Soziales Organspende

Re: Organspende
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Dreierlei3 vom 21.12.2011, 10:28:47
Wer auf Kosten anderer Menschen länger leben will, als seine Lebensuhr ihm vorgibt, sollte sich vor Augen führen, dass ein Mensch wie ein Schlachtvieh ausgewaidet wird, die Angehörigen dieses Menschen einen ausgeschlachteten Körper zu Grabe tragen, nur damit der Egoismus eines einzelnen und der Ärzte befriedigt werden.


Bitte?
Wo will denn jemand auf Kosten Anderer länger leben? Die Organe sind von Verstorbenen und die sind so oder so ...verstorben !

Unser Körper ist nichts als eine Ansammlung von Molekülen, geschickt zu einem funktionierenden Behältnis für ... die Seele?? ... zusammengefügt.
Wenn man gestorben ist, so bleibt nur noch ein Kadaver, der Opfer der Mikroorganismen oder der Flammen wird (ja klingt etwas sarkastisch-morbide, ist aber so).
Für Manchen ist eine Organspende ein Segen und diese Menschen sind sicherlich um jedes Jahr mehr auf dieser Welt dankbar.

Ich kann ja nur für mich sprechen und da ist eindeutig klar: ich werde niemals als Spender zur Verfügung stehen, werde aber ebensowenig jemals ein fremdes Organ annehmen wollen - genausowenig wie ich jemals eine Chemo machen würde - ich habe für mich eine klare Linie für diese doch wichtige Entscheidung getroffen und das auch genauso in meiner Patientenverfügung so festgehalten.

Da hat dutchweepee schon Recht: da kann und sollte man niemandem versuchen, dreinzureden; man sollte auch mal über die psychischen Folgen für die "Empfänger" oder die Angehörigen der Toten nachdenken .... nicht Jeder kommt damit unbedingt klar! Eine Gratwanderung allemal...so oder so.


Medea
Medea
Mitglied

Alle Jahre wieder ......
geschrieben von Medea
wird hier über Organspende ja oder nein diskutiert -
die Befürworter und die Gegner gehen in den Schlagabtausch,
dann versandet das Thema wieder bis zum nächsten Mal.

Die hehren Spender haben zweifelsohne meinen Respekt, den ich
für mich als Nichtspendenwollende von der anderen Seite auch
erwarte. Ich reihe mich nicht in die Gruppe derer mit
Spendenausweis ein, weil ich meinen Körper nicht der
Allgemeinheit zur Verfügung stellen möchte, andererseits aber
auch kein Spenderorgan im lebensbedrohenden Zustand erhalten
will.

Die Ausnahme wäre, wenn ich einem engen Familienmitglied/
Tochter/Enkel
damit eine Chance zum Weiterleben geben könnte. In diesem
Falle greift die Ausnahme.

Philosophisch gedacht meine ich, daß generell ein Wandel,
ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden muß, von
Medizinern nicht gottähnliche Eingriffe zu erwarten, wenn
die weiteren Lebenschancen nur durch Organverpflanzungen möglich
sind. Dadurch hat sich längst ein krimineller Markt weltweit
entwickelt, Menschen ihrer Organe zu berauben,
eine entsetzliche Sache.

Kann Sterben nicht wieder ein natürlicher Vorgang
werden ohne diese "künstliche" Verlängerung?
Um jeden Preis weiterleben wollen, ist das erstrebenswert?
Müßte hier nicht von Grund auf umgedacht werden?

Wachstum auch hier kann nicht das Zauberwort
für Organspenden in großem Stil (verpflichtender
Spenderausweis für jeden erwachsenen Bürger) sein.

Medea









olga64
olga64
Mitglied

Re: Alle Jahre wieder ......
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 21.12.2011, 15:54:46
Sterben kann ein natürlicher Vorgang werden, in dem man beizeiten eine Patientenverfügung ausfüllt. Wir machten dies bei unserer hochbetagten Mutter und "retteten" sie auch vor dem Krankenhaus, wo sie an viele Schläuche angeschlossen werden sollte - sie starb dann friedlich innerhalb einiger Tage in ihrem Altenheim (in dem sie keine Nahrung und auch keine Getränke mehr erhielt).
Bei Organspendern denke ich aber schon ein wenig anders (bin selbst seit Jahrzehnten mit einem solchen Ausweis ausgestattet). Auch wenn wir in unserem Alter berücksichtigen sollten, dass unsere "Innereien" sicher nicht mehr so gefragt sind, würde ich dafür plädieren, dass nur die ein ERsatzorgan erhalten (es gibt ja immer zu wenige), die umgekehrt selbst spenden würden. Dies müsste in den Organ-Banken hinterlegt sein - dies fände ich fair! Olga

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bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Organspende
geschrieben von bongoline
als Antwort auf Dreierlei3 vom 21.12.2011, 10:28:47
Jeder Mensch hat das Recht genauso vollständig in den Tod zu gehen, wie er geboren wurde.


Tja, was soll ich dazu sagen - allein wenn ich bedenke, was ich durch OP's in meiner Vollständigkeit schon beraubt wurde, wenn ich bedenke, dass ein Onkel von mir aus dem Krieg mit nur einem Bein heimgekommen ist, dann ist das hinrissig, was Du schreibst.

Was soll das jetzt, heute in einer Zeit, wo die Meisten sich verbrennen lassen, da ist es doch dem Verstorbenen sowas von wurscht, was alles verbrannt wird.

Falls aus mir noch was verwertbares bei meinem Ableben zu holen ist, dann raus damit. Ich habe kein Verständnis für den Organhandel, wo nur einzelne sich bereichern und die Armen der Ärmsten sehr oft mit einem Trinkgeld zur Organspende "überredet" werden. Aber es würde mir heute schon Freude bereiten, wenn ich wüßte, dass ich mit einem meiner Ersatzteile einem Menschen, der noch das Leben vor sich hat, zum Weiterleben zu verhelfen.

Ich habe einmal die Begegnung einer jungen Frau mit der Mutter einer verstorbenen Tochter, deren Herz der jungen Frau verpflanzt wurde, gesehen und es war ein für mich so ergreifender Moment, das kann ich gar nicht beschreiben.

Der Tote hat von seiner Vollständigkeit nichts mehr aber er kann damit beitragen, dass Andere, die vielleicht noch so viel vor sich haben, die noch so viel erleben können, weiterleben dürfen.

Deine Einstellung will ich Dir nicht nehmen, aber es entsetzt mich eine solch egoistische Haltung. Solltest Du Dich als ein Ganzes (Erdbestattung) begraben lassen wollen, die Maden werden sich an Deiner Vollständigkeit erfreuen.

bongoline
loretta
loretta
Mitglied

Re: Alle Jahre wieder ......
geschrieben von loretta
als Antwort auf Medea vom 21.12.2011, 15:54:46
Kann Sterben nicht wieder ein natürlicher Vorgang
werden ohne diese "künstliche" Verlängerung?
Um jeden Preis weiterleben wollen, ist das erstrebenswert?
Müßte hier nicht von Grund auf umgedacht werden?

Medea



Hallo liebe medea,

nein, das sehe ich nicht so, denn wenn, wie du selbst schreibst ein dir nahe stehender Verwandter beispielsweise eine Niere bräuchte, würdest du auch eine hergeben, um ihn zu retten.

Und jeder, der krank ist, hat in der Regel Verwandte, die ihn nicht verlieren wollen, wie zum Beispiel das kranke 1-Jährige, was mit einem irreparablen Herzfehler zur Welt kam und deren Eltern, die sich so sehr ein Spenderherz erhoffen oder der Familienvater, der dringend eine Knochenmarkspende benötigt, um nicht seiner Familie weg zu sterben.

Es gibt so viele Beispiele, medea, darum sollte man der heutigen Medizin dankbar für diese Möglichkeiten sein und nicht ein „back to the roots“ fordern, meinst du nicht auch?

loretta
Medea
Medea
Mitglied

Re: Alle Jahre wieder ......
geschrieben von Medea
als Antwort auf olga64 vom 21.12.2011, 16:02:10
Hallo Frau Olga,

ich denke schon, daß jemand, der nicht spenden
möchte, auch durch seine Einstellung kein
Organ aus einem anderen Körper beanspruchen wird.

Ich habe mich seit Jahren dafür entschieden,
mich nicht in die Gruppe der Organspender
einzureihen,

respektiere aber selbstverständlich die
Auffassung der Spendenden.

M.


NB. Die Patientenverfügung hängt für den
Notfall an der Innenseite meiner Wohnungstür,
damit nicht lange im Ernstfall nach ihr
gesucht werden muß.


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Medea
Medea
Mitglied

Re: Alle Jahre wieder ......
geschrieben von Medea
als Antwort auf loretta vom 21.12.2011, 16:11:34
- Zitat Loretta -

"Es gibt so viele Beispiele, medea, darum sollte man der heutigen Medizin dankbar für diese Möglichkeiten sein und nicht ein „back to the roots“ fordern, meinst du nicht auch?

loretta" - Zitatende -


Nein liebe Loretta,
das meine ich nicht -

aber ich verstehe, wenn ich mit
meiner Vorstellung relativ alleine
dastehe.

M.

gitti66
gitti66
Mitglied

Re: Organspende
geschrieben von gitti66
als Antwort auf Dreierlei3 vom 21.12.2011, 10:28:47
http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,uo0w7cws6mnzc4gw~cm.asp

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/799280_reportage-dokumentation/9077844_konfliktfall-organspende

Eines weiss ich mit Sicherheit:
nur weil bestimmte Menschen und die Mediziner den Tod nicht als einen natürlichen Prozess sehen, und ihn um jeden Preis verhindern wollen, werde ich jede Organ'spende' ablehnen.

Jeder Mensch wurde vollständig geboren und niemand hat das Recht, oder gar den Anspruch darauf, Organe anderer Menschen zu benutzen, um selbst weiter zu leben.

Jeder Mensch hat das Recht genauso vollständig in den Tod zu gehen, wie er geboren wurde.

Das Ganze als Spende zu titulieren ist zynisch den Hinterbliebenen gegenüber. Wer auf Kosten anderer Menschen länger leben will, als seine Lebensuhr ihm vorgibt, sollte sich vor Augen führen, dass ein Mensch wie ein Schlachtvieh ausgewaidet wird, die Angehörigen dieses Menschen einen ausgeschlachteten Körper zu Grabe tragen, nur damit der Egoismus eines einzelnen und der Ärzte befriedigt werden.


Meine Meinung ob ich nun verbrannt werde, dann bin ich auch nur noch Asche. Warum sollte ich nicht einem Menschen noch
ein anständiges Leben gönnen können. Es gibt auch viele junge Menschen denen durch eine Organspende oder wie man es auch nennen mag geholfen werden kann.
L.G. gitti
Re: Alle Jahre wieder ......
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 21.12.2011, 16:11:34
Es macht einen Riesenunterschied, Loretta, ob ich eine Zustimmung für eine Organspende gebe,
wenn ich mir ein Familienmitglied oder einen Emfänger/Empfängerin vorstelle,
von denen ich eine gewisse Dankbarkeit erwarten darf.

Oder ob das Leute sind, die sowas einfordern, mich persönlich oder allgemein beschimpfen,
als Klassenfeind betrachten oder sonstwie unflätig werden.
Im letzteren Fall würde ich mich als ausgeräumt betrachten,
gleichgültig ob ich nun davon etwas mitbekomme oder nicht.

Und was ich hier wieder lesen durfte,
da verändert sich meine Meinung zunehmend von einem möglichen "ja" zu einem "nein".

Den Unterschied macht die Tatsache, ob ich es ohne Einmischung selbst entscheiden darf,
oder ob ich ggf. Egoist und Verweigerer genannt werde.

Menschenrecht und Würde werden hier immer so hoch gehalten.
Bei dieser sensiblen Frage wäre das mehr angebracht denn je, das auch einzuhalten.

Zur Zeit fühle ich mich bei einem "nein" wohler.

nordstern
loretta
loretta
Mitglied

Re: Alle Jahre wieder ......
geschrieben von loretta
als Antwort auf Medea vom 21.12.2011, 16:25:15
Nein liebe Loretta,
das meine ich nicht -

aber ich verstehe, wenn ich mit
meiner Vorstellung relativ alleine
dastehe.

M.



Sorry, medea, wenn ich noch mal nachhake.

Wenn es deine kleine einjährige Tochter gewesen wäre, hättest du auch gedacht, ach lassen wir es natürlich sterben oder hättest du inständig auf ein Spenderherz gehofft von einem Menschen, der eben deine Einstellung nicht teilt, sondern über den eigenen Tellerrand hinaus blickt.

loretta

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