Die siebte Eiche links...


...wenn man aus der Vogelsiedlung des Weges kam.
Amsel- Drossel- Fink- und Meisenweg oder -straße fanden sich dort als Straßennamen wieder.
Dort, wo die Eichen und Akazien standen, das war Am Hang.
Da bin ich geboren und aufgewachsen - dieser Straßenname entsprach auch der Wirklichkeit des Namens.
Ein riesiges Wiesenglände und Sumpfgebiet, das jedes Jahr als Überlaufbecken der Mulde diente.
Ein kleines Bächlein schlängelte sich durch das Gelände, gesäumt von alten knorrigen Weiden mit Struwwelkopf.
Die Eiche Nr.7 stand genau gegenüber von unserem Haus.
Und sie war vom Krieg bzw. einer Sprengbombe schon recht lädiert.
Ein Drittel von ihr war der Länge nach weggerissen, doch sie grünte und wuchs weiter.........
Als keine Bomben mehr fielen, kamen die Gewitter dann, die ihr zu schaffen machten.
Es blitzte und knallte - im Nachbarhaus stand die Veranda in Flammen und die Eiche verlor einige dicke Äste und in der gerade vernarbten Wunde glühte es auch.
Irgendwie hat sie sich selbst gelöscht, doch nun war ein schwarzer Hohlraum in ihr entstanden.
Aber sie stand und wir Kinder vom Hang eröffneten ein neues Versteck. Es wurde unsere "Höhle".
Hier wurde alles schön saubergemacht und mit einem geklauten halben Ballen Stroh fein ausgelegt.
Beim nächsten Früjahr wird sich zeigen, ob sie wieder ergrünt oder abgeholzt würde.
Doch sie hielt Stand.
Alte Fahrradschläuche, schöne Kieselsteine und selbstgeschnitzte Kreisel und Bindfäden wurden dort aufbewahrt. Ebenso die Flitzebögen, die uns unsere Eltern nicht erlaubten.
Und wenn wir die Pfeile dazu schnitzten, dann saßen wir auf ihren Wurzeln unter ihrem riesigen grünen Blätterdach und die Welt war weg.
Als ich nach 10 Jahren den Ort meiner Kindheit besuchte, fand ich sie wieder - sie stand noch immer.
Ich besuchte zuerst meinen Kinderfreund, den Dieter, der noch immer dort wohnte.
Gemeinsam gingen wir zur unserer Höhle, um zu schauen, ob noch irgendwelche Reste unseres Krimskrams zu finden wäre.
Die Enttäuschung war groß - sie war mit Unrat vollgemüllt !
Doch eisern hielt sie diesen Gestank aus und grünte weiter mit ihrem halben Blätterdach.
Nach ca. 20 Jahren schrieb mir Dieter, daß sie nun doch dem letzten Blitzschlag erlegen war.
Ein riesiger zerrissener Stumpf - ohne Blätterdach - stand einsam nun am Hang herum.
Schade drum......
mit heimatlichen Grüßen
euer Moni-Finchen


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Kommentare (4)

finchen also, der sonnige Herbst ist heute ins Wasser gefallen, gerade mal 10°.
aber Du hast recht, wir leben mit unseren Erinnerungen fast mit, wenn wir sie aufschreiben. Ich sehe mich dann auch noch Schlittschuhlaufen oder anderen Blödsinn machen.
Doch, es ist doch schön,(bei Dir nicht) wenn man sich noch erinnern kann. Und den Linoleum noch riecht, wenn man in Erinnerung darüber geht.
Schlechte Erinnerungen grausen mich auch - drum schreibe ich auch manche auf - sozusagen: ab in den Compu-Müll.
Nun habe ein schönes Wochenende und wieder bis demnächst
Liebe Grüße ins heimatliche Land
Dein Moni-Finchen
finchen die Zukunft? über die kann man nicht schreiben, die kann man nur zusammenreimen.
Doch Erinnerungen kann uns keiner nehmen und die bleiben stehen und verändern sich nicht.
Und wenn ich über Bäume, Häuser, Türen und Wege schreibe, dann ist das eine tiefe gebliebene Heimatliebe.
Und ich sehe mich nochmal als Kind auf den Bäumen sitzen.
Und wenn man von "schnelllebig" spricht - wir sind nur langssamer geworden - jedenfalls ist das mein Gefühl.Vielen Dank für Deinen Kommentar- war doch schon wieder eine Anregung drin! ätschibätsch....Du wirst es irgendwo in einer Geschichte von mir finden.
Ganz liebe Grüße und ein hoffentlich geruhsames Wochenende
Dein Moni-Finchen
Traute so ist der Gang der Welt. Manches mal sind wir Zeugen, wenn der Punkt erreicht ist und das wirft uns fast um.
Scheinbar sind diese Dinge, die wir vorfinden wenn wir auf die Welt kommen, ewig und ewig.
Doch dann müssen wir feststellen, das sie auch vergänglich sind wie wir nur einen anderen Rhythmus haben.
Ja und dann ändern sich auch ganz nebenher die Zeiten und die Vorlieben, so gar bei den Kindern.
Ich mochte auch Höhlen und war auf jedem Baum wie eine Katze.
Nun nur noch in Gedanken und langsam kommt das Staunen dazu, war das alles so und ich war das?
Ja und nun bin ichs immer noch und doch ganz anders. So geht es Dir liebes Finchen, wie ich hier lese.Geben wir uns dem Lauf der Welt freiwillig, denn wir müssen es so wie so.
Schön, wenn ich Deine Schnurren lese und mich mitten drin in meinem Leben finde. Es waren Paralelwelten.
Ein schönes Wochenende noch und ein paar goldene Herbsttage, die so gut zu uns passen,
mit freundlichen Grüßen,
Traute
floravonbistram das uns die Dinge, Erlebnisse, Bäume und Häuser der Kindheit so lieb macht?
Es sind die Erinnerungen, die sich darum ranken, denn je älter wir werden, ist das Erinnerungsfeld, unsere Vergangenheit größer als das Feld der Zukunft.Erinnerungen machen unser Leben aus, auch wenn wir bewusst im Heute leben.
Wäre es anders, würden wir Science Fiction schreiben.
Liebe Grüße
Flo

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