Plaudereien Erinnerungen - mein erstes "Haustier"
Meine Mutter hat beim Sortieren von Uralt-Fotos Bilder aus meiner Kinderzeit gefunden und alte Erinnerungen geweckt. Ich mochte schon immer Tiere und will euch die Erinnerung an meine erste Tierfreundschaft nicht vorenthalten.
Bis in die Mitte der 50er Jahre hatten wir einen Hühnerstall im Garten hinter dem Haus, natürlich bewohnt von Hühnern. Wir, das waren meine Großmutter, meine Eltern und ich.
Die Hühner legten nicht nur Eier, sondern waren auch die wahren Ausbruchskünstler, sehr zum Ärger der Nachbarn. Aber da deren Hühner auch schon mal bei uns die Gemüsebeete verscharrten, herrschte hier ausgleichende Gerechtigkeit. Übel war es nur, wenn sie mal wieder in den Kirschbaum der Nachbarin geflogen waren und nicht mehr runter wollten.
Ich durfte immer mit zum Füttern und zum Eiereinsammeln und da blieb es nicht aus, dass ich die Hühner auch streicheln wollte. Es gab immer ein großes Geschrei und die Hühner verloren Federn auf der Flucht. Aber ein junges Huhn duckte sich und ließ sich fangen, streicheln und herumtragen. Und so gab ich ihm einen Namen Juni und erklärte es zu meinem Huhn. Jeden Tag nach dem Kindergarten war mein erster Weg zu ihm, meist mit einem Leckerbissen und so entstand eine Freundschaft. Das Huhn kam mir entgegen, freute sich über die Leckereien und ich schleppte es herum, legte es in das Puppenbett und bekam Ärger, wenn es in der Küche Reste hinterließ. Besonders einmal, als ich das Häufchen unter dem Putztuch versteckte und meine Mutter es unwissend beim Aufwischen in der Küche verteilte. Ansonsten war meine Hühnerliebe eitel Sonnenschein, auch an Regentagen.
Doch mit des Geschicken Mächten, ist kein ewger Bund zu flechten. Das wusste ich damals noch nicht und deshalb traf mich das Schicksal mit voller Wucht. Verzweifelt suchte ich bei der Heimkehr vom Kindergarten mein liebes Junile. Als ich meiner Oma mein Leid klagen wollte, lud sie mich zum Essen ein – im Backofen lag eine hässliche, nackte, blasse Hühnerleiche und ich weinte untröstlich bitterste Tränen.
Dass das Huhn einfach so gestorben sei, wollte ich nicht glauben. Aber selbst dann hätte ihm ein anständiges Begräbnis zugestanden, meint ihr nicht auch?
Margit
Liebe Gudrun,
diese Hühnerfreundschaft ist nun schon mehr als ein halbes Jahrhundert her. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass ich einmal beim Schlachten eines anderen Huhns zusah und sehr interessiert das Rupfen und Ausnehmen beobachtet habe. Aber da ging es ja nicht um mein Huhn.
Schon bevor ich in die Schule kam, musste unser Hühnerstall einem Rasenplatz und Blumen weichen und die Eier und der Sonntagsbraten wurden gekauft.
Später hatte ich nie mehr ein Huhn, aber sie faszinieren mich immer noch und ich mag den Geruch ihrer Federn.
Hast Du oder haben andere auch so ganz alte Erinnerungen an ein Lieblingstier aus der Kinderzeit?
Margit
Als Kind hätte ich so gerne einen Hund gehabt, den gab es aber nur einmal zu Weihnachten als Stofftier, allerdings konnte man ihn hinterherziehen, er hatte vier Rollen .
Meine Mutter bekam später einmal einen Wellensittich geschenkt, den sie eigentlich nicht wirklich wollte. So habe ich mich um ihn gekümmert und ihm den Namen Joki gegeben. Das war damals ein beliebter Name für Wellensittiche. Und ich habe ihm sprechen beigebracht. Was er von sich aus gelernt hat, war die Türglocke nachzuahmen und nicht nur einmal fiel man darauf herein. Er konnte meinen Namen rufen und sagen: Joki, liebt, . Wunderschön blau-türkis waren seine Federn. Ziemlich alt ist er geworden und erst, als ich schon nicht mehr bei meinen Eltern wohnte, eines Tages vom Stängele gefallen. Er bekam ein kleines Grab.
Leider gibt es viel zu wenig Fotos von ihm, aber die Seite in einem alten Fotoalbum, die ihm gewidmet ist, habe ich mal abfotografiert. Im Sommer durfte er auch schon mal an die frische Luft und war mit seinem Käfig auf dem Balkon. Auf einem Foto sitzt er ausnahmsweise mal auf der Hand meiner Mutter. Gerne nahm er, wenn er frei herumfliegen durfte, natürlich bei geschlossenen Türen und Fenstern, auf meinem Kopf Platz, ich betone auf nicht im, falls hier jemand auf komische Gedanken kommen sollte .
Herzlichen Gruß
Roxanna
Liebe Roxanna,
Deine Fotos haben viele Erinnerungen an alte Zeiten geweckt:
Ganz ähnliche Topf- und Wandpflanzen hatten wir und unsere Nachbarn auch. Und der exotische Gummibaum stand in vielen Wohnzimmern. Einen kleinen Ableger bekam ich später von meiner Schwiegermutter zur Vervollständigung unserer ersten Wohnungseinrichtung geschenkt. Seine Blätter mussten regelmäßig staubgewischt werden und sollten des Glanzes wegen auch eingeölt werden. Obwohl oder weil wir das nie machten, entwickelte er sich zu einem zimmerbeherrschenden Riesen.
Und dann das mächtige Radio! Wir hatten auch so ein Gerät im Wohnzimmer stehen, mit seinen zwei großen Knöpfen für die Sendersuche und Regulierung der Lautstärke. Bedienen durften wir Kinder das nicht, das Anschalten und die Sendersuche und -auswahl war den Eltern vorbehalten. Es ging immer eine Weile, bis die Röhren warm waren und die ersten Töne von sich gaben. Beim Drehen der Sendersuche erklangen dann fremde faszinierende Töne, bis die richtige Frequenz gefunden war. Und jetzt fallen mir auch noch die Gute Nacht Geschichten ein, die immer auf ein "Guts Nächtle" endeten. Wenn ich brav gewesen war, durfte ich sie dann vor dem Schlafengehen als Belohnung hören.
Margit
Ohja ein Huhn hatte ich als kleines Mädchen auch einmal, aber da finde ich leider kein Bild zurzeit.
Der Bruder meiner Mutter, Onkel Daidai - so durften nur meine Schwester und ich ihn nennen - eigentlich hiess er Danilo - kam eines Tages mit einem wunderschönen Schäferhund, den er halb verhungert von der Kette eines Mannes in Westfalen "geholt" und aufgepäppelt hatte.
Onkel Daidai war zwar eher klein aber sehr respekteinflössend mit seiner tiefen Stimme, der Bauer hätte den Hund sonst bestimmt nicht heraus gegeben.
Eine Hündin war es und sie war uns schon bald eine gute Bewacherin und uns Kindern die beste Freundin. Das sah dann sogar so aus, dass ich mich in der Hundehütte versteckte, die eltern davorstanden und der Hund sie anknurrte, damit sie mich nicht verhauten - wenn ich mal wieder grossen Mist gemacht hatte. Sowas wie die grosse Puddingschüssel beim Naschen herunterwerfen, meiner ungeliebten Omi tote Mäuse in die Pantoffeln stecken und halt das, was man als Kind unter 5 so macht :-)
Die schöne Hündin war ganz hell und sehr schlank, so eine schöne Schäferhündin habe ich später nie wieder gesehen und sie hiess Bella.
Man beachte die modischen Knickebocker und Strümpfe von Onkel Daidai und meine flotte Frisur :-)
Du, liebe Woschi hattest eine Begleiterin, die dich beschützt hat, wie schön. Dein Onkel Daidai ist, wie ich finde, ausgesprochen chic gekleidet. Es ist ein schönes Foto, das du uns zeigst und es ist eine schöne Geschichte.
Roxanna
Meine ersten Haustiere waren Wellensittiche, Hunde, Katzen (der Reihe nach)
Der erste Sittich war der Liebling der ganzen Familie, also meiner Eltern, meiner Geschwister. Wir haben ihm das Sprechen beigebracht, das war süß. Und er durfte immer in der Wohnung herumfliegen. Leider ist er schon mit 5 Jahren gestorben, wohl weil er versehentlich im Käfig eine zeitlang in Zugluft stand, das vertragen Wellensittiche nicht Er bekam ein sehr schönes Begräbnis im Garten mit frisch gepflanzten Blumen auf dem Grab unter einer Trauerbirke.
Um auf Margits Hühnergeschichte zu kommen. Hühner hatte ich nie, aber sowohl heute als auch früher haben immer irgendwelche Nachbarn Hühner. Das finde ich sehr schön. Anfangs dachte ich "meine Güte, das gibt Lärm", aber dann ... kam alles anders.
Eines Sommerabends kam ich von der Arbeit total fertig nach Hause, der Tag war nicht so gut gelaufen. Ich hatte nur noch vor, mir eine Decke ins Gras zu legen, mich darauf zu werfen und ein wenig auszuruhen, an Schlaf, so dachte ich, ist ja nicht zu denken, ich war sehr nervös gewesen.
Nachbars Hühner gackerten ganz leise vor sich hin, das war in unmittelbarer Nähe meines Liegeplatzes. Booog - boog - bogbogbog - boooooog - so ging es die ganze Zeit. Das beruhigte mich so sehr, dass ich eingeschlafen bin ! Als ich aufwachte, war die Welt wieder in Ordnung ! Dank der Hühner
Die Hühner des Nachbarn und alle seine anderen Tiere habe ich oft besucht. Die hatten es besonders schön, denn auch die Hühner wurden gestreichelt und hielten ebenso das Köpfchen hin wie zum Beispiel Katzen und Hunde. Ich mag Tiere sehr ! Und ich möchte nie ohne ein Haustier sein.
LG Jil