Kfz-Tarife für Rentner – warum Sie im Alter draufzahlen

Das Thema Autofahren ist bei älteren Menschen mit sehr vielen Emotionen verbunden. Sie benötigen die Mobilität für wichtige Arztbesuche, regelmäßige Einkäufe oder andere Besorgungen. Vor allem Senioren in der ländlichen Gegend sehen ihre Fahrtüchtigkeit als unverzichtbar. Trotzdem drängt die Öffentlichkeit auf einen Fahrtüchtigkeitstest für alle älteren Menschen und Kfz-Versicherungen erhöhen ihre Preise für diese Gruppe. 
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©loufre | Piaxabay.com

Der demografische Wandel zeigt zunehmend ältere Autofahrer auf den Straßen. Schließlich kennt der Führerschein keine Altersgrenze und ist unbefristet gültig. Vielen Senioren wird jedoch ein schlechtes Fahrverhalten nachgesagt. Laut weit verbreiteter Meinung, seien sie unaufmerksam und eine Gefahr für den Straßenverkehr. Die Statistik zeigt aber ein anderes Bild. Obwohl Senioren einen großen Teil der deutschen Bevölkerung ausmachen, sind sie nur zu einem geringen Prozentsatz an Unfällen beteiligt. Viel häufiger knallt es dagegen bei der Altersgruppe zwischen 17 und 24 Jahren. Trotzdem zahlen beide Parteien meist einen höheren Beitrag für ihre Autoversicherung.

Senioren sorgen für höhere Kosten

Die Versicherungswirtschaft zählt Senioren aufgrund gesundheitlicher Probleme und eingeschränktem Reaktionsvermögen zu einer Risikogruppe mit deutlich teureren Schäden, als bei jüngeren Fahrern. Die Versicherer sind daher von ihren Dachverbänden angeregt, Aufschläge ab einem Alter von etwa 68 Jahren zu berechnen. Wer bisher unfallfrei unterwegs war, profitiert von der steigenden Schadensfreiheitsklasse. Durch die Tarifanpassung im Alter, ist von der Vergünstigung allerdings nur wenig zu merken. Verbraucherschützer empfehlen deshalb, die Autoversicherung jährlich zu vergleichen und einen günstigeren Tarif wahrzunehmen. Lohnt sich ein Wechsel nicht unbedingt, lassen sich immerhin die gefahrenen Kilometer pro Jahr anpassen, um den Beitrag zu senken.

Verlust der Sehstärke – größte Gefahrenquelle

Raser oder Drängler gibt es in dieser Altersgruppe selten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes tragen etwa zwei Drittel der Autofahrer über 64 Jahre die Hauptschuld bei einem Unfall. Vorfahrtsfehler sowie Unachtsamkeit beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren sind die häufigsten Unfallursachen. Der Grund dafür liegt meist beim langsamen Verlust der Sehstärke. Viele ältere Autofahrer müssten rein theoretisch eine Brille tragen und können aufgrund geminderter Sehstärke Abstände oder Geschwindigkeiten nahender Fahrzeuge schlecht abschätzen. Daher empfiehlt sich, spätestens ab dem 40. Lebensjahr eine regelmäßige Untersuchung des Sehvermögens durchzuführen. Verschiedene Optiker, wie beispielsweise Fielmann, bieten diesen Sehtest kostenlos an.
 
Darüber hinaus nimmt das Reaktionsvermögen im Alter weiter ab und der Gesundheitszustand leidet. Meist ist die Konzentration bei starken Kopf- oder Rückenschmerzen im Fahrzeug beeinträchtigt und führt zu Unachtsamkeit im Verkehrsalltag. Wie fahrtüchtig eine Person noch ist, entscheidet jedoch nicht das Alter allein. Manche Menschen besitzen schon ab 40 Jahren eine stark eingeschränkte Sehfähigkeit und leiden unter anderen Beschwerden. 
 
„Entscheidend für eine unfallfreie Teilnahme am Straßenverkehr ist nicht das Lebensalter, sondern neben dem Gesundheitszustand des Fahrers auch die in einem langen Kraftfahrerleben erworbene Fahrroutine“, bestätigt der ADAC.

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©CommsEditors101 | Pixabay.com

Noch kein Gesetz für einen Fahrtüchtigkeitstest

Unfallforscher diskutieren in diesem Zusammenhang immer wieder über die Tauglichkeit von älteren Autofahrern und neuen Testverfahren. Einen Gesetzesentwurf oder eine präzise Regelung gibt es dabei allerdings noch nicht. Denkbar wäre jedoch eine Altersgrenze festzulegen, ab der alle Autofahrer regelmäßig zu einer Untersuchung vorgeladen werden. Wer einen Unfall vermeiden will, sollte sich freiwillig mit seiner Fahrtauglichkeit auseinandersetzen. Der TÜV Süd bietet beispielsweise einen Fitness Check für Autofahrer, der vor allem Senioren oder Menschen mit bestimmten Krankheiten gilt. Trotzdem besteht die Gefahr, irrtümlich als ungeeignet eingestuft zu werden oder bei einem positiven Ergebnis die eigenen Fähigkeiten weit zu überschätzen. Der ADAC rät zur Vorsicht und sieht derartige Eignungsprüfungen für alle Kraftfahrer als nicht verhältnismäßig an. Vielmehr sollten sich alle Autofahrer regelmäßig untersuchen lassen, das Sehvermögen testen und gesundheitliche Einschränkungen immer im vertraulichen Gespräch mit dem eigenen Hausarzt klären.

Senioren die Angst nehmen

Viele ältere Menschen sind beim Thema Führerschein und Fahrtauglichkeit eher verlegen und schweigen. Grund dafür ist nicht die Sturheit der Betroffenen, sondern vielmehr die Angst vor den vermeintlichen Folgen. Den Führerschein abzugeben scheint als großer Einschnitt in das selbstbestimmte Leben, kann zum Verlust von Lebensqualität führen und sorgt in manchen Fällen sogar für Isolation. Freunde und Familienmitglieder sollten das Thema ernst nehmen, geduldig besprechen und die Senioren langsam auf ein Leben ohne Auto vorbereiten – vollkommen ohne Einschränkungen oder Vereinsamung. Ein Beispiel dafür sind Mobilitätshilfen, wie die modernen Elektromobile

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Kommentare (2)

ehemaliges Mitglied

Nachdem ich vom Ehemann der engl. Königin gehört habe, muß ich meine Meinung wohl revidieren.

ehemaliges Mitglied

Ich fände es angemessen, mit 70 Jahren den Führerschein als ungültig zu erklären und dann jährlich durch Gesundheitscheck die Fahrtauglichkeit zu beweisen. Erfahrungsgemäß überschätzen sich Senioren und das Umstellen fällt aus Alterssturheit und örtlichen Umständen nicht leicht.
Ich fahre schon lange nicht mehr, obwohl ich es mir noch gut zutraue.


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