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hugo
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 28.01.2010, 23:36:14
hm bernhard:

"Die Polen, die unter Stalin zwangsumgesiedelt wurden, kamen in der Mehrzahl in schöne, wohlgebaute Häuser" so Deine Meinung...

naa und die vertriebenen Schlesier, für welche Du Dich so vehement einsetzt kamen in den goldenen Westen und in die beste Demokratie die es europaweit je gab und sie wurden mit Wohlstand überschüttet, mit Überfluss überhäuft, ihnen blieben 40 Jahre Mangel, sozialistische Nötigung, grausames Eingepferchtsein und Rundumbespitzelung erspart ,,,um bei Deiner Ironie des Schiksals der Vertriebenen zu bleiben.

schade das der Link nicht funktioniert,,ich versuchs nochmal.



Wenn ich nur mal an Stettin denke, z.B. an die bekannte die befestigte Slawensiedlung, die im August 1944 bei Flächenbombardements total zerstört wurde und erst 1980 wieder aufgebaut war,,oder an die vielen kaputten Innenstädte,,,dann kann ich Deine Sicht vonwegen ,,,,hm das klingt ja richtig einladend so richtig wie bei einem festlichem freundschaftlichem Empfang vonwegen schöne, wohlgebaute Häuser,,

mensch bernhard, diese Menschen -die vorher z.T gut funktionierende Güter hatten, waren ohne Sack und Pack seit 1939, also 6 Jahre heimatlos zwischen den Fronten und unter deutscher Fuchtel umhergeirrt, z.T als Gefangene oder Fremdarbeiter usw und die überlebenden wurden nun in die verlassenen Dörfer (in denen fast nichts mehr funktionierte, die geplündert waren usw,,,) eingewiesen ,,,und da schreibst Du so als ob es ein Zuckerlecken gewesen wäre,,

ich bin nicht dafür das man ein Unrecht aufpauscht und damit anderes, eigenes relativiert,,,
unter uns gibts villeicht mitlesende jüngere Menschen die das selber nicht miterlebten und die auf unsere "Erzählungen" angewiesen sind,,wir sollten sie nicht zu sehr fehlinformieren oder durch unsere Emotionen auf falsche Fährten führen.

hugo

julchentx
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von julchentx
als Antwort auf caya vom 25.01.2010, 14:48:02
Hallo Bernhard,

Die Familie meines Vaters wurde aus dem Sudetenland vertrieben. Sie lebten in Ash.

Die Geschichten wie es frueher war, was passierte und der lange Weg nach Deutschland,
den meine Oma per fuss mit einem Kranken Kind antreten musste (Mein Opa war
in Russischer Gefangenschaft, mein Vater in Amerikanischer und mein Onkel bei den
Englaendern), hat mir meine Oma oft erzaehlt als ich Kind war. Sie wusste nicht ob jemand noch lebte, und wo sie waren, und muss wohl auch gedacht haben dass man sich niemals wiederfinden wuerde. Der ueberlebende Sohn starb unterwegs.

So hat mich dein photo und das Gedicht wirklich angesprochen.

Wo ist dein Bildband zu sehen oder zu bekommen? Bilder von Ash wuerden mich
wirklich interessieren. Ich war nur einmal dort, ca 1992

Vielen Dank,

Gruesse von Texas, Julchen
bernhard
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von bernhard
als Antwort auf julchentx vom 29.01.2010, 00:07:07
Liebe Grüsse nach Texas, Julchen...

vielen Dank für Deinen Beitrag. In Asch war ich leider nicht, habe also keine Fotos, wie es heute dort aussieht. Ich habe mich bei meinen Erkundungsfahrten auf das südliche Egerland und Südböhmen konzentriert. Der Bild-Text-Band darüber heisst: "Zerstörte Heimat...das Egerland heute" und ist im Verlag des Heimatkreises Mies-Pilsen herausgekommen, zu finden auf dessen Internetseite unter "Publikationen" Link: http://www.mies-pilsen.de/. Da er aber dort vergriffen ist, gibt es ihn nur noch antiquarisch, etwa hier: http://www.buchfreund.de/productListing.php?used=1&productId=43292734.

Wenn Du Fotos oder Texte hast über die verlorene Heimat der Familie Deines Vaters, bring sie doch hier. Würde mich freuen.

Viele Grüsse

Bernhard

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bernhard
bernhard
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von bernhard
als Antwort auf hugo vom 29.01.2010, 00:05:55
Lieber Hugo...
Du scheinst nicht viele Infos über das reale Schicksal der vertriebenen Schlesier zu haben. Allein der Exodus aus Breslau kostete unglaublich viele Menschenleben, Babies wurden im Schneetreiben am Strassenrand liegengelassen...und und.

Und ich war ja im, jetzt polnischen, Schlesien habe dort die schönen alten deutschen Häuser gesehen, in denen jetzt, die von Stalin vertriebenen, Polen wohnten. Mir kannst Du nichts vormachen.

Ausserdem kam die Mehrzahl der Schlesier nicht in das, damals auch weitgehend zerstörte, bitterarme Westdeutschland, sondern musste in der DDR um ihre Existenz und um jedes Stück Brot kämpfen.

Auch im Westen Deutschlands wurden die Vertriebenen keineswegs mit Wohltaten überschüttet, sondern ihnen begegneten Argwohn und Misstrauen. Jahrelang mussten sie in primitiven, überfüllten Baracken hausen. Darüber könnte ich noch viel mehr schreiben.

Und nicht nur Stettin war durch Bomben zerstört, sondern auch jede grössere Stadt in der DRR und in Westdeutschland. Daher...von wegen (damals) goldener Westen.

Und die Vertreibungsschicksale kannst Du schon deshalb nicht gegeneinander aufrechnen, weil die Ostpolen von Stalin und die Schlesier von den Polen vertrieben wurden. Wo findest Du da Ansatzpunkte für einen gerechten Vergleich.


Danke für das Foto.

bernhard
bernhard
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von bernhard
als Antwort auf hugo vom 29.01.2010, 00:05:55
Hallo Hugo...als Ergänzung meines vorigen Beitrages, hier ein Auszug aus Wikipedia:

In den von Deutschen verlassenen Gebieten des Nachkriegs-Polens wurden unter anderem ebenfalls umgesiedelte Polen aus dem ehemaligen, im Polnisch-Sowjetischen Krieg (1920–1921) annektierten Ostpolen (der seit 1945 wieder litauischen Region Vilnius, dem westlichen Drittel des heutigen Weißrussland und der westlichen Ukraine (Wolhynien und Galizien) angesiedelt. Viele dieser nun vertriebenen ca. 1,2 Millionen Polen hatten sich dort ihrerseits erst im Ergebnis des Kriegs und nach der Vertreibung eingesessener Bewohner niedergelassen. Die Zuzügler in die nun an Polen gefallenen Gebiete konnten allerdings die Verluste an polnischer Bevölkerung nicht ausgleichen, die die nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik dort bewirkt hatte.

Den größten Teil der Neusiedler in den Oder-Neiße-Gebieten bildeten Polen aus den traditionell polnischen Gebieten („Zentralpolen“). Hinzu kamen rund 400.000 Ukrainer und eine etwas kleinere Zahl Weißrussen. Die Ursache dafür ist, dass auch westlich der heutigen polnischen Ostgrenze von jeher eine bedeutende weißrussische und ukrainische Minderheit lebte und lebt, insbesondere in den Regionen Białystok (Weißrussen) und Przemysl (Ukrainer). Diese Gruppen galten der polnischen Regierung nach 1945 als potenziell unzuverlässig beziehungsweise als mögliche Argumente für neue sowjetische Forderungen an Polen. Deswegen wurde ein Teil von ihnen in Richtung Osten vertrieben (also aus dem heute polnischen Gebiet in die in der Zwischenkriegszeit zu Polen gehörenden Gebiete östlich des Flusses Bug), ein anderer Teil jedoch nach Westen, vor allem nach Niederschlesien und Hinterpommern. Diese innerpolnische Vertreibung dauerte von Ende April bis Ende Juli 1947, die verantwortlichen Politiker und Militärs nannten sie „Aktion Weichsel“.

Du ersiehst daraus, dass man nicht so einfach sagen kann, in den deutschen Häusern Schlesiens wurden Vertriebene aus Ostpolen angesiedelt. Das Ganze ist viel komplexer. Ausserdem hatten die Nazis ja nun wirklich nichts mit der von Stalin angeordneten Vertreibung zu tun. Deshalb kann man das Schicksal der vertriebenen Schlesier überhaupt nicht dem Schicksal vertriebener Polen vergleichen. Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.

Eindeutig ist aber, dass aus Schlesien mehr als 3 Millionen ausgetrieben wurden, hinein in das bitterarme, weitgehend kriegszerstörte, Deutschland, wo keine Häuser auf sie warteten, sondern höchstens ein Unterschlupf bei Ansässigen oder das jahrelange Hausen in elenden Baracken.

hugo
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 29.01.2010, 01:00:58
hm bernhard,,,das ist mir alles etwas zu kurz gesprungen, da wird mir zu sehr ausgeblendet auf welchem Hintergrund auf welcher Grundlage das alles passierte und die Relationen verschiebst Du dabei wohlwissentlich.

"Und die Vertreibungsschicksale kannst Du schon deshalb nicht gegeneinander aufrechnen, weil die Ostpolen von Stalin und die Schlesier von den Polen vertrieben wurden" (Bernhard)

Ich will gar nichts gegeneinander aufrechnen ich will nur nicht das ausschließlich einseitig berichtet wird und zum Schluss völlig neue Ansichten entstehen von wem der ganze Schlamassel ausging,,

Nicht die Polen haben Deutsche vertrieben, die hatten damals gar nichts zu sagen, die hatten weder einen funktionierenden Staat noch eine mitsprechende Regierung, die saßen nicht mal in Jalta oder Teheran oder Potsdam mit am Tisch, als die Entscheidungen getroffen wurden (so wie sie nicht dabei waren als Stalin und Hitler ihr Schicksal besiegelten.)

Wenn wir nur einen bestimmten Zeitraum der Geschichte herausnehmen und für sich alleine betrachten, kommen wir zwangsläufig zu falschen Schlüssen,,Wenn die Geschichte erst mit dem Jahr 19444/5 also mit den Vertreibungen beginnt sind wir schnell bei Lügen gelandet. (Wir können doch auch nicht das Jahr 1950 alleine betrachten als die DDR noch jungfräulich, unschuldig, mit Aufbau beschäftigt und fast ohne Fehl und Tadel war und daran ausschließlich positives über diesen Staat festnageln.)

und ob die Vertriebenen die letztendlich in der BRD landeten das als großes Glück empfanden oder als gewaltiges Unglück,,das dürfte im Nachhinein aus heutiger Sicht gar nicht allzuschwer zu beurteilen sein,,,aber sicher werden diejenigen die von der Ausweisung direkt betroffen waren und all das Ungemach (das Du anscheinend mit besonderem Aufwand zusammengetragen hast) gaaaaanz anders sehen als diejenigen die deren ehemalige Heimat besiedelten oder Diejenigen welche die Flüchtlinge zusätzlich aufgehalst bekamen, mit allen Vor-, und Nachteilen für beide Seiten.

Das uns Deutschen die Polen, Tschechen, Russen und andere die mit sich selbst reichlich zu tun hatten und gute Gründe die Deutschen nicht mit Samthandschuhen an-zufassen so sie deren habhaft wurden, nicht begeistert mithalfen die Suppe auszulöffeln die wir und selber eingebrockt hatten,,wem willst Du dafür kritisieren?

Es war Krieg und wir haben uns benommen wie die Schweine und die Menschen in den besetzten Ländern behandelt wie Schweine und gezwungen wie Tiere dahinzuvegetieren,

und nun beschweren wir uns das die sich gegenüber ihren Peinigern auch tierisch benommen haben oder das sie keine feinen Unterschiede machten und auseinanderhielten wem sie ihre Sympathien entgegenbringen oder versagen durften ??

ich glaub da verlangen wir -im Angesicht des eigenen miesen Beispiels- zu viel.

Das sich nachher kaum noch Jemand fand der zugab sich schweinisch benommen zu haben (und nur bei den Nürnberger Prozessen und in einigen wenigen solchen im Nachkriegsdeutschland und in Israel bestätigt wurden spricht doch für sich und nicht für die Aufarbeitung der Geschichte an sich.

und nun den Spieß umdrehen und die Opferrolle mehr und mehr und immer unkritischer den Deutschen zuzuschieben,,,,da kräuseln sich mir nicht nur die letzten Haare, da werde ich unruhig,,aber das wirst Du nicht verstehen können,,,wir haben da wohl zu unterschiedliche Schwerpunktsetzungen (auch wenn wir im Detail vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben.)

hugo




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arno
arno
Mitglied

Re: Vergessenes Land
geschrieben von arno
als Antwort auf hugo vom 29.01.2010, 08:59:09
Hallo, hugo,

Dein Beitrag sollte auf einer der immer weniger werdenen
Vertriebenenversammlungen vorgetragen werden!

Zur Zeit haben die Vertriebenenverbände noch ca. 500.000 Mitglieder.
Deren politischer Einfluß sinkt rapide (WDR5).

Eine gemeinsame Zukunft mit den Nachbarländern läßt sich nicht
auf ein 65 Jahre dauerndes Gejammer aus persönlichem Leid und Verlust
aufbauen!

Die leidvollen Vertriebenenerfahrungen sind das logische Ergebnis
der auch von ihnen unterstützten nationalsozialistischen Politik.


Viele Grüße
arno
bernhard
bernhard
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von bernhard
als Antwort auf arno vom 29.01.2010, 10:20:32
Du irrst, Arno... die Tschechen hatten schon seit 1918 auf eine Gelegenheit gewartet, die Deutschen rauszuwerfen. Nun endlich hatten diese selbst den passenden Vorwand und die günstige Gelegenheit geliefert, wobei ausserdem auch noch 271000 von ihnen umkamen. Lies das mal nach bei Google. Und dass deren politischer Einfluss angeblich rapide sinkt, liegt u.a. daran, dass viele von ihnen (fern ihrer Heimat) wegsterben. Ausserdem tritt politisch die CSU energisch für ihre berechtigten Belange ein.

bernhard
arno
arno
Mitglied

Re: Vergessenes Land
geschrieben von arno
als Antwort auf bernhard vom 29.01.2010, 11:40:03
Hallo, bernhard,

was Du jetzt anführst, ist doch nicht Dein Thema!

Nimm bitte zur Kenntnis, dass die leidvollen Vertriebenenerfahrungen
das logische Ergebnis der auch von den Vertriebenen unterstützten
nationalsozialistischen Politik sind.


Die CSU vertritt die Belange der Sudetendeutschen nur noch solange,
wie für sie die organisierten Mitglieder eine sichere Wählergruppe
darstellen. Mehr nicht !

Auch die CSU muß die zwischenstaatlichen und die EU Verträge einhalten !

Über die Forderungen der Sudetendeutschen an Tschechien wird der
immer kleiner werdende Haufen der Sudetendeutschen von der CSU als
sichere Wählergruppe zusammengehalten und verbal unterstützt.

Viele Grüße
arno

hugo
hugo
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von hugo
als Antwort auf bernhard vom 29.01.2010, 11:40:03
hallo bernhard
"Und dass deren politischer Einfluss angeblich rapide sinkt, liegt u.a. daran, dass viele von ihnen (fern ihrer Heimat) wegsterben. Außerdem tritt politisch die CSU energisch für ihre berechtigten Belange ein." (bernhard)

na das ist doch normal das die (damals direkt Betroffenen)nun allmählich aussterben und zwar fern ihrer ehemaligen aber in ihrer jetzigen Heimat.

das sich nur die CSU energisch für die Belange der Vertriebenen einsetzt und die anderen mit nachlassender Intensität, liegt sicher auch an der schwindenden Wählerzahl aus diesen Gruppen.

Du schreibst von berechtigten Belangen,,,hm da hab ich doch gleich mal im aktuellem "Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (Bundesvertriebenengesetz - BVFG" nachgeschlagen,,,dort steht zwar recht ausführlich über die Rechte der Spätaussiedler in mehr als einem Dutzend von über 100 §§ aber die Heimatvertriebenen werden direkt nur im §2 angesprochen bzw erwähnt. Ob das politisch so gewollt und/oder korrekt ist, will ich nicht werten, zumal "berechtigte Belange" hm, das ist mir zu uneindeutig,,,

da wissen wohl nur Eingeweihte was sie alles darunter verstehen möchten.


,,und das die Tschechen 1918 nichts mehr vom und mit dem deutschen Kaiser zu tun haben wollten, wer kann es Ihnen verdenken ? (aber im Detail steck ich da nicht so tief drin um da tiefgründige kluge Aussagen zu treffen, ist wohl auch ein eigenes Thema)

ps ich seh gerade, arno hat sich bezüglich csu ähnlich positioniert.

hugo

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