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Plaudereien Der Zivilisationslärm

bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von bongoline
als Antwort auf hafel vom 21.11.2010, 11:52:50
Lach Hans,

so etwas nicht mehr wahrzunehmen hat nichts mit Gehörschaden zu tun das kann ich insoferne bestätigen, als ich einige Jahre bei meiner Tätigkeit als Zolldeklarant für eine große Käseimportfirma in den Bahnviaduktbögen mein Büro hatte. Sämtliche Züge der Nord-Südverbindung sind sozusagen über meinen Kopf hinweggebraust. Anfangs konnte ich nicht mal ein Telefonat führen, wenn ein Zug fuhr, aber irgendwann hört man sie nicht mehr, lediglich täglich um 16.00 fuhr ein Zug drüber, bei dem ich behauptete, der muss viereckige Räder haben Den komischerweise habe ich immer registriert.

Diese Musikunter- oder übermalung in Filmen, wie sie miriam beanstandet, stört auch mich oftmals sehr und es strengt mich dann besonders an, wenn ich dem gesprochenen Wort folgen will.

Daheim muss ich mir ja meinen Lärmpegel selbst machen denn außer Vogelgezwitscher ist nicht viel zu hören. Nur, wie ich von Innsbruck aus dem normalen Lärmpegel der Stadt herauf übersiedelt bin, habe ich lange Zeit Probleme grad beim Einschlafen gehabt. Die Strassenbahn ist nicht mehr quietschend in die Kurve gefahren, es hatte keinen Jugendlichen mehr, der sein Moped wie einen Bienenschwarm aufjohlen hat lassen, es war nix mehr da, was Lärm verursacht hat. Als ich mich an die Stille gewöhnt hatte, hat es mich dann masslos aufgeregt, wenn regennasse Strasse war und ich dann doch mal unten die Autos vorbeifahren hörte

Was mich ganz besonders stört, ist, wenn ich beim Spaziergang die beruhigenden leisen Geräusche der Landschaft und des Waldes genießen möchte und dann Wandergruppen des Weges kommen, die sich dermaßen lautstark unterhalten, als müssten sie eine Distanz von 200 m zum nächste überschreien. Und da sind besonders die schrillen Stimmen der holden Weiblichkeit mir dann ein Stachel in die Seele.

bongoline
situ
situ
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von situ
als Antwort auf miriam vom 21.11.2010, 10:28:48
Was ich als Lärmbelästigung empfinde ist: Ich schau mir im TV einen schönen Film an und dann auf einmal diese Werbespots in voller Lautstärke. Nur ein Gutes haben sie auch schon bewirkt. Bin schon mitten in einem langweiligen Film aufgewacht.
Wünsche allen einen schönen Sontag.
miriam
miriam
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von miriam
als Antwort auf situ vom 21.11.2010, 12:15:23
Da ich die Privatsender nie einschalte, kenne ich die Belästigung durch Werbung nicht.

Nun habe ich für Euch, zur Abwechslung, ein schönes Video - auch wenn Ihr es kennt, lohnt sich hier das Wiedersehen.

Siehe Link

Miriam

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eko
eko
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von eko
als Antwort auf miriam vom 21.11.2010, 11:59:50
Zitat:

"Natürlich ist auch ein großer Anteil an subjektiver Wahrnehmung dabei, wenn wir etwas als Lärm empfinden"



Das stimmt!

Ich sehe das auch so. Wenn loretta Kindergeschrei im Supermarkt als störend empfindet, muss ich sagen, dass es mir ebenso ergeht. Am Allerschlimmsten finde ich, wenn Kinder in Frequenzbereichen kreischen, die schon nahe am Ultraschall liegen.

Für mich als Hörgeräteträger sind solche Kreischereien, die manchmal aus Wut, manchmal aus unterlassener Aufmerksamkeit der Eltern, manches Mal aber auch aus schierer Wollust vornehmlich in öffentlichen Verkehrsmitteln meine Ohren traktieren, ziemlich unerträglich, weil Hörgeräte (sofern es sich noch nicht um die neueste Generation handelt) alles linear verstärken.

Aber auch "normaler" Straßenverkehr kann zum Gedonner in den Ohren werden.

Was mache ich dann?

Ich schalte einfach meine Hörgeräte aus.............und alles ist erträglich.

Wusstet Ihr, dass Hörgeschädigte besonders lärmempfindlich sind? Fast nicht zu glauben, aber es ist so! Wenn ich allein zu Hause bin, stecke ich mir die Dinger schon gar nicht rein..........und habe meine Ruhe.

e k o
situ
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von situ
als Antwort auf miriam vom 21.11.2010, 12:26:15
miriam
miriam
miriam
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von miriam
als Antwort auf situ vom 21.11.2010, 12:44:12
Habe auch noch ein schönes Gedicht gefunden:

Karl Kraus

Wozu der Lärm?

Wozu der Lärm? Brächt' er mich auch zum Schweigen,
der Ausgang könnte nimmer uns versöhnen.
Den Lärm, zu dem sie sich entschlossen zeigen,
ihn würde laut mein Schweigen übertönen.

Und wenn die unberufnen Stimmen rufen,
und wenn sie noch so laut den Saal durchschallten,
in dem Skandal, den sie sich selbst erschufen,
werd' ich den letzten Pfuiruf doch behalten!


Es ist mir leider nicht gelungen, den Anlass zu dem Karl Kraus dieses Gedicht schrieb, herauszufinden. Natürlich ist hier Lärm anders zu begreifen, als in meinem ersten Beitrag, bzw. in Euren Beiträgen.

Miriam




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clara
clara
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 21.11.2010, 10:28:48
Danke, Miriam für die Wiederauffrischung eines Themas, das mir schon lange am Herzen liegt. Durch Gewohnheit ist dieser Zivilisationslärm wohl bei den meisten Menschen in den Hintergrund getreten.
Vor Jahrzehnten schon gab es an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste einen Verein "Fluglärmgegner", dem ich auch angehörte und der sich sehr aktiv gegen diesen teilweise unerträglichen und gesundheitsschädlichen Lärm der Tiefflieger über unserem Gebiet einsetzte. Nun hat sich dieses Thema durch die politischen Geschehnisse ziemlich erledigt, aber wie hier beschrieben gibt es noch genug unnötige Lärmquellen.

Erinnern möchte ich an einen ähnlichen Thread:

Akustische Umweltverschmutzung

Gruß, Clara
mradefeld
mradefeld
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Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von mradefeld
als Antwort auf situ vom 21.11.2010, 12:15:23
Diese Werbespots sind wirklich oft besser in ihrer fotografischen und auch filmischen Qualität als die Filme, die durch sie unterbrochen werden.
Aber laut sind sie eben doch!
Struppchen
Struppchen
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von Struppchen
als Antwort auf mradefeld vom 23.11.2010, 11:42:32
Zu diesem Thema kann ich etwas sagen, denn wir wurden gezwungen, mein Elternhaus, welches wir uns so schön umgebaut hatten, zu verkaufen, weil wir nichtmehr dort leben "konnten".
Der Grund war, daß ein Gebäude unmittelbar neben uns als Jugend- und Partyraum umfunktioniert wurde und von da ab keine Ruhe mehr für uns gab.
Tag und Nacht meist bis zum Morgen war laute Musik, Gegröle, heulende Auto- und Mofamotoren.
Nach lo Jahren gaben wir auf, nachdem ich fast krank war und verkauften alles weit unter Preis natürlich.
(Zum Glück konnten wir ein sehr schön und ruhig gelegenes Haus zurück kaufen.)
Ich weiß, daß Lärm krank macht.
Gruß Struppchen
cecile
cecile
Mitglied

Re: Der Zivilisationslärm
geschrieben von cecile
als Antwort auf Struppchen vom 23.11.2010, 12:24:52



Mein Problem ist - seit vielen Jahren - der Baulärm.
Unser verschlafener Vorort mit seinen ansehnlichen Baulücken ist leider von den Promotern entdeckt worden - und wie!

Wenn sie wenigstens ihre Wohnblöcke zeitgleich errichten würden - aber nein! Ziehen irgendwo die ersten Mieter ein, kann man sicher sein, dass auf dem Nachbargrundstück die ersten Baumaschinen heranrollen ...

Na ja, ich habe es bisher - teils mit Gleichmut, teils mit Ohrenstöpseln - überlebt.
Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass mein Gehör mit der Zeit ja auch abnehmen wird. Und irgendwann wird auch in unserer Nachbarschaft der letzte freie Quadratmeter verbaut sein und die Ruhe wird zurückkehren.
Aber bis dahin bin ich wahrscheinlich schon stocktaub!



Ein anderes Problem ist der Wohnungslärm.
Ich weiß nicht, ob es heute auch noch so schlimm ist, aber wenigstens Tucholsky war es 1930 eine
wunderschöne Glosse wert:


Was machen die Leute da oben eigentlich?



Cécile
mit lautlosem Gruß

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