Religionen-Weltanschauungen Wohlstand & Religiosität
Häufig wird angenommen dass wachsender Wohlstand zu einer Abnahme von Religiosität geführt hätte. Eine Analyse der
Univ. of Bristol, die vor wenigen Tagen in Science Avances veröffentlicht wurde, deutet eher auf das Gegenteil hin - dass
Säkularisierung dem wachsenden Wohlstand vorausging...
Besonders interessant finde ich folgenden Hinweis von Alex Bentley:
Zitat
LG»Abnehmender Glaube und wirtschaftlicher Aufschwung könnten durch einen dritten Faktor ausgelöst worden sein, der beidem vorausging. Doch immerhin können wir ausschließen, dass das Wirtschaftswachstum die Säkularisierung verursachte.« Bildung scheint jedoch nicht dieser dritte Faktor zu sein, obwohl das naheliegt. Stattdessen scheinen gestärkte Frauenrechte die Ursache zu sein: Als Frauen vermehrt Zugang zu Bildung und Arbeit erhielten, nahm der Glaube ab und das Vermögen breiter Bevölkerungsschichten zu.
Sam
https://www.spektrum.de/news/fuehrt-weniger-religion-zu-mehr-wohlstand/1579594?utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=heute
Ja, das habe ich auch höchst interessant gefunden - es fragt sich allerdings auch hier, ob die Korrelation auf eine Kausalität zurückzuführen ist. In der fraglichen Zeit hat es ja viele Umbrüche in der Gesellschaft und im Denken gegeben...
() qilin
Arme Leute beten mehr.
Reiche Leute wollen das Schicksal nicht auf ihre konfortable Situation aufmerksam machen. Dieses könnte sich ja veranlasst sehen, als ausgleichende Gerechtigkeit zu agieren!
"Bildung, Bildung, Bildung!" ist fast überall die politische Priorität für
Wohlstand, Wachstum und Entwicklung.
Sollte der Ansatz der Forscher richtig sein, müsste man sagen
"Bildung, Bildung, Stärkung der Frauenrechte" -
wobei es auch durchaus bei 3 mal Bildung bleiben könnte,
denn die Stärkung der Frauenrechte kostet - wenn überhaupt -
kaum Geld oder Entwicklungshilfe.
LG
Sam
Der Hinweis auf die Stärkung der Frauenrechte ist interessant. Wahrscheinlich sind auch die Frauen für die Religiösität der Nachkommen entscheidender als die Männer, zumindest solange eben doch mehrheitlich die Frauen die meiste Zeit mit Kindern im Vorschulalter verbringen.
Dass eine verminderte Fokussierung der Menschen auf eine ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits, die diesseitigen Anstrengungen vermehrt, macht in meinen Augen großen Sinn. Insbesondere als andersherum gedacht, die Predigt einer ausgleichenden Gerechtigkeit in einem Jenseits ja ein wunderbares Mittel der Herrschenden war, um die Ungerechtigkeiten im Diesseits zu konservieren. Nicht umsonst wurden die Slaven und unterworfenen Völker missioniert.
Karl
Dass eine verminderte Fokussierung der Menschen auf eine ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits, die diesseitigen Anstrengungen vermehrt, macht in meinen Augen großen Sinn.
Zweifellos - das Bild der ausgleichenden Gerechtigkeit ist aber hauptsächlich in Europa (bzw. den von Europa missionierten Gebieten) beheimatet. Schon die christlichen Kirchen in den USA betonen diesen Aspekt weniger als die Formel 'Wohlstand ist das sichtbare Zeichen von Gottes Wohlgefallen' - und dafür sehen sie diesseitige Anstrengungen durchaus als 'fromme Werke' - vielleicht mit ein Grund dafür, dass die USA fromm und reich sind
Im Islam sehe ich auch keine ausgleichende Gerechtigkeit, da ja Allah in seiner Weisheit das Schicksal jedes Menschen schon vor dessen Geburt beschlossen hat; und in den östlichen Religionen sind Jenseitsvorstellungen ziemlich vage, und z.T. überhaupt nicht vorhanden - da kann ein evtl. 'Ausgleich' nur in einem zukünftigen irdischen Leben wirksam werden...
() qilin
Vielleicht sollte man auch berücksichtigen , dass Gläubige in Schlüsselpositionen ihre Schäfchen auch gerne ausnutzen und ausnehmen - man muss sich nur den angehäuften Reichtum und Wohlstand vieler Prediger in den USA und Südamerika ansehen - und die Ärmeren, die ihnen folgen, geben gerne, um in der Aura ihrer Prediger zu bleiben ...
Heine im Wintermärchen:
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
(Siehe auch vorrangegangenen Text im Wintermärchen)
lupus
"In God We Trust" - das 'bekennen' die Scheine und Münzen. Val