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Aktuelle Themen Die Würde des Menschen....

lalelu
lalelu
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf olga64 vom 17.10.2017, 16:03:25
Beispiele: der Klaps auf den Po, die Ohrfeige oder die noch immer vorhandene Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft, erst recht von solchen mit Migrationshintergrund. Etliche von ihnen haben sogar im eigenen Umfeld deutlich weniger Rechte als männliche Mitglieder. Dennoch fühlen sich viele von ihnen nicht in ihrer Würde verletzt; dieser Zustand ist für sie „normal“.

Das zeigt, dass objektive Kriterien für Menschenwürde oft theoretischer Natur sind, weil Verletzungen subjektiv überhaupt nicht als solche empfunden werden.

Lalelu
geschrieben von lalelu

Woher glauben Sie,dies zu wissen, um es in einem Absatz pauschal beurteilen zu wollen, um dann doch im folgenden Absatz auf den vernünftigen, subjektiven Standpunkt zu wechseln?

Frauen mit Migrationshintergrund, die in ihrer patriarchalen GEsellschaft (die bei uns ja oft auch noch besteht, bzw. noch nicht sehr lange vorbei ist) weniger Rechte als Männer haben und dies oft auch notgedrungen akzeptieren, können sich schnell ändern, wenn sie z.B. längere Zeit in unserer grossenteils liberalen Gesellschaft integriert sind, mehr Bildung erfahren und ihren Lebenszweck nicht mehr ausschliesslich auf die Geburten von Kindern und die demütige Rolle im Haushalt zugunsten eines Pascha-Ehemannes beschränken.
Sobald Frauen in der Lage sind, unabhängig von Männern ihr Leben zu gestalten (und auch zu finanzieren), lassen sie sich - vereinfacht gesagt - auch nicht mehr viel gefallen. Sie können ja gehen, wann immer sie dies wollen. Olga
@Olga: Woher ich glaube, das zu wissen? Ganz einfach: aus dem realen Alltag, in dem besonders mein Mann als Lehrer an einer Hauptschule sehr viele Schüler mit Migrationshintergrund hatte, ihre Mütter an Elternsprechtagen kennenlernte und zum Teil gute Einblicke in ihre Lebenssituation bekam. Die meisten beherrschten auch nach vielen Jahren in Deutschland die Sprache nur unzureichend, manche überhaupt nicht, so dass ihre Kinder dolmetschen mussten. Von den Kollegen meines Mannes, die noch im Schuldienst sind, wissen wir, dass sich daran bis heute nicht viel geändert hat, soweit es um Frauen geht, die nicht hier aufgewachsen sind.

Ihre Argumente zielen auf die nachwachsende Generation. Allerdings besuchen Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund noch immer seltener eine weiterführende Schule, auch dann nicht, wenn sie schon hier geboren wurden, erst recht nicht, wenn sie Mädchen aus muslimischen Familien sind.

Als vor etlichen Jahren die hiesige Hauptschule um einen Realschulzweig erweitert wurde und mein Mann hauptsächlich in den 10. Klassen unterrichtete, bestätigte sich das. Eine signifikante Ausnahme waren Kinder aus russlanddeutschen Familien, die nach Möglichkeit einen guten Bildungsabschluss für ihre Kinder anstrebten und bei denen besonders die Mädchen oft sehr gute Ergebnisse erreichten.

Allerdings bessert sich die Situation allmählich insgesamt, so dass man hoffentlich davon ausgehen kann, dass sich das Bildungs- und Ausbildungsniveau von Kindern in der Zukunft angleichen wird, wenn sie hier aufwachsen,

Ich hatte allerdings von Frauen gesprochen und nicht von Kindern. Frauen mit Migrationshintergrund, die als Erwachsene hierher kamen und kommen, haben überwiegend keine oder nur unzureichende deutsche Sprachkenntnisse und sind in aller Regel durch das Rollenverständnis ihrer Herkunftsländer geprägt.

Woher nehmen Sie Ihren Optimismus, dass Ihre oben geäußerten Wunschvorstellungen bezüglich deren Bildung sowie beruflicher und finanzieller Unabhängigkeit Realität werden?

Lalelu
 
mane
mane
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane
als Antwort auf lalelu vom 17.10.2017, 21:03:44

Wenn wir unsere jeweilige Vorliebe einfach auf den anderen übertragen würden, mein Mann mich also im Krankheitsfall permanent umsorgen würde und ich nur dreimal am Tag bei ihm erscheinen würde, wäre ich genervt smilie_tra_005.gifund mein „armer“ Mann käme sich total vernachlässigt vor  smilie_tra_018.gif.

Mit anderen Worten: wir dürfen uns gegenseitig nicht so behandeln, wie wir selbst gerne behandelt werden möchten, sondern wir müssen uns nach den Wünschen des anderen richten, wenn wir ihm den nötigen Respekt zollen möchten. (Nach fast fünfzig gemeinsamen Jahren kriegen wir das ganz gut hin emoji_wink).

Lalelu

emoji_blushDu hast recht, die Formulierung "Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ich auch gerne behandelt werden möchte. Es hat auch mit Respekt zu tun". ist nicht immer anwendbar.
Ich meinte es eher in dem Sinne von:
 
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
 
Manchmal ist es uns gar nicht bewusst, dass wir Dinge machen, die wir zuvor bei anderen kritisiert haben.
LG Mane


 
lalelu
lalelu
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf mane vom 18.10.2017, 11:04:15

Liebe Mane,

mit dieser Interpretation bin ich einverstanden.

Liebe Grüße, Lalelu
 


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mane
mane
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane

Verstößt Prostitution gegen die Menschenwürde?

"Da die Prostitution und das sie begleitende Übel des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar sind und das Wohl des einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft gefährden..."

 
So beginnt die Resolution der Generalversammlung von 1949 zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer. Auch, und das wird betont, wenn die "in der Prostitution ausgenutzte Person selber damit einverstanden" ist, es also "freiwillig" tut.
Mane

 
Femmefatale
Femmefatale
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von Femmefatale

Ich glaube, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, fühlt sich nicht ausgenutzt.
Zwangsprostitution und Menschenhandel lehne ich strikt ab.

ff

olga64
olga64
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von olga64
als Antwort auf Femmefatale vom 18.10.2017, 20:25:24
Ich glaube, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, fühlt sich nicht ausgenutzt.
Zwangsprostitution und Menschenhandel lehne ich strikt ab.

ff

geschrieben von Femmefatale

SEltsame Sichtweise: jede Frau, die als Prostituierte arbeitet, dürfte sich schon deshalb von Männern ausgenützt finden, weil diese gegen Bezahlung über den Körper der Frau bestimmen möchten.
Grossenteils kommen diese "Freier" übrigens aus dem KReise der ansonsten biederen Ehe- und Familienväter. Demzufolge nützen sie auch Frauen mehrfach aus: die Prostituierte und daheim die Ehefrau, in dem sie die Familienkasse für ihr Vergnügen entleeren. Olga


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Klaro
Klaro
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von Klaro
als Antwort auf Femmefatale vom 18.10.2017, 20:25:24

Freiwillig  ....dieser Begriff ist relativ,  finde ich. Freiwillig prostituiere ich mich auch, wenn ich es nur wegen dem Geld mache. Deswegen prostituiere ich mich aber  nicht gerne ( das gibt es ja auch) sondern gezwungenermaßen, somit also unfreiwillig.

Klaro

olga64
olga64
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von olga64
als Antwort auf Klaro vom 19.10.2017, 15:30:19

"Auch wenn eine Prostituierte es nur wegen des GEldes macht" ist dies ein Zwang, weil sie das Geld braucht.
Aber man kann es natürlich auch ausdehnen auf sog. normale Beziehungen, wo Frauen (und manchmal auch MÄnner) nur mit jemandem zusammenleben, weil der oder die ihnen das Leben finanziell erleichtert. Da war es immer schon schwierig, die Grenze zur professionellen Prostituition zu ziehen. Aber für eine gewisse Zeit dürfte aber in diesen Beziehungen mehr Monogamie vorherrschen. Olga

mane
mane
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane


Ff: „Ich glaube, wer freiwillig als Prostituierte arbeitet, fühlt sich nicht ausgenutzt.Zwangsprostitution und Menschenhandel lehne ich strikt ab.“

Ich möchte auch  nicht den moralischen Zeigefinger erheben oder über Prostituierte richten, solange es auf Freiwilligkeit beruht.
Aber, wie Olga schreibt:

„…jede Frau, die als Prostituierte arbeitet, dürfte sich schon deshalb von Männern ausgenützt finden, weil diese gegen Bezahlung über den Körper der Frau bestimmen möchten. Olga“

Wenn Männer  Frauen oder Frauen Männer kaufen,  werden diese  zur Ware und zu Objekten. Bleibt da nicht die Würde auf der Strecke? Ich meine ja – oft reden sich Frauen ihre Tätigkeit „schön“, sonst würden sie sie wahrscheinlich nicht ertragen.

Klaro: „Freiwillig  ....dieser Begriff ist relativ,  finde ich. Freiwillig prostituiere ich mich auch, wenn ich es nur wegen dem Geld mache. Deswegen prostituiere ich mich aber  nicht gerne ( das gibt es ja auch) sondern gezwungenermaßen, somit also unfreiwillig.“

Unwürdig wäre in manchem Fall auch das System, das den Menschen in diese, für ihn ausweglose Situation bringt, die ihn zwingt, sein Geld auf diese Weise zu verdienen.
Selbstbestimmtheit  beinhaltet auch das Recht, frei über sich und seinen Körper zu entscheiden. Auch „unvernünftige“  Handlungen sind erlaubt, ebenso sich in „unwürdige“ Situationen zu bringen, wenn sie mit den Gesetzen vereinbar sind.

Gruß Mane
 
lalelu
lalelu
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu

Ich möchte noch einmal auf Manes Beitrag vom 18.10. 19:43 Uhr zurückkommen:

Zitat von Mane:

Verstößt Prostitution gegen die Menschenwürde?
"Da die Prostitution und das sie begleitende Übel des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution mit der Würde und dem Wert der menschlichen Person unvereinbar sind und das Wohl des einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft gefährden..."
 
So beginnt die Resolution der Generalversammlung von 1949 zur Unterbindung des Menschenhandels und der Ausnutzung der Prostitution anderer. Auch, und das wird betont, wenn die "in der Prostitution ausgenutzte Person selber damit einverstanden" ist, es also "freiwillig" tut.
Mane

 

Meine Meinung dazu: Ich gehe davon aus, dass sich alle einig sind, dass jede Form der Prostitution, die mit Zwang einhergeht, ein Angriff auf die Menschenwürde ist. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

Wenn jedoch ein Mensch (Frau oder Mann) behauptet, es freiwillig zu tun, bin ich zwiegespalten. Was ist in diesem Fall „freiwillig“? Ich stimme Klaro zu, die sagt:

Freiwillig  ....dieser Begriff ist relativ,  finde ich. Freiwillig prostituiere ich mich auch, wenn ich es nur wegen dem Geld mache. Deswegen prostituiere ich mich aber  nicht gerne ( das gibt es ja auch) sondern gezwungenermaßen, somit also unfreiwillig.

So sehe ich es auch. Auch wenn kein Zuhälter Druck ausübt, und es „nur“ finanzielle Gründe sind, erscheint die „Freiwilligkeit“ in einem zweifelhaften Licht.

Ich schließe allerdings nicht aus, dass es auch Menschen gibt, die sich aus unterschiedlichen Gründen wirklich freiwillig und gerne prostituieren. Dann sehe ich keinen Angriff auf die Würde. Ein Beispiel: Prostitution in ausgesuchten Etablissements, wo sich die Wünsche der Kunden und der Prostituierten decken. Die finanzielle Seite spielt dabei vielleicht sogar nur die zweite Rolle.

Ich gestehe erwachsenen Menschen die Freiheit zu, in gegenseitigem Einvernehmen das miteinander zu tun, was ihnen beliebt. Auch wenn eine Seite dafür bezahlt und es sich daher um Prostitution handelt, wird in einem derartigen Fall die Würde der Beteiligten nach meiner Meinung nicht verletzt.

@Mane: Du hast es bereits mit anderen Worten ausgedrückt:

Selbstbestimmtheit  beinhaltet auch das Recht, frei über sich und seinen Körper zu entscheiden. Auch „unvernünftige“  Handlungen sind erlaubt, ebenso sich in „unwürdige“ Situationen zu bringen, wenn sie mit den Gesetzen vereinbar sind.

Dem stimme ich absolut zu. Bei Zwang, der immer ein Angriff auf die Würde ist, muss man aber nicht nur an Prostitution denken. Dass viele Frauen sogar in ihrem Zuhause nicht vor Würdeverlust geschützt sind, ist kein Geheimnis. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen weltweit gegen ihren Willen „eheliche Pflichten“ erfüllen müssen oder vom eigenen Mann vergewaltigt werden. Das ist in meinen Augen demütigender als Prostitution, wenn diese wirklich ohne Zwang ausgeübt wird.

Lalelu
 

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