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Biowissenschaften Sexentzug und Alkohol

Karl
Karl
Administrator

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von Karl
als Antwort auf Marija vom 18.03.2012, 09:18:36
Die Schlussfolgerungen von Drosophchen auf
Minchen und Cläuschen sind meiner Meinung nach entweder ein Zufallsergebnis mit Aha-Effekt oder sehr tendenziell und fast schon frauenfeindlich.

War von den zielarbeitenden Wissenschaftlern einer Alkoholiker z.B. auf Grund weiblicher Zurückweisung ?
Diese Frage muss bei einer solchen wissenschaftlichen Veröffentlichung gestellt werden dürfen.


Liebe marija,


die Originalpublikation erschien in Science:

Science 16 March 2012:
Vol. 335 no. 6074 pp. 1351-1355
DOI: 10.1126/science.1215932



Sexual Deprivation Increases Ethanol Intake in Drosophila
G. Shohat-Ophir, K. R. Kaun, R. Azanchi, U. Heberlein

Von den Autoren ist mir der letzte Name gut bekannt (der "Letztautor" ist üblicherweise der "Hauptverantwortliche" in wissenschaftlichen Publikationen, der Laborleiter. Der "Erstautor" ist der/die ausführende Doktorand(in) oder Postdoctorand(in)). Hauptverantwortlich für obige Publikation ist Ulrike Heberlein, eine Frau. Sie arbeitet im derzeitigen Mekka der Drosophilaforschung, in der Janelia Farm. Ich habe bisher keinen motivierenderen Ort für gute Wissenschaft kennengelernt als Janelia Farm, ein Howard Hughes Institut, das sich dem Verständnis des kleinen Dosophilagehirns verschrieben hat.

Übrigens sind auch die Zweitautorin Karla R. Kaun und die Drittautorin Reza Azanchi Frauen.


Querschnitt durch den Kopf einer Drosophila. An beiden Seiten sind die Komplexaugen erkennbar, dazwischen spannt sich das Gehirn, das relativ zur Körpergröße den Vergleich mit unserem nicht scheuen muss. Anklicken vergrößert zu Bild mit Beschriftung. Quelle

Karl
Marija
Marija
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von Marija
als Antwort auf Karl vom 18.03.2012, 09:54:23
Guten Morgen Karl,

dich wollte ich nicht in der wissenschaftlichen Ehre treffen ! Entschuldige bitte, wenn du das
so aufgefasst haben solltest.

Ich finde, die Argumentation von mart1 hat was.
Da ich keine Biologin bin, denke ich in ganz einfachen Strukturen, vielleicht ein bisschen höher als Droso, aber ich frage mich halt nach Motivation, Sponsoring, Zweckdienlichkeit
einer Forschung, kurz : In welche Richtung geht es.

Natürlich ist jede genuine Forschung zunächst unschuldig. Im zweiten Schritt steht die
Verwertbarkeit.

An der Uni Konstanz forschen sie mit Bienen.
Die neurophysiologischen und "neuromathematischen" Erkenntnisse werden nicht in der Schublade der Zukunftsforschung liegen bleiben.

Verzeih, ich bin sehr kritisch geworden.

LG
Marija

Karl
Karl
Administrator

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von Karl
als Antwort auf Marija vom 18.03.2012, 10:25:10
@ marija,

wieso sollte ich mich getroffen fühlen? Ich berichte nur sachlich über eine Publikation. Diese Art Forschung hat m. E. nichts mit Frauen- oder Männerfeindlichkeit zu tun. Ich empfehle das oben von mir verlinkte Interview mit Frau Heberlein zu hören. Dann sollte zumindest die Motivation deutlich werden, die hinter diesen Forschungen steht.

Karl

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hafel
hafel
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von hafel
als Antwort auf Marija vom 18.03.2012, 10:25:10
@ Marija:


Die Grundlagenforschung ist von Außen stehenden oft nicht richtig interpretierbar. Auch in "meinem" Institut (wir haben über Mikrowellenspektroskopie Moleküle untersucht) wurde selbst von Studenten Sinn und Zweck der Forschung hinterfragt. Im Gegensatz zur Auftragsforschung ist die die Grundlagenforschung frei nach allen Richtungen und sind durch diese Forschungen schon mal – wenn man eben Glück hat – Nobelpreisträger entstanden. Der Transistor (der Verstärkereffekt), der die Elektronik von Grund aus umkrempelte, ist durch reinem Zufall in der Grundlagenforschung entstanden.

Hafel
Edita
Edita
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von Edita
als Antwort auf Marija vom 18.03.2012, 10:25:10
Guten Morgen Karl,


Ich finde, die Argumentation von mart1 hat was.


Verzeih, ich bin sehr kritisch geworden.

LG
Marija



Schmunzelnd möchte ich Dich jetzt fragen, wie kritisch interpretierst Du, daß im Insekten und Spinnenbereich, auf den Menschen bezogen, die Weibchen vor, während und nach dem Sex, die Männchen massakrieren, in Form von Beinen ausreißen, Blut aussaugen oder bei lebendigem Leib einfach auffressen, und zwar auch, wenn sie schon satt sind! Ich bin mir aber nicht sicher, daß die Männchen auch wissen, auf was sie sich dort einlassen, vielleicht kann Karl das beantworten.

Edita

Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 18.03.2012, 10:41:27
Ich halte diese Erkenntnis, dass auch Taufliegen ein ähnliches Belohnungssystem benutzen wie Säuger, wichtig und ich halte diese Forschungen nicht für unwichtig oder gar gefälscht.

Allerdings kann ich Marijas Ansicht nicht so verurteilen.
Haben nicht gerade die immensen Fälschereien über die gesunden Wirkungen von Wein und Bier enorme Schäden angerichtet?

Es schadet also nie, kritisch zu sein und zu hinterfragen.

Die Artikel, die jetzt in den Medien über die frustrierten Männchen und ihre folgende reflexhafte Bedürfnisbefriedigung über Alkohol erscheinen, dürften meiner Ansicht nach ebenso wie die lebensverlängernde Wirkung von alkoholischen Getränken zur Rechtfertigung eines unangemessenen Trinkverhaltens führen und damit in eine falsche Richtung weisen.

Nicht, dass mir die Alkoholkranken hier besonders leid täten, wenn sie sich selbst betrügen - ich sehe die Auswirkungen in der privaten und öffentlichen Wahrnehmung der Frauen voraus, die in der dysfunktionalen Beziehung wie in einem Spinnennetz festgehaltenen werden bzw. mit subtilen bis immensen Manipulationsversuchen, die durchaus oft in körperlicher Gewaltanwendung enden, festumklammert werden.
Ich sehe, die Bestätigung der uralten Erklärungsversuche von Alkoholkranken für sich selbst und für die anderen: Die Frau ist schuld, dass ich saufen muß.
(Dabei ist eindeutig geklärt, dass ein Alkoholkranker wegen der dauerhaften Änderung seines Gehirnstoffwechsels trinken MUSS.)

"Alkohol tröstet auch Fliegen über Zurückweisung" weist in die Richtung der Schuldzuschreibung, die ich auch aus persönlicher Betroffenheit heraus befürchte - und die eindeutig widerlegt ist.



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hafel
hafel
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.03.2012, 11:22:12
Richtig Mart, ich sehe das ebenso wie Du. Kritisch sein ist immer richtig.

Ich wollte nur "eine Lanze“ für die Grundlagenforschung brechen, die oft nach Ziel und Sinn hinterfragt wird. Ich halte sie für wichtig.

Hafel
Medea
Medea
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.03.2012, 11:22:12
Da fallen mir (wie könnte es auch anders sein)
- die Muselmänner ein, denen laut Überlieferung der
Alkohol verboten ist (es sei denn, Wein wird aus gesundheitlichen
Gründen genossen), und die sich dieses Laster bei Zurückweisung
ihrer (Ehe-)Frau nicht antun dürfen .....

Allerdings kenne ich die Variante nicht, wie bei Nichtwollen
des Ehegespons reagiert wird, da ja Alkohol nicht verfügbar
sein darf.

Wie kompensiert dann Mann eine Zurückweisung?

Medea.
loretta
loretta
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von loretta
als Antwort auf Medea vom 18.03.2012, 12:00:46


Er geht Zigaretten holen und kommt nie wieder, grins breit

loretta
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Sexentzug und Alkohol
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 18.03.2012, 12:00:46
Lach, medea, dieser Gedanke ist mir auch gekommen. Du sprichst ihn aber aus

Nun, ich rate einmal, dass 3 Frauen einen gewissen Polster schaffen.
Die Eigenhandbefriedigung oder Plastikpuppen sollen durchaus weltweit verbreitet sein.
Dann ist ja die öffentliche Frau weitgehend züchtig bis sackartig verhüllt.
Wenn diese Sinnesberuhigung nichts nutzt oder keine eigenen Frauen vorhanden sind, bleibt noch das Fressen (und andere Drogen übrig) - auch das ist mit dem Belohnungssystem im Gehirn verquickt.

Und zu guter Letzt, bevor mann durch den Frust in Depressionen gestürzt wird (auch hier ist eindeutig ein niedriger Spiel an den glücksmachenden Neurohormonen festzustellen) hilft körperliche Gewalt - entweder zur Befriedigung im sexuellen Vollzug oder in der Rache für die Zurückweisung. Ob Morden oder andere ähnliche Nettigkeiten allerdings auch mit dem Belohnungssystem verquickt ist, müßte noch bewiesen werden. Die Fliege wird sich als Modellorganismus dazu allerdings weniger eignen.

Gibt es auch bei der Taufliege soetwas wie Sublimation? Eher nicht, denke ich mir!

LG mart

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