Anthropologie / Psychologie Moral im realen Test

Tina1
Tina1
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Re: Moral im realen Test
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Malinda vom 21.11.2013, 13:16:41
Mit diesem Experiment hat Armin Falk sich nicht das Ruhmesblatt erworben, das er sich vielleicht erhofft hat.
Es gibt zu dem Thema so viel Lektüre und wem das zu trocken ist: jeder Krieg ist doch grausamer Beleg für Verführbarkeit, Korruption und Moralverlust.
Braucht es da noch ein paar tote kleine Mäuse?!

Malinda


malinda genauso ist es. man hat das gefühl das man dem bürger weis machen will das
das verführbarkeit, korruption und moralverlust was neues ist das sie das
erforschen müssen. das sie es dann auch nur auf so eine art wie es mit dem experiment
passiert ist tun müssen. aber es gibt unzähliges darüber zu lesen und jeder weiß das auch.

tina
pippa
pippa
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Re: Moral im realen Test
geschrieben von pippa
Selbst für kosmetische Wässerchen müssen Tiere herhalten. Das biblische Wort "machet euch die Erde untertan" kommt da gerade recht.


Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, denn ich bin der Meinung, damit hat alles angefangen.

Für mich klingt das wie eine General-Absolution für die Menschen.

Kann der Mensch nicht alle Grausamkeit gegen Tiere und auch die Gleichgültigkeit gegenüber der Zerstörung der Natur damit entschuldigen?

Pippa
adam
adam
Mitglied

Re: Moral im realen Test
geschrieben von adam
als Antwort auf pippa vom 22.11.2013, 11:33:38
pippa,

lies mal weiter, was noch in der Bibel steht, denn eigentlich hat Gott die Menschen als Vegetarier gedacht. Das schließt doch das Töten von Tieren aus?
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.
[1.28] Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
[1.29] Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
[1.30] Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.
[1.31] Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. (Quelle)
geschrieben von Gott, Bibel


Früchte für Menschen, Kraut für Tiere.

--

adam

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clara
clara
Mitglied

Re: Moral im realen Test
geschrieben von clara
als Antwort auf Mareike vom 21.11.2013, 22:36:28
Zu diskutieren wäre doch, wieso die Mehrheit der Probanten (50 bis 80%) sich NICHT von dem qualvollen Tod der Maus erschüttern ließ ...?
Eine Antwort dazu wäre, dass sich Studenten unter dem Deckmantel der Wissenschaft unbeeindruckt zeigen müssen. Es ist nicht gesagt, dass sie wirklich unbeeindruckt waren. Weiter ist hinlänglich bekannt und erwiesen, dass Menschen für Geld so ziemlich alles tun, eventuelle Skrupel nach hinten schieben. Nicht alle Menschen, aber viele.
Und es stellt sich die Frage, ob Moral im Labor untersucht werden kann...?
Auf diese Weise muss es das gar nicht. Der Mausversuch ist nichts Einmaliges, denn tagtäglich werden männliche Eintagsküken vergast und zerschreddert, ohne dass sich jemand groß darüber aufregt. Die entspr. Firmen bilden dabei ein Riesenlabor, in denen die Angestellten ihrem Broterwerb nachgehen.
Brecht: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.

Clara
pippa
pippa
Mitglied

Re: Moral im realen Test
geschrieben von pippa
als Antwort auf clara vom 22.11.2013, 13:07:19
lies mal weiter, was noch in der Bibel steht, denn eigentlich hat Gott die Menschen als Vegetarier gedacht. Das schließt doch das Töten von Tieren aus?
geschrieben von adam


Leider kommt es ja nicht darauf an, ob ich die Bibel weiterlese und wie ich sie interpretiere,
denn ich bin ja Vegetarierin und dazu, wie ich schon häufig schrieb, sehr konsequent in meinem Handeln, egal ob es sich um ein Land, eine Firma, eine Menschengruppe, oder was weiß ich handelt.

Ich fände es sehr interessant wenn erforscht würde, warum ein großer Teil der Menschheit Grausamkeit einfach ausblenden kann, wenn es um die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse geht, aber ein kleinerer Teil (zu dem ich gehöre) genau dies nicht kann.

Pippa
mane
mane
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Re: Moral im realen Test
geschrieben von mane
als Antwort auf yuna vom 21.11.2013, 16:56:13


@mane:
[...]Mich interessieren diese Menschen. Was zeichnet sie aus und warum sind sie so geworden? Was für Persönlichkeitsmerkmale haben sie, im Gegensatz zu den andern?
geschrieben von yuna

Hättest du das Geld genommen und die Maus töten lassen?
Wenn nein, kennst du eine Person, die das Geld genommen hätte?
Wenn ja, welche deiner Persönlichkeitsmerkmale könnten das verhindert haben bzw. unterscheiden dich von der anderen Person?
Und gibt es einen Betrag zu dem du die Maus doch verkauft hättest?
geschrieben von mane


Hallo Yuna,

na du stellst mir Fragen.

Ich könnte dir jetzt viel erzählen, mich z.B. als besonders "moralisch" darstellen, im Vergleich zu anderen, die das Geld angenommen haben und sich möglicherweise über ihre eigenen moralischen Grundsätze hinweggesetzt haben. Leider kann ich mich nicht davon freisprechen, ab und zu aus Eigennutz "unmoralisch zu handeln.

Bei den genannten Experimenten hätte ich wahrscheinlich gar nicht mitgemacht. Das Geld hätte mich nicht gelockt, auch größere Summen nicht. Ich weiß aber nicht, wie ich handeln würde, wenn ich mittellos wäre.

Im Moment fallen mir auch keine lebenden Personen ein, von denen ich glauben würde, dass sie das Geld angenommen hätten, gegen das Leben der Maus.
Mein verstorbener Vater hätte es wahrscheinlich gemacht. Auf einem Bauernhof im ehemaligen Pommern aufgewachsen, durch Vertreibung alles verloren und in der neuen Heimat wieder Viehzucht betrieben, auch, um das Überleben seiner Familie zu sichern, hatte er ein anderes Verhältnis zu Tieren, als die meisten Menschen heute. Für ihn waren Tiere ausschließlich Nutztiere, die er schlachtete, wenn die Zeit gekommen war. Mäuse waren Schädlinge, die er nicht im Haus haben wollte.

Im Unterschied zu meinem Vater, habe ich nie Not kennengelernt, was mich und mein Verhalten geprägt hat. Ich kann es mir "erlauben" zu wählen, was ich esse und wieviel Geld ich, wofür auch immer, ausgebe.
Tiere sind für mich Lebewesen, denen ich mutwillig kein Leid zuführen würde. Wenn wir in unserem Haus mal eine Maus haben, fange ich sie in einer Lebendfalle (mein Vater hatte Mausefallen mit Bügel)und setze sie im Wald aus, in der Hoffnung, dass sie unser Haus nicht wiederfinden.

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Moral im realen Test
geschrieben von Mareike
als Antwort auf clara vom 22.11.2013, 13:07:19
Zu diskutieren wäre doch, wieso die Mehrheit der Probanten (50 bis 80%) sich NICHT von dem qualvollen Tod der Maus erschüttern ließ ...?
Eine Antwort dazu wäre, dass sich Studenten unter dem Deckmantel der Wissenschaft unbeeindruckt zeigen müssen. Es ist nicht gesagt, dass sie wirklich unbeeindruckt waren.

Clara

Die Studenten sollten sich keineswegs unter dem Deckmantel der Wissenschaft unbeeindruckt zeigen.
Im Gegenteil, es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, das sich niemand am Deal beteilige müsse.
Einzige Konsequents: Kein Geld.

Das einige Studenten, vielleicht sogar viele, sich unwohl dabei fühlten geht durchaus aus dem Bericht hervor: "Nach dem Ende des Experiments waren einige Studienteilnehmer erschrocken und fühlten sich überfallen. "Wie könnt ihr so ein scheiß Experiment mit uns machen?", hätten einige gefragt."

Das hat mit moralischem Empfinden zu tun.

Nun stellt sich natürlich die Frage worauf beruht Moral?
Auf der menschlichen Vernunft? Oder eher auf Mitgefühl?

Und im Kontext der Marktforschung: Was hat Moral mit dem Markt zu tun?

Anstand, Fairness, Gerechtigkeit - sind dies Normen für die Wirtschaft?

Ist Effizienzsteigerung mit Moral vereinbar?

Ist Moral eher hinderlich oder im Gegenteil sogar notwendig für eine funktionierende Wirtschaft?

Ihr merkt, mir fällt es schwer nur bei den Mäusen zu bleiben ..

Mareike
val
val
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Re: Moral im realen Test
geschrieben von val
als Antwort auf Mareike vom 22.11.2013, 15:33:11
Ja, Mareike - ich finde auch, dass es nicht nur um die Mäuse geht!

Mir fällt das Wort 'Zynismus' ein. Val
yuna
yuna
Mitglied

Re: Moral im realen Test
geschrieben von yuna
als Antwort auf mane vom 22.11.2013, 15:13:50
Hallo Yuna,

na du stellst mir Fragen.
geschrieben von mane

Hallo liebe mane :)
Habe gelernt: Wer nicht fragt, bleibt dumm.
Und, weil ich nicht dumm bleiben möchte, frage ich viel.


Ich könnte dir jetzt viel erzählen, mich z.B. als besonders "moralisch" darstellen, im Vergleich zu anderen, die das Geld angenommen haben und sich möglicherweise über ihre eigenen moralischen Grundsätze hinweggesetzt haben. Leider kann ich mich nicht davon freisprechen, ab und zu aus Eigennutz "unmoralisch zu handeln.
geschrieben von mane

Richtig, es muss ja nicht zwingend unmoralisch sein, das Geld zu nehmen, bzw. moralischer es nicht zu nehmen. Es hängt, meiner Meinung nach, davon ab, in welchem Verhältnis man zu Tieren/Leben steht (so wie du es z.B. von deinem Vater beschreibst).
Und damit meine ich die Person, der der Deal angeboten wird - nicht wir, die das von außen "beobachten" mit unseren eigenen Moralvorstellungen.
Wenn für jemanden eine Maus tatsächlich nichts wert ist, weil er es so gelernt hat und sich nie weiter Gedanken darum gemacht hat, nie im Vergleich mit einem anderen Verhalten sein eigenes neu bewerten/überdenken musste, dann handelt er aus seiner Sicht nicht gegen seine Moral nur des Geldes wegen. Sondern er nimmt einfach das Geld und freut sich, muss sich selbst gegenüber zu nichts rechtfertigen.

Wie viele Menschen haben schon Fliegen oder Mücken erschlagen oder auch Spinnen ohne sich dabei moralisch unwohl zu fühlen. Da wird kein weiterer Gedanke dran verschwendet. Aber auch das sind Lebewesen.

[...] Das Geld hätte mich nicht gelockt, auch größere Summen nicht. Ich weiß aber nicht, wie ich handeln würde, wenn ich mittellos wäre.
geschrieben von mane

Das wäre dann der interessante Punkt: Der Preis zu dem du bereit bist gegen deine Moral zu handeln.
Wenn du Mittellos wärst stündest du jedoch in einer Zwickmühle. Nehmen wir an du brauchst Geld für Nahrungsmittel, weil du kurz vor dem Hungertod stehst.
Dann stünde es nicht 10 Euro gegen des Leben einer Maus, sondern dein Leben gegen das der Maus.
Oder, wenn dir 1000 Euro fehlen um einem Familienmitglied eine lebensrettende OP zu bezahlen und es keine Möglichkeit gibt anders an Geld zu kommen: 1000 Euro gegen das Leben von einer Kiste voll Hundewelpen? Nein, die Hundewelpen oder dein Familienmitglied.
Ich denke daher, dass das eine andere Situation wäre, da bestimmen andere Umstände dein Handeln.

[...]Im Unterschied zu meinem Vater, habe ich nie Not kennengelernt, was mich und mein Verhalten geprägt hat. Ich kann es mir "erlauben" zu wählen, was ich esse und wieviel Geld ich, wofür auch immer, ausgebe.
Tiere sind für mich Lebewesen, denen ich mutwillig kein Leid zuführen würde. [...]
geschrieben von mane

Ich schließe daraus, dass egal welche Summe man dir bieten würde in deiner jetzigen Lebenssituation, du kein Geld annehmen würdest im Tausch gegen das Leben einer Maus? Stimmt das so?
Wenn ja, da hast du den Bogen zu deiner eigenen Frage: Warum kannst du widerstehen, aber andere nicht?
Es gibt so viele Menschen die täglich sogar mehrmals gegen ihre eigene Moral handeln und mehr und mehr abstumpfen nur um noch mehr Geld zu horten, obwohl sie bereits finanziell gesichert leben.
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Moral im realen Test
geschrieben von Mareike
als Antwort auf val vom 22.11.2013, 16:00:40
Zynisch = kaltherzig, herzlos, schonungslos ...

Man kann auch sagen: Fähig die Dinge so zu sehen, wie sie sind und nicht so, wie man sie gerne hätte.

Durchaus wohl Vorbedingung für Forschung.

Es kam immer wieder das Argument: "Das wissen wir doch alles längst. Da braucht nichts erforscht zu werden."

Ich sehe das anders.
Unser Wissen reicht offenbar nicht, Veränderungen zu bewirken.
Entweder wir wissen nicht genug oder wir gehen von falschen Voraussetzungen aus.
Nicht zu forschen würde Stilstand bedeuten.

Möglichst verschiedene Wege zu gehen um neue Erkenntnisse zu gewinnen, finde ich persönlich gut.

Ich habe den Morgen genutzt für den Haushalt.
Statt Begleitmusik hörte ich einen Vortrag:
"Braucht der Markt Moral? Oder hat er sie sowieso?"

Ich werde den Vortag verlinken aber selbstverständlich braucht sich niemand genötigt zu fühlen diesen Link zu folgen.
(Das ich das überhaupt erwähnen muss - Seufz )

http://blogs.faz.net/fazit/2013/08/15/braucht-der-markt-moral-oder-hat-er-sie-sowieso-2471/

Und HIER die Videos dazu.

Mareike

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