Religionen-Weltanschauungen Was bedeutet die "Freiheit des Willens"

Freie Entscheidungsmöglichkeiten und Verantwortung gehören zusammen, das eine ohne das andere geht nicht.

@Karl
Diese Aussage begleitet mich schon sehr lange, vor allem auch und gerade in Zusammenhang mit Menschen, die in ihrem andersartigen Verhalten auffallen und den Konsequenzen die sich für den Umgang in alltäglichen Situationen mit diesen Menschen daraus ergeben.

Es fällt mir immer wieder auf, wie schwer sich viele damit tun sich überhaupt damit auseinanderzusetzen. Auf der einen Seite wird Ihnen die freie Entscheidungsmöglichkeit und Verantwortung zugestanden, gleichzeitig wird ihr Verhalten aber als nicht zumutbar, gar schädlich bewertet. Ergebnis ist nicht selten, dass diese Menschen sich selbst überlassen werden, enorm leiden, noch stärker ausgegrenzt werden und letztendlich jeglicher Chance an der Teilhabe in unserer Gesellschaft ausgeschlossen werden.

Nicht selten beobachte ich, dass genaue diese Frage, ob derjenige in seiner aktuellen Situation überhaupt in der Lage ist und damit über die Möglichkeit der freien Entscheidung verfügt und Verantwortung hat, bzw. übernehmen kann garnicht gestellt wird. Und noch seltener wird wahrgenommen, wie derjenige letztendlich leidet.

Die Fragen, die sich für mich ergeben sind durchaus widerspüchlich.
Könnte es sein, dass wir uns nicht mit unserer eigenen, durch verschiedene Faktoren eingeschränkten freien Entscheidungsmöglich- keiten auseinandersetzen wollen? Könnte es sein, dass wir nur allzu gerne Verantwortung ablehnen?
Könnte es aber auch nicht sein, dass diese Menschen vielleicht viel freier in Ihren Entscheidungsmöglichkeiten sind und sich Verant-wortung anders definiert?

Ich weiß gerade nicht ob ich mich einigermassen verständlich ausgedrückt habe. Ich habe gerade das Gefühl, dass es garnicht so einfach ist.

bukamary

Bukamary,

Verantwortung kann man nicht studieren und lernen.

Verantwortung ist mir immer übertragen worden.

Freie Entscheidungsmöglichkeiten habe ich nie kennengelernt.

Entscheidungen wurden mit vielen anderen erarbeitet!

Grums

Bukamary,

es ist exakt dies, was mE mit dem Begriff "Freier Wille" zum Ausdruck gebracht wird: Die MÖGLICHKEIT sich entscheiden zu dürfen und zu können und somit EIGEN-verantwortlich zu sein für sein Denken und Handeln.

Dann wird auch die Betrachtung im religiösen Kontext eine Andere.

Es stellt sich nl die Frage: WER bestimmt das Ziel, die Ausrichtung?
Wer bringt die WILLESKRAFT auf?

Mareike

Wer bringt die WILLESKRAFT auf?
Mareike

Die Willenskraft die ich aufbringe, ist tatsächlich von meinem " Korsett " ausgearbeitet, ich " darf " sie nur artikulieren, salopp gesprochen!

Edita

Ist nicht das was wir mit Gott meinen, vielmehr das, was uns lenkt durch unsere Ahnen?
Sind durch sie außer dem Leben nicht auch noch ihre Erfahrungen und ihre Schicksale
zu uns geflossen? - Blut ist dicker als Wasser heisst es!
Ich habe einmal dieses Buch gelesen:
'Oh meine Ahnen' von Anne Ancelin Schützenberger
Zum Buch
Demnach würde auch ein Suizid ... - ich nehme mal den Augenblick aus, an dem ich mit 99 1/2 Jahren
die angesammelten Tabletten auf einmal schlucke, - also auch ein Suizid ist doch (häufig?) kein freier Wille.
Welche Kräfte wirken denn da, dass jemand so etwas überhaupt tun kann?!
In meiner beruflichen Tätigkeit damals habe ich schon den Satz geprägt:
Von einer Generation zur anderen finden keine Revolutionen statt.
Da gibt es langsame "Fortschritte", sind wir doch alle in einer gewissen Treue an unsere Familie gebunden.
Wer kennt es nicht, den Willen:
Ich esse weniger, treibe mehr Sport, rauche nicht mehr, trinke keinen Alkohol mehr u.s.w?
Und immer wieder stellen wir fest, dass irgendetwas in uns stärker ist.
Ich hörte einmal diesen Satz:
'Was sollen wir mit unserem freien Willen tun? - Wir stimmen ihm demütig zu!'
In diesem Satz liegt alles was ich brauche
Ich habe enge Grenzen, das ist hier im Thread schon angeklungen, anerkenne diese Grenzen und fühle mich wohl, wenn ich im Bewusstsein, aus einer Sportmuffel-Familie zu kommen, mal wieder
den Gang über den Berg habe ausfallen lassen.
Adoma

Mareike man hat nicht immer die Freiheit was Entscheiden zu können, man wird auch gezwungen
eine Entscheidung zu treffen.

Diesen Gedanken möchte ich etwas erweitern, und zwar als Frage:
Sind wir grundsätzlich gezwungen uns zu entscheiden,
müssen wir zielgerichtet handeln,
müssen wir WOLLEN?

Oder in Abwandlung von Thomas Mann: Haben wir die Möglichkeit unseren Willen ins Leere laufen zu lassen?

Mareike

Im wahrsten Sinne ein Antworten. (Ver-antworten)

Ist das WIE Deiner Antwort auch vom "Korsett" bestimmt?

Mareike

Meiner Meinung nach "JA"! Ich gehe da von mir aus, ich möchte mich manches Mal anders entscheiden, weil ich das Gefühl habe, daß es für mich leichter wäre, aber es gelingt mir nicht, weil mein " Verantwortungsgefühl " mir sagt, " so geht das nicht "!

Edita

Wenn Du von Deinem Verantwortungsgefühl sprichst, sprichst Du von Dir als Person.

Die Frage ist, wie ist diese Person entstanden?
Ich bin immer die Person, die ich geworden bin.
Inwiefern ist mein eigener(?) Wille daran beteiligt?

Wenn ich daran nicht beteiligt war und bin, kann nicht von einem freien Wille gesprochen werden. Dann ist alles von der Welt, von Gott, von der Natur (Jenachdem wie meine Lebensanschauung ist) vorbestimmt.

Schopenhauer ist in diesem Zusammenhang auch interessant.
Er sagt, "die Welt ist Wille", "ein kosmisches Prinzip der Existenz", "ein blinder zielloser Drang zu Leben" ...

"Schopenhauer ist der Meinung, dass die individuelle Vorstellung uns daran hindert, die Welt wie sie ist, also den Willen, in allem und nicht nur in uns selbst, zu erkennen. Schopenhauer sieht in einer Auffassung der Welt, die rein als Vorstellung wahrgenommen wird, die subjektiv vom individuellen Willen ermessen wird, u.a. eine Erklärung für Egoismus. Im Verneinen unseres individuellen Willens gebe es einen Ausweg aus der Welt als reine Vorstellung, wodurch wir den gleichen Willen und das gleiche Leiden in allem erkennen können. Schopenhauers Metaphysik ist dadurch eng mit seiner Ethik verbunden."
Schopenhauer

Mareike

Anmerkung von mir: Auch dieses Verneinen ist eine Entscheidung ...

Meiner Meinung nach "JA"! Ich gehe da von mir aus, ich möchte mich manches Mal anders entscheiden, weil ich das Gefühl habe, daß es für mich leichter wäre, aber es gelingt mir nicht, weil mein " Verantwortungsgefühl " mir sagt, " so geht das nicht "!

Edita

So sehe ich das auch. Du sagst Verantwortung, ich sage Gewissen.
Je mehr man davon hat, desto unfreier ist man in seinen Entscheidungen.

Der Mensch ist n i e frei.

Die meisten Menschen besitzen ja noch nicht einmal die Freiheit NEIN zu sagen.

Allerdings wird der Mensch mit dem Altern auch freier, weil im Alter die Abhängigkeiten immer geringer werden (jedenfalls meistens).

Richtig frei (so stelle ich mir das jedenfalls vor) kann jedoch nur nur ein Autist sein.

Pippa