Aktuelle Themen "postfaktisch" als Wort des Jahres 2016

Wenn Parteien das Wort "postfaktisch" erklären:

CDU: Afghanistan ist ein sicheres Herkunftsland!
SPD: Martin Schulz wird Bundeskanzler!
AfD: Ausländer nehmen uns die Vergewaltigungen weg!
Grüne: Kretschmann ist einer von uns!
CSU: Die Maut bringt Geld ein!
Linke: Niemand hat die Absicht, mit der SPD zu koalieren!
FDP: 2017 wird unser Jahr!

(geklaut von ZDF-Heute Show bei Facebook)

Das Vorwort post...... bezieht sich doch immer auf die Vergangenheit. Man kann jemanden nach seinem Tot auszeichnen. Zum Beispiel amerikanische Kriegshelden. Sie kommen also postum zu Ehren. Ob es den Toten etwas nützt können nur die Amerikaner beantworten.

In einem Fall irrt allerdings die heute-show. Das ist ihre Behauptung zu die Linken. Die wollen doch mit der SPD koalieren und es war (um bei der Vergangenheit zu bleiben) die SPD, die vor 3 1/2 eine Koalition mit den Linken ablehnten.

Erinnert ihr euch noch? Da gab es doch eine Mitgliederbefragung, in der nur 124.000 SPD-Mitglieder ihre Zustimmung zur GroKo gaben. Sie haben uns um unser Wahlergebnis betrogen. Ob es nächstes Jahr anders aussieht? Ich denke schon, denn die um ihre Stimmen betrogenen werden auf alle Fälle nicht mehr die SPD wählen.

Belassen wir es dabei, immerhin handelt es sich um Satire und nicht um Realpolitik.

Die Frage ob etwas den Fakten entspricht, verliert offenbar immer mehr an Relevanz. Die Menschen ( natürlich nicht alle) glauben, was sie glauben wollen und die Politiker erzählen, was die Menschen hören wollen.
Auch wenn sie widerlegbaren Quatsch erzählen und das auch selbst wissen.
Mane

Es gab oder gibt eine Webseite, die die Reden von Donald Trump, dem ungekrönten König des postfaktischen, auf ihren Wahrheitsgehalt untersuchte. Er erreichte den sensationellen Wert von ca. 30%, den, so denke ich, nicht einmal Petry oder Höcke unterbieten können. Doch das interessiert niemanden. Deshalb ist das obige Zitat von der ZDF Heute Show viel weniger Satire als wir wahrhaben wollen.

det

Donald Trump spricht die Gefühle von Menschen an, die nicht mehr an "Fakten" glauben. Was sind Fakten? Vieles ist relativ und, wenn man lange genug sucht, findet man eine Studie, die genau das belegt, was wir aussagen wollen.
Mane

[...]Was sind Fakten? Vieles ist relativ und, wenn man lange genug sucht, findet man eine Studie, die genau das belegt, was wir aussagen wollen.

Das ist zur Zeit eine sehr beliebte Aussage. Damit kann man grundsätzlich alles anzweifeln, was nicht zur eigenen Meinung paßt und so tun, als gäbe es einen Beweis selbst für die abstrusesten Theorien, wenn man nur lange genug sucht. Der Diskussionskiller schlechthin, weil jeder irgendwie Recht hat.

Genau das ist postfaktisch.

det

Nicht alles, was uns als Fakt verkauft wird, ist wahr. Manchmal können wir uns auch auf unser "Bauchgefühl" verlassen und manchmal liegt die Wahrheit in der Mitte.
Mane

Auch wenn die Intuition, das Bauchgefühl, manchmal richtig liegt, gibt es für Faktisches doch operationale Definitionen und wir sind - falls wir intellektuell redlich sind - verpflichtet, uns dem Faktischen zu beugen und das Bauchgefühl zu überstimmen.

Zu den Fakten, denen wir uns zu beugen haben, gehören die Naturgesetze, aber auch historische Einmalereignisse, die durch vielerlei unabhängige Quellen (Indizien) belegt worden sind.

Nicht alles ist relativ. Zum Beispiel: Wenn die Anzahl der Morde in Deutschland seit 2000 bis zur letzten statistischen Erfassung 2015 deutlich zurück gegangen ist, dann darf niemand unwidersprochen erzählen, dass die Anzahl der Morde zugenommen habe, auch wenn ihm dies sein Bauchgefühl vorgaukelt. Objektive Fakten haben das Primat über subjektive Gefühle!

Karl

Ich muss jetzt mal was schreiben, was ich selten so ausdrücke:

Aber ich finde das Wort "postfaktisch" dermaßen blöd, das kann ich euch gar nicht sagen.

ff

Mich stört es ebenso FF. Kaum taucht ein Wort auf das früher nicht benutz wurde, wird nachgeplappert was das Zeug hält
Bruny