ein Motorradfahrer aus der DDR...... (1989)


...der sich über Ungarn zum "Westen" durchgeschlagen hatte.
Stocksteif und in Tränen aufgelöst, stand er mit seiner kaputten Maschine am Straßenrand.
Mitten in Oberbayern - nicht weit von uns.
Mein Sohn, ein passionierter Motorrad-Schrauber, hielt an.
"Bleib stehen- ich komme gleich zurück!"
Schnell nach Hause, Mutters Auto ausleihen, vom Nachbarn den Hänger holen und schon fuhr er zum unglücklichen "Ossi" zurück.
Das Sortieren fing jetzt an: Motorrad in die Werkstatt rein und aufgebockt, ich holte ihn in die Küche - iß erstmal was und trinke eine Tasse heißen Tee dazu.
Dann gehst Du ins Bad - ich lasse schon mal die Wanne ein.
Er wurde wieder auf Normalthemparatur gebracht.
Nach einer Stunde war er dann soweit, daß er nach seinem Motorrad fragte.
"Ich muß doch nach dem Schaden suchen"?
Ich schickte ihn zu meinem Sohn in die Werkstatt - und er stand ganz verblüfft in der Tür.
"Hast Du schon etwas gefunden, Du bist doch verrückt.............."?
Doch er hatte und wußte auch woran es lag.
Sohnemann schickte ihn ins Bett - bis morgen früh bin ich fertig!
Dann kannst Du weiterfahren.
Ganz verlegen saß er bei mir rum und erzählte mir, daß er zu seiner Tante nach Freiburg/Breisgau wollte.
Ohweia, noch ein langer Weg....
Straßenkarten wurden rausgekramt und nun sah er, wie er überhaupt zu fahren hatte.
Kein Wunder, an der Grenze endeten die Straßenkarten der DDR.
Ein Jubelschrei aus der Werkstatt - die Maschine läuft wieder - komm mit und schaue es dir an.
Hocherfreut und irritiert sprang er vom Sessel auf - meinem Sohn hinterher - ein Geknatter und Getöse - es war schon weit nach Mitternacht.
Freudestrahlend kam er zurück - was habe ich jetzt zu bezahlen?
Nichts, Du gehst jetzt ins Bett gleich nebenan und für morgen wünschen wir Dir eine gute Fahrt.
So, wie man es dem Schnarchen entnehmen konnte, ist er ganz schnell eingeschlafen.
Am Morgen weckte ich ihn auf, wir frühstückten noch zusammen, ich steckte ihm noch 10.-DM in seinen Campingsack und er fuhr los....
mit einem herzlichen Dankeschön .... drehte nochmal um und fragte:
Wo und bei wem bin ich eigentlich hier gelandet?
Ich schrieb ihm die Adresse auf.
Ein paar Tage später kam eine Postkarte aus Freiburg bei uns an.
Ja, die Anhaltiner müssen zusammen halten.....
mit einem anhaltinischen Gruß
euer Moni-Finchen

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Kommentare (4)

omasigi Liebes Finchen,
mit offenen Augen durch die Welt,
da sieht man wo es fehlt.
Prima, dass Dein Sohn gleich die Situation erkannt hat
und auch noch mit seinen Kenntnissen helfen konnte.
Solche spontane Begenungen bringt immer Freude in die
Herzen.
Ich denke, Du hast noch etliche solche Erlebnisse im
Hinterhalt.
Bin jett einfach gespannt auf das nächste lesevergnügen.
grüssle
Sigrid
Komet hier zeigst Du wieder Dein großes Herz.
So eine Hilfsbereitschaft erfährt man nicht alle Tage.
Hoffentlich hat der junge Mann noch lange daran gedacht.

Herzliche Grüße von Deiner Muldenfreundin.
ehemaliges Mitglied Es ist immer wieder schön,zu erfahren, wie viele gute Menschen
es doch gibt,auch wenn es oft anders erscheint.Ein schönes Wochenende wünscht Dir
mullemaus
Traute so sollten die Menschen einander beistehen, dann brauchte niemand in einer bewohnten Gegend zu fürchten, im Unglück oder Pech allein da zu stehen.
Ich selbst habe auch nur gute Erfahrungen gemacht, mit den Altbundis.Selbst unsere (durch den Zickelbart Ulbricht) so unbeliebte Aussprache des Sächsischen, stört wenig, wenn man sich näher kennenlernt.
Aber was ihr dem jungen Mann angetan habt war etwas mehr als die Hilfsbereitschaft erfordert, da steckte eine große Portion Herz dahinter und wie die Mutter so der Sohn. Der und seine Familie werden das, ihr Leben-lang nicht
vergessen.
Ein wahre Begebenheit, die zum Einigungsfeiertag gut gepasst hätte.
Danke Finchen. Bleiben wir schön gastfreundlich und hilfsbereit.
Mit Beifallgrüßen zu Dir,
grüßt Traute
Traute2012(Traute)


Als Prämie für gute Taten ein Blumenstraußbild für Finchen

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