse;
doch das war ein kurzes Glück.
 
Denn obgleich er mit ins Bette
durfte – ach, ich bat so sehr –
war er morgens doch verschwunden,
und ich sah ihn niemals mehr.
 
 
 
 

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