Aktuelle Themen Die Rentenkorrektur

arno
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von arno
als Antwort auf senhora vom 12.08.2010, 07:21:07
Hallo, senhora,

die Diskussion um den Renteneintritt verschleiert in der Tat
ein anderes sehr viel schwierigeres Problem.
Der Wirtschaft laufen die Arbeitsplätze davon!

Der stetige Arbeitsplatzverlust ist seit ca. 40 Jahren bekannt
und war auch im St-Forum sehr oft Thema.
Technischer Fortschritt, Rationalisierung, Computerprogramme,
Produktion mit Roboter, Globalisierung, wissenschaftliche Forschung, Produktion in Billigländer, Erpressung sehr armer Länder, usw.,usw. sind die Mittel, deren Ursache die wirtschaftliche Gier nach noch mehr Rendite ist!

Eine Antwort auf dieses Problem haben die Politiker
mit ihren wissenschaftlichen Beratern gefunden:
Dumpinglöhne, Zeitarbeit, Vermeidung von Mindeslöhnen,
Produktion im Ausland, Reduzierung des Kündigungsschutzes,
Flexibilisierung des Arbeitsplatzes und viele weitere Gemeinheiten!
Und jetzt will man den künftigen Rentnern viel weniger
Rente zugestehen!

Das nenne ich eine verkorkste Sozialpolitik !

Leider muß ich jetzt Schluß machen, weil wir eine Fahrradtour
am Niederrhein machen wollen.

Viele Grüße
arno
clara
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Mitglied

Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von clara
als Antwort auf urmelviech vom 12.08.2010, 06:50:14


Sesselfortzer und Beamte !

Urmel, zu den Beamten zählen ja auch die Lehrer. In Bayern waren es 2004 35%, die vorzeitig in Pension gingen. Teilweise wurde dies von den Kultusministerien ermöglicht, nicht zuletzt, um jungen Kräften einen Job zu bieten (meist im Angestelltenverhältnis).
Über Gründe für Frühpensionierungen bei diesem Teil der Beamtenschaft kannst Du Dich hier informieren:

http://www.sueddeutsche.de/karriere/lehrer-schule-macht-krank-1.561775

Clara
Mitglied_5ccaf87
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 11.08.2010, 16:11:31
Renteneintrittsalter und Privatrente kann man alles in einem Topf werfen. Die Rente ist nicht abhängig von der Bevölkerungsstruktur, sondern von der Arbeitsproduktivität. Diese ist in Deutschland besonders hoch und bei einer halbwegs gerechten Verteilung des Bruttosozialproduktes wäre das keiner Diskussion würdig. Für mich erscheint das Ganze wie eine Hetzkampagne gegen die Menschen, welche diesen Staat mit ihren Händen aufgebaut haben. Dabei wird den Jungen eingebläut, wie dumm sie doch eigentlich sind, wenn sie die Menschen die sie in die Welt gesetzt und diese Gesellschaft errichtet haben, jetzt solidarische Hilfe leisten.

Eigentlich sind diese Gedankengänge völlig absurd, wenn man bedenkt, auf was wir die ältere Generation alles verzichtet haben, um unseren Kindern und Enkeln eine ordentliche Erziehung und Ausbildung und damit letztlich diese Arbeitsproduktivität zu ermöglichen. Wir haben doch unsere Kinder auch nicht in die Babyklappe gesteckt oder irgendwo ausgesetzt und den Rest irgend einer Wohlfahrts-Institution überlassen.

Aber genau das ist Inhalt des Generationsvertrages. Die mittlere Generation hat sich seit Menschengedenken, um ihre Vorfahren und Nachkommen gekümmert. Anders wäre diese menschliche Zivilisation nie entstanden. Wer den Generationsvertrag in Frage stellt, stellt auch die Zivilisation in Frage. Wollen wir doch mal ehrlich sein: In Frage stellen den Generationsvertrag nur die Menschen, welche sich keine Gedanken um ihr Einkommen im Alter machen müssen und sich selbst Leistungsträger der Gesellschaft betiteln.

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olga64
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 11.08.2010, 18:45:25
Clara, jetzt schreien wieder jetzige Rentner auf, die dies alles nicht mehr betreffen wird. Ich denke, es wäre schon viel geholfen,wenn endlich das Renteneintrittsalter 65 Jahre erfüllt würde - was ja nach wie vor nicht der Fall ist, da sich die meisten Rentner schon lange vorher aus dem Erwerbsleben verabschieden.
Es sollte auch jedem einleuchten, dass weniger Geburten weniger Arbeitnehmer bedeutet und diese bei steigender Lebenserwartung.
Als diese bei ca 70 Jahren lag, bedeutete es Rentenzahlungen für maximal 10 Jahre; heute liegt die Dauer bei bis zu 25 Jahren.

Wenn Deutschland wirtschaftlich nicht völlig hinter China und Indien verlorengehen möchte und völlig zahlungsunfähig wird, was unseren überbordenden Sozialhaushalt anbelangt, muss unser geburtenarmes Land eben den Zugzug anderer Nationen forcieren; wie schon gesagt - es ist dann immer noch zweifelhaft, ob diese Menschen überhaupt zu uns kommen möchte, da sie hier grössere (Sprach)-Probleme vorfinden als z.B. in USA und UK (wo sie ja ebenfalls gesucht werden).
Übrigens auch diese Menschen, gut ausgebildet = höheres Gehalt, würden in unsere Sozialkassen einzahlen und Steuern entrichten.
Olga
clara
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 12.08.2010, 16:06:33
In diesen Dingen kann ich nur als völliger Laie sprechen. Aber ich denke, die Folge von weniger Geburten ist doch auch geringerer Bedarf an Arbeitsplätzen, vereinfacht gesagt, wer nicht da ist, braucht auch keinen Arbeitsplatz. Irgendwie gleicht sich doch alles wieder aus, oder?
Erhöhung des Rentenalters findet ja in allen europäischen Ländern statt, selbst die Franzosen mussten sich von ihrem enorm frühen verabschieden.

Clara
olga64
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 12.08.2010, 16:52:40
Clara - wenn weniger Kinder geboren werden (dies ist ja schon seit den 70er Jahren der Fall), gibt es weniger "Humankapital" (= Arbeitnehmer). Viele junge Leute fallen ja leider sowieso aus, da sie ohne Schul- oder Berufsabschluss sind.
Die Industrie braucht jedoch - höherqualifizierte - Arbeitskräfte genau wie die Allgemeinheit: weniger Arbeitslohn beziehende Menschen füttern die Sozial- und Steuerkassen auch weniger - all dies führt dann zur verminderten Zahlungsfähigkeit unseres Staates, der wir ja alle sind.
Und im Vergleich zu Milliardenvölkern wie China und Indien, wo es immer mehr Menschen mit sehr guter beruflicher Ausbildung gibt, jedoch keine staatliche, soziale Sicherheit wie bei uns (die wir hier mit wenigen Staaten eine grosse Ausnahme bilden) werden uns dann überrollen - vereinfacht gesagt: all das produzieren, wozu wir nicht mehr in der Lage sind, weil uns Arbeitnehmer fehlen. Das Ausmass werden wir in unserer Altersgruppe sicher nicht mehr erleben; aber da ja viele ältere Menschen auch Kinder und Enkel haben, sollten sie daran denken, welche Welt sie diesen überlassen. Olga

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clara
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 12.08.2010, 16:58:30
Dann ist es aber sehr schade, wenn der Staat diese höherqualifizierten Arbeitnehmer nicht stärker fördert. Nicht umsonst wandern ja viele Nachwuchswissenschaftler z. B. in die USA aus, wo sie ideale Arbeitsbedingungen bei sehr guter Bezahlung bekommen. Ähnlich ist es mit der Schweiz oder auch den Skandinavischen Ländern, in denen qualifizierte Facharbeiter aus Deutschland gefragt sind.
Erwiesen ist auch, dass mit der persönlichen Zufriedenheit im Berufsleben das persönliche Renteneintrittsalter steigt.

Clara
olga64
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 12.08.2010, 17:10:54
Es wandern junge Menschen aus - so soll das auch sein; damit erweitern sie ihren Horizont und ihre Sprachkenntnisse.
Sie kehren aber auch wieder zurück - insbesondere aus den USA. In Europa ist ein Verbleiben ja einfacher, da man hier immer in längstens 2 Flugstunden die Heimat wieder besuchen kann.
Vielen glauben auch, unser Land verlassen zu wollen, weil sie evtl. woanders weniger Steuern und Sozialabgaben bezahlen müssen (z.B. Schweiz); auf Schweden trifft dies sicher nicht zu. Das ist persönliche Unanständigkeit, wie ich finde: solche Menschen lassen sich vom deutschen Steuerzahler ihre Schul- und Universitätsausbildung bezahlen und hauen dann ab, wenn endlich mit ca 30 Jahren Geld in die Kasse kommt.

Ich spreche nicht von den TV-Leuten, ehemals ohne Beruf usw., die ihr "Glück" in Spanien versuchen und sehr, sehr oft Schiffbruch erleiden. Die waren ja auch die ersten, die ihren job verloren, als es den dortigen Unternehmen sehr schlecht ging.
Und Förderung findet bei uns schon statt - immerhin sind unsere Unis nach wie vor sehr billig (im Gegensatz zu USA, wo sie sehr teuer sind); ebenso die Schulen (im Gegensatz zu UK, wo gute Schulen praktisch unbezahlbar sind) usw.usw.
Natürlich stimmt es - und ich weiss es aus eigener Erfahrung: ich habe sehr gerne gearbeitet: mein job war interessant, das Umfeld hervorragend und die Bezahlung gut. Ich habe gerne bis 65 gearbeitet und selbst entschieden, wann ich aufhören werde. Olga
urmelviech
urmelviech
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von urmelviech
als Antwort auf olga64 vom 12.08.2010, 17:25:56
Olga
Äusserst Realitätsfremd!
Ich kenne ein Arztehepaar, das nach Norwegen ausgewandert ist mit Sack und Pack und Kindern. Nun sage das in Norwegen die Steuern bzw die Lebenshaltung , günstig sind.
Aber die Löhne und Gehälter sind so das die Steuer und teuere Lebenshaltung nicht in Gewicht fällt.
Ja nicht jeder möchte billig Löhner als Krankenhausarzt in Deutschland
für die Chefettage und Chefärzte schuften.
Real ist dass Sie ihnen weniger Vorschriften und keine Steine in den Weg gelegt werden und sie ganz gut zurecht kommen.
Ach ja klar Deutschland zahlt ja die Ausbildung, ich denke es gibt Fachkräftemangel. Dafür Bedanken sich ja Österreich, Schweiz und die Welt.
Ist schon ein Ding wenn jetzt die FDP dafür eintritt Kopfprämien für Fachkräfte aus dem Ausland zu bezahlen.
Es ist immer besser der Staat also alle zahlen die Zeche als Unternehmen und Arbeitgeber.


Urmel
clara
clara
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Re: Die Rentenkorrektur
geschrieben von clara
als Antwort auf urmelviech vom 12.08.2010, 18:42:40
Urmel,

das kann ich bestätigen. Eine mir bekannte junge Familie (Tischler, Erzieherin, 2 Kinder) ließ sich in Norwegen nieder, wo sie gerade ein Haus gebaut hat.
Der Mann war es satt, als gut ausgebildeter Handwerker in seinem Beruf in Deutschland einfach keine ordentlich bezahlte Arbeitsstelle zu bekommen.
Es stimmt, dass die Lebenshaltungskosten dort hoch sind, und bei jedem Aufenthalt in der alten Heimat wird der Kofferraum bis obenhin mit Sachen vollgepackt, die hier billiger sind. Ansonsten sind die jungen Leute hoch zufrieden.
Vor einigen Jahren wurden händeringend It-Fachleute gesucht, wobei auch Lockmittel eingesetzt wurden - wohl ziemlich erfolglos, denn die Inder u.a. gehen auch lieber dahin, wo es für sie lukrativer ist. Selbst die Saisonarbeiter meiden Deutschland inzwischen, wo es zum Billiglohnland geworden ist!

@ Olga: Es ist fraglich, ob sie wieder zurück kehren, wenn sie und vor allem ihre Kinder im Ausland Fuß gefasst haben. Unanständig finde ich es nicht, eher einen Staat, der seine Begabungen nicht honoriert.

Clara

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