Religionen-Weltanschauungen Gewissensbildung

yankee
yankee
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Re: Gewissensbildung
geschrieben von yankee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.02.2009, 17:08:02
Wie umgekehrt ?

Ein Gewissen muss sich doch entwickeln.
Als erstes lernen wir doch die Regeln durch unsere Umwelt, unser Umfeld, unsere Kontaktpersonen, Vertrauenspersonen, Vorbilder, Gesetzbücher usw. Durch die Erfahrung und die Erkenntnis, daß ein Verstoss für uns selbst eine negative Erfahrung nach sich zieht, entwickeln wir die Fähigkeit zu unterscheiden, was etwas "gutes" und was etwas "schlechtes" ist. Bei angeborenen Störungen oder falscher bzw. keiner Erziehung, werden die Bewertungskriterien entweder verfälscht oder überhaupt nicht mit der Handlung assoziiert. Die Informationen werden dann auf jeden Fall falsch oder gar nicht gekennzeichnet. Eine Handlung die bei dem Verstoss gegen eine Norm bzw. ein Gesetz keine negative Konsequenz nach sich zieht, wird u.U. als falscher Wert abgespeichert. Es gibt dann ja auch keinen Grund etwas zu bereuen oder eine Art Mitgefühl auf emotionaler Ebene auszulösen.
Mir ist natürlich klar, daß meine Vorstellung sehr oberflächlich und "einfach" ist und die realen Abläufe wesentlich komplizierter sind, aber ich glaube zumindest an dieses Grundprinzip. Denn nur so kann ich es nachvollziehen und mir eine Vorstellung von dem Begriff "Gewissen" machen.
--
yankee
dutchweepee
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Re: Gewissensbildung
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf wanderer vom 03.02.2009, 16:03:19
@wanderer

ich denke dabei nicht an solch allgemeingültigen gesetze wie:
du sollst nicht töten, stehlen, vergewaltigen usw.
sondern an gesetzliche entgleisungen wie die prohibition seinerzeit in den USA, oder die nichtraucherbestimmungen der EU. diese gesetze sind auf dauer nicht tragbar und werden MIT ABSICHT misachtet.

ein gesetz muss plausibel sein, um befolgt zu werden. gesetzliche willkür wird beiseite gelegt und mit widerstand beantwortet. kein mensch möchte, daß rauben und plündern erlaubt wird, aber noch vor 80 jahren hat der bauer nach getaner arbeit seinen "knaster" geraucht (cannabis) und heute stehen auf seinen handel und anbau zuchthausstrafen. seit tausenden jahren bis in die 30er jahre des letzten jahrhunderts gab es gesetze, daß hanf angebaut werden MUSS - heute ist es verboten - ein irrwitz der lobby-politik!

p.s.: ich hätte kein schlechtes gewissen einen joint zu rauchen, obwohl ich´s seit november 2007 nicht mehr genossen habe.
Re: Gewissensbildung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf yankee vom 03.02.2009, 23:20:38
Hallo yankee,

nach meinem Verständnis entstehen Schuldgefühle, wenn das Handeln mit dem Gewissen in Konflikt gerät und es dadurch zu emotionalen Spannungen kommt. Demnach wäre die Fähigkeit zu Schuldgefühlen an ein funktionierendes Gewissen gebunden!??
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass sich die Ausbildung des Gewissens nicht plötzlich vollzieht, sondern in einem langsamen Prozess über viele Jahre...
--
ursula

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yankee
yankee
Mitglied

Re: Gewissensbildung
geschrieben von yankee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.02.2009, 10:00:19
Ja ursula, wir meinen wahrscheinlich dasselbe oder liegen gar nicht soweit auseinander. Aber um Missverständnisse zu vermeiden, müsste man sich über eine gemeinsame Definition von "Gewissen" einigen.
Wie ist sonst sicher gestellt, das hier alle über dasselbe sprechen.
Was also ist das Gewissen?
--
yankee
Re: Gewissensbildung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.02.2009, 10:00:19
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass sich die Ausbildung des Gewissens nicht plötzlich vollzieht, sondern in einem langsamen Prozess über viele Jahre...
**********************

Sicher Ursula,
nur wird einem das nicht schon von den Eltern
beigebracht??? Ob man das im Alter noch so lernen
kann,ich glaube kaum,es ist ein von kleinauf einge-
impftes Verhalten,meiner Meinung nach.
Deshalb wissen oder nehmen wir an,immer das Richtige
zu tun,eben unserem Gewissen nach.

Lieben Gruß,Astrid
eko
eko
Mitglied

Re: Gewissensbildung
geschrieben von eko
als Antwort auf felix vom 02.02.2009, 14:11:28
@ felix:

Ich habe erst jetzt eben damit begonnen, diesen wirklich interessanten und endlich mal von Zickereien freien Thread zu lesen. Es macht Spaß, hier zu lesen.

Was ich jedoch bemängele, ist, dass beim Thema "Kirche" automatisch und stets nur von der katholischen Kirche gesprochen wird.

Das finde ich nicht in Ordnung!

Wir haben hier in Deutschland ungefähr (genau weiß ich es nicht) gleich viel Katholiken und Protestanten. Und ich finde, dass all das, was der "Kirche" hier vorgehalten und an ihr kritisiert wird, zum allergrößten Teil nur der Römisch-katholischen Kirche zukommt. Protestanten sind da im Allgemeinen viel freier und toleranter, allerdings auch leiser, weshalb ihre Stimme offenbar kaum wahr genommen wird.
--
eko

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dutchweepee
dutchweepee
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[off topic]
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf eko vom 04.02.2009, 12:58:37
@eko

eigentlich gehts hier nicht um kirchen, sondern um das gewissen. fang jetzt bitte keine konfessionsdiskussion an, sonst spricht hema gleich wieder mit gott.
moritzz
moritzz
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Re: Gewissensbildung
geschrieben von moritzz
als Antwort auf felix vom 03.02.2009, 13:48:40
Aber vielleicht ist das, was Menschen das "Gewissen" nennen, ja auch einfach nur das, was man bei den Tieren als instinktive Hemmungen kennt, um die Art nicht zu gefährden.

Wenn also z.B. beim "Führungswechsel" in einem Rudel die "Stiefkinder" getötet werden oder die nicht zum Rudel gehörenden Artgenossen vertrieben und die eigenen beschützt werden.

Tieren wird das "Gewissen" gerne aberkannt, weil Religionen und Philosophien den Menschen vom Tier mehr oder weniger unterscheiden wollten.


Zum besseren Verständnis empfehle ich den Artikel im Linktipp.
--
moritzz
Re: Gewissensbildung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.02.2009, 11:51:19
Ich habe ja schon früher ausgeführt, dass m. E. nach vieles bereits im vorsprachlichen Lebensprozeß abläuft. Bei frühkindlicher Gewissensbildung ist der emotionale Bereich angesprochen ist.
Ebenso, dass dies ein lebenslang fortlaufender langsamer Prozess ist, der mit dem aufzubauenden Wertesystem zusammenhängt.
Ohne eine Wertesystem - im Kindesalter durch die Eltern, später als Instrument zur Ablösung die Peergroup usw. ist Gewissensbildung meiner Meinung nicht möglich, denn Gewissen benötigt eine Orientierung.
Es frage sich jeder, welche Gewissensinhalte zum Beispiel aus der Zeit der Adoleszenz heute noch vorhanden sind.



@ Felix
ich wäre Dir für Literaturhinweise bezüglich der Genetik und der Gewissensbildung dankbar, würde das gern in Ruhe nachlesen.

@ soziale Kompetenz

kann ich nur sagen, dass es diese Gruppe in unserer Klinik ein sehr wichtiges Instrument ist, alltäglichen Umgang neu zu erlernen - aber das sind natürlich Krankheitsfälle, die mit einer sozialen Phobie einhergehen.


--
meli
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Gewissensbildung
geschrieben von luchs35
als Antwort auf moritzz vom 04.02.2009, 13:03:43

Nun frage ich mich, ob Gewissen überhaupt anerzogen werden kann. Ob es nicht die Folge von gemachten Erfahrungen ist. Jemand der ohne irgendeine Bestrafung in seinem Leben Dinge tut, die andern schaden, kann auch kein Gewissen entwickeln. Oder liegt es in ihm verwurzelt?

Ist also Gewissen lediglich Angst vor Bestrafung?

Es sollte sich jeder mal fragen, was er tun würde, wenn er seinem ärgsten Feind etwas antun könnte, ohne dass es jemand weiss, ohne dass er bestraft würde, sogar noch die Erlaubnis dazu hätte.

Und folgt er dann dem Prinzip der Menschlichkeit und tut dem Feind nichts an, dann könnte ich annehmen, dass dieser Mensch etwas ins sich trägt, das man als Gewissen bezeichnen kann.

Was also ist Gewissen wirklich? Angst vor Bestrafung, Erziehung, religiöser Einfluss oder Instinktbewusstsein?



--
luchs35

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