Christian Morgenstern 1871 - 1914 - Tertius Gaudens


Aus dem Morgenstern-Lesebuch v. Weltbild Buchverlag

Vor vielen Jahren sozusagen,
hat folgendes sich zugetragen.

Drei Säue taten und ein Huhn
in einem Hof zusammen ruhn.

Das Huhn, wie manchmal Hühner sind
(im Sprichwort mindestens), war blind.

Die Säue waren schlechtweg Säue
von völliger Naturgetreue.

Dies Dreieck nahm ein Mann aufs Ziel,
vielleicht war´s auch ein Weib, gleichviel.

Und trat heran und gab den Schweinen -
ihr werdet Runkelrüben meinen.

O nein, er warf - (er oder sie) -
warf - Perlen vor das schnöde Vieh.

Die Säue schlossen träg die Lider ...
Das Huhn indessen, still und bieder,

erhob sich ohne Hast noch Zorn
und fraß die Perlen auf wie Korn.

Der Mensch entwich und sann auf Rache;
doch Gott im Himmel wog die Sache

der drei Parteien und entschied,
daß dieses Huhn im nächsten Glied

die Perlen außen tragen sollte.
Auf welche Art die Erdenscholle -

das Perlschwein-? Nein! Das war verspielt!
das Perl-Huhn zum Geschenk erhielt.

Lydia

 


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Kommentare (2)

protes

einfach wunderbar
kannte ich tatsächlich noch nicht
wie vermutlich noch unendliches mehr
lg hade

keyly

@protes  
Lieber Hans Dieter!

Wie schön, daß ich ein für dich neues Gedicht ausgesucht habe. Ich bin ganz hin und weg, speziell in den letzten Tagen so viel Post bekommen zu haben; es beflügelt richtig. 

Weil du doch so ein Kluger bist, kannst du mir vielleicht helfen. Es geht um den Verfasser folgenden Gedichts:

Wie schön ist es, berühmt zu sein,
das kann man nicht beschreiben,
man steht als Säule auf dem Markt
und jedes Schwein kann sich dran reiben.

Ich dachte an Wilhelm Busch, Eugen Roth, Roda Roda, vielleicht sogar Heinz Erhardt, aber bisher wurde ich nicht fündig, auch nicht im Internet.

Vorläufig wünsche ich schönen Sonntags-Ausklang.  Lydia



 


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