Wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden.



Wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden...

Eine Norwegerin bereiste das Sudetenland und stiess allenthalben
auf mutwillige Zerstörung_____________________________
Sudetendeutsche Zeitung vom 8.Mai 1998


Den folgenden Brief erhielt die SZ vor etlichen Wochen. Er stammt aus der Feder von Anna Duus, einer 1930 in Bergen geborenen Norwegerin, die seit einiger Zeit bei ihrem aus Hannover stammenden Partner in Niederbayern lebt.

Bemerkenswert an diesem Schreiben ist neben seinen Aussagen, dass es von einer Nichtsudetendeutschen kommt, einer Norwegerin, die damit sicherlich mehr Kenntnisse über das Sudetenland unter Beweis stellt als so mancher, der im Auswärtigen Amt mit dem Thema Tschechische Republik befasst ist.

"Ich möchte Ihnen unsere Eindrücke aus einem fremden, früher deutschen Land schildern. Gemeint ist das jetzt tschechische Sudetenland. Ich selbst habe immer sehr viel Interesse gehabt, Kirchen und Friedhöfe zu besuchen, und so kam es, daß wir auf einer Reise durch dieses Land auch sudetendeutsche Kirchen und Friedhöfe besuchen wollten: Wir erlitten einen Schock, die vielen verwüsteten Gräber liegen zu sehen, mit zerschlagenen Grabkreuzen, ausgemeißelten Grabfotos, zerschlagenen Grabsteinen, total verwüsteten; früher wunderschönen Wallfahrtskirchen, die oft jahrhundertelang Sammlungsstelle für Christen aus der ganzen Welt waren.
Heute liegen diese großen christlichen Baudenkmäler nur da, als immer weiter verfallende Ruinen. Das gilt natürlich auch für viele andere, einst prächtige Kirchen im früheren Kulturland, die in ihrer Mehrheit seit Jahrzehnten dem Gottesdienst entfremdet sind, zugesperrt, verwahrlost, verödet. Wer sollte da auch hineingehen? Die ursprünglichen Gläubigen wurden ermordet oder vertrieben Jetzt wohnen ringsum nur noch fremde Menschen.

Wir, mein Partner und ich, haben bis heute über 85 Orte im früher deutsch besiedelten Land besucht und dort überall die Taten der jetzigen Einwohner in etwa 2000 Fotos dokumentiert.
Bis zum heutigen Tag ist es uns nicht gelungen, einen einzigen - rein sudetendeutschen - Friedhof noch gut erhalten zu finden. Alle waren von den neuen Herren verwüstet und zum Teil mit Traktoren planiert worden.Und das nicht nur vor 50 Jahren oder unter den Kommunisten, sondern gestern und heute.
Es kann daneben das eine oder andere bessere Grab mit Blumen und Kerzen geben - das wurde aber dann von deutschen Verwandten des Toten provisorisch wieder hergerichtet. Das sind nur sehr wenige im ganzen Land.
Wir haben mit durch Zufall dagebliebenen Deutschen auf einem, von ihnen mühselig wieder etwas hergerichteten, Friedhof gesprochen. Sie haben uns berichtet, daß sie im vorigen Jahr im tiefen Wald, unweit des von Tschechen umgepflügten und eingeebneten ehemaligen deutschen Friedhofs, einige der dorthin gehörenden alten Grabsteine wieder aufgefunden und zusammen mit deutschen Freunden unter größten Mühen an ihren alten Platz im ehemaligen Friedhofsgelände zurückgeschafft haben. So hatten sie dem von den Nun-Einwohnern barbarisch verwüsteten Friedhof am Wald wieder etwas Form gegeben.
In dieser Art ist auf manchen sudetendeutschen Friedhöfen durch die Initiative einzelner Deutscher ähnliches gemacht worden. Die jetzt dort Ansässigen haben dafür keine Hand gekrümmt.
Es kann heute Leute geben, auch in Bonn, Berlin und München, die meinen, dies sei alles irendwann vor 50 Jahren geschehen und solle daher verjährt sein. Wir haben aber nun manchmal Riesenhäufen von alten deutschen Grabsteinen und Kreuzen, oft über andere wertvolle deutsche Gräber geworfen, gefunden, das lag keineswegs - der fehlenden Verwitterung nach - seit Jahrzehnten so da. Nein, das und noch viel mehr mußte vor kurzer Zeit gemacht worden sein.
Das gilt auch für die umgestürzten Grabsteine, auf denen Lagerfeuer entzündet, auf die die Notdurft verrichtet wurde - sie lagen keine 50 Jahre so auf der Erde. Ebenso fanden wir noch aufrechtstehende deutsche Grabsteine, die aber von hinten mit großen roten Kreuzen beschmiert waren - Markierungen für den Abtransport zur Schutthalde.
In Norwegen, wo ich herkomme, ist es üblich, Schafe so anzustreichen, bevor sie zur Schlachtbank geführt werden.
Wir haben auch frisch umgesägte, dicke, knorrige Bäume gesehen und fotografiert die brutal quer über wertvolle deutsche Marmorgräber geworfen worden waren. Wir haben oft kaputtgeschlagene Grabsteine gesehen, wo wir nur mit größter Mühe lesen konnten, aus welchem Haus die Toten kamen, und wo sie früher wohnten.
Wir haben dann versucht, diese früheren Häuser zu finden, aber was wir fanden, waren meist Ruinen. Ich sage Ihnen, so was macht einen gewaltigen Eindruck - zuerst sieht man ihre kaputtgeschlagenen Gräber, dann ihre in Rumen liegenden Heime. Heime, in denen diese armen Leute gelebt haben, gelebt wie Sie und ich, wo sie vielleicht ein Leben lang Freud und Leid erlebt haben.
Und auch die Kirchen, in die sie sonntags gingen, in denen sie heirateten, ihre Kinder tauften - sie sind entweiht, verödet, ruiniert; versperrt.
In manchen Orten gibt es gar keine Christen mehr.
Wir haben auch viele Kindergräber gesehen, zerschlagen zwischen Unkraut, die Kinderfotos an den Grabsteinen oft zur Hälfte ausgekratzt. Dies ist bestimmt nicht vor Jahrzehnten geschehen, das geschieht bis heute noch.
Und oft hatten wir den Eindruck, diese geschändeten Kinder würden uns Heutigen die Frage stellen: Was haben wir kleinen, toten Kinder für ein Verbrechen an den Tschechen begangen, daß wir nicht mal unsere Ruhe in unseren Gräbern haben können?
Die Antwort auf diese Frage ist: Sie waren deutsch geboren ...
Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß es einen gewaltigen Eindruck auf uns macht, wenn wir diese Kindergräber zertrümmert und zerstört vorfinden, mit Fotos dieser Kinder, die Gesichter fast ausgekratzt.
Das alles geschah nicht nur vor Jahrzehnten, es geschieht noch heute - es geschieht in jenen Jahren, in denen die europäischen Länder und voran Deutschland und Osterreich die Tschechen zum EU-Beitritt einladen.
In allen Orten, in denen wir gewesen sind, haben wir keinen einzigen deutschen Soldatenfriedhof gefunden. Es hat nie welche gegeben, oder sie wurden, wie der symbolische Friedhof deutscher Soldaten aus dem 2. Weltkrieg in Promenhof, dem Verfall und der Verödung überlassen.
In Norwegen gibt es viele deutsche Soldatenfriedhöfe. Nach 1945 gab es keinen einzigen Kratzer an diesen Gräbern. Auch die Norweger hatten den Krieg ganz nah erlebt, aber die Norweger haben Respekt vor Kirchen und vor den Toten in ihren Gräbern, denn die Norweger sind Menschen mit Kultur, keine Tschechen.
Daher wollen sie auch nicht in die EU, wenn darin tschechische Friedhofsschänder aufgenommen werden. Ich kann nur den Rat geben, eine Reise zu den Wallfahrtskirchen, Dörfern und Friedhöfen zu unternehmen - etwa jenen im ehemaligen Egerland, - so zum Beispiel das Dorf Elsch südlich von Mies. Es ist total verwüstet, durch die hinter hohem Gebüsch verborgene Ruine der Kirche pfeift der Wind.
Sehr schlimm ist es auch im Bereich der Wallfahrtskirche St. Anna bei Bischofteinitz, da ist man von unheimlichen Ruinen umgeben.
Schreckliches findet sich in der Ruine von St. Barbara bei Sekaschen, - in den ehemaligen Kirchen von Hohenzetlisch, Kscheutz und Schüttwa.
Oder die unheimliche Ruine der Dorfkirche von Neuhäusl bei Rosshaupt - sie steht heute mitten im Wald, umgeben von noch nicht einmal den Resten der einstigen Häuser.
Eine tote Allee führt zu einem gespenstischen, ehemals ebenfalls total verwusteten, Friedhof. Daß er nicht heute noch so daliegt, hat er den früheren deutschen Bewohnern von Neuhäusl zu verdanken, die die umgestürzten Grabsteine mühsam wieder aufrichteten und das Gelände von einem deutschen Pfarrer im Jahr 1993 wieder weihen ließen.

Leider verfällt das ganze inzwischen wieder, weil ringsum keine Menschen mehr wohnen, die einen Bezug dazu hätten - nur Tschechen und Rumänen.

Es gibt im Sudetenland noch hunderte weiterer Beispiele für die Schändung und Ruinierung von Kirchen, Dörfern und Friedhöfen. So sind etwa sehr viele einst schöne Wallfahrtskirchen nur noch Ruinen. Sie sind es in fünf Jahrzehnten geworden - durch Verwahrlosung und Mißachtung nach der völkerrechtswidngen Vertreibung der Deutschen.
Die Wallfahrtskirche Maria Schnee bei Reichenau a.d.M. war bis 1990 eine totale Ruine, der Turm wurde von den kommunistischen Grenztruppen als Wachtturm benutzt, die wunderschöne Marienstatue wurde von den Soldaten mit Bajonetten fast völlig entstellt und zerstört und nachher in ein Gebüsch geworfen. Dank eines noch gebliebenen Deutschen, der in der Ruine aufräumen wollte, fand sich die Statue in den Brennesseln wieder, und mit Hilfe eines Freundes konnte er Nachts - in einem Augenblick, als die Wachttruppen in der Kantine waren - die schwere Last auf einem Fuhrwerk in das nächste Dorf bringen und sie dort verstecken.
Ich persönlich glaube nicht, daß es bei den Tschechen den Willen gibt, all diese zerschlagenen Gräber, Friedhöfe, Kirchen und Dörfer wiederherzustellen, denn sehr viele sudetendeutsche Gräber wurden ja schon längst von den Tschechen übernommen aber nicht nur die Grabstellen, nein, vielfach auch die Grabsteine.
Wir haben in den früheren deutschen Friedhöfen große Wiesen gesehen - ehemals deutsche Gräberfelder, von den Tschechen plattgemacht.
Aber wir haben auch frühere deutsche Grabmäler gesehen, wo die Tschechen auch diese übernommen haben - einfach nur eine schwarze Platte mit den tschechischen Namen oben und die alte, ursprünglich deutsche, Inschrift unten: RUHE SANFT.

Oder wir haben gesehen und fotografiert: Tschechenname oben und eine teilweise zersplitterte und ausgekratzte deutsche Inschrift unten: FAM ... Ml.I...
Dies kann alles durch unsere Fotos dokumentiert werden, und diese Leichenfledderei fand nicht vor Jahrzehnten statt, das war, den Spuren nach, in den letzten Jahren.
Ich selbst, geboren in Norwegen, finde, man kann nicht das Verhalten der Tschechen nach 1945 bis heute nun wegen der Aufnahme in die EU vertuschen. Da gibt es die Greueltaten der "Partisanen”, unter anderem im Lager Bory bei Pilsen, wo viele Kinder einen barbarischen Tod fanden. Ihre Knochen wurden zertrümmert, bevor sie in einem Krematorium landeten und danach verscharrt wurden Im Massengrab in Pilsen - ohne Namen.
Da gibt es den Überfall auf deutsche Zivilisten auf der Elbbrücke von Aussig, der hunderten von Menschen, darunter auch viele Kinder; das Leben kostete. Danach wurden ihre Leichen in den Strom geworfen. So was soll nicht ungesühnt bleiben auch das nicht, daß 241000 Sudetendeutsche durch die Tschechen sterben mußten.
Heute wollen die Leute in Bonn, Berlin und Wien einen schönen rosaroten Teppich über all diese Greueltaten legen - auch über die zerstörten Dörfer, die entweihten, geschändeten Kirchen, die zerschlagenen Gräber. Ich meine, die nachlebenden Henker und Schänder der Tschechen, die all dies Furchtbare angerichtet haben, gehören vor das Gericht in Den Haag und müssen bestraft werden, egal, wie alt sie heute sind.

Wie kann man eine Unterzeichnung von seiten der Deutschen machen, wie kann man sich mit Schändern und Mördern und Leichenfledderern versöhnen, mit Leuten, unter denen es Typen gibt wie den Abgeordneten Miroslav Sladek, der sich noch 1997 erlaubte zu sagen: "Wir können nur bedauern, daß wir zu wenige Deutsche getötet haben. Hätten wir sie alle getötet, so wäre heute Ruhe.”

Sicher - dieser Mann ist inzwischen verhaftet worden, wurde aber von seinen (heimlichen) Gesinnungsgenossen alsbald wieder freigelassen.
In jedem zivilisierten Land, etwa in Norwegen, ist Grabschändung Kirchenschändung, Friedhofsentweihung und Vandalismus ein Verbrechen, - in Tschechien, getreu der Benesch-Doktrin, aber offenbar dann nicht, wenn sich die kulturfeindlichen Maßnahmen gegen deutsche Tote, deutsche Gräber, deutsche Friedhöfe, deutsche Kirchen; deutsche Dörfer richten.
Und dieses Land möchte nun mit wohlwollender deutscher und österreichischer Unterstützung in die EU aufgenommen werden!
Wir setzen unsere.Forschungen weiter fort - bisher aber immer nur auf eigene Rechnung, und unsere Mittel sind sehr begrenzt.

Wieviel mehr könnten wir erkunden, wenn wir von den entsprechenden Organisationen ideell und finanziell gefördert würden!

Schließlich ist unsere Arbeit ja im Dienste und im Sinne aller, zu Unrecht ihrer Heimat und ihrer Toten beraubten, Menschen.
Anna Duus

(Anna Duus war meine damalige Begleiterin bei unseren Reisen in das sudetendeutsche Gebiet). Ich bringe diesen Artikel aus der "Sudentendeutschen Zeitung" hier mit ihrer Erlaubnis. bernhard)





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Kommentare (2)

tilli Lieber Bernhard !
Diese Geschichte war damals ,und wird immer im Gedächtnis der Menschen verweilen, die es erleben mussten.
Alles was in diesen Jahren passiert ist,schuldig ist der Krieg. Im jeden Land, wo er getobt hat, sind Opfer gewesen.Solche Zeit sollte im unseren Leben schon nicht mehr geben.
Jetzt sterben Menschen weiter,weil es viele nicht verstehen wollen,das die Naturkatastropfen schon so viele Opfer fordern. Doch weiter ist Afganistan,Irak usw,usw.
So schauen alle zu, die Mütter werden weiter um ihre Söhne bangen.
Du schreibst deine Erinnerungen, das ist gut. Die Seele wird leichter.
Aber unsere Welt - frage ich - wird sie jemals ohne Gewalt leben ?
Grüße Tilli
Medea diesen Brief, von einer Norwegerin geschrieben,
zu lesen. Da kommen alte Erinnerungen wieder hoch -
der jüngste Bruder meines Vater, Manfred, 17 Jahre
alt, ist von Tschechen erschlagen worden.


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