Des hads scho immer gebe


Wenni heid devo her, daß Jugendliche, Jugendliche verdresche, do falld mer mei jüngerer Freund ei. Der Sepp oder Bess grufe wird, aber aigendlich Peder haißt.
Dem habbi an seim fünfzigschde Geburtsdag, aus der Erinnerung, folgendes gschribbe.

Sepp! Waisch noch ???
Scho die Reschde vom Grieg un die Nachgriegswehe wared schlimm fir uns Bube, abber des war noch nix, gege die Sorge un Ängschd die mir hen habbe misse als Kinner, die in Rodefels in dr Groß-Au-Straß gwohnd hen.
Denn bsonders schlimm wars hald, wenn mer an sellem beriemd,berichdigde „Große Haus“ vorbei gmissd hen. Die Kerle, wo da drinn gwohnd hän, un e paar Jahr älder wared wie mir, ware immer do wo ned middene grechend hasch.
Abber drodzdem, da wo se gwohnd hen, wars hald am gfährlichschde.
Ainer von denne drei Kerle had mid hunnerd brozendiger Gwisshaid scho vorher gwissd, wo ainer von uns nalaufd, bevor mirs selber gwissd hen.
Un des allai isch au der Grund, dasse au immer so unverhoffd vor aim uffgetaucht sinn. Mir glaine Bube henn au ganz genau gwissd:
„Wo ainer von denne isch, sin die annere zwai ned weid.“
Sware dr Fritz, dr Franz und dr Adolf (alles scheene Name fir selle Zeid).
Bledzlich sinn se vor aim gschdanne wie aussem Bodde gwachse.
Sepp waisch noch? Dann isches losgange!
He was hasch in dr Hosedasche! Des war kai Frag des war scho en Befehl!
Ha nix.
Los zaig soford her
Ha ich hab doch nix.
Dreh soford dei Dasche um sonsch griegsch uff d Lapp.
Un was isch denn des?!?
Ha des isch doch bloß en Schdai
Geb denn soford her!!!
Nai gnomme henn die aim nix, hergebbe hasches misse, freiwillig nadierlich.
sonschd hedds uffd Lapp gebe, un ned so knab.
Kaum hense des Schdaile, odder was sonschd in sellere beschissene Zeit ghad hasch (des war 1943 odder 44), eigschdegd ghad, no bisch noche Weile rum-
gschugd worre (des isch weil glooge hasch) un dann hasch fordrenne dirfe.
Abber nur wenn die ned gwerd hasch, sonschd hads uff d Lapp gebbe, aber wie.
Also bis dana hasch Glick ghat, wennd Glick ghad hasch.
Deswege hadmer hald maischdens des Zeig was in dr Dasche war glei abgebbe, hasch noch aine odder zwai uffd Lapp kriegd un dann hasch weider gehe kenne. Wennse abber schlechd glaund ware, odder wenn mer ned glei ängschdlich gugd had, jesses no bisch graifeld worre, des hadder dengd.
Abber drodzdem hemmer, wemmer 40 oder 50 Meder weg ware, laud gebrilld: „Drecksau—Arschloch—Rindvieh!“ (So Werder henn mir kennd)
Jesses mei Muddie wennses gherd hed, die hed vielleichd gschimbfd mid mir. Mei Muddi had gschimbfd, ned gmauld odder gscholde wie annere Midder.
Also hemmer grufe! Hald die drei Schimbfwerder do, wo mer ned sage soll
(Da hads dann ghaiße:“ Sowas sagen nur Gassenbuben.“) un zwar fir jeden von denne drei elendige Kerle ains. Ains fir der Fritz, ains fir dr Franz un ains fir dr Adolf. Dademid hemmer unsere saumäßige Wud nausgebrilld ghad un sinn grennd, dass mer Dschlabbe verlore henn. Abber hinnerher hemmer dann widder Angschd ghad, vorem Nägschdemol wo aim die Kerle die elendige verwische.
Sepp waisch noch?? Wo mer dann älder worre sin, so ab 15 Jahr, da habbe uns die Schwesdere von denne drei um so besser gfalle un mid jedem jahr me. (Herrgodsnochemal wared die schee, aine scheener wie die annere un danze henn se kenne un lieb waredse). Nur mei Eldern hedes ned wisse dirfe un dei Vadder au ned. Mir hen ja schließlich zu de bessere leid gherd.
Gell Sepp !!



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Kommentare (5)

mondie Das stimmt Hade, des hads schon immer gebe! Heute heißen sie nicht Fritz oder Adolf; die Hosentaschen werden auch nicht mehr durchwühlt. Lieber freiwillig abgeben, sonst setzt es was....traurig traurig...
Due hast die Geschichte sehr schön niedergeschrieben, vor allem wegen des Dialekts.
Lieber Gruß
Monika
HeCaro Was für a schöne Gschicht. Eine unvergessliche
Erinnerung an die unbeschwerte Jugendzeit, mit
viel Liebe zum Detail und humorvoll erzählt.

Ans raufen und ans "nach de Mädle schaue"
denkt man mit einem Lächeln zurück.

Am Anfang gings holprig, mit dem Lesen
dann besser und am Ende bin ich selber fast
eine halbe Badenerin. :)

Liebe Grüße, Carola
ehemaliges Mitglied lieber hade und ich mußte mehrmals Anlauf nehmen...
als unser Kleiberchen.
Einfach köstlich ist Deine Erinnerung
an die Jugendzeit und Du hattest ja Glück,
dass Deine Mutter nicht so sehr geschimpft hat.
Ich war auch so ein lebendiges Mädchen, aber
meinem Vater ist schnell die Hand ausgerutscht

Danke für diese schöne Erzählung und Erinnerung
an die Kinderzeit sagt

Monika!
debi Als Mädle bisch ja zom Glick von solche overschemde Kerle on ihre Handgreiflichkeita meischtens vrschont blieba. Mei Freindin, die Ursel, die had en Bruader ghet, gottswilla wia der gheißa had, dess weiß i ned amol meh.

Uff jeden Fall had der scho uffpasst, dass ons Mädla koener znah komma isch. Als mir dann amol älder wared, had er ons au begleitet, wenn z.B. Kirbedanz war. Da hemmer abber oft gmeitert, weil er älle nedde Buaba, dia ons a bissle näher komma hen wella, vergrault had. Da hädded mir oft den Bruader viel liaber zom Guggug gwenscht. Aber wenn i so die Gschicht von Dir läs, musse saga, dass so a Briaderle scho a ganz feine Sach war.

I selber hann ja koene Gschwischterle ghet, hamer dess zwar emmer gwenscht, abber dr Schdorch isch ebba, drotz denne Zuckerla, dia i oft uffd Fenschterbank glegt han, leider an onserm Haus vorbeigfloga. Oh, jetzt isch mr au dr Nama von dr Ursel ihrm Bruader widder eigfalla ... Kurtle hadder gheißa.

Jaja, lang ischs her. Abber wenn i demnächscht dui Ursel amol seh, musse obedengt frage, wias au ihrem Briaderle goht. Vielleicht had der einscht au von so Saukerle dr Ranza voll griagt, on i weiß da gar nix drvo.

Das war nun eine nette Erinnerung, lieber hade - und entschuldige, wenn mein Kommentar ein wenig lang geworden ist.
Viele Grüße, debi
kleiber Nun hab ich das erste Mal beim lesen geschwitzt.
Aber nach dem dritten Anlauf hab ich den Dialekt doch verstanden.
Ich glaub es nicht...solche Schimpfwörter hast du in den Mund genommen????
Oh ...Oh...
Sei froh daß deine "Muddie" nicht alles gehört hat...
sonst hätte sie dir den Hosenboden versolt!!!

Lieber Hade...sind das nicht schöne Erinnerungen?
Ich find es toll.

Schick dir liebe Grüsse...Margit

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