Do it yourself

---- Ein Mensch will einen Teppich legen
des Nutzens und der Schönheit wegen.
Der alte ist total zerfleddert,
verfärbt, verrutscht, verknautscht, verheddert.
„Do it yourself“ pflegt er zu sagen,
„wer etwas will, muss etwas wagen.
Es spart sich Ärger, Zeit und Geld,
wer keine Handwerker bestellt“.
Es schleicht sich, sagt man, wie allein,
auch ein Erfolgserlebnis ein,
das den, der Müh und Schweiß nicht scheut,
entschädigt, anspornt und erfreut.
Die Axt erspart den Zimmermann,
besonders, wenn man zimmern kann,
und ob man´s kann, erfährt man nie
allein durch pure Theorie;
Natürlich liegt da irgendwo
auch ein gewisses Risiko.
Das heißt, Skrupel herunterschlucken
und dreimal in die Hände spucken!
---- Allmählich fängt er richtig Feuer:
Heimwerkerei als Abenteuer.
Und irgendwie wird´s ihm schon glücken.
Er säbelt an den Teppichstücken,
damit die Riesenteppichmassen
im einzelnen zusammenpassen.
Zum Glück hat er ein scharfes Messer,
je schärfer, logisch!, umso besser.
Er schneidet, glättet, klebt und drückt,
er steht teils aufrecht, teils gebückt,
er plant und fummelt, schwitzt und bangt
und sieht sich schon ans Ziel gelangt.
---- Er freut sich und macht Zukunftspläne,
und eitel Freude ist die Szene.
Je mehr er fort- und vorwärtsschreitet,
wird er von Wohlgefühl begleitet.
Mit Herz und Hand ist er dabei.
---- Da plötzlich schrillt ein Schreckensschrei.
Blut rieselt hier und spritzt nach da.
Der Mensch ist einer Ohnmacht nah.
Am Boden liegt die Fingerkuppe
als Zusatz für die Erbsensuppe,
sofern er nicht zum Doktor geht,
der alles fein zusammennäht,
so dass er sich auf diese Art
sein Fingerspitzgefühl bewahrt.
Das dunkle, rote, warme Blut
schürt heißen Schmerz und kalte Wut,
doch Einsicht kommt, wie´s oft so geht,
sofern sie kommt, auch hier zu spät.
---- Der Mensch, Verlierer und nicht Sieger,
ist wenigstens ein bisschen klüger:
Ein Stück des Fingers ist entfernt,
jedoch er hat dazugelernt.
Zuweilen wird er ja erst schlauer
durch Schreck, Verluste, Schmerz und Trauer.


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Kommentare (14)

Tulpenbluete13


Lieber Silesio

es gibt nirgends so viel Heimwerker wie im Baumarkt..... Sie laufen ganz geschäftig und suchen sich das zusammen was sie glauben zu brauchen. So weit so gut....

E muß ja nicht immer so ausgehen wie in Deinem köstlichen Gedicht....

Übrigens auch im Baumart herrscht Emanzipation.Man sieht auch dort immer mehr Frauen....
..und ich denke nicht daß sie für ihre Männer einkaufen- oder was meinst Du?

Wenn man allein lebt tut man sich schon schwer wenn man nur ein Bild aufhängen will. Es ist keiner da zum Halten..ja und dann hängt es ganz schnell schief....lach.

Ich habe über Deine Verse gern und laut gelacht....

Einen schönen Gruß zum Abend
Angelika






 

silesio

@Tulpenbluete13  
Ohne Heimwerker könnten wir wohl alle einpacken, Die Handwerker sind ja kaum mehr zu bezahlen.
Sich die Haare selbst zu schneiden oder die Zähne selbst zu ziehen, mag jedem einzelnen überlassen bleiben. Aber wie schnell kannst du dir mit dem Hammer auf den Daumen schlagen, und der ist dann für Wochen nicht zu gebrauchen.

Lerge

Die Fingerkuppe abgehackt?
Ergebnis von 'nem Katarakt.

Den haste, hoff ich, hinter dir,
und deine Sicht ist crystal clear!!

Hoffe ich wenigstens!!!
Lerge


 

silesio

@Lerge
Die Operation am linken Auge war durchaus erfolgreich,
Was aus dem rechten Auge wird, dessen Verformung schon viel weiter fortgeschritten ist, muss noch besprochen werden
 

ehemaliges Mitglied


ach Christoph, da hast du sein begeistertes Vorankommen so brillant beschrieben und dann lässt du ihn kurz vorm Ziele gleich die ganze Fingerkuppe wegsäbeln  - 
du hättest dem Heimwerker seinen Sieg beim ersten Anlauf auch mal gönnen können.

Der Heimwerker leckt seine Wunden,
aber er bleibt dran,
lernt dazu und macht weiter,
bis umgesetzt ist der Plan.

Heimwerkerins Grüße
WurzelFluegel

 

silesio

@WurzelFluegel  
Der Heimwerker revanchiert sich  mit einem
kräftigen englischen Hello,
nicht etwa mit einem Düsseldorfer Helau.
Ein Experiment kann eben leider auch schief gehen
Christoph

Syrdal


Was hätt der Finger wohl mit Kuppe
künftig noch bewirken können,
nun sagt der Mensch: „Mir ist das schnuppe,
Fachleute werde ich mir gönnen!“

..recht so, meint
Syrdal

silesio

@Syrdal  
Feig-, Schwäch- und andere Linge scheuen Arbeit und Herausforderungen.
Ich nicht -
jedenfalls als ich jünger war

 

Syrdal

@silesio  

Von –lingen sprach der Syrdal nicht,
sondern alleine von den Klugen,
hat man vom Handwerk Ahnung nicht,
sollt man sich einen Fachmann suchen!

silesio

@Syrdal  
Werter Herr Syrdal,
jeder einzelne ist heute Fachmann auf irgendeinem Gebiet. Und sie sind, wie etwa die Fliesenleger, besonders teuer.
Aber ehrlich: Die Hoch-Zeiten meines Do it youurself sind auch vorüber.
Silesio

Syrdal

@silesio


Du bist ei n Fachmann auf der Kanzel,
ich auf ‘nem anderen Gebiet,
doch manches liegt bei uns im Nebel,
was and‘ren klar vor Augen liegt.

...gesteht mit Zwinkergruß

Syrdal 
 

silesio

@Syrdal  
Manchmal kann es in Hauen und Stechen ausarten, wenn 2 Experten auf verschiedenem Gebiet aufeinanderstoßen.
Das kann uns aber wohl nicht passieren: Dafür sind wir zu höflich

Syrdal

@silesio

Du sagst es… ich vernehme es gerne und bin mit Dir absolut kongruent. 

silesio

@Syrdal
Wer sagt´s denn? Können nicht auch alte Herren ganz vernünftig sein? Vielleicht gerade sie!


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