Plötzlich im Rollstuhl: Wie mache ich die Wohnung barrierefrei?

Schwere und chronisch verlaufende Krankheiten, wie zum Beispiel Rheuma oder Multiple Sklerose, Querschnittslähmungen nach Unfällen oder ein plötzlicher Schlaganfall, zwingen Menschen unterschiedlichen Alters in den Rollstuhl. Bei älteren Menschen sind es häufig auch die körperliche Schwäche oder Gelenkschmerzen, die die Mobilität im Alltag stark einschränken können.
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In vielen Fällen ist der Wohnraum dann nicht behindertengerecht ausgestattet. Dadurch können Dinge des täglichen Lebens für die Betroffenen beschwerlich oder oft sogar unmöglich werden. Aber es gibt Möglichkeiten, das Leben im Rollstuhl ein wenig einfacher zu gestalten.

Die Wohnung oder das Haus umbauen

Ganz gleich, ob Mietwohnung oder Eigenheim, mit ein paar baulichen Veränderungen der Wohnung oder des Hauses erhöht sich auch für Rollstuhlfahrer die Mobilität. Auf diese Weise kann die Selbständigkeit im Alltag gefördert oder weitgehend erhalten werden. Ist bereits durch den medizinischen Dienst der Krankenkasse ein Pflegegrad festgestellt worden, haben Rollstuhlfahrer und Personen mit eingeschränkter Mobilität Anspruch auf Zuschüsse von der Kranken- oder Pflegekasse für die Umgestaltung von Haus oder Wohnung. Diese Gelder können beispielsweise dafür aufgewendet werden, um das Badezimmer für Rollstuhlfahrer barrierefrei zu gestalten oder eine Rollstuhlrampe am Hauseingang anzubringen. Auch um vom Innenraum auf die Terrasse zu gelangen, kann häufig eine Rollstuhlrampe hilfreich sein. Allerdings darf die Rampe nicht zu steil sein, damit diese gefahrlos und mit wenig Kraftaufwand genutzt werden kann.

Weitere Informationen zu passenden Stufenrampen gibt es bei barrierefrei.de.

Sinnvoll ist beim Hausumbau auch die Verbreiterung von Türen und die Beseitigung von hohen Türschwellen, denn die weithin üblichen Türen sind häufig zu schmal für einen Rollstuhl und Schwellen stellen ein Hindernis dar. Praktisch sind auch Schiebetüren. Diese sind für Rollstuhlfahrer einfacher zu öffnen als die üblichen Modelle. Und sogar Teppichbrücken und Läufer, können ein Hindernis für Rollstuhlfahrer darstellen und sollten daher möglichst vermieden werden. Wenn es um Fußbodenbeläge geht, sind für Rollstuhlfahrer ebene Fußböden ohne Teppich am besten geeignet.

Auch niedrig angebrachte Steckdosen und Lichtschalter auf Augenhöhe können den Alltag für Rollstuhlfahrer leichter machen.

Das Badezimmer behindertengerecht gestalten

Die Körperpflege ist ein wichtiger Teil des täglichen Lebens. Für Rollstuhlfahrer sind jedoch spezielle Gegebenheiten nötig, um die tägliche Hygiene im Bad zu erleichtern. Für die behindertengerechte Ausstattung des Badezimmers gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Ein Fachbetrieb für Bad und Sanitäranlagen oder ein Bad-Ausstatter können diesbezüglich viele gute Tipps geben und vor einem geplanten Umbau den Kunden umfassend beraten.
 
  • Waschbecken, die mit dem Rollstuhl unterfahren werden können
  • in der Höhe verstellbare Spiegel
  • Haltegriffe an Wanne, WC und Dusche
  • Duschsitze und Wannensitze
  • mit dem Rollstuhl befahrbare, ebenerdige Duschen
Sind ein paar von vielen Möglichkeiten der barrierefreien Gestaltung für das Badezimmer. Einige Dinge, wie beispielsweise erhöhte WC-Sitze, Wannenlifte, Duschsitze und Duschstühle, werden sogar anteilsmäßig von den gesetzlichen Krankenkassen gefördert oder auf Antrag komplett bezahlt. Eine barrierefreie und rollstuhlgerechte Ausstattung der Wohnung lohnt sich, denn sie macht nicht nur den Alltag leichter, sondern kann auch folgenschwere Unfälle und Stürze verhindern.

Die Küche anpassen

Jüngere Rollstuhlfahrer, die ansonsten sehr mobil sind, profitieren auch von einer angepassten Küche. Ähnlich wie bei der Einrichtung des Badezimmers gibt es auch hier einige interessante Möglichkeiten, um die Küchenarbeit im Rollstuhl zu erleichtern. Ein mit dem Rollstuhl unterfahrbares Spülbecken und niedriger angesetzte Arbeitsplatten sorgen für mehr Komfort beim Kochen und der Zubereitung von Speisen. Im Handel gibt es außerdem Herde, die sich mit dem Rollstuhl unterfahren lassen. In diesem Fall, wird dann der Backofen separat auf Augenhöhe angebracht. Auf Hängeschränke kann bei Küchen für Rollstuhlfahrer weitgehend verzichtet werden. Es gibt jedoch auch kostspielige Konstruktionen, bei welchen sich die Oberschränke in der Höhe auf einer Schiene verschieben lassen. Praktisch sind auch Schränke mit großen Schubladen zum Ausziehen. So wird es einfacher, nach Küchenutensilien zu suchen.

Tipps für das Schlafzimmer

Um den Transfer vom Bett zum Rollstuhl einfacher zu gestalten, ist ein Pflegebett sinnvoll, welches sich in der Höhe verstellen lässt. Auch diese Betten werden von der Pflegekasse bezuschusst. Für jüngere und etwas mobilere Rollstuhlfahrer sind Betten mit einer sogenannten Komforthöhe von rund 50 cm bis 60 cm eine gute Lösung. Diese Höhe machen das Aufstehen und den Wechsel in den Rollstuhl ein wenig einfacher. Besonders komfortabel werden handelsübliche Betten, wenn Sie mit einem motorisierten Lattenrost ausgestattet sind. Auf Knopfdruck per Fernbedienung lässt sich dann das Kopf- oder Fußteil ganz nach Wunsch verstellen. Diese Funktion gibt es jedoch auch bei modernen Pflegebetten.

Treppenlifte für mehr Mobilität

Für Hauseingänge und für Wohnungen mit Treppen, die in ein Obergeschoss führen, kann auch ein Treppenlift Rollstuhlfahrern gute Abhilfe leisten. Hier gibt es zwei unterschiedliche Modelle im Handel. Zum einen Treppenlifte, welche eine Person im Rollstuhl mittels einer Plattform befördern können und andererseits Treppenlifte, die über einen Sitz verfügen. Hier müsste der Rollstuhl-Nutzer vom Rollstuhl auf den Sitz wechseln, um in die obere Etage zu gelangen, wo dann der Rollstuhl wartet.

Weitere Tipps für ein barrierefreies Wohnen

Neben verbreiterten Türen, behindertengerechten Badezimmern und vielen weiteren Details, spielt auch die Platzierung der Möbel in der Wohnung eine Rolle. Es sollte überall genügend Platz sein, um mit dem Rollstuhl problemlos durchfahren zu können. Außerdem ist es vorteilhaft, Dinge wie Bücherregale oder Garderobenhaken möglichst niedrig einzurichten, damit auch diese problemlos im Sitzen vom Rollstuhl aus erreichbar sind.

Außer den baulichen Veränderungen im Umfeld eines Rollstuhlfahrers, gibt es noch viele weitere Möglichkeiten und Hilfsmittel, die den Alltag im Rollstuhl leichter machen können. Dazu gehören auch Greifhilfen, um Dinge am Boden oder in größerer Höhe besser erreichen zu können, spezielle Entlastungskissen für bequemeres Sitzen im Rollstuhl und zur Vermeidung von Druckstellen, Rutschbretter für einen einfacheren Transfer vom Rollstuhl zum Bett und umgekehrt oder Rollstuhltaschen und Regencapes für Rollstuhlfahrer. Diese Hilfsmittel gibt es in regionalen Sanitätsfachgeschäften oder in diversen Shops im Internet zu kaufen.
 

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Kommentare (3)

com1940

Unbedingt auch beachten, dass die Pflegekasse oder ein anderer Kostenträger nicht jede Rampe zur barrierefreien Erschließung fördert. Ein interessanter Beitrag über die verschiedenen Kostenträger und deren Bedinungen gibt es im Ratgeber von Thiele.

Wir haben unsere Rampe dort gekauft und die Kosten hat die Pflegekasse voll übernommen. Voraussetzung bei der Pflegekasse war, dass die Rampe fest mit dem Gebäude verbunden ist. 

Pan

Habe selten solch einen hanebüchenen Unsinn gelesen! Wer bitte, soll all das finanzieren?
Beispiel:
Wohnung: im dritten Stock, Fahrstuhl= 0
Badezimmer: Tür zu eng, Räumlichkeit: zu klein für Umbau.
Küche: Einbauküche für Rollifahrer nicht benutzbar, freier Unterbau nicht möglich.
Türen: in allen Zimmern zu schmal

Das alles ist nur eine Auswahl! Und nun? Andere Wohnung mieten? Alle neuen Angebote liegen min.50% über der jetzigen Miete.

Bleiben nur noch die ewigen Jagdgründe! Noch mehr Tips gefällig?👎

maruschka

Hahaha, alles super, aber wenn du keine Pflegestufe bekommst, musst du Millionär sein !


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