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Soziales DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN

heide †
heide †
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von heide †
als Antwort auf eko vom 02.11.2009, 23:16:17

Eko, ich finde es auch weiterhin noch richtig toll, ab und an gebraucht zu werden. Und wenn bei all’ dem auch noch Ausgewogenheit herrscht, gibt es ein größeres Geschenk? Für mich nicht.
Nicht die Begrifflichkeit “gebraucht zu werden“ ist negativ angesiedelt, sondern der falsche Umgang damit.

Ein Bravo für Dich!
--
heide
minu
minu
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von minu
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.11.2009, 17:04:31
Ich kenne das Buch, auch das 2. und ich fand mich immer wieder in all den Geschichten.
Woher diese SUCHT kommt verstehe ich sehr gut.
Als Kind war ich nur etwas wert, wenn ich etwas leistete.
Viele Kinder sind einfach liebenswert, weil sie da sind.
Ich wurde nie gelobt , nie in die Arme genommen.
Da meine Mutter krank war, musste ich schon früh die Mutter ersetzen.Meine Brüder waren so zu sagen meine Kinder. Dann kamen die eigenen Kinder, einen kranken Mann.
Das Geld reichte kaum, ich verzichtete zu Gunsten der Kinder auf alles.
Ich hatte ja gelernt, du musst dich vergessen und für deinen Nächsten da sein.
Mir ging es natürlich immer schlechter, kein Lob, kein Dank, keine Anerkennung.
Man kann nicht immer geben,auf einmal ist man leer und ausgebrannt.
Ich fing an, noch Behinderte zu betreuen, Einsame zu besuchen, hatte einen riesigen Garten, ging Zeitungen austragen, und, und, und, ich dachte, wenn ich andern helfe,dann müsste es mir doch besser gehen. Alle profitierten, danke sagte niemand.
Ich hatte Schmerzen am ganzen Körper,,musste alles aufgeben.
Doch immer stand so ein Kerl hinter mir, der sagte, du musst etwas tun, du musst helfen, sonst bist du nichts wert.Jetz lebe ich fünf Jahre allein und habe es endlich geschafft, dem Kerl zu wiederstehen. Ich sage ihm dann, ich bin in Pension.
Heute gehe ich nur noch ab und zu mit einem Hund spazieren.
Ich hatte professionelle Hilfe. Alleine hätte ich es wohl nie geschafft.
Das ist eine verdammt schlimme Sucht, gebraucht zu werden.
Minu
--
Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf minu vom 03.11.2009, 04:35:25
Danke Minu, Du hast sehr offen beschrieben, wie die Sucht gebraucht zu werden, entsteht.

Da werden alle Bereiche, sich aus Eigenem heraus ein Leben aufzubauen, frühzeitig abgetötet und Mädchen bereits als Kinder zu Erwachsenen gemacht, während die Erwachsenen in der Kinderrolle verbleiben.
Es liegt wohl auch mit daran, dass es früher Versorgung im Alter für die Eltern über Sozialstationen und Pflegeheimen nicht gab.
Irgendjemand musste diesen Teil ja übernehmen. Die Jungens in der Familie waren das nicht!

Ohne therapeutische Hilfe ist da kein Herauskommen und das ist etwas ganz anderes als gerne die Enkel mal über ein Wochenende zu Besuch zu haben.
Das, was Du beschreibst, ist übelste Ausbeutung und kann - aufgrund des frühkindlichen Geschehens - nicht mehr wahrgenommen werden.
Und selbst wenn es wahrgenommen wird, ist es alles andere als leicht abzustellen.

Ich freu mich sehr für Dich, dass Du es geschafft hast.
--
meli

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Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 02.11.2009, 23:16:17
Diese "Arbeitsteilung" hat sich über Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende hinweg in unserer Zivilisation erhalten und fand/findet ihren Ausdruck in dem Schlagwort der drei K (Kinder,Küche,Kirche).
geschrieben von Eko


Wurde erhalten durch spätes Wahlrecht, Bestimmung der Frau durch den Mann, ob Berufstätigkeit erlaubt war oder nicht, Unsinnigkeiten wie Verschuldungsprinzip bei Ehescheidungen etc. etc.? Da haben die Männer stark gekämpft, um nichts von ihren Pfründen zu verlieren, lieber Eko!
Da blieb den Frauen - nachdem sie als Trümmerfrauen erst einmal sehr selbständig gelebt hatten - nichts anderes als die 3 K!!!

Und steht nicht in dem großen Buch geschrieben:
Die Frau sei dem Manne untertan? Das war doch Wasser auf die männliche Mühle!
Und viele waren damit eben auch immer verfügbar, auch durchaus sexuell gesehen!
Darf ich an den Begriff der "ehelichen Pflichten" erinnern?

Diese Frauen wollten das so haben, denn sie brauchten das für ihre Selbstbestätigung, da gibt es kein Vertun!, denn zumeist waren diese Frauen ja auch zu jener Zeit gar nicht berufstätig. Sie sahen ihre Bestimmung darin, der Familie zu dienen.
geschrieben von Eko


Das erschlägt mich fast, so etwas von einem Mann Deiner Generation zu lesen.
Da weiß ich doch wieder, warum ich meine Wohnung so gern als "meine" Wohnung behalte.

Heute eko, handelt es sich um "Familienpausen", die immer häufiger auch von Männern übernommen werden. Frauen werden finanziell zwar immer noch ungerecht behandelt, haben aber die Möglichkeit sich aus entwürdigenden Beziehungen zu entfernen.

Aber das Geschreibe von wegen: Frauen wollen das so! Nein - nicht diese Sucht!
Frauen leiden darunter und zum Teil extrem, denn sie werden gerade von ihren Männern abschätzig und abwertend behandelt und nicht etwa liebevoll und zärtlich.
Die therapeutischen Einrichtungen sind voll von Frauen, die in unserem Alter nicht mehr damit fertig werden, was die "Familie" ihnen angetan hat und wogegen sie sich nicht wehren konnten - aber die Lebenszeit, eko, ist gelaufen und nicht zu wiederholen.




--
meli
uki
uki
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von uki
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.11.2009, 06:29:44
Die Sucht gebraucht zu werden, ich führe weiter aus; die Angst unnütz zu sein, haben, so denke ich, nur wenige Menschen. Besonders Frauen, so meine Beobachtung, verstehen es, im Falle eines Partnerverlustes und nachdem die Kinder aus dem Hause sind, sich und ihrem Leben schöne Seiten abzugewinnen, sich anderen Menschen anzuschließen, in Vereinen, Interessensgruppen, aber auch ganz privat Kontakte zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen, meist mit Gleichgesinnten anderen Frauen. Wie mir scheint, tun sich Männer da meistens schwerer. Frauen scheinen, zumindest in der Hinsicht, aufgeschlossener zu sein. Ausnahmen bestätigen, wie immer, die Regel.

Selbst brauche ich nicht das Gefühl „gebraucht zu werden“. Bin gerne ein freier Mensch, der seine Zeit möglichst selbst bestimmen kann. Da ich das Glück habe, dass auch mein Mann noch bei guter Gesundheit ist und wir eine partnerschaftliche Einstellung in Bezug auf die Arbeitsteilung, die bekanntlich nicht ganz aufhört, sobald man ohne Kinder und ohne berufliche Aufgaben lebt, haben, können wir beide sehr zufrieden sein, auch ohne von anderen noch „gebraucht“ zu werden.
Die tägliche Arbeit reicht uns und es bleibt ebenfalls noch Zeit genug für die tägliche Freizeitgestaltung oder geplante längere Freizeit, wie Urlaube.

Zitat von Eko

Diese Frauen wollten das so haben, denn sie brauchten das für ihre Selbstbestätigung, da gibt es kein Vertun!, denn zumeist waren diese Frauen ja auch zu jener Zeit gar nicht berufstätig. Sie sahen ihre Bestimmung darin, der Familie zu dienen.


Lieber Eko, ich würde es so formulieren: Für diese Frauen gehörte es zum normalen Leben, den Part der Familienorganisation zu übernehmen, da sie meist nicht außer Haus berufstätig waren.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand seine Bestimmung darin sieht, auch nicht sah, anderen zu dienen. Ich möchte damit auf die innere Einstellung und Bewertung der Hausfrauenarbeit weisen.

Editiert: Ebenso könnte gesagt werden, Männer, die allein für die finanziellen Mittel einer Familie durch Berufstätigkeit sorgen, dienen der Familie. Alles eine Sache der Einstellung.

Liebe Grüße
--
uki
nasti
nasti
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von nasti
als Antwort auf uki vom 03.11.2009, 10:32:12

Es sieht so aus,

das ich bin die einzige wahnsinnige welcher gibt zu das es mir schwer fällt NICHT gebraucht zu werden. Trotz meine Ausstellungen, mein Atelier wo ich male und die Presse berichtet häufig über meine Arbeit, / In diesem Jahr schon 6 mal mit meine Bilder/ also ich bin NOCH aktiv, habe ich in weit entfernte Städte Söhne und 3 Enkelkinder,
habe ich viele Bewunderer und auch Feinde welcher HASSEN meine Art zum leben, die ehrliche geben zu das ich BENEIDET bin
und diese Faktum macht mich nicht glücklich wie das auch seine sollte, macht mich eher wütend.
Meine Vorbilder sind eher Erasmus von Rotterdam und Kishon als Goethe, das LOB der Irren sein ist meine Art zum leben, weil ein Irre hat die HOFFNUNG stärker ausgeprägt als ein Pragmatiker, ein Kluger welcher weiß alles schon und gerade damit beweist seine Dummheit das er/sie alles weiß und alles vorprogrammiert finde ich armselig.
Das Leben ohne Hoffnung und mit Hoffnung ist eine Krankheit, und meist endet mit Tot. :O)))))).
Und wir irren veranstalten das Fest der Toten. Wenn wir einmal enden in Irrenanstalt oder Gefängnis, dann werden wir nur ganz nahe zum O. Henry oder , E.E.Kishon , Hemingway und viele andere hoffnungslose Träumer sein.
Ich lese Dieter Nuhr : „Gibt es intelligentes Leben?“gerade.

„Intelligenz ist relativ. Wen man gerne Nadelbäume verzehrt, ist es schlau, einen langen Hals zu haben.“

Kishon war auch in seine letzte Zeiten nicht sehr gebraucht, so lange wenn er sich verliebte und verstarb er GLÜCKLICH in Arme und wunderschöne Brüste seiner jungen Geliebten Frau. Er starb mit einem GEFÜHL GEBRAUCHT ZU WERDEN.
SO MEINE ICH ES DAS AUCH.

NASTI


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maggy
maggy
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von maggy
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.11.2009, 19:59:57
Hallo Karin,
ich habe eine noch nicht 30-jährige Tochter.
Diese berichtete mir, dass es unter ihren
Freunden (Alter 25 - 30) wieder jene gibt,
die davon sprechen, dass die Frau für
"Küche, Keller und Kinder" da sei.

Mich hat das sehr erschreckt, weil ich
inzwischen auch der Meinung bin und war,
dass die Emanzipation solche Denkweise
abgeschafft hätte.

Dann bin ich der Meinung, dass, wenn ich
gebraucht werde, ich selbst entscheide
bzw. abwäge, ob ich das Gewünschte auch
wirklich erledigen möchte.

Es grüßt maggy








es gibt wahrscheinlich leider auch heute noch frauen, die glauben, nur eine existenzberechtigung zu haben,
wenn sie anderen helfen können, dienen können.

ich dachte eigentlich auch, daß diese zeit nun endlich im zeichen der emanzipation ein ende gefunden hat.

mein vater erzählte mir als kind, daß seine mutter ihrem mann - wenn der nach hause kam - eilfertig die hausschuhe

hervor kramte. oder daß die frauen schnell nach hause mussten, weil "mein mann kommt".

das fand ich schon immer absurd, aber die männer unserer generation hätten es wohl auch immer noch gern... *gg


in der jetzigen jugend läuft das zum glück ganz anders. die jungen frauen haben bestimmt im alter kein problem

damit, ihren alltag nach belieben zu gestalten, ohne ein schlechtes gewissen zu haben-.

und das ist gut so.


karin2
geschrieben von karin2


--
maggy
uki
uki
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von uki
als Antwort auf nasti vom 03.11.2009, 11:25:50
Liebe Nasti, ich blende hier mal einige deiner Worte von gestern ein:
"sogar weiß ich bescheid — nach paar Jahre werde ich meine heutige Situation loben und zurücksehnen, weil besser wird nicht
Sein können mit wachsende Jahre und eventuelle Krankheiten, welcher sind heute noch nicht vorhanden.
Einfach! Ich bin eine notorische Nichtschätzerin des Daseins, ich verdiene mir das schlimmste!!!!! Und ich bin nicht gebraucht."
Nasti"


Also, liebe Nasti, du kennst dich ganz genau. Wer könnte deine Nichtschätzung des Daseins, wie du dich ausdrückst, ändern? Nur du selbst.
Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass du tatsächlich nicht verstehst, deinem jeweiligen Gegenwartsleben schöne Seiten abzugewinnen. Dafür bist du nicht der Typ.
(mein Gefühl)
Etwas Nörgelei und Hinterfragung des Ist-Zustandes hat bestimmt jeder irgendwie und irgendwann. Es kommt darauf an, was die Oberhand gewinnt. Du jedenfalls bist ein Mensch mit positiver Energie, das ist der Eindruck, wenn ich dich lese.

Es ist wohl ganz normal, manchmal etwas wehmütig an die Vergangenheit zu denken. Sie ist vorbei, aber nicht vergessen. Gelebt wird in der Gegenwart.

--
uki
olga64
olga64
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von olga64
als Antwort auf maggy vom 03.11.2009, 12:39:09
Hallo Karin,
ich habe eine noch nicht 30-jährige Tochter.
Diese berichtete mir, dass es unter ihren
Freunden (Alter 25 - 30) wieder jene gibt,
die davon sprechen, dass die Frau für
"Küche, Keller und Kinder" da sei.


Es grüßt maggy

Es kommt auf die Ausbildung an: wenn eine junge Frau als Alternative schlechtbezahlte Hilfsjobs sieht, wird sie die 3 K`s wohl besser finden. Dies hört spätestens dann auf, wenn der Partner wegläuft, die Kinder nicht so wohlgeraten, wie geplant, sind und die Kohle nie stimmt. Hoffentlich sind dies dann nicht wieder Frauen, deren Beruf "Hartz IV" ist - wäre schade und für unsere steuerzahlende Gesellschaft wieder mal teuer.






--
maggy


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olga64
benny
benny
Mitglied

Re: DIE SUCHT GEBRAUCHT ZU WERDEN
geschrieben von benny
als Antwort auf olga64 vom 03.11.2009, 17:21:25
Ob der Ausbildungsstand auch etwas über die Zitierfähigkeit aussagt?

Zum Thema

Wer Kinder gross gezogen hat weis sehr gut wie es ist wenn sie dem Hause entschwinden.
Der Ausdruck "gebraucht werden " gefällt mir nicht so gut, ich würde es als " nützlich sein" ausdrücken.
Das Selbstwertgefühl steigt sicher bei jedem wenn sie/er sich noch nützlich machen kann,egal auf welcher Schiene.
Folglich ist der Begriff "Sucht " nicht so ganz von der Hand zu weisen, wer fühlt sich schon gerne "nutzlos"
--
benny

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