Aktuelle Themen Was ist Medienkompetenz und wie kann sie erworben werden?

Ich persönlich und ganz privat bin derzeit wütend auf die Leute, die die Pandemie durch unqualifiziertes und nicht verstandenes Halbwissen verlängern.

Joseph Weizenbaum hat in einer SWR-Diskussion mit Margit einmal gesagt, die Menschen seien nicht reif für das Internet. Damals habe ich Margits Widerspruch als gut empfunden. Heute habe ich aber oft das Gefühl, dass Weizenbaum so falsch nicht gelegen hat. Ganz sicher hat das Internet dazu geführt, dass das Wissen echter Experten fast gleichrangig neben dem größten Schrott zu lesen ist.

Wie soll ein Laie das unterscheiden?

Vielleicht können wir hier gemeinsam Kriterien erarbeiten, die dem Laien helfen können, Internetseiten zu bewerten. Umformuliert könnte man auch fragen, wie kann Medienkompetenz erworben werden?

Was mir spontan dazu einfällt:

1. Es ist immer wichtig, nach der Art einer Information zu fragen. Ist es eine wissenschaftliche Aussage, ein Erlebnisbericht oder eine persönliche Meinung zu einem politischen oder gesellschaftlichen Vorgang?
    
2. Sobald ich die Antworten auf 1 weiß, kann ich nach einer guten Primärquelle für die Ausgangsinformation suchen. Dabei ist es z. B. wichtig, wissenschaftliche Primärquellen auf den Seiten wissenschaftlicher Einrichtungen zu suchen und nicht etwa bei Facebook oder Telegram, Bildzeitung oder Russia Today. 
    
3. Es ist m. E. wichtig, dass man sich persönlich klar macht, auf welchen Gebieten man nichts weiß! Informationen aus diesen Bereichen kann man persönlich nur schwer bewerten, weshalb ich sie auch möglichst nicht weitertragen und verbreiten sollte.
    
4. Gerne dürft ihr diese Liste verlängern. Ich wollte nur einen Impuls zum Nachdenken geben.

Karl

Was mir besonders wichtig ist bei Beiträgen aus den Medien, nach Informationen über den Autor zu suchen.
Besonders Wikipedia ist sehr informativ wie die politische Einstellung bzw. die Bildung,sowie der akademischer Lebenslauf des Veröffentlicher ist.
Phil.

Joseph Weizenbaum hat in einer SWR-Diskussion mit Margit einmal gesagt, die Menschen seien nicht reif für das Internet.
 

........diesen Satz kann ich dahin gehend unterstreichen, mit der kleinen Einschränkung, "ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft" ist noch nicht reif für das Internet bzw. eigenständiges moralisches Handeln.

sammy

Ich drücke jemand ein paar Plakate in die Hand, einen Eimer mit Kleister und einem dicken Pinsel. Der ist dann ein Medienfachmann oder auf neudeutsch Publikum Relations Manager.
Sehr viele dieser selbstberufenen Fachleute sind nur einfache Mietmäuler. 

 

Joseph Weizenbaum hat in einer SWR-Diskussion mit Margit einmal gesagt, die Menschen seien nicht reif für das Internet.
 

Platons Philosophenherrschaft?
Ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft ist noch nicht reif für die Demokratie.
Er wählt dennoch und wirkt so mit an dem Rahmen, in welchem sich die Gesellschaft bewegt.
Was hältst Du von der Überlegung, Sammy?

Anders gefragt: Wann ist durch was und von welcher Instanz zertifizierbar, wer eigenständig moralisch handeln kann und/oder reif für den Umgang mit Nachrichten ist?

Lieber @Karl, ich glaube, dass das gar nicht unbedingt die mangelnde Medienkompetenz ist, die Leute zu Verschwörungstheorien und Fake News treibt. Zumindest nicht nur! Meines Erachtens ist das vor allem ein psychologisches Problem, weil viele Leute nur das glauben, was sie glauben wollen.
Die kennen teilweise die unterschiedlichen Medien und Berichterstattungen ganz gut, lesen aber nur genau die, die in einer bestimmten Blase auftauchen, weil das, was sie da lesen, ihrer Psyche entgegenkommt. Viele Corona-Leugner oder -Verharmloser verdrängen ihre wahren Ängste, indem sie sich nur auf den Seiten aufhalten, die alles herunterspielen und die anderen meiden.
Das sind ja nicht nur dumme Leute, sondern zum Teil sehr intelligente Leute, die dazu gehören. Und die kennen ganz gut die Unterschiede in der Qualität von Medien. Ich glaube, dass da ganz viele andere Gründe mit hineinspielen.
Es gibt natürlich auch Leute, die das, was sie lesen, gar nicht kapieren, aber das tun sie dann genauso wenig, wenn sie die Artikel in guten, aufklärenden Medien lesen.
Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens!

........@Bias, aufgrund DEINER vielfältigen Beiträge und DEINEM Intellekt, bin ich mir sicher Du wirst selbstständig Antworten finden......😉

PS. Einfach mal hinterfragen was eine Gesellschaft liebens- und lebenswert macht.......❕

Sammy
Tagesspruch: "Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was anderen nicht schadet."

Du überschätzt mich, Sammy.
Den Sinngehalt dieser Antwort zu verstehe - dazu reicht mein Intellekt nicht aus.

Ich denke, lieber Karl, dass die Frage nach einer "Medienkompetenz" nicht leicht zu beantworten ist, weil es eben unterschiedliche Menschentypen und Bildungsgrade gibt. 

Wenn ich nur mal die "ältere" Generation nehme...zieht sie sich zumindest doch überwiegend noch die Informationen/Nachrichten aus den  TV Nachrichten , seriösen Zeitungen und nur selten aus dem Internet.

Für mich persönlich sind vor allem auch Vergleiche wichtig, heißt...ich nehme nicht alles einfach so hin, versuche viele, verschiedene Infos auf einen Nenner zu bringen.
Mit der Pandemie aber habe ich vor allem gelernt, den Wissenschaftlern viel mehr zu zuhören aber auch da gibt es (logisch) nicht DIE eine Meinung.

Hier fände ich es wichtig, dass wissenschaftliche Quellen so rüber gebracht werden, dass jeder sie auch verstehen kann, sonst entzieht man sich dieser nämlich.

Oft ist es ja garnicht so einfach, sich dann als Laie ein umfassendes Bild zu machen.

Ich denke, ein großes Problem ist heute..., viele Menschen haben das Denken verlernt, glauben alles ohne irgendetwas zu hinterfragen. Aber auch hier denke ich, es kommt immer auch auf den Typ Mensch an. 
Es ist doch "leicht", alles nachzuquasseln ohne denken zu müssen. 

Eine große Gefahr allerdings besteht bei jungen Leuten - meine große Enkeltochter frage nämlich mal, woher ich mein Wissen habe...
Ich kam mit ihr ins Gespräch und sie meinte dann nur, sie und alle anderen, jungen Leute ebenfalls sehen keine Nachrichten mehr, lesen keine Zeitungen, informieren sich nicht bei seriösen Quellen - sie ziehen alles über Facebook, Insta und co. !

Diese Problem könnte somit noch größer werden, Karl. 


Kristine

Werderanerin, dieser Bericht von Ihnen ist (wieder mal) sehr gut, wie es das gesamte Thema m.'E. ist.

Medienkompetenz oder vielleicht Wissenskompetenz (?) erwirbt man durch die Beschaffung von Informationen aus seriöser Quelle, durch Zuhören, aber auch durch Nachfragen. Wir leben in einer Zeit, wo wir über so viele und vielfältige Informationsmöglichkeiten verfügen, wie das sicher noch nie vor unserer Zeit der Fall war.
Und trotzdem scheint es so,dass viele Menschen keine Geduld haben, sich darauf einzulassen und möglichst schnell eigene Meinungen bilden, was legitim ist, aber nicht die Möglichkeiten eigener Fakten beinhaltet.
Insbesondere der Wissenschaft bin ich sehr dankbar, dass sie in dieser Pandemie aus ihrem "Turm" herabstieg und uns Unwissende an ihrem Wissen teilhaben liess und lässt. Aber da es sich sehr oft um beängstigende und sich nicht schnell verbessernde Informationen handelt, möchte viele Leute dies nicht hören. Das gingen ja noch - mehr verstört es mich, wenn Leute ohne jegliche umfangende Expertise auf diesem Gebiet dann versuchen, dieses Wissen zu diskreditieren, als unwahr hinstellen usw.
Machen die das auch so, wenn sie ihrem Bäcker, ihrem Metzger oder ihrem KfZ-Mechatroniker gegenüberstellen und erklären sie diesen Leuten, wie sie ihre Jobs zu machen haben?
Diese Form von Individualität, die nur Ausdruck einer extremen, persönlichen Anspruchshaltung bis hin zu fehlender Solidarität ist, stört mich ungemein und ich ziehe mich seit längerem vor solchen Menschen zurück, weil ich sie einfach störend empfinde in ihrer mangelnden Bereitschaft, dazulernen zu wollen.

Die jungen Leute beurteile ich nicht so streng. Auch wenn sie sich nicht mehr durch ein Zeitungs-Abo, durch dieTagesschau usw. informieren - sie haben ihre Möglichkeiten über das Netz, das wir Ältere ja auch bemühen, wenn wir Dinge eruieren und wissen wollen. Es zeigt sich doch in den letzten Jahren, dass diese jüngere Generation sehr wissbegierig ist und vermutlich oft besser in der Gesellschaft und in der Zukunft verlinkt ist, als ältere Leute. Da herrscht doch leider primär der Gedanke vor: nichts ändern, alles so, wie es früher war und lasst mich in Ruhe und sorgt dafür ("die Politik"), dass ich gut und ohne Reformen so weiterleben kann, wie ich es gewohnt bin.
Olga