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Nostalgie mein Freund - der Baum

Mitglied_067dc6c
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Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Haoua vom 15.03.2015, 08:04:12
Nun habe ich ein Thema entdeckt, welches mich seit ich denken kann beschäftigt. Der erste Baum meines Lebens war ein Kastanienbaum. Wahrscheinlich waren seine Früchte auch die ersten Spielzeuge bzw. Bastelutensilien meines Lebens, da ich in der Nachkriegszeit aufgewachsen bin, da war 'Spielzeug' auch das, was was die Mutter strickte (eine sog. Schlumpel). Dieser Kastanienbaum soll tatsächlich auch schon Friedrich Schiller begleitet haben. Was ich jedoch nicht glauben kann, denn ich denke dafür ist er wahrscheinlich noch zu jung. Wie dem auch sei, mir gefällt diese Geschichte. Bis heute ist die Kastanie der Baum, welchen ich suche um wieder einmal Fotos zu machen. Seit einiger Zeit 'verfolge' ich zu den verschiedenen Jahreszeiten eine Linde, zu welcher ich, wenn es das Rheuma zuläst immer wieder wandere um ein Foto zu machen.
Sehr traurig machen mich immer wieder diese Baumfällaktionen. In meinen Augen oft sehr fraglich, sobald es sich um gesunde Bäume handelt.
Einmal fiel gerade ein wunderschöner Ahorn gerade dann, als ich frühmorgens zur Arbeit ging. Dieser Knall auf den Aspahlt von einem gesunden Baum nur wegen der Strassenerweiterung ging mir durch Mark und Bein.
Wahrscheinlich ist vielen Menschen, leider denjenigen, welche das Sagen haben, gar nicht bewusst, was die Bäume für uns überhaupt bedeuten. Es geht ja nicht nur um natürliche Schönheit, sondern auch um unser Leben. Ohne unsere Bäume gibt es für uns kein Überleben. Aber wie man früher schon zu sagen pflegte: 'Mein Auto fährt auch ohne Bäume'. Wie wahr. Doch wie lange.
Als eine hundertjährige Blutbuche in unserer Stadt gefällt wurde, trauerten auch ein paar Menschen. Doch man wusste es schon seit langem, sie war nicht mehr zu retten. Jedenfalls waren bis zum Fällen noch ein paar wirklich schöne Pilze am Werk. Irgendwie schade, dass sie ihr Werk nicht bis zum Schluss hatten vollenden können. Man sagte, dieser Baum sei für heutige Begriffe zu nahe an der Strasse (früher fuhren da noch Pferdefuhrwerke). Nur, man hat gefällt und eine neue Blutbuche genau am gleichen Platz gepflanzt. Einige Meter weiter nach hinten wäre auch gegangen.
Es gäbe noch mehr sinnlose Beispiele für sinnlose Baumfällaktionen. Komischerweise liest und hört man nichts davon, ob und wo diese grünen Lungen ersetzt werden.
Wenn ich mal weiss, wie es geht, zeige ich den einen oder anderen Baum.
Sylvie46
Sylvie46
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Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von Sylvie46
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.03.2015, 13:18:26

Vor 30 Jahren sah ich vom Kanzlei-Fenster meines Arbeitsplatzes mitten im Zentrum der Stadt Zürich zu einem über 100 Jahre alten Lindenbaum. Die verschiedensten Vogelarten niesteten in diesem Baum + der Gesang war unüberhörbar, denn die Autos mussten an den Ampeln halten. Die Realisierung einer riesige Ueberbauung stand bevor + ich setzte mich mit den Architekten in Verbindung. Die Pläne wurden überarbeitet + heute steht der Baum noch immer im Innenhof des Gebäudes !!!
Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Sylvie46 vom 15.03.2015, 13:38:07
Vor 27 Jahren Ist es mir gelungen aus 4 Eicheln schöne Bäumchen zu ziehen. Eines habe ich der Nachbarin geschenkt. 2 davon habe ich im nahen Mischwald eingegraben und ein Bäumchen wurde auf unserem Grundstück eingepflanzt. Groß und kräftig sind alle 4 Eichen geworden, aber vor 3 Jahren hat der Blitz und ein heftiges Unwetter meinem Baum ein jähes Ende gesetzt.
Und in Spanien hat der gefürchtete Palmenrüssler drei von meinen 5 wunderschönen 12 Jahre alten Palmen das Herz gefressen und sie sind ganz langsam gestorben.
In beiden Fällen war ich schrecklich traurig.
Bruny

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Haoua
Haoua
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Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von Haoua
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.03.2015, 13:50:34
Der Mensch hat irgendetwas mit den Bäumen gemeinsam, so ist auch unsere Traurigkeit zu verstehen, wenn wir einen gesunden starken Baum fallen sehen. Bei uns im Elsass zerstörte der Sturm Lothar riesengroße Waldflächen! Auf unserem Friedhof ließ er nur noch einen großen Baum stehen, alle anderen hat er wie Streichhölzer umgefegt. Es sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es waren alles alte große Bäume, die mit ihren riesengroßen Wurzeln von diesem Lothar einfach aus der Erde gezogen wurden. Die Wurzeln nahmen natürlich Grabsteine und Grabumrandungen alles mit. Dieser Anblick war zum weinen. Ich weiß nicht mehr genau das Jahr, ich glaube es war 1999?
Man hat dann mit Neuanpflanzungen angefangen,aber so ein Baum braucht eine Menge Zeit um eine stattliche Größe zu erreichen!
Bis die Bäume es wieder zu einer großen Krone schaffen,so dass sie Schatten spendet,werde ich wohl nicht mehr erleben. Der ganze Friedhof ist der prallen Sonne ausgesetzt, wo er früher fast eine Oase war.
Die Bäume spendeten Schatten, und ein Verweilen unter diesen kräftigen alten Bäumen tat meiner Seele immer gut!
Ich bin auch fest davon überzeugt, wenn wir es zulassen, gibt uns ein Baum von seiner Kraft etwas ab. Haoua
chris
chris
Mitglied

Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von chris
als Antwort auf Silmat vom 09.10.2014, 13:30:19
Mein Freund, der Baum, dieses Lied von Alexandra hat mich immer
sehr angesprochen.

Für meine Kinder war der Sommerapfelbaum ein ideales Klettergerüst,
man konnte herrlich an ihm hochklettern und die ersten Äpfel haben
besonders gut geschmeckt.

Eines Tages schlug ein Blitz ein und ein Ast brach ab, ich hatte schon
befürchtet, nun blüht er nicht mehr, aber er hat auch diesen Schlag
gut vertragen und im folgenden Jahr wieder geblüht.

Schade, dass wir ihn dann eines Tages fällen mussten, da Äste auf die Strasse fielen und die Gefahr dass ein Auto oder Fußgänger getroffen wird,
war zu gross.

Seine Blütenpracht werde ich wohl nie vergessen.

Chris

Auf dem Bild sieht man ihn in voller Blüte:

Haoua
Haoua
Mitglied

Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von Haoua
als Antwort auf Sylvie46 vom 15.03.2015, 13:08:52
Als meine zwei Enkelkinder von meinem Sohn noch klein waren, ließen sich die Eltern scheiden. Es war über Jahre ein hin und her Gezerre um die Kinder. Obwohl laut Gerichtsbeschluss beide Eltern erziehungsberechtigt waren, wechselte die Mutter mehrmals den Wohnort, so dass ein Besuch beim Vater nicht möglich war.
Großeltern sollten sich tunlichst nicht einmischen, aber ich wollte irgendwie versuchen den Kindern zu helfen!
So schrieb ich für sie eine Geschichte über einen kleinen Baum!
Die Geschichte wäre zu lang, ich will versuchen einen kleinen Ausschnitt zusammen zu fassen.
Sie handelt von einem kleinen Baum der auf einem Grundstück stand was bebaut werden sollte, und dazu mußte der Baum gefällt werden.
Der Baum hatte verstanden;er sollte den Platz verlassen,wo er zu Hause war und schon ganz fest verwurzelt. Hier kannte er alle Pflanzen und Tiere. Er sollte einfach abgesägt werden. So jung, und schon sollte er sterben. Der Baum wurde sehr traurig und die Kinder hörten wie der Baum weinte.
Die Kinder der Familie, die dort bauen wollte, erreichten bei ihren Eltern, dass sie so lange im Freundeskreis suchten,bis sich Einer fand der bereit war den Baum in seinen Garten zu pflanzen.
Der Baum wechselte also seinen Platz und war darüber sehr unglücklich.
Der Frühling kam,die ersten Frühlingsblumen steckten ihre Köpfe aus der Erde, und nun wurde es Zeit, der kleine Baum musste sich entscheiden.
Bei andren Bäumen sah man schon ganz zart die Blättchen sprießen,aber bei unserem Kleinen fehlte wohl noch der nötige Wille für ein Leben an einem fremden Ort.
Etwas später als all' die anderen Bäume in seiner Nachbarschaft, aber mit einem großen Ruck, entschied er sich für das Leben. In kurzer Zeit verwandelte sich seine Baumkrone in ein saftiges zartes Grün. Er hatte das Umpflanzen überstanden, aber das Wichtigste musste er selber tun, sich für das Leben in seiner neuen Umgebung entscheiden.
Es wird wohl noch eine Weile dauern,aber irgend wann wird er sich an seinem neuen Platz zu Hause fühlen. Ein paar seiner Wurzeln sind ja in der Erde von seiner alten Heimat geblieben. So spaziert der Baum mit seinen Gedanken und Träume ab und zu in seine alte Heimat!
Bei dem Baum ist es genau wie bei den Menschen, ein Teil wird immer in der alten Heimat bleiben.
Auch der Mensch ist traurig wenn er seinen gewohnten Platz verlassen muss.
Ein wenig neidisch blickt man auf die Menschen,die immer an einem Ort bleiben können! Aber wie viel Kraft und Energie es braucht, seine Seele neu zu verankern zeigt uns der kleine Baum. Er entwickelt eine Stärke und gibt sich einen Ruck um in seiner neuen Heimat glücklich zu leben. Dieser gewaltige Ruck gibt ihm das Gefühl etwas Großes geleistet zu haben.
Diese kleine Geschichte soll allen Kindern Mut machen ,die mit ihren Eltern ganz gleich aus welchen Gründen,ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen.
Überall werden sie neue Menschen treffen und neue Freunde finden.
Eine neue Umgebung heißt neue Aufgaben,neue Herausforderungen, offen sein für vieles was fremd ist!

GENAU SO WIE DER KLEINE BAUM!

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aina
aina
Mitglied

Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von aina
als Antwort auf Haoua vom 20.03.2015, 17:27:13
Das ist eine sehr schöne Geschichte, liebe Haoua.
Schon mit drei kannte mein Enkel das Buch von "Grüna und der grüne Baum" auswendig (leider ist es irgendwann abhanden gekommen), und ich konnte nicht einmal einen Lesefehler machen, ohne von dem Knirps korrigiert zu werden. Kurz darauf "schenkte" ich ihm einen wild gewachsenen Strauch im Garten, der eigentlich entfernt werden sollte, dazu einen Fuchsschwanz (zum Entsetzen meiner Tochter), mit dem wir dann geübt haben, damit der Zwerg in Eigenverantwortung die Hecke zum Baum machen sollte. Na gut, die Zweige waren jung und konnten abgesägt werden, das Verständis ebenso, um aus der Hecke einen gerade wachsenden Baum zu machen. Heute ist es ein etwas sonderbarer Baum, aber schon als Bäumchen wuchsen die Äste so, dass Kinder gefahrlos darauf herumklettern konnten. Dieser damalige Knirps, mittlerweile schon fast erwachsen, klettert noch heute auf die beinahe waagrechten tiefen Äste, um darauf liegend seine Seele baumeln zu lassen und lädt nach wie vor Kinder von Bekannten ein, um darauf herumzuklettern.

Bäume sind faszinierend, umso faszinierender, je mehr man davon sieht. Nach dem persönlichen Kennenlernen des Regenwaldes in Mittel- und Südamerika hat sich bei mir diese Faszination verstärkt. In Verbindung mit der kommerziellen Zerstörung fällt mir immer wieder die Geschichte ein von einem Mann, welcher eine karge Landschaft aufgeforstet hat, ein kleines Büchlein, das mir einmal ausgeliehen wurde. Den Titel habe ich vergessen, aber es könnte diese Geschichte gewesen sein:
Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf aina vom 16.06.2015, 13:02:31
Leider funktioniert Dein Link nicht, aber ich habe die Gschichte als PDF-Datei gefunden. Hier ist sie. Sie ist sehr beeindruckend.

Der Mann der Bäume pflanzte

LG,
woelfin
Sylvie46
Sylvie46
Mitglied

Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von Sylvie46
als Antwort auf Haoua vom 20.03.2015, 17:27:13


Eine "traumhafte" Geschichte liebe Haoua !!!

Mein Baum !!!(Sylvie46)


Habe einen "neuen" Baum am Uferweg in Stein am Rhein "gefunden" den ich bei meinem "täglichen Rundgang grüsse" !!!
teri
teri
Mitglied

Re: mein Freund - der Baum
geschrieben von teri
als Antwort auf Silmat vom 09.10.2014, 13:30:19


Leider wird heutzutage alles geopfert..., sogar die Natur

Um einen Eislaufplatz vor dem Wiener Rathaus zum Gaudium für die Besucher des weihnachtlichen Christkindlmarktes zu schaffen, wurde voriges Jahr ganz einfach eine 100 Jahre alte, gesunde Fichte gefällt.

Mit dem traditionellen "Baum fällt!" haben sich heute, Dienstag, früh Forstarbeiter, Medien und einige Schaulustige vom Christbaum am Wiener Rathausplatz verabschiedet. Binnen weniger Minuten lag die 30 Meter hohe steirische Fichte am Boden.

Das Fällen sei logistisch jedenfalls deutlich weniger aufwendig als das Aufstellen, so der Forstdirektor. Inmitten der laufenden Aufbauarbeiten für den "Wiener Eistraum" rückten zwei Forstarbeiter mit Axt und Kettensäge dem 100 Jahre alten Christbaum zu Leibe.


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