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Plaudereien Der Zivilisationslärm

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf cecile vom 23.11.2010, 13:18:10

wie wahr, wie wahr cecile. unsere häuser wurden in den 50er jahren gebaut und somit haben wir durchgezogene böden/decken.

es scheint normal zu sein, dass kleine kinder keine pantoffeln mehr tragen und die grossen scheinen es normal zu finden, wie eine hammelherde durch das haus zu traben.

ganz besonders nervig finde ich die musik, wobei ja in den meisten fällen das bumbum der bässe alles übertönt.

meine anlage habe ich nach 15 jahren wieder aus dem schrank geholt, die boxen richtung nachbar ausgerichtet und wenn die 16 jährige göre nun musik einschaltet, schalte ich meine anlage auch ein. ich habe mir bewusst eine cd ausgesucht in der bumbum schön durchkommt. und siehe da, nach ein paar minuten wird nebenan die lautstärke runtergedreht.

der versuch ist ja bekanntlich nicht strafbar. was mich bei diesen intelligenzbestien aber ganz besonders stutzig macht, ist dass die nicht wissen, dass man mit einem halben tennisball unter den boxen die bässe herausnehmen kann.

köstlich finde ich die lautstarken diskussionen zwischen den gören und der obrigkeit. ganz besonders wenn der sohn den vater mit den worten „mach das du hier rauskommst“ aus seinem zimmer schmeisst.

im oktober haben wir hier ernte dank-fest. einen tag vorher gab es eine diskussion über alkohol und rauchen. den eltern passt nicht, dass der sohn so oft tief ins bierglas schaut. an ernte dank werden die stühle und tische aufgestellt, bierfass und häppchen nicht vergessen und was war, nicht eine minute war der sohnemann ohne sein volles bierglas zu sehen und papa und mama schienen nichts dagegen zu haben. da muss ich gestehen, habe ich meinen ganz besonderen spass.
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von bongoline
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.11.2010, 13:45:27
plum,

also a bissel schmunzeln muss ich doch bei Deinem Beitrag.

Mein Nachbar, dessen Wohnzimmer an mein Schlafzimmer angrenzt, hat sich eine neue Wohnwand einbauen lassen und da ist auch die Nische für den Fernseher integriert. Jedenfalls habe ich meinen Fernseher im Schlafzimmer ausgeschaltet lassen, denn ich habe ja wenigstens vom Ton her Das Programm vom Nachbarn mitbekommen. Nur es wäre mir nicht eingefallen, meinen Fernseher aus Protest auf volle Lautstärke zu schalten sondern ich hab mal untertags bei ihm geklingelt und gefragt, was sich denn in seiner Wohnung verändert habe, ich höre des Nachts seinen Fernseher, als stünde er bei mir im Schlafzimmer. Der Fernseher wurde eingeschaltet, ich hörte in seinem Wohnzimmer das Programm in normaler Lautstärke, er ging in mein Schlafzimmer und war entsetzt, dass der Ton in meinem Schlafzimmer lauter war als in seiner Wohnung. Wer denkt denn auch vor lauter Freude über das neue schicke Möbel dran, dass sich durch die Schrankwand, die direkt am Mauerwerk steht, der Schall so extrem weiterleitet.
Eine Styroporplatte, auf der der Fernseher jetzt steht, hat alles wieder abgedämmt und es ist heilige Ruh in der Hütte.

Also ich halte es immer noch so, mit Reden Dinge aus der Welt zu schaffen als mir durch Runterschlucken, Aufregung und laute Gegenmittel ein Magengeschwür einzuhandeln

bongoline
Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf bongoline vom 23.11.2010, 14:05:44

nö bongo, das reden bei dieser familie habe ich mir abgewöhnt, da ich zweimal die antwort bekommen habe „das sind nunmal kinder“ oder „meinen sie, sie waren anders“?

ja waren wir, wir hatten keine stereoanlage und wurden von meinem vater darauf hingewiesen, dass man eine treppen auch leise runtergehen kann.

also handel ich jetzt statt zu reden – weil in dem fall leider nur das handeln hilft.


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Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von Felide1


Lärm ist nicht gleich Lärm.
Von Mensch zu Mensch wird "Lärm " anders empfunden. Ich habe die Erfahrung gemacht wer hören will hört immer und je nach Sympatie wird "Lärm" als störend oder auch angenehm empfunden.
In den Wohnhäusern gibt es die Hausordnung und sollte mehr oder weniger eingehalten werden. Meines Erachtens muß niemand gerade zu Mittag wo der Ein oder Andere sein Mittagsschläfchen hält oder nach 22 Uhr umbauen oder lautstark die Stereoanlage laufen lassen.Anders herum sollte nicht jeder Muks von oben ,unten oder nebenan bewertet werden. Bongoline hat schon geschrieben, dass es anders auch geht.
Ich persönlich konnte mich Z.B.: nicht an den Fluglärm gewöhnen. Damals arbeitete ich in Kloten und unser Quatier war unter der Einflugschneisse von richtig schlafen war da keine Spur, heute sind die Motoren der Flugzeuge leise im Vergleich zur damaligen Zeit.
Notfalls Ohrenstöpsel benützen.

LG. Felide

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Felide1 vom 24.11.2010, 08:22:17
Je nach momentaner Lage kann etwas, das sonst als angenehm erscheint, anderweitig zur Lärmbelästigung ausarten. Beispiel: Wenn ich am Abend den Wecker richte, ist das Ticken desselben für mich die beruhigende Gewissheit, dass ich mich am Morgen nicht verschlafen werde. Wenn ich mich aber - wie in den letzten Nächten gerade (Vollmondzeit) - von einer Seite zur anderen wälze, erscheint mir das Ticken wie das Hohngekicher der Nachtgespenster.
Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von Felide1
als Antwort auf schorsch vom 24.11.2010, 08:49:19

Schorsch,

so ist es jedes Ding hat zwei Seiten.

Einen angenehmen Tag wünscht Felide
( ich darf heute die neue Ware auspreisen,macht keinen Lärm, muß sein aber ist auch lästig)

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von miriam
Der Gegensatz zum Zivilisationslärm

So langsam hat diese Diskussion die ursprüngliche Absicht bzw. Thematik des Titels, verlassen. Fast geräuschlos.

Doch sind natürlich die Streitereien im Treppenhaus, die lauten Stimmen oder die Auseinandersetzungen zwischen Nachbarn, kein Zivilisationslärm.

Um zum Thema zurückzukehren, hier eine schöne Definition die ich bei Walter Tilgner gefunden habe.
Vorweg einige Worte zu Walter Tilgner: er hat sich mit Waldgeräusche, Vogelstimmen, etc... befasst, und hat unzählige Tonaufnahmen davon gemacht, dies sogar bevor er Biologie studierte.

Bei ihm fand ich folgenden Satz:
"Was wir Waldesstille nennen, ist ein Wohlklang, der sich krass unterscheidet vom Zivilisationslärm. Es ist eigentlich der Klang, in dem die Urmenschen groß geworden sind."

In den Anfängen seiner Beschäftigung mit dem Klang des Waldes und seiner Bewohner, konnte Walter Tilgner seine Aufnahmen (erst kleine Filme, danach fast nur noch Tonaufnahmen), ungestört machen.

Doch bald kamen eben die Geräusche, eher der Lärm, der Zivilisation - und störten ihn bei seiner schönen Tätigkeit.
Dies war hauptsächlich der Fluglärm, der ihm manche Aufnahmen zunichte machte. Ja natürlich, der Fluglärm ist ein typischer Zivilisationslärm.

Ein schöner Satz, den ich auch bei Walter Tilgner fand:

"Man kann mit den Bäumen, mit dem Wald reden. Und man bekommt eine Antwort. Man muss eben nur hören und sehen können."

Zwar gehöre ich nicht zu jenen beneidenswerten Menschen die mit den Bäumen reden - aber ich verstehe im übertragenen Sinne, was damit gemeint ist.

Miriam
Lilith
Lilith
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von Lilith
als Antwort auf miriam vom 24.11.2010, 10:58:43
Zivilisationslärm:
Vor dem Haus der Verkehrslärm, hinter dem Haus das Lärmen der Baumaschinen, über dem Haus der Fluglärm, unter dem Haus das Rumpeln der U-Bahn, im Nebenraum das Dudeln des Radios, auf dem Schreibtisch das Schrillen des Telefons, in den Kaufhäusern die penetrante Musikbeschallung……..
(Ganz zu schweigen von dem freiwillig „konsumierten“ Lärm, den sich vorwiegend Jugendliche mittels Ohrhörer vor die Trommelfelle ballern und damit ihre Gesundheit massiv schädigen!)
Nur gut, dass unser Gehirn in der Lage ist, diese Geräuschkulisse weitgehend auszublenden.
Andrerseits ist es beängstigend, in einem schalldichten Raum nur das Schlagen des eigenen Herzens wahr zu nehmen.
Wie wohltuend hingegen das, was Miriam mit Tilgners Zitat ausdrückt:
"Was wir Waldesstille nennen, ist ein Wohlklang, der sich krass unterscheidet vom Zivilisationslärm. Es ist eigentlich der Klang, in dem die Urmenschen groß geworden sind.“
Und selbst das kann mitunter störend sein.
Wie oft habe ich nicht während meiner Berufstätigkeit das frühmorgendliche Vogelkonzert verdammt, das mich vor einem anstrengenden Arbeitstag aus dem Schlaf riß!

bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von bongoline
als Antwort auf miriam vom 24.11.2010, 10:58:43
Da halte ich es doch lieber mit meinem Johannesstein



den ich schon mal vollquatsche, der sich alles anhören muss ohne Widerrede der im Sommer auch mal ein Blümchen in eine Steinritze von mir gesteckt bekommt (kann ruhig belächelt werden, mir egal).

Die User, die schon mal in Seefeld mich besuchten, kennen mein Verhältnis zu Johannes zur Genüge und einige waren schon mir droben.

Zum Wald und der Natur: wer nicht hört und empfindet bzw. nicht mehr hören und empfinden kann, was für wunderschöne und verschiedenste Geräusche von absuluter Stille über leises Wispern, Zirpen, Raunen und ohrenbetäubendes Rauschen es gibt, der ist für meine Begriffe arm dran.

bongoline

Urego
Urego
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von Urego
als Antwort auf miriam vom 24.11.2010, 10:58:43

Vor etwas über dreißig Jahren wohnten meine Familie und ich an einer stark frequentierten Ausfallstraße unseres Ortes. Der Straßenlärm war für uns ziemlich unangenehm, besonders zur Schützenfestzeit.

Wir bekamen dann schallschluckende Fenster und alles war in Ordnung. Oh, diese wohltuende Stille zur Schlafenszeit! Nach wenigen Jahren konnten wir uns ein Haus leisten. Wir zogen in den Norden unserer Stadt. Eine fast ländliche Gegend. Keine Autobahn in der Nähe, keine Durchgangsstraße, keine Fabrik, nichts...

Der Wald lag drei Gehminuten von uns entfernt. Wir waren glücklich und freuten uns auf die himmlische Ruhe. In der ersten Nacht im neuen Haus wachten wir um vier Uhr auf. Was war geschehen? Die Amseln und Drosseln machten einen derartigen Krach, daß wir aus dem Schlaf gerissen worden waren.

Nun kann man ja eigentlich nicht sagen, daß Amseln und Drosseln Krach machen, denn sie sangen und singen wirklich schön. Aber ihre Geräusche waren so laut, daß wir aufwachten.

Insofern ist also der Gesang der Vögel auch Lärm. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wir empfanden ihn bald nicht mehr als störend. Im Gegenteil! Wir freuen uns darüber.

Urego

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