Der Dialog: 75 Jahre und 6x14 Jahre


Tisch(Ela48)


Aussage: Gemeinsamkeit




Jägerzäune sind etwas Schönes, aber nur, wenn sie gepflegt werden.

Das Gespräch Jägerzaun zieht sich nun schon den ganzen Sommer hin, manchmal wird darüber gesprochen: „Ich sollte doch mal . . .". Aber in Angriff genommen wurde er bislang nie. Am Wochenende war es soweit. Mit Pinsel und Farbeimer bewaffnet, aber ohne ohne das sonst lustige Pfeifen von Klaus, fing er mit seinem ungeliebten Projekt an.

Ich schaute aus dem Wohnzimmerfenster und bemerkte voller Neugier, sechs junge Mädchen im Alter von etwa 14 Jahren, tanzend auf der Straße. Eigenartig, dachte ich und musste lächeln. Neugierig wartete ich, bis Klaus ins Haus kam, aber ohne ihn mit meinen Fragen zu überfallen.

„Na, das war lustig auf der Straße, hast Du was gesehen", fragte Klaus. Icccch, was gesehen, neeein sagte ich und grinste innerlich, eine glatte Lüge. Sechs junge Mädchen kamen zu mir und eine unter ihnen fragte mich, ob ich Amerika mag, weil eine kleine amerikanische Fahne im Blumenbeet steckt. Ja, sicher, ich bin Amerikaner. Ich auch, sagte ein junges Mädchen freudestrahlend, ich bin in Washington DC geboren.

Das junge Mädchen, das Klaus die Frage nach den USA stellte, fragte, nachdem sie ihr Handy aus der Tasche holte: „Mögen Sie Musik?". Klaus antwortete wahrheitsgemäß: „Sicher, aber nicht die Musik, die Eurem Geschmack entspricht, da kann man ja nicht mitsingen. Sie wählte einen Sender, drehte die Lautstärke auf und alle Mädchen trällerten das Lied. Klaus staunte nicht schlecht und hörte sogar auf zu pinseln. Eigenartig, dachte Klaus. Er vermutete, dass eines der Mädchen Geburtstag hat und sprach es dann auch aus. Wirklich, die Fragestellerin hatte Geburtstag.

Nun ging der Spaß hin und her. Klaus: “Wollt ihr helfen?" Die Mädchen: „Natürlich helfen wir gern!“. Jedes der Mädchen stellte sich vor eine Latte und dann taten sie so, als ob sie das Holz streichen würden. Klaus: „Soll ich Euch die Fingernägel anstreichen?“. Sie lachten und riefen: “Ja!“. Ganz zum Schluss verabschiedeten sie sich und haben Klaus eingeladen, den Geburtstag doch mit ihnen zu verleben. Sie gingen zurück zu ihrer Geburtstagsparty und sagten untereinander: „Der ist aber cool“...

Da sagt noch einmal jemand, na, Ihr wisst sicher schon, was ich andeuten will.

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Kommentare (8)

Ela48 Begegnungen sind sehr wichtig in unserem, meinem Leben.
Manchmal sind wir erfreut, weil Begegnungen uns etwa sagen wollen und es einen nachhaltigen Effekt auf uns ausübt. Aber sie können auch traurig sein, wenn eine Begegnung nicht so positiv verlaufen sollten. Aber auch das ist ein Lerneffekt.
Ich kann natürlich nur von mir sprechen. Ob andere Menschen es so empfinden, weiß ich natürlich nicht.
Danke für Deinen Kommentar.
Ela
indeed ich als sehr wohltuend. Gehört es nicht zum Grundbedürfnis eines jeden sich
wahrgenommen und angenommen zu fühlen?
Dieses ist hier auf so eine unkomplizierte Art geschildert, das es Freude macht zu lesen.
Ich sage dir meinen Dank, Ela!
LG
Ingrid
Ela48 Aber ja, liebe Traute, es sind Gemeinsamkeiten, die sonst unüblich sind. Kommunizieren auf einer Augenhöhe. Klaus, der 75jährige Mann und 6x 14 jährige Mädchen. Es wird nicht danach geschaut wie "der ist alt" oder "was wollen diese jungen kichernden Mädchen".
Die Achtung vor den Menschen überhaupt sagt es mir. Es ist der Level der auf einer Ebene erfolgt und das sehe ich als Gemeinsamkeit an.
Der Tisch symbolisiert für mich eine Ebene der Kommunikation in einem schönen Rahmen (die Fotografie gehört mir, den Tisch habe ich aber nicht gedeckt.)
Schriftlich zu formulieren ist nicht immer einfach. Es fehlt das "Gegenüber", die Mimik und Gestik und das Rückfragen. Verzeih, wenn ich mich nicht ganz präzise ausgedrückt habe
liebe Grüße, Traute von
Ela
Traute Ein bizarres Zusammentreffen. Eine 75 jährige abgeklärte Weise Frau, ein Herr in dem Spätherbst des Lebens mit Arbeiten und Erhalten beschäftigt und ein paar vor Lebenslust sprühende junge Damen. Wo sollen da Gemeinsamkeiten sein?
Sie sind ganz ungezwungen da, wo einer den anderen wahrnimmt.
Schön zu sehen, das angebliche Generationskonflikte keine sind, wenn man sie nicht will.
Alles Gute für Dich, liebe Ela und ein großes Kompliment für die gedeckte Tafel.
Da kann sich doch der Gast, Willkommen fühlen.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Ela48 froh bin ich, das Du es auch so siehst.
Menschen wissen manchmal nicht, was sie in ihrem Konsumrausch ihren Kindern antun. Autos, Mode, Schmuck, Reisen, Klamotten, alles muss vom Feinsten sein.
Kindern mangelt es heutzutage sehr oft an Selbstbewusstsein, weil die wirklichen Werte, die meines Erachtens am Wichtigsten sind, nicht vor-gelebt werden.
Leider können wir unsere Welt nicht als Paradies bezeichnen.
Ecken und Kanten ergeben blaue Flecken.
Danke, Ela
floravonbistram Zeit nehmen, zuhören...das sind heutzutage Geschenke, die die KInder und Jugendlichen oft nicht häufiger bekommen, als die zu Weihnachten...wenn überhaupt.
Schön zu lesen, dass da doch ein Mensch ist, der trotz ungeliebter Arbeit sich Zeit nimmt zum Plaudern, zum Scherzen.
Flo
Ela48 hat mir gefallen und ich kann Dir nur recht geben.
Ich dem Fall fand ich es nur so bemerkenswert, dass mein Mann in seiner Art, den jungen Mädchen Aufmerksamkeit geschenkt hat und sie "ERNST" genommen hat. Ebenso der Zeitfaktor spielte keine Rolle bei ihm.
Dann kam der Gedanke hoch "was fehlt den jungen Menschen heutzutage?
Ja, was fehlt ihnen?
Konsumbereitschaft ist vorhanden. Die "Welt", die in meiner Jugendzeit unerreichbar gewesen ist, ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden.
Eltern haben teilweise keine Zeit. Der Arbeitsmarkt gibt das Tempo vor. Das Geld ist knapp geworden.
Auch für meinen Klaus und für mich, war das Geld knapp.
Prioritäten mussten damals gesetzt werden.
Aber wir versuchten, wenn auch im kleinen Rahmen für unsere Kinder Programm zu machen wie z.b. Fahrradtouren, im Wald Picknick, Hähnchen-teile wurden einen Tag vorher gebraten und im Wald mit herunter gefallenen Tannennadeln verzerrt.
Warum erzähle ich das..?
Vor einigen Jahren fragten wir unsere Kinder, ob es für sie "schlimm" gewesen ist, ohne großen Konsum groß geworden zu sein. Eindeutig (beide) sagten: Die schönste Zeit war, die gemeinsamen Ausflüge, wo sie sogar Freunde mitnehmen konnten.
Es braucht nicht viel Kinder glücklich zu machen.

Das ist aber jetzt "lang" geworden.
finchen Hallo Ela, wir waren auf andere Weise cool, denn soviel Freiheit hatten wir früher nicht. Bei uns herrschte noch Zucht und Ordnung in anderer Variante. Deshalb glaube ich auch, daß die ältere Generation mit der gelockerten Art nicht umzugehen versteht.
Ich kann mich über keinen Jugendlichen beschweren, ganz im Gegenteil - ich begegne ihnen freundlich und nicht belehrend und so kommt es auch zurück.
Wie oft hat man mir schon meine Einkaufstasche bis zur Haustür getragen!!! die coole Jugend macht das genauso selbstverständlich.............
Liebe Grüße
Dein Moni-Finchen

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