Plaudereien Einfach so!

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Der-Waldler vom 29.12.2021, 14:19:30

Ganz Deiner Meinung DW!

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Michiko vom 29.12.2021, 13:31:19

Wenn ich hier die schönen Erinnerungen von allen lese und auf Rosen war von uns wohl kaum einer gebettet, dann fällt mir das Wort "Armut" ein, wie es heute öfter zu hören ist, wenn es um das Festlegen der Armutsgrenze - gerade auch bei Kindern - geht. Wir haben damals in bescheidenen Verhältnissen gelebt, aber wir haben uns nicht arm gefühlt. Unsere Eltern und Großeltern gaben ihr Bestes, das merkt man jetzt besonders bei solchen Erinnerungen.

LG Michiko

Liebe @Michiko,

obwohl meine Eltern nach heutigen Maßstäben vermutlich "arm" waren, fühlte ich und fühlten wir uns nicht arm. Irgendwie haben meine Eltern es geschafft, mir Musikunterricht zu ermöglichen, meinem Bruder den Führerschein zu finanzieren bzw. einen großen Teil dazuzugeben, mir eine gute lange Schulbildung zu ermöglichen, meinem Bruder eine Lehre usw. Wir hatten immer genug zu essen, und GANZ viel Geborgenheit. Und genauso war es: Unsere Eltern gaben ihr Bestes. Und das machte uns reich.

LG

DW
pippa
pippa
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von pippa
als Antwort auf Der-Waldler vom 29.12.2021, 14:13:12

Zu bewundern ist  der Einfalls-reichtum  unserer Mütter/Omas überhaupt von allen 
FRAUEN, die praktisch aus nichts etwas backten, kochten usw.....und diese Utensielen auch noch "erhamstern" mussten von ladybird

O ja, liebe Bördy, das stimmt.

Als es nix gab, buk meine Mutter jeden Sonntag eine "Torte", woran ich mich noch gut erinnere, weil sie so toll aussah. Die bestand jedoch hauptsächlich aus Kaffeesatz, nicht etwa von Bohnenkaffee, den es damals ja überhaupt nicht gab, nein aus Getreidekaffeesatz.

Viele Jahre später, als es alles gab, fragte mein Vater mal ob sie so eine Torte nicht noch mal backen könne. Meine Mutter zerbrach sich den Kopf, aber es fiel ihr nicht mehr ein, wie sie das gemacht hatte.

Sehr gehaltvoll konnte die Torte nicht gewesen sein, denn wir 3 aßen sie an einem einzigen Tag auf.

Gruß Pippa

Anzeige

BerndHeinrich
BerndHeinrich
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von BerndHeinrich
als Antwort auf Der-Waldler vom 29.12.2021, 14:26:49
obwohl meine Eltern nach heutigen Maßstäben vermutlich "arm" waren, fühlte ich und fühlten wir uns nicht arm. Irgendwie haben meine Eltern es geschafft, mir Musikunterricht zu ermöglichen, meinem Bruder den Führerschein zu finanzieren bzw. einen großen Teil dazuzugeben, mir eine gute lange Schulbildung zu ermöglichen, meinem Bruder eine Lehre usw.
geschrieben von Der-Waldler
Wichtiger Hinweis, den ich gern aufgreife, auch wenn ich Teile meiner Kindheit lange als "unerfreulich" empfunden habe. Das wurde aber relativiert/geläutert, als ich vieles davon, in der Lehranalyse, meiner Therapieausbildung, erinnert und bearbeitet habe .... 😢  😏  😠  😔
Der älteste Sohn machte eine Handwerksausbildung, der "2." ging (auf deutlichstes Betreiben seiner Lehrerin) zur Realschule (absoluteste Ausnahme, für ein Arbeiterkind) und mein Vater fuhr Doppelschichten (aufn Pütt), um das Schulgeld bezahlen zu können. Später dann Ausbildung zum Maschinenbauschlosser und danach zur Ingenieurschule.
Aber die emotionale Nähe fehlte immer, in der ganzen Familie ..... 😢
Aber der Vater hat wirklich alles getan, damit wir Kinder ien anderes Leben führen konnten!
Er hätte damals, von der Bergwerksverwaltung, ein "Zechenhaus", für einen sehr überschaubaren Betrag, kaufen können. Bedingung: mindestens einer der Söhne hätte "aufn Pütt" gemusst. Wir waren nie im Besitz eines Zechenhauses ....
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von JuergenS

Jetzt amüsiert mich, dass ihr nur bedingt in die weite Zukunft hineinträumen wollt, eure Erinnerungen sind, na was?😏

RE: Einfach so!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 29.12.2021, 12:48:44
Einen Tisch mit integrierter Schüssel hatten wir nicht, aber mit zwei Schubladen, in denen Besteck und anderes Kleinzeug lag. Dieser Tisch steht (wieder) in unserer Küche, nachdem er bis zum Umzug nach Bayern jahrzehntelang in unserem Keller stand. Wegwerfen konnte ich den nicht, heute leistet er (unzerstörbar!) gute Dienste in unserer Küche.
Jo, Kumpel, die hatten auch noch gedrechselte Füße. Alles unkaputtbar indertat.
Und die Platte, schwer und stabil wie Panzer, Eiche pur. Denn darauf wurde Fleisch weich geklopft bevor es Kottlett wurde. Falls es sowas wie Fleisch überhaupt mal gab. Aber falls doch, dann war es gut. Und wenns fein sein musste, kam ein Guttapercha-Tuch drauf. Da wurde Nutzvieh auch nicht mit Penicillin gefüttert.

Gegen Ende des Krieges fing ich mir Tuberkulose ein. Ab da 'durfte' ich täglich mindestens eine Tasse Wermuth-Tee trinken. Bitter wie die Nacht, aber Zucker gabs halt nicht. Hat mir das Leben gerettet. Heute kennt die Meschheit das als Teufelskralle. Ich kann das Zeugs allerdings immer noch 'roh' ohne Miene (und ohne Zucker) zu verziehen trinken. Dann gabs (in Beeskow an der Spree, wo ich bald ersoffen wäre, und prompt das erste mal von meiner Schwester ordentlich vedroschen werden musste) auch noch Höhensonne für mich, so ein RiesenBiest aus Aluminium.
Ich habs alles überlebt, und ich wurde nie fett. Vielleicht auch wegen der Pellkartoffeln mit Rübensirup, omg das war widerlich, aber es musste sein.
Ich kann mich auch noch an die Flucht erinnern, es war Winter, und es war (damals) wirklich Schkalt. Da lag man beim 'Schlafen' eng nebeneinander in Reihe, um sich gegenseitig zu wärmen. Heizung war nicht. Später am Niederrhein gab es dann ein Schlafzimmer mit drei Betten - für uns 6. Warm wars allemale. MittagsStunde wurde auch gehalten, und es war gut.
Telefon? gabs nicht, ging also auch nicht kaputt. Es wurden Postkarten oder Briefe geschrieben - und gewartet bis Antwort kam. Frankiert wure mit zusätzlichem Notopfer Berlin (2 Pfg).
Auch der Herd mit der 'Rail' rundum und Backofen und Wasserkasten. Verdammt war das OfenRohr heiss. Beheizt wurde der winters mit (Union)Briketts und Eierkohlen; sommers brachte Mutter das Holz aus dem Wald heim, nachdem sie es abgeholzt hatte. Und sich dabei einmal das Beil in das Schienbein schlug. Dafür gingen wir in den Wald Bucheckern sammeln.
Gelegentlich gabe es diese Dicken Rüben mit Karoffeln und Schwarte. Darin könnte ich mich heute noch wälzen.
Leider gibts keine Erbswurst mehr.
SpitzbohnenKaffee kennt wohl auch keiner mehr.
Ich kriege auch rohen, blanken, weißen Speck ohne Zutaten runter, scheibchenweise, geht ganz prima.
Voran kam ich auf gedrechselten Holzschuhen nach Maß (barfuß), solange bis die Sohle Löcher hatte. Genial beim Schlindern ohne Eis.
Fahrrad (selbst zusammen gestoppelt) hatte VollgummiReifen, riesig und ging nur zu fahren 'unter der Stange'. Sattel? Gabs nicht.
Strapse musste ich auch 'probieren' zu recht kurzen, engen Hosen. Ich glaube, die Mädchen wussten damals schon, was in der Hose war.
Aber, Mensch, es gab nix anderes. Damals war ja ALLES weg, nix gar nix mehr da. Da nahm man was es gab; tat was nötig war. Und es war gut - und machte demütig und dankbar. Ich verstehe Flüchtlinge sowas von genau.
Mit 12 kam ich zum Aufpäppeln dann vom Niederrhein nach Bad Orb für 6 Wochen zur Kur. Und heute ist Bad Orb der Nachbarort. Dazwischen liegt schon eine sehr! interessante Zeit. So klein ist wie Welt. Niederrhein? Ich kriege heute noch PlattDütsch zustande.

Und dann erinnere ich mich noch an Geschwüre, an offene Furunkel, die 'die Großen' nachhauase brachten. Die wurden mit Huflattich behandelt. Und es klappte. Da waren Doc, Paster und Lehrer noch RespektsPersonen.

Und wer kennt noch die 'Tapeten', die mit einem StrumpfKnäuel auf die weiß getünchte Wand getupft wurden? Ich kenne den Geruch heute noch. Und es ging doch, sie drehte sich doch. Der Kater (Peter) verzog sich allerdings.

Meine Annalen habe ich ja noch aufgeschrieben. Mein Lieber Mann, heute würde das kein Mensch mehr machen. Nicht mal denkbar, unvorstellbar. Ich glaubs selber nicht. Aber es machte hart und aufmerksam.

Auch machten wir noch einen Diener. Den mache ich heute noch bei Begrüßungen und beim Abschiednehmen. UmÄrmeln mag ich nicht so besonders. Das ist nicht-ausrottbar eingewachsen. Hat mir auch einige Türen geöffnet.
Vielleicht kann Mensch genau darüber mal nachdnken? Dann könnten wir uns ne Menge Gendern und anderen Unfug zB ersparen - und die Welt wäre freundlicher, toleranter. Aber ich denke, das kriegt heute keiner mehr hin, leider nicht.

Es gäbe schon noch ne Menge mehr, aber Draußen ruft.

Anzeige

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf JuergenS vom 29.12.2021, 14:46:32
Jetzt amüsiert mich, dass ihr nur bedingt in die weite Zukunft hineinträumen wollt, eure Erinnerungen sind, na was?😏

Die Erinnerungen haben wir, lieber Jürgen, die darauf bezogenen Erfahrungen behalten wir, aber die Zukunft kennen wir nicht. Ich bewege mich extrem selten in Zukunftsträumen oder Vorstellungen über Zukünftiges, vielleicht liegt das auch daran, dass wir keine Kinder haben...? ❓

LG

DW
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf BerndHeinrich vom 29.12.2021, 14:44:04

Aber die emotionale Nähe fehlte immer, in der ganzen Familie ..... 😢
 

Das tut mir leid, lieber Bernd. Ohne diesen emotionalen Halt, den ich erleben durfte, wäre mein ganzes Leben völlig anders verlaufen.

LG

DW
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Der-Waldler vom 29.12.2021, 14:50:33

neinnein, alles o.k. wollte euch nur auf eine neue Spur locken, die Erinnerungen sind ja ähnlich, aber wie sieht es in weiter Zukunft aus.
Ich erinnere mich, ohne Ägypter zu sein, gerne an die Pyramiden oder Gilgamesch.💀

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Einfach so!
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf JuergenS vom 29.12.2021, 14:53:15
neinnein, alles o.k. wollte euch nur auf eine neue Spur locken, die Erinnerungen sind ja ähnlich, aber wie sieht es in weiter Zukunft aus.
Ich erinnere mich, ohne Ägypter zu sein, gerne an die Pyramiden oder Gilgamesch.💀

Vielleicht mag ich mir die Zukunft auch nicht vorstellen? Weil ich sie als bedrohlich empfinde? Keine Ahnung...

Anzeige