Fernsehen und Film Wohin mit den alten Menschen - gestern Abend bei Günter Jauch

Insbesondere die fast 100-jährige Dame fand ich gestern Abend bei Herrn Jauch sehr sympathisch: hellwach, fröhlich, lebenslustig - und dies alles, nachdem sie doch in einem Pflegeheim lebt.
Auch die anderen Protagonisten fand ich interessant - schön war auch, Frau Ulla Schmidt mal wieder zu sehen. Auch die Idee des Schweizers, in Thailand ein Gästeheim für Demenzkranke zu gründen, finde ich nachdenkenswert.
Nachdenkenswert ist auch der Gedanke, dass es anscheinend Familienangehörige gibt, die ihre alten Mütter oder Väter z.B. in billigere Heime in die Slowakei abschieben, damit ihr eigenes Vermögen und das Erbvermögen nicht zu stark tangiert ist.
Ich bin sicher, es werden weitere Modelle der Pflegesituation entstehen - es liegt aber auch an uns den alten Menschen, hier kreativ tätig zu werden und nicht alles den jungen Menschen zu überlassen, die ihrerseits die hohen Kosten aufbringen müssen. Olga

Ich habe mir die Sendung auch angesehen Frau Olga,
aber ich bekam dennoch ein beklemmendes Gefühl bei der
Praxis, einen alten, kranken evtl. auch dementen Elternteil
in einem Seniorenheim außerhalb Deutschlands unterzubringen.

Ich will nicht von Abschiebung schreiben, es gab ja für
die Familienangehörigen gute Gründe für dieses Handeln, die
ein etwaiges schlechtes Gewissen auch nur begrenzt hochkommen
lassen, und die Unterbringungskosten sind um ein vieles
billiger als hierzulande, aber bei mir kam Trauer auf.

In unserer Republik muß es möglich sein, die Alt- und
Krankgewordenen im eigenen Lande zu erschwinglichen Kosten
leben und sie ihren Lebensabend hier verbringen zu lassen.

Medea.

Dieser deutsche Sohn, der von seiner Mutter berichtete, die jetzt in der Slowakei lebt, war mir etwas suspekt. Allein die Tatsache, dass er seiner Frau einen solchen 24h-Job aufbürdete, die sich dann fünf Jahre lang um seine Mutter zu kümmern hatte - was war seine Rolle? Dass die Ehefrau irgendwann nicht mehr wollte oder konnte, musste ihm doch klar sein.
Wie er sagte, sind es aus Bayern zu dem Heim ca 700 km. Als unsere Mutter in einem Pflegeheim lebte, musste auch mein Bruder von Berlin nach München diese Strecke überwinden, um sie zu besuchen. Also die Entfernung finde ich nicht schlimm.
Und in Thailand lebt ja der Sohn (anscheinend mit thailändischer Familie) ebenfalls dort.
Ob und wie die Forderung, es muss auch in Deutschland möglich sein, erfüllt wird, wird die Zukunft zeigen. Wenn immer weniger junge Menschen immer mehr bezahlen müssen, dürfte dies aussichtslos werden. Dies ist seit langem bekannt - auch eigenes Engagement eines jeden Einzelnen ist notwendig, z.B. eine Aufstockung der Pflegeversicherung auf privater Basis, wenn es sich abzeichnet, dass die Rente nie reichen wird, um ein Heim zu bezahlen. Olga

Es gibt inzwischen viele Menschen, die außer ihrem Ehepartner überhaupt keine Familie mehr haben.

In solchen Fällen ist das Thailand-Modell sicher nachdenkenswert.

Die fast 100-jährige Dame fand ich für mich ganz persönlich sehr ermutigend, weil sie so eine Fröhlichkeit ausstrahlte und damit zeigte, dass auch ein Altersheim nicht das Ende der Lebenslust sein muss.

Pippa

aber ob diese Menschen dann 2700 Euro pro Monat zur verfügung haben sei auch gefragt!

Nein Circe, haben sie nicht -
das Gros der heutigen alleinstehenden Rentenempfängerinnen liegt bei
900 bis 1.200 Euro Rente - sie sind wahre Künstlerinnen
geworden im Sparsamleben, Eheleute haben einen größeren Spielraum durch einzubringende 2 Renten evtl. auch noch eine zusätzliche
Betriebsrente; bei Pensionen sieht es durch andere Konditionen besser aus. Eine Rente/Pension in Höhe von 2.700 Euro mtl. ist nicht
die Regel beim Normalbürger.

M.

medea, ich weis das alles! Aber hier im Chat leben solche Menschen wohl nicht. Meistens alles bestens, zum Glück, denn Jammern hilft ja nix. Doch Deutschland sollte sich warm anziehen, es wird noch ganz viel Geld kosten alte Menschen zu pflegen!

Ich habe gerade vor zwei Wochen eine Führung durch ein Bremer Altenheim mitgemacht. Natürlich kam man da auch auf die Kosten zu sprechen. Wenn die Rente nicht reicht, kein Vermögen oder Eigentum vorhanden ist und die Kinder nicht bezahlen können, legt das Amt den Rest drauf. Was einem alten Menschen dann im Heim an Geld bleibt, sind gerade mal 80 Euro Taschengeld vom Amt pro Monat. Damit muss alles abgedeckt werden, die Tafel Schokolade, mal ein Stück Extra-Obst oder auch ein Paar Schuhe oder ein Pulli. Kino, Theater und andere Extras sind da nicht mehr drin.

Für mich ist das ein recht armseliges Leben, das diese armen Menschen dann leben müssen. Unser so reiches Land lässt unsere Alten aber nicht nur materiell verarmen. Auch für Zuwendung ist keine Zeit mehr. Jeder Handgriff der Pfleger wird nach Minuten berechnet. Das ist einfach nur schrecklich.

Auch wenn Ulla Schmidt, die uns so einige Nachteile im Gesundheitswesen gebracht hat während ihrer Amtszeit, ja, wenn diese nuschelnde Dame es weit von sich weist, dass die Politik es darauf anlegt, die alten Menschen abzuschieben. Für mich sieht es doch ganz danach aus.

Myrja

Bereits heute:
Spiegel Online: 400.000 Senioren können Altenheim nicht mehr zahlen

"Wen es betrifft? Das kann sich jeder selbst ausrechnen: http://www.ratgeber.org/126-kosten-pflegeheim.html
Für ein Ehepaar 6800 Euro im Monat. Wer das zahlen kann – bleibt in Deutschland.

Noch mehr "Nachdenkenswertes"?
http://www.nachrichtenspiegel.de/2012/10/28/akute-warnmeldung-ausburgerung-von-hilflosen-armen-in-grosem-stil-geplant/

Mareike

medea, ich weis das alles! Aber hier im Chat leben solche Menschen wohl nicht. Meistens alles bestens, zum Glück, denn Jammern hilft ja nix. Doch Deutschland sollte sich warm anziehen, es wird noch ganz viel Geld kosten alte Menschen zu pflegen!

Hervorhebung von mir.

Hallo Circe,

wie kommst Du denn auf diese Idee? Kennst Du die User und Userinnen hier persönlich? Oder glaubst Du, weil ein PC vorhanden ist mit Internetanschluss, haben die Menschen hier im Forum automatisch auch ausreichend Geld?

Myrja, kopfschüttelnd