sonntags und Modder-Pfützen


es war Sonntag und bei uns so üblich, daß man die Sonntagskleidung anzog.
Das Ritual begann um 7 Uhr - erst in den Hühnerstall, dann die Asche aus dem Backofen raus, ab in die Badewanne und danach in die frischen Sonntagsklamotten schlüpfen und frisch poliert am Frühstückstisch zu sitzen.
Aufgewärmte heiße Brötchen, ein gekochtes Ei und reichlich Marmelade, natürlich selbstgemacht.
Der Tagesplan wurde besprochen und was noch zu erledigen war. Vater meinte, er müßte unbedingt in den Garten um irgendwelche Pflanzen wieder hochzubinden, da es über Nacht stark geregnet hatte. Das sah man auch an der Straße, die aus einer Seenlandschaft bestand.
Na gut, ich ging mit raus, in meinem blauen Sommerkleid mit weißen Tupfen.
Innerlich hörte ich schon meine Mutti rufen: zieh dich um!
Ach, ich tue doch nichts, ich schaue nur zu.
Ich ging also auf die Straße, nur um zu schauen und sah auf einmal meine Spielkameraden auf der Straße und ging näher hin. Die spielten Steine "knätschen" in der größten Pfütze. Und darin war ich eine Meisterin - ich konnte immer zielsicher treffen. Und wie es sich so ergab, war ich nach langen Überwindungssekunden sofort dabei, als die Mädchen am Verlieren waren.
Wir wendeten das Blatt und die Jungens wurden immer wilder mit ihren Würfen und es spritzte und platschte. Das macht ja nichts, ich stehe weit genug weg - bis ich bemerkte, daß mir mein Ring, den ich immer sonntags trug, vom Finger gerutscht sein mußte.
Stopp, alle Mann den Ring suchen. Ein silberner mit blauen Stein. Und nicht zu viel hin und herlaufen.
Man ging auf die Knie und taste sich vorsichtig durch den Matsch bis zur Pfütze hin.
Mit Feingefühl tastete man darin rum, bis einer auf die Idee kam, die Pfütze trocken zu legen. Wir kratzten einen Abflußkanal zum Fußweg hin, das reichte aber nicht. Der Rest wurde mit den Händen rausgeschaufelt und nun kramte jeder in dem Modder rum. Ohne Erfolg.
Der Ring war weg und wir sahen aus wie die
Schweine in Sonntagsgarnitur.
Auweiha - was machen wir jetzt?
Wir mußten sowieso nach Hause - ich wohnte im letzten Haus dieser Straße und hörte hinter mir schon die elterlichen Worte und das Gekreische...........oh nee, ich gehe erst zum Wasserhahn im Garten- ach nee das geht ja nicht, da ist ja Vater. Ich schlich mich durch die Hintertür ins Haus und hoffte, Mutti nicht zu begegnen. Das klappte auch bis zum Badezimmer und oh Schreck, da saß sie in der Wanne drin. Ein Blick und keine Worte und ein Jubelgefühl in mir: ich sah den Ring auf dem Waschbecken liegen!
Ich hörte sie nur sagen: zieh dich aus und wasch dich - heute gehst du nicht mehr aus dem Haus.
Es war doch nur wegen dem Ring, lispelte ich leise, doch es gab kein Pardon. Ich zog mich aus und wusch mich, zog mir andere Klamotten an und verschanzte mich in meinem Zimmer.
Zum Essen wurde ich gerufen und dachte nur daran: wer versorgt dann heute die Hühner?
Ich sah in Vaters Gesicht und vernahm ein Schmunzeln in seinen Augen, ich glaube, der konnte Gedanken lesen.
Und irgendwann kamen die erlösenden Worte: Moni, du mußt noch Rübenblätter für die Hühner holen!
Und draußen war ich----------------
aber abseits von jeder Modderpfütze - nur in der Pampe von dem Rübenacker drin.
Aber das machte ja nichts.

mit lieben Gruß
das Moni-Finchen

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Kommentare (4)

finchen nee Prügel gab es nicht, nur strafende Blicke und kurze Befehle und ein Schweigen.
Und das war schon genug...........denn Schweigen konnte ich nicht. Durch mein Geplapper hat sich das auch immer schnell wieder eingerenkt. Und endete im Lachen.
Und nun endet es im Schreiben - ach was für ein Spass!
Wenn es doch bloß einen Gulli gegeben hätte, dann hätte ich den verantwortlich gemacht.
Auf in die Matschpampen - Generation...
liebe Grüße
Dein Moni-Finchen
nixe44 oder der Mohrenkopf aus unserer Straße.
Nach einem heftigen Gewitterguss bauten wir in unserer abschüssigen Straße Wasserkanäle.
Wessen Kanal am tiefsten war, hatte gewonnen.
Nun wurde gemessen, nicht etwa mit einem Stock, das war zu einfach.
Ich legte mich in meinen gebauten Schlammkanal, nur die Nasenspitze guckte raus und ging als Sieger hervor.
Nach der Siegerehrung ging ich, so schwarz wie ich war, nach Hause zum Waschen.
Meine Mutter begegnete ich schon im Hausflur, weiter kam ich nicht.
Sie holte aus, doch wohin, ich war ja rundum schlammig.
Zur Strafe mußte ich in meinem Schornsteinfegerkostüm ins nächste Schwimmbad gehen(10 Gehminuten), denn eine Dusche hatten wir nicht.
Die Prügel bekam ich hinterher.
Lieben Gruß
Monika
finchen ich glaube, wir beide hätten sechs Jungens abgegeben. Niederlagen gibt es nicht - nur manchmal kleine Pleiten. Jedenfalls habe ich herzlich gelacht, als ich Deinen Kommentar gelesen habe. Ich glaube, wir sind uns einig - was nicht paßt, wird passend gemacht.
Lachende Grüße an Dich
Dein Moni-Finchen
Traute Ach jeminee, kann ich mit Dir fühlen! Wie Du es den Jungen zeigen wolltest, dass die Mädchen keine Zimperliesen sind!Ich wäre sofort auf Deiner Seite gewesen und wir hätten es geschafft
Bei mir hieß es auch immer an Traute sind 2 Jungens verloren gegangen.Meine Kleider, oh weh! Da sagte meine Stiefmutter; ein Sack, zwei Löcher als Ärmel und in zwei Tagen ist auch der geschafft.Ich war auf jedem Baum...
Ist es nicht ein Segen, die Erinnerung, in unserem Alter ein unendliches Feld. Wühle tüchtig rum und amüsiere uns. Manchesmal genügt ein "Stichwort" und eine verschlossene Schieblade springt auf!
Mach weiter, es war ja unser Alltagsleben, mich freut es immer wieder, auch Deine besondere Art, Dein Schreibstil.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute

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