Fee Lavendelchen und ihre Freunde


Fee Lavendelchen und ihre Freunde

Kapitel 3. Der Buchbaum

Darinka  schob vorsichtig die Zweige der Büsche weg, die das Loch im Zaun bedeckten, ließ Toscha vor und kletterte dann auch hinein. Kap flog vom Berg über den hohen Zaun. Die Freunde fanden sich auf dem Gelände des Kinderzentrums ein. Das alte Gebäude, der Park, der Strand und ein Stück vom Meer — dieser Ort war schon immer beliebt und ein Favorit für Darinka und ihre Freunde. Früher besuchten sie hier AGs, lagen im Sommer am Strand in der Sonne, badeten. Dann unterhielten sie sich in einer Laube tief im Park über alles auf der Welt und träumten von der Zukunft. Aber jetzt ist auch das Kinderzentrum fremd geworden mit einer dreifarbigen Fahne an der Fassade, mit fremden Erziehern und mit den groben Wachmännern am Eingang.
Es gab jedoch noch eine Stelle im Park, die nahe und verwandt war. Vor einigen Jahren pflanzten die Freunde hier den Samen einer ungewöhnlichen Frucht, aus der ein magischer Buchbaum groß wurde. Es wuchs am Ende des Parks am Zaun, hinter dichten Büschen und hohen Bäumen. Selbst ein Gärtner ist hier nie aufgetaucht. Der Baum war hoch, dicht, mit einem dicken und starken Stamm. Darinka näherte sich der erstaunlichen Pflanze, und der hüpfende Tosha begrüßte bereits Christina und Dmitrik. Darinka lernte  das grünäugige, rothaarige Lachmädchen in der Bibliothek kennen. Christina liebt es, Bücher über Tiere  zu lesen. Ihr kleiner  Bruder, ernst und ruhig, mag lieber das Lesen der Bücher über Reisen  und  Reisende.
Kap kreiste über dem Baum. An den starken Zweigen glänzten dunkelgrüne, dicke Blätter in der Sonne und es hingen seltsame rechteckige Knospen und Früchte. Sie waren in verschiedenen Farben und Größen: die einen als Streichholzschachteln, die anderen als Notizbücher oder Smartphones und ein paar als  Tablets oder  Schachteln mit Süßigkeiten.
“Hallo, Christina! Hallo, Dmitrik!  Sind Lenara und Rustem noch nicht gekommen?”
“Nein, aus irgendeinem Grund sind sie heute zu spät. Schaut, wie viele neue Bücher reif sind!”  Christina streichelte die grüne Oberfläche eines der Bücher mit der Hand.  “Es ist stickig heiß, der Baum muss gegossen werden. Aber warte, Kap, wir  sammeln zuerst die reifen Bücher.”
Die Kinder rissen etwa ein Dutzend Bücher vom Baum, deren grüne Hülle bereits zu knacken begann, und stapelten sie in der Nähe auf dem Rasen.
“Jetzt kannst du gießen!” rief  Christina Kap.
Kühle Tropfen fegten über die Blätter und grünen Früchte, in denen sich zukünftige Bücher versteckten und wuschen sie sauber von dem grauem Staub. Die Zweige des Buchbaums stiegen nach oben, die Blätter wurden glänzend und hellgrün. Auch die Kinder und der Hund ließen sich bei dem  kühlem Regen ein wenig erfrischen.
“Welche Bücher sind da gereift? Mal sehen!” Darinka nahm den Stapel der Früchte des magischen Baumes in die Hände und ging zu der Bank, die sie einst unter einer verzweigten Platane aufgestellt hatten.
Christina und Dmitrik nahmen die restlichen Bücher auf und schlossen sich ihrer Freundin an. Sie befreiten die Bücher von den grünen Hüllen  und  betrachteten mit Interesse die Erweiterung ihrer Bibliothek. Die Bücher waren in zwei Sprachen – ihrer  melodischen und wohlklingenden Muttersprache und der Sprache von Lenara und Rustem, also der Sprache der Ureinwohner der Sonnigen Halbinsel.
“Oh, wie interessant!”
“Schaut die Bilder an!”
“Und dieses da ist über Piraten!”
“Und da sind Märchen!”
“Und Tiergeschichten!”
“Und meine geliebte Fantasy!”
” Hier sind die Legenden der Sonnigen Halbinsel!”
” Und hier ist noch…”
In den Büschen hörte man ein Rascheln, und die Zwillinge Lenara und Rustem erschienen, Darinkas Klassenkameraden und treue Freunde der ganzen Gesellschaft. Sie waren die besten Sportler der Klasse. Immer munter und fröhlich, heute sahen Bruder und Schwester ernst und besorgt aus.


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