Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Deutschunterricht für Aussiedler erteilen

Soziales Deutschunterricht für Aussiedler erteilen

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 08.06.2011, 14:02:30
...Die Familie kommt aus Kasachstan, ich weiß aber nicht, wieso sie nach Deutschland kam/kommen konnte.

Im Russischen heißt das Kurruption, Bestechung;
bei uns nennt man das Vitamin-B.

Wenn sich dort eine lokale 'Enklave' bei euch in der Nähe herausgebildet hat (wie auch hier), dann kannst Du ganz sicher sein, daß da auch ein paar Leutchen dabei sind, die sich 104% auskennen wie man mit Deutschen Behörden umzugehen hat.

Einer der mentalen Unterschiede der Kulturen;
muttu bei Unterricht wissen:
Im Osten lebt man gemeinsam miteinander, in deutschsprachigen Landen einzeln jeder gegen jeden (Kurzversion).
geli
geli
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von geli
als Antwort auf lalelu vom 08.06.2011, 14:02:30
Hallo lalelu,
"... werde ich meiner Nachbarin jedenfalls den Vorschlag machen, ihr Deutschunterricht zu erteilen. Falls sie darauf eingeht, wird dieser Unterricht todsicher einsprachig sein ..."

Warum muss es denn gleich so ein richtiger Unterricht sein? Versuch doch erst mal, zwanglos mit ihr ins "Gespräch" zu kommen, immer wieder mal - auch mit Händen und Füßen, aber unter Gebrauch der deutschen Sprache!

Geli
olga64
olga64
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von olga64
als Antwort auf Felide1 vom 08.06.2011, 13:34:56


Meine Schwiegertochter in spe ist Russin.Sie spricht perfekt Deutsch aber mit unserem Dialekt hapert es. Ich habe ihr vom ersten Tag an gesagt, wenn du was nicht verstehst dann frag nach, schließlich mußt du wenn du hierbleiben willst früher oder später auch den Dialekt verstehen.


Felide


Das dürfte das Grundproblem sein. Wenn Nicht-Deutsche unsere Sprache erlernen wollen, müssen und sollen, ist ihnen dringend empfohlen, sich in die Hände von dafür ausgebildeten Lehrern zu begeben. Es geht ja nicht nur um das Sprechen; Deutsch wird ja auch geschrieben. Es ist wenig hilfreich, von Laien Dialekte vermittelt zu bekommen,die einige Kilometer weiter wieder nicht verstanden werden. Die Menschen aus anderen Ländern, die bei uns heimisch werden wollen, haben Besseres verdient. Olga

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geli
geli
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von geli
als Antwort auf olga64 vom 08.06.2011, 15:29:57
Wenn ich richtig verstanden habe, spricht (und schreibt?) die junge Frau ja bereits perfekt deutsch. Der lokale Dialekt soll da ja nur Ergänzung sein, oder?

Geli
julchentx
julchentx
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von julchentx
als Antwort auf geli vom 08.06.2011, 15:39:30
Der lokale dialekt kommt mit der Zeit von ganz alleine. Der muss gar nicht eingepaukt oder gar gefordert werden.

Was den Sprachunterricht fuer die Russische Nachbarnin angeht. Da muss man
vorsichtig auf dem Seil tanzen.

Ganz schnell kann ein nettes Angebot als aufdringliche Gaengelei gesehen
werden. Und je mehr "schulisch" sowas aufgezogen ist desto weniger resonanz
findet es beim "Schueler". Niemand kommt sich gerne minderwertig und genoetigt
vor.

Meine "Schuelerin" war meine Schwaegerin Rosi. Frisch von Mexiko importiert,
kein Wort english und mein Spanisch war auch nix zum drueber nach Hause schreiben.
Alleine gelassen miteinander im Haus Tag fuer Tag haben wir zusammen gekocht,
sind zusammen einkaufen gefahren etc etc und bevor wir's wussten hatten Rosi
und ich unsere eigene Sprache und sehr viel spass damit. Sogar per Telefon
konnten wir uns dami gut verstaendigen. Nebenher
ganz von alleine hat sie auch viel english gelernt und ich viel spanisch :)

Man koennte die Nachbarin ja mal ganz einfach zum Einkaufen fahren einladen
und einfach spass beim mit Hand und Fuss reden haben. Von da koennte man sehen
wie es sich weiterentwickelt...
olga64
olga64
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von olga64
als Antwort auf julchentx vom 08.06.2011, 16:52:33
Mein Englisch resultierte zuerst aus dem in der Schule gelernten und dann dem in England, wo ich als Au Pair arbeitete; dort besuchte ich auch eine Sprachenschule. Es war also reinstes British English, was mir ca 15 Jahre später als ich mich zu einem längeren Aufenthalt an der East Coast der USA entschloss, nicht viel weiterhalf.
Ich sass einige Wochen viel vor dem TV (mit Wörterbuch) und versuchte so auf gewisse Sprachdetails zu kommen. Natürlich hatte ich die Basis der englischen Grammatik (die allerdings in USA leichter ist als in UK). Als ich mich dann sicherer fühlte, ging ich auf die amerikanische Menschheit los (ich arbeitete dort ja auch), was relativ easy war. Man half mir sehr - gemeinsam lachten wir auch über meine Fehler, aber letztendlich bewunderten mich die Amis, dass ich nur in ihr Land kam, um die Sprache gut zu erlernen und dies für 1 Jahr. Irgendwelche Dialekte wollte mir keiner beibringen - Glück hatte ich mit der East Coast, wo ein amerikanisch gesprochen wurde, das dem british english doch recht nahe ist. Olga

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Felide1
Felide1
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von Felide1
als Antwort auf olga64 vom 08.06.2011, 15:29:57

Frau Olga,

meine Schwiegertochter in spe kann ein perfektes Deutsch in Wort und Schrift. Sie hat unter anderem in Dresden Architektur studiert.Es geht darum, dass sie auch die Einheimischen versteht, da spricht kaum einer hochdeutsch im allgemeinen Gebrauch.

Felide
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von lalelu
@digizar: der Zusammenhalt in Aussiedlerfamilien ist auch hier groß – ich behaupte, größer als bei den Einheimischen, obwohl auch bei diesen im ländlichen Bereich die Nachbarschaftshilfe selbstverständlicher ist als in der Großstadt. Dennoch, so viel gegenseitige Unterstützung wie sie in Aussiedlerfamilien selbstverständlich ist, ist bei den Einheimischen eher die Ausnahme. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden!

@Geli & julchentx: ich hatte nicht an Unterricht wie im Lehrbuch gedacht, sondern eher an das zwanglose Heranführen an die Sprache – beispielsweise an ein gemütliches Kaffeetrinken mit Benennung der Utensilien auf dem Tisch oder (wie gestern passiert) eine kleine Lektion in Gartenkunde. Sie zeigte auf die Blumen, ich nannte ihr die Namen wie Rose, Dahlie, Geranie usw. Sie sprach die meisten Worte von sich aus nach und hat vielleicht das eine oder andere behalten, weil sie selbst es wissen wollte.

Unterricht im schulischen Sinn ist das ja nicht, und außerdem ging das Interesse von ihr aus. Wenn man so etwas regelmäßig machen würde, bliebe sicher einiges hängen, wodurch sie einen kleinen Alltags-Wortschatz erwerben würde, auf den man vielleicht aufbauen könnte – denke ich zumindest. Wie weit das ausgebaut werden könnte, würde die Zukunft zeigen. Zwanghaft oder paukermäßig soll es gewiss nicht werden!

@Felide1: schon öfter habe ich mich hier im Forum vehement für den Dialekt eingesetzt, weil er ungeheuer viele Nuancen hat, die man im Hochdeutschen nicht rüberbringen kann. Ich finde es toll, dass deine Schwiegertochter in spe sich darum bemüht, den Dialekt zu verstehen. Damit versteht man die "Seele" der Einheimischen. Darüber, dass man natürlich das Schriftdeutsche beherrschen muss, gibt es keinen Zweifel. Der Dialekt soll ja kein Ersatz dafür sein, sondern eine Bereicherung!

Lalelu
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von bongoline
als Antwort auf lalelu vom 08.06.2011, 17:52:25
lalau,

schmunzelnd habe ich jetzt Dein Ansinnen gelesen, im Forum Dialekt zu fördern.

Also ich denke, da stehen dann viele komplett auf der Leitung und was würdest Du denken, wenn ich Dir schreiben würde: do isch ma mei Kigale ochengedilderscht

also da schwimme ich auf Westerwelles Welle: wir sind hier im deutschsprachigen Raum und da sollte auch Deutsch geschrieben werden, es sei denn, es bilden sich Gruppen, die die jeweiligen Dialekte nicht nur verstehen sondern auch lesen können.

bongoline
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Deutschunterricht für Aussiedler erteilen
geschrieben von lalelu
als Antwort auf bongoline vom 08.06.2011, 19:12:27
Ups, bongoline,

Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich möchte nicht im Forum den Dialekt fördern oder einführen; das gäbe wohl ein babylonisches Sprachgewirr.

Ich habe mich aber hier schon wiederholt in unterschiedlichen Threads dafür eingesetzt, dass Dialekte regional erhalten bleiben, also das Bayrische in Bayern, das Schwäbische in Schwaben, das Sächsische in Sachsen usw. – immer neben der Hochsprache und nicht als Ersatz dafür. Für mich hat ein Dialekt ganz einfach eine Menge Facetten, die die Schriftsprache nicht hat, dazu je nach Region viel Herz und Wärme.

Jetzt zu deinem Satz: do isch ma mei Kigale ochengedilderscht: Hmmm???

"Da ist mir mein Klicker (meine Murmel)...????". Keine Ahnung!! Kannitverstan (J.P.Hebel)!!!

Lalelu

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